Das Demenzrisiko kann mit Folsäure um bis zu 50 Prozent sinken. So das Ergebnis französischer Untersuchungen.
Folsäure oder Vitamin B9 ist eine anerkannt wirksame Vorsorge gegen die Entstehung eines gefährlichen Neuralrohrdefektes beim Embryo. Da diese Missbildung allerdings bereits in sehr frühen Phasen der Schwangerschaft entsteht, muss eine optimale Folsäure-Versorgung bereits mehrere Wochen vor der Empfängnis vorhanden sein. Um dies zu gewährleisten haben sich inzwischen weltweit 78 Staaten dazu entschlossen, bestimmte Grundnahrungsmittel wie Mehl obligatorisch mit Folsäure anzureichern. Dazu gehören unter anderem die USA sowie Kanada. In den meisten westeuropäischen Ländern hingegen erfolgt gegenwärtig noch keine Anreicherung.
Folsäure-Anreicherung wichtig, kann aber Studienergebnisse zu Vitamin-B-Effekten verzerren
Französischen Forschern ist dieser Umstand nun als wahrscheinliche Ursache für widersprüchliche Studienergebnisse in einem ganz anderen Zusammenhang aufgefallen. Konkret geht es dabei um den Einfluss von B-Vitaminen und insbesondere Folsäure oder Vitamin B9 zur Vorbeugung gegen demenzielle Erkrankungen. Die vorliegenden Untersuchungen geben hier nämlich ein recht uneinheitliches Bild ab. Allerdings stammen die meisten dieser Studien aus Ländern, in denen die Folsäure-Anreicherung bestimmter Lebensmittel praktiziert wird, als Einflussfaktor in den Untersuchungen aber unberücksichtigt bleibt.
Untersuchung in Frankreich soll Klarheit schaffen
Ziel der zur Universität Bordeaux und zum Institut National de la Santé et de la Recherche Médicale (INSERM) gehörenden Wissenschaftler war daher, herauszufinden, welchen Effekt B-Vitamine tatsächlich auf das Demenz-Risiko ausüben. Zu diesem Zweck führten sie ihre Untersuchung anhand von Daten aus Frankreich durch, wo keine Folsäure-Anreicherung stattfindet.
Diese Daten stammten von 1.321 Teilnehmern der sogenannten Three-City-Study (3C Study). Dabei handelt es sich um eine Längsschnittstudie über den Zusammenhang zwischen Gefäßerkrankungen und Demenzen bei Personen ab 65 Jahren. Die 3C Study fand in den Jahren von 1999 bis 2012 in den Städten Bordeaux, Dijon und Montpellier statt.
Mit allen Teilnehmern wurden umfangreiche Interviews zu ihrem Umfeld, Lebensstil und ihrer Gesundheitssituation durchgeführt. Außerdem wurden Blutentnahmen sowie neuropsychologische Tests angesetzt und es fanden präzise 24-Stunden-Erfassungen ihrer Nahrungsaufnahme statt. Die zu diesem Zeitpunkt in keinem Falle von einer Demenz betroffenen Personen wurden im Anschluss an die Testreihen über einen Zeitraum von durchschnittlich 7,4 Jahren begleitet, während der es bei einigen Teilnehmern zu demenziellen Entwicklungen kam.
Viele Demenz-Erkrankungen vermeidbar
Das erstaunliche Ergebnis war: In dem Fünftel der Teilnehmer, die am meisten Folsäure zu sich nahmen, lag das Demenzrisiko um ganze 50 Prozent unter demjenigen bei den Personen, deren Ernährung den geringsten Anteil an Folsäure aufwies. Zwischen der Aufnahme von Vitamin B6 und B12 sowie dem Auftreten einer Demenz konnte hingegen kein Zusammenhang festgestellt werden. Dabei merkten die Wissenschaftler jedoch an, dass eine bei älteren Personen häufig vorkommende krankhafte Aufnahmehemmung von Vitamin B12 nicht überprüft wurde, und stellten die Notwendigkeit weiterer Forschungen fest.
Quelle: Lefèvre-Arbogast, S., et al., Dietary B Vitamins and a 10-Year Risk of Dementia in Older Persons, Nutrients. 2016 Nov 26;8(12), Epub published ahead of print.