Blaubeeren verbessern doch nicht die Nachtsicht – zumindest bei Personen, die sich ohnehin bewusst ernähren. Das ist das Ergebnis einer Studie aus 2014.
Es gibt gewiss viele Gründe Blaubeeren (Vaccinium myrtillus und die amerikanische Variante Vaccinium corymbosum) zu essen. Frühere Studien, die zwischen den 1960ern und 1980er Jahren hauptsächlich in Europa durchgeführt wurden, wollten sogar eine Wirksamkeit von Blaubeeren zu Gunsten einer besseren Nachtsicht entdeckt haben. Eine neue Darstellung aus Kanada widerspricht dem nun, will die Möglichkeit unter bestimmten Bedingungen aber nicht gänzlich ausschließen.
Ältere Studien häufig nicht optimal aufgebaut
Doch zunächst zur Kritik: Nach Aussage der Wissenschaftler des Atlantic Food and Horticulture Forschungszentrums, das dem kanadischen Landwirtschaftsministerium angeschlossen ist, wurden zahlreiche Untersuchungen zum Thema Blaubeeren und Nachtsicht nicht nach randomisierten und Placebo-kontrollierten Standards durchgeführt. Ihre Ergebnisse wie beispielsweise eine Verbesserung der Nachtsicht sind also keineswegs belastbar.
In Ihrer vorgelegten Darstellung heben die Wissenschaftler vielmehr zwei aktuelle, randomisierte und Placebo-kontrollierte Studien im Crossover-Design hervor. Im Rahmen der ersten Untersuchung wurde 72 Teilnehmern täglich entweder eine niedrig dosierte Menge an Blaubeeren in Kapselform oder eine hoch dosierte Menge als Saft verabreicht. Die Teilnehmer einer weiteren Gruppe zur Kontrolle erhielten lediglich ein Placebo. Die Einnahmedauer betrug drei Wochen und wurde von einer ebenfalls dreiwöchigen Auswasch-Periode gefolgt.
Für die zweite Untersuchung standen 59 Personen zur Verfügung. Sie nahmen über einen Zeitraum von 12 Wochen entweder Blaubeeren in hoher Dosierung oder ein Placebo zu sich. Danach unterzogen sie sich einer achtwöchigen Auswasch-Phase.
Nur minimale Effekte auf das Sehen bei Dunkelheit durch Blaubeeren
Die Resultate zeigten, dass die Einnahme von Anthocyanen oder typisch bläulichen Pflanzenfarbstoffen aus Blaubeeren in keiner der beiden Studien zu einer Verbesserung der Gewöhnung an die Dunkelheit oder der Nachtsicht führte.
Es wurde lediglich festgestellt, dass sich die Sehschärfe nach einer Bestrahlung durch eine sehr helle Lichtquelle geringfügig schneller wieder erholt. Dieser Effekt war jedoch so minimal, dass die Wissenschaftler bezweifelten, dass eine Person in der Lage ist, diese Verbesserung im Alltag wahrzunehmen.
Studienergebnisse könnten bei anderer Zusammensetzung der Teilnehmergruppen anders ausfallen
Allerdings machen die kanadischen Forscher eine grundsätzliche Kritik an Studien zu sekundären Pflanzenstoffen geltend. Hier ist es nämlich so, dass die Freiwilligen, die sich zu einer Teilnahme an solchen Ernährungsstudien bereit erklären, in der Regel zum ernährungsbewussten Teil der Bevölkerung zählen und für gewöhnlich bereits viel Obst und Gemüse verzehren. Effekte beispielsweise durch Blaubeeren könnten daher ausbleiben, da bereits eine optimale Versorgung vorliegt.
Bei Personen, die sich weniger bewusst ernähren, könnten die Resultate hingegen signifikanter sein. Daher schlagen die Wissenschaftler vor, nach den besten Standards aufgebaute, epidemiologische Studien oder Interventionsstudien an der Durchschnittsbevölkerung durchzuführen.
Quelle: Kalt, W., et al., Blueberry effects on dark vision and recovery after photobleaching: placebo-controlled crossover studies, J Agric Food Chem. 2014 Nov 19;62(46), S. 11180 – 89.