Intravenös verabreichtes Vitamin C mit steigendem Erfolg gegen Krebs eingesetzt. Es stärkt das geschwächte Immunsystem und scheint die Bekämpfung von Krebszellen zu unterstützen.
Die gewöhnliche Darreichungsform von Vitamin C als Nahrungsergänzungsmittel erfolgt in Tabletten- oder Pulverform beziehungsweise als Getränkezusatz. Das ist für eine normale Versorgung mit Ascorbinsäure auch völlig ausreichend. Allerdings wird Vitamin C seit längerem mit positiven Eigenschaften in der Krebstherapie in Verbindung gebracht. Erstmals verhalf der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling dieser Hypothese ab 1966 zu Popularität. Pauling selber ging mit gutem Beispiel voran und führte sich tagtäglich 18 Gramm Vitamin C zu. Zudem gründete er mit Albert von Szent-Györgyi, der 1937 ebenfalls einen Nobelpreis erhielt, das Institut für orthomolekulare Medizin, das gegenwärtig den Namen Linus Pauling Institute of Science and Medicine trägt. Beide Wissenschaftler wurden übrigens bei guter körperlicher und geistiger Gesundheit 93 Jahre alt, wobei Pauling, Ironie der Geschichte, an Prostatakrebs starb.
Heute forschen viele Pharmafirmen an Methoden, wie das Immunsystem von Krebspatienten gestärkt werden und auf die Krebszellen fokussiert kann. Eine einfache, preiswerte und nebenwirkungsfreie Art, das Immunsystem zu unterstützen, ist die Erhöhung des Vitamin-C-Spiegels im Blut.
Wirkung oraler Einnahme von Vitamin C gegen Krebs in klinischen Studien nicht bestätigt
Zu einer möglichen Wirkung von Vitamin C gegen Krebs wurden zahlreiche Studien angestellt. Allerdings konnte Paulings Hypothese bisher nicht signifikant bestätigt werden. Wissenschaftler der US-amerikanischen Cancer Treatment Centers of America gehen, wie bereits einige vor ihnen, davon aus, dass sehr viel höhere Konzentration von Vitamin C im Blutkreislauf vorhanden sein müssen. Dies ist mit einer oralen Aufnahme nicht mehr möglich. Daher wird hier eine intravenöse Vergabe durchgeführt.
Das Forscherteam um Dr. Robert Levin und Dr. Christopher M. Stephenson überprüfte in ihrer Phase-I-Studie Fragen der Sicherheit, Verträglichkeit und Pharmakokinetik von hochdosierter, intravenös verabreichter Ascorbinsäure als Monotherapie bei Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium, die gegen eine Standard-Therapie resistent sind. Die getesteten Dosierungen könnten tatsächlich zu einer Serumkonzentration führen, die geeignet ist, um eine Antitumoraktivität zu fördern.1
Auch sehr hohe Konzentrationen an Vitamin C gut verträglich
Bereits in vorangegangenen Studien wurde Vitamin C in steigender Dosierung injiziert. Bei einer Konzentration von 56 g/m2 wurde ein Peak-Blutspiegel von 26 Millimolar erreicht. Ab diesem Wert konnte nachgewiesen werden, dass Tumorzellen in Mäusen am Wachstum gehemmt werden. Die US-amerikanischen Forscher warfen hier jedoch ein, dass so, und auch bis zu einem Peak-Blutspiegel von bis zu 40 Millimolar, nur teilweise die Geschwindigkeit des Tumorwachstums gehemmt wird. Eine Rückentwicklung oder Bekämpfung von Tumorzellen findet nicht statt.
Es ging den Wissenschaftlern also darum, deutlich höhere Niveaus zu erreichen. Dazu injizierten sie drei Patienten in fünf Kohorten von jeweils vier Wochen an vier aufeinanderfolgenden Tagen Vitamin C. Sie begannen mit 30 g/m2 und in der ersten Kohorte und steigerten die Dosierung in jeder weiteren um 20 g/m2. Bei intravenös verabreichten 70 bis 80 g/m2 stellten die Wissenschaftler eine Blutkonzentration von 49 Millimolar und ein höheres Potential zur Erreichung einer Anti-Krebs-Aktivität fest.
Alle Dosierungen wurden abgesehen von leichten Nebenwirkungen wie geringfügigen Margen-Darmbeschwerden und trockenem Mund gut vertragen. Die Forscher schlagen daher für weitere Studien eine sichere Dosierung von 70 bis 80 g/m2 als Ausgangswert vor.
Neuseeländische Studie: Vitamin C kann Tumor ersticken
Die vorliegende Studie zeigt sich dabei als wertvolle Unterstützung auf dem richtigen Weg. Eine Krebs bekämpfende Wirkung von Vitamin C hat sich zwar bei oraler Einnahme nicht bestätigt, hochkonzentrierte, intravenös verabreichte Ascorbinsäure jedoch gibt laut neueren Studienergebnissen Anlass zu Hoffnung.
Eine Studie der Universität von Otago, Neuseeland, beispielsweise konnte feststellen, dass Vitamin C daran beteiligt ist, Tumoren die Energieversorgung abzuschneiden.2 In Zentrum steht hier das HIF-1-Protein, das von freien Radikalen aktiviert wird und dafür sorgt, dass Zellen keinen Sauerstoffmangel leiden und Blutgefäße wachsen können. Diese Funktionen entfaltet HIF-1 jedoch auch bei Tumorzellen, womit die tödliche Wucherung Nahrung erhält und durch die Produktion freier Radikale ihrerseits die Kettenreaktion noch beschleunigt.
Indem Vitamin C als Radikalfänger wirkt, wird die HIF-1-Aktivierung blockiert, so die neuseeländischen Forscher, der Tumor am Wachstum gehindert und es kann sogar möglich sein, dass er so zurückgebildet werden kann. Zudem kann eine Therapieresistenz verhindert werden. Auch wenn dies nicht die einzige Studie ist, die die mögliche Bedeutung von Vitamin C im Kampf gegen Krebs hervor hebt, ist wohl trotzdem noch ein langer Weg zu gehen, bis diese Therapie abgesichert ist.
Gegen eine unterstützenden Behandlung spricht jedoch unter anderem auch deswegen nichts, da die Levin/Stephenson-Studie gezeigt hat, dass auch sehr hohe Dosierungen von Vitamin C völlig unbedenklich sind.
Übrigens: Über 30% der Deutschen nehmen nicht einmal die empfohlene Mindestzufuhr von 100mg Vitamin C täglich über ihre Ernährung ein.
Studien:
- Stephenson, C. M., et al., “Phase I clinical trial to evaluate the safety, tolerability, and pharmacokinetics of high-dose intravenous ascorbic acid in patients with advanced cancer”, Cancer Chemother Pharmacol, Epub published ahead of print. ↩
- Vissers, M. C., et al., Low ascorbate levels are associated with increased hypoxia-inducible factor-1 activity and an aggressive tumor phenotype in endometrial cancer”, Cancer Research, Epub published ahead of print. ↩