Jüngste Studie belegt den Zusammenhang zwischen dem Mangel an ungesättigten Fettsäuren und ADHS-Symptomen
Wie die von Professor Ivar Walaas an der Osloer Universität geleitete fachübergreidende Studie bestätigt, führt die regelmäßige Einnahme von Omega-3 Fetten in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu einer drastischen Reduktion von Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssymptomen.1 Anhand der an Ratten durchgeführten Studie konnte zudem nachgewiesen werden, dass jene Fettsäuren die biochemischen Prozesse im Gehirn steuern, welche das Verhalten nachhaltig beeinflussen.
Interessant ist, dass die im Journal Behavioral and Brain Functions veröffentlichte Studie auf einen klaren geschlechtsspezifischen Unterschied Bezug nimmt. Denn, zumindest im klinischen Rattenversuch, hatte die Gabe von Omega-3 Fettsäuren auf männliche Versuchsratten eine weitaus bessere Auswirkung in Hinblick auf die AHDS-typischen Symptome wie Unruhe, Unkonzentriertheit und Impulsivität. Die Ursache dieses geschlechtsspezifischen Unterschieds muss noch in weiteren Studien genauer untersucht werden, jedoch sei ebenfalls angemerkt, dass Studien zufolge ADHS-Symptome statistisch gesehen bei Jungen und Männern weitaus häufiger vorkommen, was bedeutet, dass die Gabe von Omega-3 Fettsäuren die Symptome von einem Großteil der Patienten deutlich reduzieren könnte.
Omega-3 Fettsäuren für Nervenfunktionen und damit gegen ADHS
Als Untersuchungsergebnis berichtet Professor Ivar Walaas von der Universität Oslo, dass mit Omega-3 versorgte Ratten im Gegensatz zur standardisierten Vergleichsgruppe wesentlich schneller Dopamin, Serotonin und Glutamat im Nervensystem ausschütteten, was zu einer gesteigerten Aufmerksamkeit in Verbindung mit einer Reduktion der Hyperaktivitäts- und Impulsivitäts-Symptomen führte.
So berichtet Walaas, dass oftmals bestritten wird, dass ADHS mit Biologie zu tun hat und durch die bloße Gabe von Nährstoffen abgemildert oder geheilt werden könne. Jedoch liefert die Studie Beweise, dass es durch die Gabe von Omega-3 zu einer molekularen Veränderung der Gehirnstruktur kam und die Ausschüttung von Dopamin und Serotonin wesentlich schneller und höher stattfand. In Bezug auf das Serotonin war die Ausschüttung der männlichen Ratten dreimal so hoch, und die Dopaminausschüttung steigerte sich um das 2,5-fache.
Die positiven Wirkungen auf die Nervenbildung und -funktion ist übrigens auch beim Menschen nachgewiesen (hier mehr).
ADHS: mehr physiologische Ursachen als vermutet
Durch dieses Untersuchungsergebnis beeinflusst, sollte darüber nachgedacht werden, ADHS verstärkt von der biologischen Warte aus zu betrachten und weniger, wie bislang meist geschehen, lediglich als psychologisches oder anerzogenes und möglicherweise auch vererbtes Problem. Auch zeigt sich in dieser Studie, wie bereits in einigen anderen, an Ratten durchgeführten Studien, dass es eine Alternative und Unterstützung zu Ritalin geben kann und der Versuch einer kontinuierlichen und langfristigen Omega-3 Therapie und einer prophylaktischen Gabe viel zu selten gestartet wird, obwohl eine Vielzahl bedeutender Studien die jüngsten Untersuchungsergebnisse bestätigt.
Das Neue an der von Walaas durchgeführten Studie ist, dass sie multidisziplinär angelegt wurde und somit Ergebnisse aus der Verhaltenspsychologie mit psychologischen, ernährungswissenschaftlichen und biochemischen Erkenntnissen verknüpft. Dennoch ist es nach Walaas zu früh, um endgültige Rückschlüsse auf die Funktionsweise des menschlichen Gehirns zuzulassen.
Interessant zu wissen ist zudem, dass Mutterratten vor und während der gesamten Schwangerschaft und Stillzeit kontinuierlich mit Omega-3 versorgt wurden. Babyratten wurden zusätzlich mit Omega-3 gefüttert, nachdem sie nach 20 tagen von der Mutter getrennt wurden. Die Kontrollgruppe wurde nicht mit Omega-3 versorgt. Unter diesen Voraussetzungen wurde das Verhalten der von den Müttern getrennten Babyratten genauestens studiert. Das Untersuchungsteam verwendete hierzu SHR-Ratten, welche aufgrund eines Gendefektes bis zum Jugendalter unter Hyperaktivität, der mangelnden Fähigkeit sich zu konzentrieren und Impulsivität litten und somit ADHS-Symptome zeigten.
Hierbei gab es signifikante Unterschiede zwischen den Ratten, welche das Omega-3 als Fötus und Baby bekommen hatten und diesen, welche konventionell ernährt wurden. So konnten sich nur die mit Omega-3 ernährte Gruppe darauf konzentrieren einen beleuchteten Button zu drücken und daraufhin eine Belohnung zu bekommen. Die Kontrollgruppe zeigte kein Vermögen sich auf diese komplexe Aufgabe zu konzentrieren.
Gleichzeitig waren es lediglich männliche Ratten, die ein solches Verhalten an den Tag legten, während bei den weiblichen Ratten keine Verhaltensänderung zu beobachten war. Die norwegischen Forscher analysierten hieraufhin das Level der neuronalen Transmitter inklusive Dopamin, Serotonin und Glutamat innerhalb des Nervensystems. Erneut wurde hierbei ein signifikanter Geschlechtsunterschied festgestellt, da die weiblichen Ratten, wie aufgrund des Verhaltens vorauszusehen, über keine signifikante Steigerung der Dopamin und Serotoninlevels verfügten.
Quelle:
- Behavioral and Brain Functions, Volume 8, Number 56: “Marine omega-3 polyunsaturated fatty acids induce sex-specific changes in reinforcer-controlled behaviour and neurotransmitter metabolism in a spontaneously hypertensive rat model of ADHD” ↩