Osteoporose – wenn den Knochen die Mineralstoffe verloren gehen. Die stille Volkskrankheit betrifft über 5 Millionen Menschen – dabei ist Vorbeugung mit gesunder Ernährung so leicht!

Die Knochen gehören zum lebendigen Organismus wie alle anderen Teile des Körpers. Sie sind in gleicher Weise dem Wachstumsprozess sowie ständigem Abbau und steter Erneuerung unterworfen. Mit steigendem Alter allerdings hinkt die Erneuerung des Knochengewebes mit zunehmender Intensität seinem Abbau hinterher. Unterm Strich bleibt ein Schwund der Knochendichte übrig. Das führt bei mehr als einem Viertel der über 50jährigen dazu, dass ein krankhafter Knochenschwund, eine Osteoporose diagnostiziert wird.

Äußerst heimtückisch wird die Osteoporose dadurch, dass sie im Unterschied zu den Gelenkerkrankungen Arthrose und Arthritis sehr lange Zeit unauffällig und schmerzfrei verläuft. Es wird daher auch von einer stillen Erkrankung gesprochen.

Die beste Therapie gegen Osteoporose ist die Vorbeugung. Besonders Vitamin D, Vitamin K, Magnesium und Kalzium stehen im Mittelpunkt der knochengesunden Ernährung. Aber auch Zink und Aminosäuren schützen und stimulieren die Osteoblasten, die knochenerhaltenden Zellen.

Osteoporose

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Osteoporose Diagnose – primäre und sekundäre Osteoporose

In der Regel wird die Osteoporose erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt. Die Knochen sind dann bereits schwach und brüchig geworden, so das relativ leichte Stöße ausreichen, um zu Frakturen zu führen. Am häufigsten treten diese am Wirbelkörper auf, was den Rücken mehr und mehr verkrümmt und zu einer gebeugten Körperhaltung führt. Am zweithäufigsten kommt es zu Brüchen am Oberschenkel in der Nähe der Hüftgelenke.

Auf die sekundäre Osteoporose entfallen nur fünf Prozent der Erkrankungen. Sekundär wird sie genannt, da sie nicht isoliert sondern als Begleiterscheinung einer anderen Erkrankung oder als Resultat von Medikamenteneinnahme auftritt. In 95 Prozent der Fälle liegt jedoch eine primäre Osteoporose vor, bei der der Knochenschwund ein eigenständiges Krankheitsbild darstellt.

Osteoporose Häufigkeit

Die Häufigkeit von Osteoporose steigt seit Jahrzehnten an. Als Gründe werden eine allgemein steigende Lebenserwartung und Ernährungsdefizite genannt. Konkrete Auslöser einer Mangelernährung können auch Magen-Darm-Erkrankungen, Erkrankungen der Nieren oder die dauerhafte Einnahme von Medikamenten wie Kortison sein.

Gesichert ist, dass in Deutschland mindestens 6,3 Millionen Menschen an Osteoporose erkrankt sind. Andere Schätzungen belaufen sich auf acht Millionen Deutsche. Bei mehr als 25% der Menschen über 50 Jahren wird Osteoporose festgestellt. Aber die Dunkelziffer ist hoch, denn viele Fälle von Knochenschwund werden lange nicht erkannt – erst mit den ersten Knochenbrüchen wird der Schwund ersichtlich. Osteoporose verursacht jährlich 5,4 Mrd. Euro an Kosten für das Gesundheitssystem und ist eine der teuren Volkskrankheiten. 1

Nach Angaben des statistischen Bundesamtes werden allein 160.000 Hüftfrakturen pro Jahr behandelt. Ein großer Anteil dürfte laut Aussagen von Fachleuten auf das Konto von Osteoporose gehen.

Frauen öfter betroffen, aber auch Männer leiden an Osteoporose

Zu gut 80 Prozent sind übrigens Frauen nach der Menopause betroffen. Das liegt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit daran, dass der Abfall des Östrogenspiegels ab den Wechseljahren einhergeht mit einer sich verringenden Kalziumeinlagerung in den Knochen. Die bereits zuvor eingesetzte Abnahme der Knochendichte entwickelt sich so zu einer postmenopausalen oder Typ-I-Osteoporose.

