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Tyrosin ist ein Neurotransmitter-Baustein, der bei Stress für einen klaren Kopf sorgen kann. Es ist als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich, eine Arzneimittelzulassung hat es unseren Recherchen nach nicht.
Tyrosin gehört in seiner linkesdrehenden Form (L-Tyrosin) zu den nicht-essentiellen Aminosäuren. Im Körper wird es aus Phenylalanin gebildet. Dies wiederum ist eine essentielle Aminosäure, die von außen zugeführt werden muss.
Hier kann ein Mangel beispielsweise bei einer Protein-armen Ernährung auftreten. Zudem können Erkrankungen wie Phenylketonurie die Aufnahme von Phenylalanin blockieren. Dies ist auch der Fall bei Stressbelastungen sowie der Einnahme von Ephedrin oder Amphetaminen. In der Folge ist ein Tyrosin-Defizit möglich.
Was kann bei Tyrosin-Mangel passieren?
Eine solche Unterversorgung bewirkt im Wesentlichen eine Verminderung der Stoffwechselrate. L-Tyrosin gehört nämlich zu den Vorläufern verschiedener Neurotransmitter. Dazu gehört auch Dopamin. Kann dieser Stoff nicht in ausreichenden Mengen produziert werden, sind Stimmungseintrübungen und manchmal sogar Depressionen zu befürchten. Weitere Neurotransmitter, die auf Tyrosin beruhen sind Adrenalin und Noradrenalin. Ein Mangel hier zeichnet sich durch Abgeschlagenheit und Erschöpfungssyndrome aus.
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Wichtig für die Schilddrüse
Weiterhin entstehen aus Tyrosin auch Melanine. Dies sind Farbpigmente, deren Mangel sich auf die Haut, die Haare sowie die Augen auswirken kann. Darüber hinaus ist Tyrosin für eine gesunde Schilddrüsen-Funktion mitverantwortlich, da es unter anderem auch zu den Bausteinen der Schilddrüsen-Hormone und Stoffwechselstimuli Thyroxin und Trijodthyronin gehört. Das Fehlen dieser Stoffe kann eine Gewichtszunahme zur Folge haben aber auch Müdigkeitserscheinungen.
Wirkung von Tyrosin als Nahrungsergänzung
Gut belegt ist die Wirkung von L-Tyrosin auf die geistige Leistungsfähigkeit unter Stressbedingungen. Dies ist vor allem zahlreichen Forschungen der US Armee beziehungsweise der NASA zu verdanken. Gerade in diesen Bereichen ist es äußerst wichtig, ja, lebensrettend auch unter ungünstigen Bedingungen einen klaren Kopf zu behalten. Bereits 1989 wurden daher die ersten Untersuchungen durch das US-amerikanische Armee-Forschungsinstitut für Umweltmedizin in diesem Zusammenhang mit Tyrosin durchgeführt.
Folgen der Kälte auf das Gehirn werden reduziert
Insgesamt 23 junge Armee-Angehörige nahmen an der Studie teil. Sie bekamen entweder 50 Milligramm Tyrosin pro Kilogramm Körpergewicht oder ein Placebo. Daraufhin hatten die Soldaten in drei unterschiedlichen Umweltszenarien verschiedene Aufgaben zu verrichten. Die Anforderungen fanden bei angenehmen 22 Grad Celsius in 550 Meter Höhe oder 15 Grad Celsius in 4.200 Meter beziehungsweise 4.700 Meter Höhe statt. Eine knappe dreiviertel Stunde nach Beginn der Belastung wurde ein weiteres Mal Tyrosin oder das Placebo verabreicht. Viereinhalb Stunden später stellte sich heraus, dass mit Tyrosin alle Symptome geistiger Erschöpfung deutlich niedriger ausfielen als ohne. Zudem waren die Soldaten aus der Tyrosin-Gruppe bei den nachfolgenden Mathematik- und Navigations-Tests erheblich erfolgreicher als diejenigen, die das Placebo eingenommen hatten.1
In den folgenden Jahren wurden weitere Untersuchungen allerdings mit höheren Dosierungen zum Einfluss von Tyrosin bei Kältebelastungen durchgeführt.2 Alle diese Studien beruhen dabei darauf, dass Kälte die Gedächtnisleistung reduziert, Stresssymptome erhöht sowie zu einer vermehrten Anzahl von Fehlleistungen des Gedächtnisses und verminderten Reaktionsfähigkeit führt. Im Ergebnis konnten die Forscher bisher jedesmal feststellen, dass die Einnahme von zwischen 150 Milligramm und 300 Milligramm Tyrosin pro Kg Körpergewicht diese negativen Begleiterscheinungen der Kälte signifikant reduzieren kann.
