Aminosäuren sind die einzelnen Bestandteile von Proteinen (proteinogene Aminosäuren). Nach Wasser sind Proteine und damit deren Einzelbausteine Aminosäuren der am zweitmeisten enthaltene Stoff im Körper des Menschen.
Aminosäuren sind Bausteine von Muskulatur, Sehnen und Bändern, Haut und Haaren. Und sie sind Bausteine des Immunsystems und Grundsubstanz für Enzyme und Hormone. Als Bluteiweißkörper erfüllen Aminosäuren verschiedene Transportfunktionen. Sie sind Teile der Membrane, schützen die Nervenbahnen und sind Träger von Erbinformationen .
Bekannt sind Aminosäuren aus dem Kraftsport, um den Aufbau von Muskelmasse zu unterstützen. Hier sind es im Speziellen BCAA (verzweigtkettige Aminosäuren), L-Arginin und Kreatin, auf die die meisten Bodybuilder als Nahrungsergänzung schwören. Weitgehend unbekannt ist, dass die Ernährungsmedizin mehr und mehr Stoffwechselvorgänge identifiziert, die durch die gezielte Einnahme von Aminosäuren in Reinform unterstützt werden können. Beispiele dafür sind Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) oder Haarausfall.
Chemisch enthalten Aminosäuren und Proteine:
Kohlenstoff (C)
Wasserstoff (H)
Sauerstoff (O) und
Stickstoff (N).
Im Unterschied dazu enthalten die beiden anderen Energieträger Kohlenhydrate und Fette keinen Stickstoff (N).
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Cystein gegen Haarausfall
Zwei Studien zeigen: die Kombination der Aminosäure Cystein mit Hirsesamenextrakt stimulieren das Haarwachstum!
Aminosäuren haben, bis auf Glycin, eine chirale Struktur, d.h. ihre Struktur ist in sich gedreht. Für den Menschen verwertbar sind nur die linksdrehenden Aminosäuren, die L-Form (z.B. L-Arginin). Die rechtsdrehende Form (D-x) ist entweder nicht verwertbar oder sogar schädlich. So im Falle von Carnitin: rechtsdrehendes D-Carnitin hat toxische Wirkungen. Daher sollte man auf hohe Reinheit des L-Carnitin achten, vorzugsweise auf Carnipure® Qualität achten.[/dt_toggle]
Peptide und Proteine
Je nach Länge bezeichnet man die gebildeten Aminosäureketten als Peptid oder Protein (Eiweiß), wobei Peptide aus bis zu 100 einzelnen Aminosäuren bestehen können.
Eines der bekanntesten Peptide ist das Tripeptid Glutathion, bestehend aus Glutaminsäure, Cystein und Glycin. Glutathion ist eines der wirksamsten Antioxidantien.
Mit der Nahrung werden dem Körper Proteine zugeführt. Die Proteine werden im Verdauungstrakt in Aminosäuren zerlegt und schließlich in der Leber weiterverarbeitet.
Proteinogene Aminosäuren
Es gibt weit ĂĽber 100 Aminosäuren, die im menschlichen Stoffwechsel eine Rolle spielen. Von besonderer Wichtigkeit sind dabei vor allem die 20 proteinogenen Aminosäuren, auch alpha-Aminosäuren genannt. “Proteinogen” bedeutet, dass sie gewebebildend sind. Daneben funktionieren sie ebenfalls als Bestandteile von Enzymen und Neurotransmittern. Bis auf wenige Ausnahmen setzen sich alle EiweiĂźe (ungefähr 100.000 verschiedenen Proteine) im menschlichen Organismus aus diesen Aminosäuren zusammen.
Taurin und Ornithin sind Beispiele für wichtige Aminosäuren, die zwar nicht proteinogen sind, aber dennoch relativ bekannt und wichtig im Stoffwechsel.
Weitere Aufteilungen von Aminosäuren erfolgen vor allem nach ihren chemischen Eigenschaften:
nach ihrem ph-Wert in saure und basische Aminosäuren,
nach ihrem Schwefelgehalt in schwefelhaltige Aminosäuren (vor allem Cystein und Methionin) und nicht schwefelhaltige Aminosäuren,
nach ihrer Wasserlöslichkeit in hydrophile und hydrophobe Aminosäuren,[
nach ihrer Verwertbarkeit in Energieträger: glukoplastische Aminosäuren können in Kohlenhydrate verwandelt werden, ketoplastische Aminosäuren nicht.
