Ein Spermiogramm zeigt die wesentlichen Eigenschaften des männlichen Spermas an. Es wird zu zwei komplett gegensätzlichen Zwecken erstellt: entweder nach einer Sterilisation (Vasektomie), um den OP-Erfolg zu überprüfen, d.h. sicher zu stellen, dass der Mann zu 100% unfruchtbar ist. Oder im gegengesetzten Fall: wenn der Kinderwunsch unerfüllt geblieben ist und die Ursache für eine bisher nicht erfolgte Schwangerschaft eingegrenzt werden soll. Zu etwa der Hälfte der Fälle ist nämlich nicht die Frau, sondern der Mann die Ursache für die Kinderlosigkeit.
Das Spermiogramm muss in einem Labor erstellt werden. Spermiogramme “für zu Hause” haben nur eine sehr eingeschränkte Aussagekraft, sie können nur wenige Parameter prüfen und sind abhängig von der 100% korrekten Anwendung. Das Spermiogramm, das professionell im Labor erstellt wird, nutzt hingegen Computerunterstützung, um z.B. die Beweglichkeit und Anzahl der Spermien zählen zu können.
Es empfiehlt sich, vier bis fünf Tage vor der Erstellung eines Spermiogrammes enthaltsam zu sein. Da die Werte in einem gewissen Maße schwanken, können ggf. mehrere Spermiogramme im Abstand von vier Wochen notwendig sein, um einen Befund abzusichern.
Beim Spermiogramm werden geprüft:
- Das Volumen des Ejakulates,
- der pH-Wert,
- die Anzahl der Spermien pro ml (Spermienkonzentration),
- die gesamte Anzahl der Spermien,
- die Beweglichkeit (Motilität) der Spermien,
- das Aussehen (Morphologie) der Spermien,
- der Anteil der lebenden Spermien,
- Antikörper Status und Anzahl der Leukozyten im Ejakulat.
Ebenso beobachtet der Arzt das Verhalten bei der Verflüssigung des Ejakulates und beurteilt die Konsistenz der Flüssigkeit.
Das Norm-Spermiogramm nach WHO
Allgemein anerkannt für die Normalwerte sind die von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegten Werte. Die Normalwerte wurden 2010 aktualisiert und zum Teil in ihren Anforderungen gesenkt. Sie betragen:
Spermiogramm
Prüfwert | Referenzwert | |
---|---|---|
Ejakulatvolumen | über 1,5 ml | |
pH-Wert | über 7,2 | |
Spermienkonzentration | über 15 Mio je ml | |
Spermiengesamtzahl | über 39 Mio Spermatozoen | |
Beweglichkeit | über 32% bewegliche Spermien | |
Morphologie (Aussehen) | über 4% normal aussehend | |
Anteil lebender Spermatozoen | über 50% | |
Antikörper Test (MAR, IBT) | unter 50% anhaftende Partikel | zeigt Autoimmunität an |
Leukozyten | unter 1 Mio je ml | zeigt Entzündungsreaktionen an |
Weicht nur einer der Parameter von den Normwerten ab, so führt das zu einer eingeschränkten Fruchtbarkeit des Mannes (“Subfertilität”). Die Chancen für eine erfolgreiche Befruchtung der Eizelle zum Zeitpunkt des Eisprunges sinken erheblich.
Abweichungen zum normalen Spermiogramm
Wenn die Laborergebnisse innerhalb der Normwerte liegen, spricht man von einer “Normozoospermie”. Liegen Abweichungen zum normalen Spermiogramm vor, nennt man dies:
- Azoospermie: Im Ejakulat befinden sich keine Spermatozoen.
- Hypospermie: weniger als 2 ml Ejakulat.
- Oligozoospermie: weniger als 20 Mio Spermatozoen (extrem: Kryptozoospermie: weniger als 1 Mio Spermatozoen je ml)
- Asthenozoospermie: zu wenig bewegliche Spermatozoen.
- Teratozoospermie: verminderter Anteil morphologisch normaler Spermatozoen.
- OAT-Syndrom (Oligoasthenoteratozoospermie): Kombination aus zu wenigen Spermatozoen, einem zu geringen Anteil beweglicher Spermatozoen und zu vielen nicht normal aussehenden Spermatozoen.
- Multisemie bzw. Polysemie: über 6ml Ejakulatvolumen
- Hyperzoospermie: über 150 Mio Spermien pro ml. Polyzoospermie: >200 Mio je ml.
- Nekrozoospermie: keine Beweglichkeit der Spermien feststellbar.
Spermiogramm verbessern
Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts verschlechtern sich die Spermiogramme. Zuletzt hat eine französische Untersuchung anhand von über 15.000 Männnern die traurige Tendenz bestätigt. Wenn die männlichen Hoden zu sehr Hitze ausgesetzt werden, z.B. durch elektrische Geräte auf dem Schoß, eine Sitzheizung oder enge Hosen, kann dies bereits zu Problemen bei der Spermatogenese führen.
Dies erklärt aber nicht die insgesamt dramatische Zunahme subfertiler Männer. Als eine der Hauptursachen wird die Ernährung benannt. Therapiemöglichkeitem mit Antioxidantien, Vitaminen, Aminosäuren und Spurenelementen sind gut erforscht.
So hat auch die renommierte Cochrane Collaboration, ein weltweites Mediziner-Netzwerk mit strengen Anforderungen an nachweislich erfolgreiche Therapien, festgestellt:
Antioxidantien können die Fruchtbarkeit steigern und die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft verbessern.
Quelle: