Kakao-Flavanole zeigen bei gesunden Menschen keine weiteren Einflüsse auf Blutdruck- oder Blutwerte, werden aber auch hoch dosiert gut vertragen
Bei Wirkstoffen muss grundsätzlich unterschieden werden, ob sie regulierende beziehungsweise verbessernde Eigenschaften haben oder ob sie Werte erhöhen beziehungsweise reduzieren.
Im ersten Fall werden diese Stoffe beim Erreichen eines Idealbereiches keine oder kaum weitere Wirkungen mehr haben. Eine Überdosierung ist so nahezu ausgeschlossen. Im zweiten Fall allerdings können beispielsweise beim normalerweise erwünschten Absenken des Blutdrucks auch Werte unterschritten werden, die die Grenze der ebenfalls nicht ganz risikofreien Hypotonie also des anormal niedrigen Blutdrucks markieren. Bis zu einer gewissen Dosis sind die Resultate also positiv. Darüber liegt eine Überdosierung mit möglicherweise negativen Konsequenzen vor. Dies zu berücksichtigen ist sicher empfehlenswert, wenn es um die Ergebnis-Bewertung der folgenden Doppel-Studie geht.
Gemeinsame Studien von Mars-Forschern und Wissenschaftlern der Universität von Kalifornien
Unter die Lupe genommen wurden dabei Kakao-Flavanole, unter denen insbesondere das Polyphenol Epicatechin große Aufmerksamkeit erregt. In vielen Untersuchungen hat es positive Effekte auf die Gefäßgesundheit sowie gegen oxidativen Stress und Diabetes-Risiken gezeigt. Die Tatsache, dass eine Tafel Bitterschokolade so reich an Antioxidantien ist wie 12 Äpfel, lässt natürlich auch die Forschungsabteilung eines Unternehmens wie die Mars Inc. aufhorchen. Daher war neben Wissenschaftlern der Universität von Kalifornien, USA, auch der Schoko-Riese an den vorliegenden Studien beteiligt.
Erste Studie: Keinen Einfluss auf den Blutdruck und Thrombozytenfunktion aber gute Verträglichkeit
Zunächst wurden dazu 34 gesunde Erwachsene im Alter von 35 bis 55 Jahren und einem sehr geringen Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen über einen Zeitraum von sechs Wochen mit Kakao-Flavanolen versorgt. Dabei wurden unterschiedliche Dosierungen zwischen 1.000 und 2.000 Milligramm pro Tag gewählt. Untersuchungen zeigten jedoch keine signifikanten Effekte auf den Blutdruck oder die Funktion der Thrombozyten beziehungsweise Blutplättchen. Bei 27 Teilnehmern wurden insgesamt 48 Nebenwirkungen dokumentiert. Sie waren allerdings alle so geringfügig, dass sie die Verträglichkeit der Kakao-Flavanole nur unwesentlich beeinflussten.
Zweite Studie: Präziseres Studiendesign, längere Einnahmephase, aber sehr ähnliche Ergebnisse
Sicherlich auch davon inspiriert, dass Kakao-Flavanole in vorangegangenen Studien den Blutdruck sowie die Blutwerte allerdings unter Teilnehmern aus Risiko-Gruppen verbessern konnten, wollten sich die US-Forscher mit ihren Resultaten nicht zufrieden geben. Basierend auf den Ergebnissen der ersten Untersuchung fand daher eine zweite Studie statt. Diesmal waren 74 gesunde Testpersonen aus der gleichen Altersgruppe sowie ebenfalls mit einem äußerst geringen Herz-Kreislauf-Risiko daran beteiligt. Zudem wurde nun ein randomisiertes, kontrolliertes und doppelblindes Parallel-Design gewählt.
Über einen Zeitraum von jetzt 12 Wochen wurde an 46 Teilnehmer eine Tagesdosis von 2.000 Milligramm Kakao-Flavanole vergeben und an 28 Personen ein Kontroll-Präparat ohne Kakao-Flavanole. Wieder waren keine signifikanten Effekte auf den Blutdruck oder die Thrombozytenfunktion feststellbar. Auch Veränderungen des Stoffwechsels konnten in keiner Gruppe beobachtet werden. Abermals zeigte sich dabei: Selbst die durchgehend hohe Dosierung von 2.000 Milligramm Kakao-Flavanole über 12 Wochen zeigte eine sehr gute Verträglichkeit. Da allerdings alle Teilnehmer auch in der zweiten Studie über eine ausnehmend gute Gesundheit verfügten, mag es nicht verwundern, dass Ihre Blutdruck- und Blutwerte durch die Kakao-Flavanole nicht weiter verbessert wurden, da sie sich ja schon im eingangs erwähnten Idealbereich befanden.
Quelle: Ottaviani, JI, Safety and efficacy of cocoa flavanol intake in healthy adults: a randomized, controlled, double-masked trial, Am J Clin Nutr. 2015 Dec;102(6), S. 1425 – 35.