Folsäure kann sich positiv gegen die Schädigung von Arterienwänden auswirken. Gemeinsam mit Vitamin B12 und Vitamin B6 ist Folsäure für den Abbau von Homocystein verantwortlich, einem u.a. für Gefäße schädlichen Abbauprodukt des normalen Stoffwechsels.
Die Dicke von Gefäßwänden wird durch die innere Wandschicht (“Intima“) und die mittlere Wandschicht (“Media“) bestimmt. Eine besondere Rolle bei der Bestimmung der Gefäßgesundheit spielt die Halsschlagader oder Arteria carotis. Eine Abnahme dieser Intima-Media-Dicke in der Gefäßwand der Carotis-Arterie (CIMT) gilt als ein zuverlässiger Indikator sowohl für das Vorhandensein einer frühen Atherosklerose / Arteriosklerose als für auch den Grad der Atherosklerose / Arteriosklerose, die sich bei einem Patienten bereits entwickelt hat.
Die Gefäßinnenwand wird als “Endothelgewebe” bezeichnet. Eine “endothele Dysfunktion“, also die eingeschränkte Funktion und Flexibilität des Gefäßes und seiner Innenwand, ist Ursache für Herz-Kreislauferkrankungen und zeigt sich im Frühstadium u.a. durch Bluthochdruck oder als Erektionsstörungen beim Mann.
Unterschied von Arteriosklerose und Atherosklerose
Beide Ausdrücke für eine Schädigung oder Verhärtung der Arterienwände werden oft synonym gebraucht. Bei einer Atherosklerose handelt es sich jedoch um eine Beeinträchtigung der inneren Gefäßwände, der Intima und der inneren Schichten der Media. Ursachen dafür sind häufig im Lebensstil, beispielsweise Fehlernährung und Bewegungsmangel, begründet.
Mit dem sehr ähnlich klingenden Ausdruck Arteriosklerose wird eine oft altersbedingte Verhärtung der Media beschrieben. Als Folgeerkrankung treten in beiden Fällen vermehrt Schlaganfälle auf. Nach einer neuen Meta-Analyse, die am Institut für Biomedizin der Anhui Medical University in Hefei, China, durchgeführt wurde, kann eine tägliche Ergänzung mit Folsäure helfen, der CIMT entgegenzuwirken und damit auch die atherosklerotische als wie arteriosklerotische Verhärtung der Arterien zu verringern.
Klinische Studien zur Bewertung der Wirkung von Folsäure oft ungeeignet
Es muss dabei angemerkt werden, dass die Rolle von Folsäure, also des bioaktiven, synthetischen Form von Folat, für die Herz- und Arteriengesundheit etwas umstritten ist.
Im Zentrum dieses Disputes steht die Wirkung von Folsäure zur Reduktion der Aminosäure Homocystein im Blut. Dies wird als vorteilhaft angenommen, da nach epidemiologischen Studien ein hoher Homocystein-Spiegel mit einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauferkrankung verbunden ist.
Allerdings haben klinische Studien mit Risikogruppen oder bereits von Herz-Kreislauferkrankungen Betroffenen bisher keine signifikanten Ergebnisse liefern können. Klinische Studien zeichnen sich aber unter anderem auch dadurch aus, dass sie sehr kostspielig sind. In der Folge wird der Untersuchungszeitraum wesentlich vom Budget bestimmt und umfasst daher meist nur kurze Zeiträume.
Also argumentieren einige Experten, dass von einer kurzfristigen B-Vitamin-Einnahme nicht erwartet werden kann, die langfristige Entwicklung von Herzerkrankungen oder Arterienverhärtungen umzukehren.
Eine frühere Meta-Analyse spielt den Befürwortern von Folsäure für die Herz-Kreislaufgesundheit zu, da sie feststellt, dass die Einnahme des B-Vitamins das Risiko für einen Schlaganfall um etwa 18 Prozent senken kann.1
Forscher können Reduktion von Homocystein im Blutspiegel mit vermindertem CIMT-Risiko in Verbindung bringen
Die aktuelle Analyse der Anhui Medical University, die Daten aus zehn klinischen Studien mit insgesamt 2.052 Personen umfasst, stellt unter anderem heraus, dass die Vorteile von Folsäure in denjenigen Studien am größten waren, die eine Verringerung des Homocystein-Spiegels durch das B-Vitamin festgestellt haben.
Das heißt, die Folsäure bedingte Senkung des Homocystein-Spiegels ging mit einem Rückgang der CIMT einher. Darüber hinaus deckten die Wissenschaftler auf, dass eine Folsäure-Ergänzung mit einer geringeren Verhärtung der Arterienwände vor allem bei Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung oder mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen verbunden ist.
Das für die Wissenschaftler wichtigste Ergebnis ihrer Analyse bestand jedoch darin, dass in keiner untersuchten Studie eine Einnahme von Folsäure – unabhängig vom Homocystein-Spiegel zum jeweiligen Studienbeginn – das Fortschreiten einer CIMT oder einer Atherosklerose / Arteriosklerose begünstigt hat. Auch diese Vermutung wurde vereinzelt geäußert.2
Quellen:
- Wang X., et al. “Efficacy of folic acid supplementation in stroke prevention: a meta-analysis” The Lancet, 2007, 369, S. 1876-82. ↩
- Qin, X., et al., “Effect of folic acid supplementation on the progression of carotid intima-media thickness: A meta-analysis of randomized controlled trials”, Atherosclerosis June 2012, Volume 222, Issue 2, Pages 307-313 ↩