Essentielle Aminosäuren und nicht essentielle Aminosäuren
Die 20 proteinogenen Aminosäuren unterscheidet man manchmal in essentiell und nicht-essentiell. “Essentiell” bedeutet, dass der Körper die Aminosäure nicht aus anderen Stoffen selber herstellen kann und damit auf jeden Fall auf regelmäßige Einnahme ĂĽber die Ernährung angewiesen ist. Man nennt sie daher essentiell, also “unentbehrlich”.
Semi-essentielle und nicht-essentielle Aminosäuren kann der Körper selber herstellen, benötigt dazu aber wiederum andere Aminosäuren und zusätzlich Vitamine und Spurenelemente. Fehlt einer der Bausteine zur Bildung der nicht-essentiellen Aminosäure, so kann die körpereigene Synthese nicht erfolgen. Daher sollten auch die nicht essentiellen Aminosäuren regelmäßig Teil der Ernährung sein und daher haben auch nicht-essentielle Aminosäuren genauso ihren Platz in der medizinischen Anwendung.
An semi-essentiellen Aminosäuren gibt es zwei: Arginin und Histidin. Cystein und Tyrosin werden in seltenen Fällen dazu gezählt.
Nicht essentielle, proteinogene Aminosäuren gibt es 10: Alanin, Asparagin, Asparaginsäure, Cystein, Glutamin, Glutaminsäure, Glycin, Prolin, Serin, und Tyrosin.
L-Arginin ist wichtig für Gefäßsteuerung, Zuckerstoffwechsel und Immunsystem, empfohlen bei:
Erektionsstörungen (bevorzugt in Kombination mit Pinienrindenextrakt, auch B-Vitaminen)
Förderung des Immunsystems und bei Gefäßstörungen (Arteriosklerose), auch wichtig: Folsäure / B6 / B12.
Spermienproduktion / Fruchtbarkeit von Männern (wichtig sind auch Antioxidantien)
Diabetes / Regulierung des Blutzuckerspiegels (auch hilfreich: L-Carnitin).
Cystein ist eine schwefelhaltige Aminosäure und notwendiger Baustein von Haaren und Nägeln.
Cystein fördert das Haarwachstum (gegen Haarausfall) und kann Nägel stärken.
Bei Arthrose ist die Einnahme von Cystein empfehlenswert, denn der Knorpel benötigt zum Aufbau schwefelhaltige Aminosäuren wie Cystein und Methionin.
Methionin ist eine weitere sehr schwefelhaltige Aminosäure und ebenfalls für das Wachstum von Haaren und Nägeln notwendig.
Methionin kann wie Cystein gegen Haarausfall wirken und das Haar und die Nägel kräftigen.
Ebenso sind schwefelhaltige Aminosäuren Methionin und Glycin bei Arthrose wichtig, denn sie sind elementarer Bestandteil der Bildung des Knorpelgewebes.
L-Glutamin ist die mengenmäßig wichtigste Aminosäure und wichtig für: Energiezufuhr / Stoffwechsel der Muskulatur Förderung des Immunsystems.
L-Tryptophan ist vor allem als Vorläufer des Serotonin bekannt und wird angewendet bei:
Depressionen
Schlaflosigkeit.
Tryptophan ist in Deutschland nur als verschreibungspflichtiges Medikament, nicht als Nahrungsergänzung erhältlich (bzw. wenn erhältlich, so könnte das rechtlich fragwürdig sein).
BCAA ist die Abkürzung für “Branched Chained Amino Acids”, also verzweigtkettige Aminosäuren. Diese Gruppe besteht aus Valin, Leucin und Isoleucin. Sie sind wichtiger Energieträger und wesentliche Bestandteil der Muskeln.
Für guten Muskelaufbau während des Krafttrainings oder Sport sind verzweigtkettige Aminosäuren (BCAA) ebenso wie Kreatin empfehlenswert.
Aminosäuren in der Ernährungsmedizin
Aminosäuren werden erst seit den 1970er Jahren zunehmend ernährungsmedizinisch erforscht. Seit den 1980er Jahren werden Anwendungen im Sportbereich (Ausdauersport, Kraftsport) untersucht. Vor allem seit den 1990er Jahren werden verschiedene Anwendungen bekannt, bei denen man ĂĽber die gezielte Einnahme von Aminosäuren Stoffwechselvorgänge unterstĂĽtzen kann. Die Forschungsergebnisse sind vielversprechend, und so heisst es im Vorwort des “Handbuch Protein und Aminosäuren”1:
Insbesondere in den USA werden freie Aminosäuren längst zur besseren Bewältigung von Alltagssituationen in Beruf und Freizeit eingesetzt. Diese Entwicklung wird auch gegen den Widerstand gewisser Kreise der Pharmaindustrie langfristig in Deutschland nicht aufhaltbar sein.
