Bei einer Krebstherapie ist es immer ein Ziel, das Wachstum aggressiver Krebszellen zu mindern. Ein gebremstes Wachstum von Prostata-Krebszellen aufgrund der Einnahme von Polyphenolen konnte eine britische Studie nachweisen. Polyphenole scheinen damit eine gute Ergänzung der klassischen, medikamentösen und operativen Therapien zu sein.
In den Medien werden gerne Studien zitiert, die den positiven Einfluss bestimmter Lebensmittel oder darin enthaltener Stoffe zur Verminderung von Krankheitsrisiken erforschen. Tatsächlich kann bestätigt werden, dass das Risiko für weit verbreitete Leiden wie Krebs, Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen oder andere durch die Ernährung erheblich beeinflusst wird.
Seltener hingegen sind Untersuchungen zu Effekten von natürlichen Stoffen in den Fällen, in denen eine Erkrankung, insbesondere Krebs, bereits eingetreten ist.
Auf der Suche nach sinnvollen Ergänzungen bei Prostata-Krebs
Diese Einsicht gewann auch Prof. Dr. Robert Thomas, unter anderem Onkologe an der Addenbrooke’s Universitätsklinik der Cambridge Universität, Vereinigtes Königreich. Zudem fiel ihm auf, dass rund 70 Prozent seiner Patienten Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen. Einige davon mögen eine gewisse Bedeutung in der Vorsorge haben. Aber Prof. Dr. Thomas behandelt Menschen, die bereits an Krebs erkrankt sind.
Dabei ist es wahrscheinlich, dass die meisten seiner Patienten Ergänzungen zu sich nehmen, die für sie völlig wirkungslos sind. Dies wollte der Cambridge-Professor aber genauer wissen. Also entschloss er sich dazu, hochwertige Studien in einem “doppelblinden” und “randomisierten” Aufbau durchzuführen, um herauszufinden, welche Nahrungsergänzungsmittel hilfreich sein können und welche nicht.1
Vier Polyphenol-Bomben wecken die Neugierde der Forscher
Es begann nun eine Zeit, in der Thomas und sein Team den aktuellen Forschungsstand überprüften, um herauszufinden, welche Ergänzungen den günstigsten Effekt auf Krebserkrankungen haben könnten. Insbesondere Nahrungsmittel mit einem sehr hohen Gehalt an Polyphenolen erregten die Aufmerksamkeit der Forscher.
Am besten schnitten dabei Brokkoli, Kurkuma, Granatapfel und Grüner Tee ab. Daraus wurden die Grundlagen zur Durchführung einer eigenen Studie definiert.
Eigene Studie bestätigt Vermutungen und liefert belastbare Ergebnisse
Als Format wurde dazu ein randomisiertes, doppel-blindes und Placebo-kontrolliertes Design gewählt. Nach diesem Standard sind generell sehr zuverlässige Untersuchungsergebnisse zu erwarten. Insgesamt 199 Patienten mit Prostata-Krebs nahmen an allen Phasen der Studie teil. Ihr Durchschnittsalter lag bei 74 Jahren.
Während die eine Hälfte der Männer ein Placebo verabreicht bekamen, nahm die andere Hälfte ein Präparat zu sich, dass in der Tagesdosis von drei Kapseln 100 Milligramm Brokkoli-Pulver, 100 Milligramm Kurkuma-Pulver, 100 Milligramm Granatapfel-Pulver sowie 20 Milligramm Extrakte aus grünem Tee enthielt. Die Einnahmephase betrug sechs Monate.
Vermehrung von Tumormarkern signifikant reduziert
Im Ergebnis stellten Thomas und sein Team fest, dass signifikante Unterschiede im Anstieg eines bestimmten Proteins, des Prostata-spezifische Antigens (PSA), zwischen den beiden Gruppen festzustellen waren. PSA wird von Prostata-Zellen gebildet. Vom Krebs befallene Zellen produzieren sogar eine um bis zum zehnfachen erhöhte Menge an PSA.
Daher ist PSA ein recht guter Tumormarker. In der Polyphenol-Gruppe fand nun ein PSA-Anstieg von durchschnittlich 14,7 Prozent statt. In der Placebo-Gruppe dagegen stellten die Wissenschaftler eine Steigerung von 78,5 Prozent im Mittel fest. Das heißt, mit den Polyphenol-Kapseln vermehrte sich die Anzahl der Krebszellen deutlich weniger als mit dem Placebo.
Quelle:
- Thomas, Robert, et al., A double-blind, placebo-controlled randomised trial evaluating the effect of a polyphenol-rich whole food supplement on PSA progression in men with prostate cancer-the UK NCRN Pomi-T study, Prostate Cancer and Prostatic Disease (2014) 17, S. 180 – 186 ↩