Da, wo Rückenschmerzen anatomisch nicht erklärt werden können, könnte ein Vitamin-D-Mangel zu den Ursachen gehören. Dies ist das Ergebnis einer klinischen Studie aus 2015.
Das Wort Ätiologie stammt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus “aitia” für “Ursache” und “logos” für “Lehre”. In der Medizin sowie in der Psychologie beschäftigt sich die Ätiologie also mit den Ursachen von Erkrankungen. Wohlgemerkt: Nicht mit der Entstehung beziehungsweise Entwicklung von Krankheiten. Dafür ist die Pathogenese oder Pathologie zuständig.
Bei sehr vielen Leiden ist es tatsächlich der Fall, dass Entstehung und Entwicklung bis zu einem fortgeschrittenen Maß erforscht sind, die Ursache der Erkrankung aber häufig völlig im Dunklen liegt.
Das trifft auch auf Rückenbeschwerden zu, unter denen im Laufe eines Lebens fast jeder mehr oder weniger intensiv zu leiden hat. Hier macht zwar die Diagnostik zunehmend Fortschritte. Allerdings können immer noch in rund 80 Prozent der Fälle keine Ursachen für die Schmerzen im Rücken benannt werden. Häufig erschöpft sich dabei die Beschreibung der Erkrankung in der Nennung ihrer Symptome.
Indische Forscher untersuchen ungeklärte Fälle von Rückenbeschwerden
An dieser Stelle setzt eine ätiologische Studie an, die an insgesamt drei Kliniken in Indien durchgeführt wurde. Die Mediziner aus verschiedenen Fachrichtungen untersuchten dazu alle Patienten, welche die jeweilige Ambulanz zur Behandlung von Beschwerden im unteren Rückenbereich aufsuchten, bei denen jedoch keine anatomische Ursache lokalisiert werden konnte. An insgesamt 200 Personen nahmen sie so eine umfangreiche Analyse der Blutwerte vor. Dabei stellten sie den Serumspiegel von Glukose, Calcium, Phosphor und Harnsäure fest.
Zudem untersuchten sie den Serumgehalt an Autoantikörpern der Klasse Rheumafaktor sowie des Enzyms alkalische Phosphatase. Außerdem führten sie eine Messung des Gesamtprotein-Gehalts im Serum durch sowie für die Proteine C-reaktives Protein, das zu den wesentlichen Entzündungsmarkern zählt, und Albumin im Einzelnen. Schließlich beschäftigten sich die indischen Mediziner mit der Vitamin-D-Konzentration im Serum, wo es in seiner Speicherform Calcidiol oder 25-OH-D3 vorliegt. Um eine Bewertung ihrer Ergebnisse durchführen zu können, nahmen sie die gleichen Untersuchungen auch bei 200 weiteren Personen vor, die nicht über Rückenschmerzen klagten.
Bei Rückenschmerzen signifikant geringerer Vitamin-D-Spiegel
Das Resultat war, dass bei den Patienten mit Rückenschmerzen ein signifikant geringerer Serumgehalt an 25-OH-D3 (Vitamin D) vorlag als bei den beschwerdefreien Personen. Rund 50 Prozent davon befanden sich sogar im defizitären oder Mangel-Bereich. Zu den Beschwerden in der unteren Rückenregion kamen dann häufig auch noch überhöhte Werte des C-reaktiven Proteins sowie des Rheumafaktors hinzu.
Aufgrund dessen empfehlen die Autoren, unter anderem Messungen der Serum-Konzentration von Vitamin D sowie des C-reaktiven Proteins in den allgemeinen Gesundheitscheck zu integrieren. Auf diese Weise könnten frühzeitig aussagekräftige Diagnosen zu unspezifischen Körperschmerzen, insbesondere Rückenschmerzen gestellt und geeignete Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden.
Quelle: Lodh, M., et al., Assessment of Vitamin D status In Patients of Chronic Low Back Pain of Unknown Etiology, Indian J Clin Biochem. 2015 Apr;30(2), S. 174 – 79.