Arteriosklerose wird im Volksmund auch “Gefäßverkalkung” genannt. Auf den Gefäßinnenwänden lagern sich im Alter und besonders unter dem Einfluss ungesunder Ernährung (u.a. gesättigte Fettsäuren, Nikotin, Cholesterin) Stoffe (Plaque) ab. Der Plaque macht die Gefäße zunehmend unflexibel und dünn, bis sie verschliessen. Der Blutdruck steigt, Organe werden nicht mehr ausreichen mit Blut und Nährstoffen versorgt.
L-Arginin kann über die verbesserte Bereitstellung des Stickoxids die Flexibilität der Gefäße verbessern und den Blutdruck helfen zu regulieren.
Homocystein, ein Abbauprodukt des Stoffwechsels, bildet ebenfalls Plaque auf den Gefäßinnenwänden. Für den Abbau von Homocystein sind die B-Vitamine Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 notwendig. Betain wirkt ebenfalls senkend auf den Homocysteinspiegel.
Erektionsstörungen (der Urologe sagt “erektile Dysfunktion”) haben meist ihren Ursprung in Gefäßstörungen. L-Arginin ist Vorläufer des gefäßsteuernden MolekĂĽls NO (Stickoxid).
Eine erhöhte Verfügbarkeit von NO kann die Durchblutung insbesonderer feiner Gewebsstrukturen wie die des männlichen Penis fördern.
Die Kombination mit Pinienrindenextrakt scheint besonders gut wirksam zu sein. Erfahren Sie hier mehr.
Bluthochdruck (Hypertonie) hängt meist mit unflexiblen Gefäßen und beginnender Arteriosklerose zusammen. L-Arginin hat eine leicht blutdrucksenkende Wirkung.
Empfehlenswert ist – wie bei Arteriosklerose und erektiler Dysfunktion auch – die Umstellung der Ernährung auf viel GemĂĽse und wenig fettes Fleisch, viel Bewegung und Gewichtsmanagement (Abnehmen, Ziel BMI unter 30). Folsäure, Vitamin B6 und B12 genauso wie Betain können zusätzlich dazu beitragen, gefäßschädigendes Homocystein abzubauen.
Die schwefelhaltigen Aminosäuren L-Cystein und L-Methionin sind zentral an der Bildung von Haarkeratin beteiligt. Kombinationspräparate von Cystein, Biotin und Hirseextrakt haben ihre Wirksamkeit in verschiedenen Studien nachgewiesen. Mehr dazu hier.
Schlaflosigkeit und Depressionen können durch die Einnahme von L-Tryptophan behandelt werden. Es führt zur erhöhten Bildung von Serotonin und damit zur Beruhigung des Organismus. Die Schlafbereitschaft kann mit etwa 500 mg bis 1000 mg L-Tryptophan zusammen mit Vitamin B6 und Magnesium gefördert werden.
In der Intensiv-Medizin kommen Aminosäuren auch bei der künstlichen Ernährung zum Einsatz, wo spezielle Infusionslösungen verwendet werden. Des Weiteren dienen sie als Puffer oder Salzbildner bzw. Stabilisatoren bei einigen Lebererkrankungen.
Leucin ist eine verzweigtkettige Aminosäure (BCAA) und wird besonders gern von Bodybuildern in der Muskelaufbauphase genommen. Was für Kraftsportler gut ist, ist auch für ältere Menschen hilfreich: Leucin hat sich in mehreren Untersuchungen als den Muskelabbau bremsend erwiesen.
Ältere Menschen mit wenig Bewegung, insbesondere nach Operationen, sollten deshalb Leucin ergänzend einnehmen.
Aminosäuren im Sport
Sport
Sportliche Leistungen, Ausdauer, die Regenerationsfähigkeit und die Verletzungsanfälligkeit sind abhängig von der Ernährung. Diese Erkenntnis aus Leistungssport und vielen Untersuchungen ist auch ambitionierten Breitensportlern bewusst.
Aminosäuren spielen als Energielieferant und Baustoff der Muskeln und Gewebe wie Sehnen und Gelenken eine besondere Rolle.
Im Kraftsport stehen vor allem die Energieträger BCAA (verzweigtkettige Aminosäuren), also Leucin, Isoleucin und Valin, und das L-Arginin im Vordergrund des Interesses. BCAA versorgen die Muskeln mit Energie und reduzieren den Abbau von Muskelgewebe während des Trainings. Gleichzeitig fördern sie den Muskelaufbau nach dem Krafttraining.
