Betain ist gut für die Gefäße. Zunehmend wird die vitaminähnliche Substanz auch zur Förderung des Muskelwachstums entdeckt.
Als recht gut belegt gilt, dass Betain beim Abbau von Homocystein mitwirkt. Vieles deutet auch darauf hin, dass es einer Fettleber entgegenwirken kann. Für letzteres fehlen jedoch noch zahlreiche, aussagekräftige Studien, die diesen Effekt bestätigen.
Das Jahr 2013 stellt aber den Beginn einer Veröffentlichungswelle von Studien, die sich mit der Förderung des Muskelaufbaus durch Betain beschäftigen, dar. Vorangegangen war dem eine Pionierarbeit, die bereits im Vorjahr, 2012, erschien.1
Pilotstudie zeigt Leistungssteigerung um rund fĂĽnf Prozent
In dieser Untersuchung der Universität von Connecticut, USA, wurde 16 sportlich aktiven Menschen über einen Zeitraum von sieben Tagen täglich zweimal ein kohlenhydratreiches Elektrolyt-Getränk entweder ohne oder mit einer Tagesdosis von 2,5 Gramm Betain verabreicht. Am Anfang sowie am Ende der Studie wurden Leistungstests am Ergometer durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, dass die Probanden der Betain-Gruppe in der durchschnittlichen wie in der Spitzenbelastbarkeit um 4,4 bis 6,4 Prozent zulegten, während eine ähnliche Leistungssteigerung in der anderen Gruppe nicht festgestellt werden konnte.
Was steckt hinter der muskelfördernden Wirkung von Betain?
Ausgehend von dieser 2012er Studie beschäftigte sich im darauffolgenden Jahr ein ebenfalls der US-amerikanischen Universität von Connecticut angehöriges Forscherteam mit den Auswirkungen der Betain-Supplementierung auf hormonelle Faktoren sowie den Einfluss auf Signalwege für muskelaufbauende Proteine nach einer Trainingseinheit.2 Hier konnte bestätigt werden, dass die Einnahme von Betain vor dem Training hormonelle Reaktionen verbessert und die Aktivierung von Signalwegen mit einer Steigerung der skelettalen Muskelproteinsynthese in Zusammenhang gebracht werden kann.
Polipeptit IGF1 durch Betain aktiviert
In einer kurz darauf folgenden italienischen Studie, an der unter anderem die Universität von Mailand und das in der Nähe ansässige San Raffaele Institut beteiligt waren, konnten diese Ergebnisse konkretisiert werden. Hier wurde in Zellkulturen entdeckt, dass die Förderung und das Wachstum von Muskelfasern unter Beigabe von Betain auch auf die Aktivierung eines Polipeptides zurückzuführen ist.
Es handelt sich dabei um Insulinähnliche Wachstumsfaktoren (IGF1). IGF1 gelten als die am effektivsten Muskelzellen aufbauenden Stoffe, weswegen sie in ihrer synthetischen Form häufig missbraucht und als unerlaubte Dopingmittel geächtet sind. Die natürliche, körpereigene Aktivierung hingegen führt zu einer positiven Unterstützung des Trainingserfolges.
US-amerikanisch-polnische Studie zum Beatin-Einfluss beim Krafttraining
Abgeschlossen wurde das Jahr 2013 durch eine Studie über den Zusammenhang von Muskelaufbau und Beatin, die federführend an der Coastal Carolina University in Conway, South Carolina, USA, und unter Beteiligung zahlreicher weiterer akademischer Einrichtungen wie der Universität von Lodz, Polen, durchgeführt wurde. Die von dem Hersteller von Nahrungsergänzungsmittel DuPont Nutrition & Health unterstützte, randomisierte und Placebo-kontrollierte Doppel-Blind-Studie fand über einen Zeitraum von sechs Wochen statt, der in drei zweiwöchige Mikro-Zyklen aufgeteilt wurde.
Betain oder Placebo und hartes Training fĂĽr die Teilnehmer
Wie bereits in der Studie aus Connecticut wurden die 23 männlichen Probanden im Alter von 18 bis 35 Jahren entweder mit einer Tagesdosis von 2,5 Gramm Betain oder einem Placebo versorgt.3 Darüber hinaus wurde den Männern ein strenges Trainingsprogramm auferlegt, das aus häufigen Gewichthebe-Übungen bestand.
Insbesondere im ersten und dritten Mikro-Zyklus, also den ersten und den letzten zwei Wochen des Training, fielen die besseren Ergebnisse der Teilnehmer, die Betain einnahmen, besonders auf. Hier absolvierten die Männer ein Programm, das aus drei Einheiten von 12 bis 15 Wiederholungen der Kraftsportübung Bankdrücken mit jeweils einer 90sekündigen Pause sowie ebenfalls drei Einheiten mit acht bis zehn Wiederholungen und 120sekündigen Pausen bestand.
Mit Betain: Mehr Muskelmasse, weniger Körperfett und kein Homocystein-Thiolacton-Anstieg
Nach sechs Wochen war in der Betain-Gruppe eine im Vergleich zur Placebo-Gruppe signifikant verbesserte Verteilung der Körperzusammensetzung festzustellen. Es konnte der Körperfettanteil zugunsten eines deutlichen Aufbaus an Muskelmasse reduziert werden. Darüberhinaus nahm, was gewiss der Art der Übungen geschuldet war, der Armumfang zu und neben einer Tendenz zur allgemeinen Leistungssteigerung zeigten die Betain-Probanden höhere Kapazitäten im Bankdrücken.
Als weiterer Effekt fiel den Wissenschaftlern auf, dass die Homocystein-Thiolacton-Werte in der Placebo-Gruppe vom Trainingsbeginn bis zum Ende der zweiten Woche signifikant anstiegen und danach bis zum Abschluss des zweiten Mikro-Zyklus nach der vierten Woche auf einem hohen Niveau blieben. In der Batain-Gruppe kam es zu keiner Erhöhung der Homocystein-Thiolacton-Werte.4
Quellen:
- Pryor, J., et al., “Effect of betaine supplementation on cycling sprint performance”, Journal of the International Society of Sports Nutrition 2012, 9:12. ↩
- Apicella, J. M., et al., “Betaine supplementation enhances anabolic endocrine and Akt signaling in response to acute bouts of exercise”, Eur. J. Appl. Physiol., 2013 vol. 113(3) pp. 793 – 802. ↩
- Senesi, Pamela, et al., “Betaine supplement enhances skeletal muscle differentiation in murine myoblasts via IGF-1 signaling activation”, Journal of Translational Medicine, 2013, Vol. 11:174. ↩
- Cholewa, J. M., et al., “Effects of betaine on body composition, performance, and homocysteine thiolactone”, Journal of the International Society of Sports Nutrition 2013, 10:39. ↩