Inulin und Oligofructose – die oberste europÃĪische LebensmitelbehÃķrde EFSA erkennt die gesundheitliche Vorteile der nichtverdaulichen Kohlenhydrate als GeschmackstrÃĪger und Zuckeraustauschstoff an.
Die EuropÃĪische BehÃķrde fÞr Lebensmittelsicherheit (EFSA) ist unter anderem fÞr die Bewertung von gesundheitlichen Aspekten unserer Nahrung und deren Bestandteile zustÃĪndig. Um sich diese wissenschaftlich bestÃĪtigen zu lassen, setzt die EFSA ihr Gremium fÞr diÃĪtetische Produkte, ErnÃĪhrung und Allergien (NDA) ein.
Seit 2012 dÞrfen Unternehmen erst durch nach wissenschaftlicher BestÃĪtigung durch die europÃĪische BehÃķrde EFSA Gesundheitsaussagen Þber ihre Produkte oder Inhaltstoffe treffen. Man nennt diese zugelassenen Gesundheitsaussagen meist “Health claims”. Dies erleichtert dem Verbraucher die Orientierung, reguliert freilich aber auch Marketing und Verbreitung bestimmter Lebensmittel.
AntrÃĪge an EFSA meist aus Industriekreisen
Aus diesem Grund stammen die meisten AntrÃĪge zur Anerkennung bestimmter Aussagen von Herstellern oder InteressensverbÃĪnden. Dass dies sinnvoll sein kann, bestÃĪtigt eine aktuelle wissenschaftliche Auffassung der EFSA bezÞglich sogenannter nichtverdaulicher Kohlenhydrate.
Antragsteller zu den Claims von Inulin und Oligofructose waren drei Tophersteller der als Ballaststoffe wirkenden nichtverdaulichen Kohlenhydrate.
Was sind Inulin und Oligofructose?
Bei Inulin handelt es sich um ein Fructan oder eine StÃĪrkeart. Der geschmackstragende Ballaststoff, welcher aus ChicorÃĐe-Wurzel gewonnen wird, findet sich bereits in vielen Lebensmitteln zur Aufwertung wieder.
Oligofructose erreicht fast die HÃĪlfte der SÞÃkraft von gewÃķhnlichem Zucker, weswegen sie sich hervorragend als Zuckeraustauschstoff eignet, gehÃķrt aber ebenfalls zu den nichtverdaulichen Kohlenhydraten.
Warum sind nichtverdauliche Kohlenhydraten so wichtig?
Kohlenhydrate wirken mit unterschiedlicher IntensitÃĪt auf den Blutzuckerspiegel. Diese Eigenschaft wird mit dem GlykÃĪmischen Index gemessen. Ganz oben stehen hier kurzkettige, leicht verdauliche Kohlenhydrate. Dazu gehÃķren Zucker oder auch WeiÃmehl. Direkt nach dem Verzehr sorgen sie fÞr einen sprunghaften Anstieg des Blutzuckerspiegels und verschaffen damit kurzfristig einen Energieschub.
Weitere positive Eigenschaften haben Zucker (egal ob einfacher Weisszucker oder Traubenzucker!) und WeiÃmehl jedoch nicht. Sie werden daher oft auch tote Kohlenhydrate genannt. Schlimmer noch: Ihnen fÃĪllt zudem eine entscheidende Bedeutung bei der Entstehung von Ãbergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und anderen Leiden zu.
Ganz unten auf dem GlykÃĪmischen Index befinden sich Kohlenhydrate aus Bohnen und Vollkorngetreide. Sie werden nur sehr langsam verdaut und beeinflussen den Blutzuckerspiegel kaum. In diese Kategorie fallen auch Inulin und Oligofructose. Sie gelangen unverdaut bis in den Dickdarm und stehen dort MilchsÃĪurebakterien zum Verzehr bereit. Das schafft neben den Vorteilen fÞr den Blutzuckerspiegel eine gesunde Darmflora.
Nach mehreren AnlÃĪufen endlich der Erfolg
Bisher sind AntrÃĪge an EFSA zur offiziellen Feststellung dieser Vorteile gescheitert. Der neuerliche Vorstoà durch die Hersteller Beneo-Orafti (Deutschland und Belgien), Sensus (Niederlande) und Cosucra-Groupe Warcoing (Belgien) war jedoch mit insgesamt sechs detaillierten Studien – drei Interventionsstudien und drei Studien zum Wirkmechanismus im Menschen – untermauert, die zu unumstÃķÃlichen Ergebnissen kamen.
Das bewirken Inulin und Oligofructose
Dieser Argumentationsdichte konnte sich das NDA nicht verschlieÃen und bestÃĪtigte schlieÃlich die Aussage, dass der Verzehr von Lebensmitteln und GetrÃĪnken, in denen Zucker durch nichtverdauliche Kohlenhydrate (also z.B. Inulin oder Oligofructose) ersetzt wird, nach dem Verzehr weniger Blutzucker- und Insulinreaktionen hervorruft als zuckerhaltige Nahrungsmittel und GetrÃĪnke.1
Obwohl einige der Daten zeigen, dass die Verminderung von Blutzuckerreaktionen bereits einsetzt, wenn 20 Prozent des Zuckers durch nichtverdauliche Kohlenhydraten ersetzt wurde, gesteht das NDA die Verwendung der entsprechenden Angabe erst ab einem 30prozentigen Zuckerersatz zu.
Verpackungsangabe zum Vorteil der Verbraucher
Innerhalb von zwei Monaten muss nun die EuropÃĪische Kommission in Absprache mit den Mitgliedsstaaten Þber den Antrag entscheiden. FÃĪllt dies erwartungsgemÃĪà positiv aus, wird die Angabe nach Artikel 13 Absatz 5 der Verordnung des EuropÃĪischen Parlamentes und des Rates Þber nÃĪhrwert- und gesundheitsbezogene Angaben Þber Lebensmittel aufgenommen. Daraufhin kann die Aussage in einer festgelegten Formulierung im Zusammenhang mit entsprechenden Produkten verwendet werden.
Was sich wie ein bÞrokratischer Vorgang anhÃķrt, kann jedoch die Konsequenz haben, dass es Verbrauchern erleichtert wird, sich fÞr gesÞndere Lebensmittel zu entscheiden. Vor allem wird die Industrie darin eingeschrÃĪnkt, Zutaten mit Vorteilen zu bewerben, die nicht nachgewiesen sind.
Quelle:
- Scientific Opinion on the substantiation of a health claim related to non digestible carbohydrates and a reduction of post prandial glycaemic responses pursuant to Article 13(5) of Regulation (EC) No 1924/2006, http://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/pub/3513.htm ↩