L-Arginin sorgt fĂĽr eine verbesserte Durchblutung (den “Pump”). Dem L-Arginin zugesprochene anabole Wirkungen (das Muskelwachstum stimulierend) sind bei den ĂĽblichen Dosierungen nicht nachweisbar.
Im Ausdauersport geht es neben der Energiebereitstellung vor allem um die Regenerationsfähigkeit.
Ausdauersportler achten daher – neben den Energieträgern BCAA und Kreatin – auf eine gute Versorgung mit L-Carnitin. Carnitin hat in verschiedenen Studien dazu gefĂĽhrt, dass sich die Erholungsphase der Muskulatur entscheidend verkĂĽrzen kann.
Die 20 proteinogenen Aminosäuren im Überblick
Die 20 proteinogenen Aminosäuren und ihre wesentlichen Eigenschaften im Stoffwechsel sind:
Aminosäure
AbkĂĽrzung
Wichtigste Funktionen
L-Alanin
Ala
fördert Muskelaufbau, Immunsystem, Nierenfunktion, fördert Gesundheit der Prostata
L-Arginin
Arg
Reguliert Durchblutung (=> bei Arteriosklerose und erektiler Dysfunktion), Immunsystem, Baustein des Spermas, verbessert Insulinsensitivität, hochdosiert (>7g je Tag) fördert es auch die Ausschüttung von Wachstumshormonen.
L-Asparagin
Asn
Energiestoffwechsel
Asparaginsäure
Asp
Energiestoffwechsel, Neurotransmitter, Ausgangsstoff fĂĽr industrielle Fertigung von Aspartam (SĂĽĂźstoff)
L-Cystein
Cys
Haut, Haare, Nägel, Gelenkknorpel. Gemeinsam mit Hirse und Pantothensäure wirksam gg. Haarausfall.
Herpes-Prophylaxe, Wirkbeschleuniger von Medikamenten, Verbesserung der Insulinsensitivität
L-Methionin
Meth
schwefelhaltige essentielle Aminosäure, kann zu Cystein umgewandelt werden, optimiert Immunsystem, Schwefellieferant für Haare, Nägel, Knorpel.
L-Phenylalanin
Phe
Prolin
Pro
Wird zur Bildung der Kollagenstruktur und der Hautbildung benötigt. Relativ wenig erforscht.
Serin
Ser
proteinogen, nicht ezzenziell, spielt bei Vielzahl von Enzymaktivitäten eine Rolle, relativ wenig erforscht.
L-Threonin
Thr
essentielle proteinogene Aminosäure. Vor allem in Fleisch, Lachs und Nüssen enthalten. Bestandteil künstlicher Ernährung. Erhöht Biowertigkeit pflanzlicher Aminosäuren.
L-Tryptophan
Trp
Stimmungsaufhellend, wird im Körper zu Melatoning und Serotonin umgewandelt. Wirkt so auch beruhigend auf Nerven. Arzneimittel in Deutschland.
L-Tyrosin
Tyr
nichtessentielle proteinogene Aminosäure, die vor allem in Fleisch aber auch Kürbiskernen, Nüssen und Fisch vorkommt. Vorläufer von Dopamin und Norephidrin, Einfluss auf Stimmung eher gering.
L-Valin
Val
Ist eine verzweigtkettige Aminosäure (BCAA): Energieträger, Aufbau Muskelmasse
20 proteinogene Aminosäuren (sog. kanonische Aminosäuren), wobei es weitere proteinogene Aminosäuren wie z.B. Selenocystein gibt.
Aminosäuren in der Kosmetik
Aminosäuren werden neben Vitaminen bewusst in kosmetischen Produkten wie Shampoos und Hautpflegeartikeln eingesetzt werden, um ihre natürliche Funktion der Haut- und Haarpflege nutzbar zu machen. Dazu muss allerdings die Aminosäure durch die Haut dringen. Zu welchem Grad dies tatsächlich geschieht, ist noch unklar.
Selbst eine Dauerwelle ist nur auf Basis von cysteinhaltigen Mitteln möglich, da das Keratingerüst der Haare aufgebrochen und anschließend leicht formbar gemacht werden muss, was mit Hilfe von Derivaten dieser Aminosäure geschieht.
Arndt, K., Albers, T., “Handbuch Protein und Aminosäuren”; 2. Aufl. 2004, S. xviii ↩