Bei Schlafentzug bessere Gedächtnis-, Wahrnehmungs-, Reaktions- und Konzentrationsfähigkeiten
Ähnliche Resultate traten in Studien auf, bei denen die geistige Leistungsfähigkeit von Teilnehmern unter Bedingungen des Schlafentzuges erforscht wurde.3 In einer weiteren Armee-gestützten Untersuchung aus dem Jahre 2003 teilten Wissenschaftler junge, gesunde Männer in vier Gruppen auf. Die Probanden der ersten Gruppe erhielten je Kilogramm Körpergewicht 150 Milligramm Tyrosin. In zwei weiteren Gruppen wurden jeweils sehr umstrittene Substanzen eingesetzt. Dies waren die in Deutschland nicht mehr zugelassene Psychostimulans Phentermin und mit Coffein gestreckte Amphetamine, die in Deutschland teilweise als “Speed” bekannt sind und unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Die Teilnehmer der vierten Gruppe nahmen ein Placebo ein. Alle Mittel wurden am Nachmittag des ersten Tages eingenommen. Die darauf folgende Nacht verbrachten die jungen Männer schlaflos. Am folgenden Tag wurden umfangreiche Gedächtnis-, Wahrnehmungs-, Reaktions- und Mathematik-Tests durchgeführt und analysiert.
Im Vergleich zur Placebo-Gruppe waren alle anderen Teilnehmer deutlich erfolgreicher. Die Tyrosin-Einnahme erwies sich dabei als ähnlich wirksam wie die Zufuhr der beiden umstrittenen Mittel. Diese Ergebnisse bestätigen eine frühere Studie, die unter der Leitung von NASA-Medizinern stattfand, und ebenfalls die Verbesserung der Aufmerksamkeit sowie psychomorischer Fähigkeiten nach längeren Perioden des Schlafentzuges feststellte.4
Milderung von belastungs- oder stressinduzierte Blutdrucksteigerungen
Zwei niederländische Studien der Freien Universität von Amsterdam beschäftigten sich neben der Förderung kognitiver Leistungsfähigkeit durch Tyrosin auch mit dem Einfluss der Aminosäure auf den Blutdruck.5 In der ersten Untersuchung bekamen 15 gesunde Teilnehmer am ersten Tag 100 Milligramm Tyrosin pro Kilogramm Körpergewicht und am zweiten Tag wurde ihnen ein Placebo verabreicht. Die Wissenschaftler stellten dabei fest, dass die Probanden mit Tyrosin etwa eine Stunde nach der Einnahme Stresstests deutlich besser absolvierten als am Folgetag mit dem Placebo. Zudem fanden sie heraus, dass 15 Minuten nach der Einnahme von Tyrosin der diastolische Blutdruck abgesenkt wurde, sich aber nach rund einer Stunde wieder normalisierte.
In einer weiteren Studie vergaben die Amsterdamer an 21 Kadetten während eines anspruchsvollen Ausbildungsprogramms eine Tagesdosis von 10 Gramm Tyrosin oder ein Placebo.6 Nach sechs Tagen wurden die Offiziersanwärter zur See umfangreichen Tests unterzogen, die neben Gedächtnis- und Reaktionstests auch Messungen des Blutdrucks sowie des Noradrenalin-Spiegels umfassten. Zuzüglich zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit fiel hier den Forschern die Verminderung des systolischen Blutdrucks auf.