Bei rund 30 Prozent aller postmenopausalen Frauen wird diese Diagnose gestellt. Sehr viel seltener sowie in einem durchschnittlich etwas höheren Lebensalter als bei Frauen führt der Rückgang von Knochengewebe bei Männern zu einem krankhaften Knochenschwund. Hier trifft es etwa eine von sechs männlichen Personen. Dies wird dann senile beziehungsweise Typ-II-Osteoporose genannt, in die auch die Typ-I-Osteoporose bei Frauen übergeht. Noch seltener ist die Idiopathische juvenile Osteoporose, an der Kinder und Jugendliche in der Regel vor der Pubertät leiden.

Vitamine und Mineralstoffe für gesunde Knochen

Weit verbreitet ist der Mangel an Vitamin D. Vitamin D ist aber notwendig, um Kalzium und Magnesium zu verstoffwechseln und in die Knochen einbauen. Vitamin-D-Mangel ist daher ein weit verbreiteter Auslöser von Osteoporose. Die Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels ist daher ein Teil der Untersuchungen bei Verdacht auf Osteoporose.

Gemeinsam mit Vitamin D sind Kalzium und Magnesium die “Klassiker” der Osteoporosebehandlung bzw. -vorbeugung. Allerdings sind weitere Cofaktoren wichtig, um den Erhalt der Knochenstruktur zu optimieren:

Mikronährstoffe bei Osteoporose

MikronährstoffDosierung (minimum)Hinweise
Vitamin D20 mgHäufiger Mangel, wichtig für Kalzium-Stoffwechsel
Vitamin K80 µgAufbau von Osteocalcin
Vitamin C500 mgwichtig für Kollagenbildung
Vitamin B KomplexVor allem Vitamin B6, reduziert Homocysteinspiegel
Kalzium1.000 mg - 1.500 mgAls Kalziumcitrat
Magnesium400 mgAls Magnesiumcitrat
Zink10 mgerhöht Knochenasse und stimuliert Osteoblasten-Aktivität
Kupfer1 mgfördert die Knochenelastizität
L-Arginin und L-Lysin500 mgVerbesserung der Kollagenstruktur und Querfasern
Empfehlungen nach Uwe Gröber "Mikronährstoffe, Metabolic Tuning - Ernährung - Therapie" und Burgersteins Handbuch Nährstoffe

Kalzium – Mineralstoff für Knochenaufbau

Entmineralisierung und Kalziumverlust der Knochen deuten darauf hin, dass es dem Organismus an diesem Mineralstoff mangelt. Eine kalziumreiche Ernährung oder die Einnahme von Kalzium Nahrungsergänzungen scheint also die naheliegendste Maßnahme zur Vorbeugung wie zur Behandlung einer Osteoporose zu sein.

Viele insbesondere menopausale Frauen wählen daher den Weg, über preisgünstige Kalzium-Brausetabletten ihrem Körper das zu geben, was er vermeintlich braucht. Forschungen zeigen, dass damit erhebliche Risiken verbunden sein können. So hat eine US-weite Kooperation von Wissenschaftlern herausgefunden, dass durch die Einnahme von Kalzium-Nahrungsergänzungsmitteln generell das Herzverkalkungs-Risiko um 22 Prozent zunimmt. Ab täglich 1.400 Milligramm konnte sogar eine erhöhte Sterblichkeitsrate festgestellt werden.

Wohlgemerkt: Dies gilt nur für die hochdosierte Kalziumzufuhr über Ergänzungen. Bei der Aufnahme des Mineralstoffs aus der normalen Ernährung hat die US-Studie gegenteiliges herausgefunden. Hier wird das Herzverkalkungs-Risiko nämlich ab knapp 1.500 Milligramm Kalzium täglich um rund 27 Prozent verringert (1).