Tyrosin statt gefährlicher Mittel
Viele Menschen, die erhöhten psychischen Belastungen ausgesetzt sind, greifen häufig zu Mitteln mit erheblichen Nebenwirkungen. Teils sind die Mittel illegal und machen süchtig, zu denen gegriffen wird, um besonderen Anforderungen standzuhalten. Dies betrifft nicht nur Angehörige des Militärs sondern beispielsweise auch Examenskandidaten, Manager oder Mitarbeiter im Gesundheitswesen. Die vorliegenden Studien zeigen, dass Tyrosin, was die geistige Leistungsfähigkeit unter widrigen Bedingungen angeht, eine ähnliche Wirkung haben könnte.
Ãœberdosierungen und Nebenwirkungen
L-Tyrosin beinhaltet als Aminosäure und damit als natürlicher Lebensmittelbestandteil längst nicht das Gefahrenpotential, welches anderen, zumeist synthetischen Mitteln anhaftet. Eine Abhängigkeit ist nicht zu befürchten und Tagesdosierungen bis 150 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht über einen maximalen Zeitraum von drei Monaten gelten als sicher.Dies entspricht einer Tagesmenge von etwa 10.000 mg für einen Menschen mit 70 Kg Körpergewicht.
Dennoch kann es bei höheren Dosierungen sowie in seltenen Einzelfällen zu Nebenwirkungen kommen. Diese können Schlaflosigkeit, Unruhe, Angstgefühle, Herzrasen oder auch Kopfschmerzen beinhalten. Auch Hautausschläge, Sodbrennen oder Magenverstimmungen können auftreten. Es handelt sich aber immer um relativ milde Nebenerscheinungen, bei deren Eintreten dennoch Tyrosin abgesetzt und ein Arzt befragt werden sollte.
Wechselwirkungen
Bei Einnahme der Aminosäure Levodopa, die zum Beispiel gegen Parkinson eingesetzt wird, sollte Tyrosin nicht verwendet werden. Das hängt damit zusammen, dass Levodopa aus Tyrosin gebildet wird. Auch bei der Zufuhr von Antidepressiva sollte auf Tyrosin, das ja ebenfalls die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, verzichtet werden, um die Wirkung der Medikamente nicht zu beeinflussen. Schließlich wird Tyrosin zudem während der Schwangerschaft nicht empfohlen.
In jedem Falle sollten Sie bei gleichzeitiger Medikamenteneinnahme Ihren Arzt oder Apotheker von der Einnahme von Tyrosin, aber grundsätzlich auch von der Einnahme anderer Nahrungsergänzungen informieren.
Studien und Quellen:
- Banderet, L. E., et al., “Treatment with tyrosine, a neurotransmitter precursor, reduces environmental stress in humans”, Brain Res Bull. 1989 Apr;22(4), S. 759 – 62. ↩
- Shurtleff, D., et al., “Tyrosine reverses a cold-induced working memory deficit in humans”, Pharmacology Biochemistry and Behavior, Volume 47, Issue 4, April 1994, S. 935 – 94. Ebenso: Mahoney, C. R., “Tyrosine supplementation mitigates working memory decrements during cold exposure”, Physiology & Behavior Volume 92, Issue 4, 23 November 2007, S. 575 – 582. Ebenso: O’Brien, C., “Dietary tyrosine benefits cognitive and psychomotor performance during body cooling”, Physiol Behav. 2007 Feb 28;90(2-3), S. 301 – 07. ↩
- Magill, R. A., et al., “Effects of Tyrosine, Phentermine, Caffeine d-amphetamine, and Placebo on Cognitive and Motor Performance Deficits During Sleep Deprivation”, Prev Next, Volume 6 Issue 4 (01 January 2003), S. 237 – 246. ↩
- Neri, D. F., et al., “The effects of tyrosine on cognitive performance during extended wakefulness”, Aviation, Space, and Environmental Medicine, Vol 66(4), Apr 1995, S. 313 – 319. ↩
- Deijen, J. B., et al., “Effect of tyrosine on cognitive function and blood pressure under stress”, Brain Research Bulletin, Volume 33, Issue 3, 1994, S. 319 – 323. ↩
- Deijen, J. B., et al., “Tyrosine improves cognitive performance and reduces blood pressure in cadets after one week of a combat training course”, Brain Research Bulletin Volume 48, Issue 2, 15 January 1999, S. 203 – 209. ↩