Kalzium Verwertung

Was so verwirrend klingt – Kalzium als Ergänzung: erhöhtes Herzrisiko; Kalzium aus der Nahrung: vermindertes Herzrisiko – könnte eine einleuchtende Erklärung haben. Es sind nämlich einige Voraussetzungen zu erfüllen, damit der Organismus Kalzium sinnvoll verwerten kann.

Manche Experten gehen sogar so weit zu sagen, dass der Kalziumabbau in den Knochen zu erhöhten Kalziumkonzentrationen in den Arterien führt. Wird dann auch noch reines Kalzium über Ergänzungen hinzugefügt, kann das Ergebnis nur in einer Verkalkung der Gefäße bestehen. Im Umkehrschluss könnte man nun annehmen, dass Kalzium aus der Nahrung aufgenommen den Organismus gemeinsam mit anderen Inhaltsstoffen erreicht, die seine Bioverfügbarkeit erst ermöglichen.

Kalzium und gesunde Knochen

Das allerdings ist möglicherweise zu kurz gedacht, da der Knochenstoffwechsel nach aktuellen Untersuchungen zu den kompliziertesten Stoffwechselvorgängen im Körper gehört. Dennoch: Gegen Osteoporose sind neben Kalzium mindestens Vitamin D, Vitamin K, und Magnesium ebenfalls unentbehrlich.

Vitamin D macht Kalzium verfügbar und ist oft Mangelvitamin

Vitamin D beispielsweise sorgt dafür, dass Kalzium vom Darm aus in die Versorgungswege des Organismus also die Blutbahnen gelangen kann. Noch wichtiger vielleicht ist, dass Vitamin D den Eingang von Kalzium in die Knochensubstanz ermöglicht. Funktioniert dies nicht, kann es zu einer sogenannten Osteomalazie kommen – einer Erweichung der Knochen bei beschleunigter Knochengewebe-Alterung.

In diesem Zusammenhang hat ein deutsch-amerikanisches Wissenschaftlerteam herausgefunden, das es eben dieser intensivierte Alterungsprozess ist, der die Brüchigkeit der Knochen fördert (2). Auch aus diesem Grunde ist es für menopausale Frauen sowie allgemein für Personen im fortgeschrittenen Alter besonders wichtig, den Vitamin-D-Spiegel im Auge zu behalten, zumal bei ihnen die Vitamin-D-Synthese zunehmend an Effektivität verliert. Empfohlen ist dabei eine Konzentration der Speichervariante des Vitamins, 25(OH)-D3, von mindestens 80 Nanomol je Liter Serum.

Höchstens 30 Prozent der Menschen in Deutschland und Mitteleuropa erreichen solche Werte – und im Winter sind es nochmals deutlich weniger.

Vitamin D

Vitamin K hilft, Kalzium in den Knochen zu binden

Weniger beachtet, aber nicht minder wichtig ist auch Vitamin K für die Knochengesundheit. Es ist ebenso wie das recht ähnlich aufgebaute Vitamin D entscheidend an der Bildung und Regulierung des Knochen-Peptidhormons Osteocalcin, das unter anderem für die Bindung von Kalzium zuständig ist, beteiligt.

US-amerikanische Wissenschaftler haben hier in einer Studie mit über 70.000 Frauen im Alter von 38 bis 63 Jahren herausgefunden, dass bei einer Zufuhr von täglich weniger als 109 Mikrogramm Vitamin K Knochenbruch-Risiken im Bereich der Hüfte ansteigen (3). Das ist auch deswegen bemerkenswert, weil die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Frauen eine tägliche Aufnahme von 60 bis 65 Mikrogramm Vitamin K empfiehlt – nach den vorliegenden Untersuchungen, die bereits im Jahre 1999 veröffentlicht und durch weitere Studien bestätigt wurden, viel zu wenig.

Vitamin K

Magnesium und Ostoporose – unterschätzte Funktion

Richtig kompliziert wird es bei der Betrachtung des Mineralstoffs Magnesium im Zusammenhang mit Osteoporose. Prinzipiell werden Magnesium und Kalzium als Gegenspieler gehandelt. Einer gleichzeitigen Einnahme steht jedoch, solange der Kalziumanteil nicht zu hoch ist, nichts im Wege. Ihre jeweilige Bioverfügbarkeit ist nämlich von unterschiedlichen Transportsystemen im Organismus abhängig. Hier liefern sie sich also keine Konkurrenz.

In anderen Bereichen ist die Verfügbarkeit von Kalzium sogar von einer ausreichenden Versorgung mit Magnesium geradezu abhängig. Sommerliche Muskelkrämpfe beispielsweise liegen oft daran, dass zu wenig Kalzium im Blut ist. Das kann dazu führen, dass das sogenannte Membranpotential von Nerven und Muskeln nicht stabilisiert werden kann. Schmerzhafte Krämpfe sind die Folge. Ihre Behandlung erfolgt in der Regel mit Magnesium. Das liegt wiederum daran, dass es Magnesium ist, welches die Umwandlung von Vitamin D3, wie es auf der Haut entsteht oder über die Nahrung beziehungsweise Ergänzungen eingenommen wird, in die Speichervariante 25(OH)-Vitamin-D3 bewerkstelligt. Wie bereits erwähnt, ist Vitamin D erforderlich, damit Kalzium in den Blutkreislauf gelangen kann.

Magnesium für die Knochendichte wichtiger als Kalzium?

Zudem befindet sich ein Großteil des im Körper vorhandenen Magnesiums in den Knochen. Wird zu wenig zugeführt, kommt es hier zu einem Abbau von Magnesium zur anderweitigen Verwendung. Damit können aber wichtige Aufgaben in den Knochen nicht mehr wahrgenommen werden.

Dazu gehört unter anderem die Freisetzung Magnesium-abhängiger Knochen-Hormone, die den Kalziumhaushalt beeinflussen. Das Osteoporoserisiko steigt dramatisch an. Eine US-amerikanische Studie hat hier gezeigt, dass die höhere Zufuhr von Magnesium und nicht diejenige von Kalzium zu einer höheren Knochendichte führt (4).

Pflanzenstoffe und feste Knochen

Neben Kalzium, Magnesium, Vitamin D und Vitamin K geraten Pflanzenstoffe zunehmend ins Blickfeld der Wissenschaft zur Knochengesundheit. In aktuellen Untersuchungen wird festgestellt, dass die verstärkte Einnahme von Obst und Gemüse das Osteoporoserisiko deutlich verringern kann. Auch wenn der Mineralstoff– und Vitamingehalt hier sicher eine große Rolle spielt, schließen die Wissenschaftler daraus doch, dass neben Kalzium, Magnesium und den Vitaminen D sowie K auch verschiedene Pflanzenstoffe für eine Verbesserung der Knochendichte verantwortlich sein könnten (5).

Gleichzeitig wird die Eignung von Milch und Milchprodukten als Kalziumlieferant in Frage gestellt. Zum einen liegt hier ein ungünstiges Kalzium-Magnesium-Verhältnis vor und zum anderen verstärken diese Nahrungsmittel die Bildung von Säure im Organismus. Letzteres steht im Verdacht, den Abbau von Mineralstoffen aus den Knochen zu fördern.Nachgewiesen ist das aber nicht, sondern lediglich eine Theorie.

Für so manchen ist Osteoporose daher zusammenfassend eine vermeidbare Erkrankung, die aus Fehlernährung und einem komplexen Nährstoffmangel entsteht. Eine Behandlung ausschließlich mit Kalziumergänzungen ist in den meisten Fällen nicht der optimale Weg. Wird doch eine entsprechende Ergänzung eingenommen, sollte auf Tagesdosierung von maximal 1.000 Milligramm oder weniger und eine hohe Bioverfügbarkeit geachtet werden.

Hochwertige Produkte enthalten daher oft auch Vitamin D und verwenden den Mineralstoff als Kalziumcitrat, dass vom Organismus besser angenommen wird. Außerdem muss ausreichend Magnesium zugeführt werden.

Aktuelle Studien zu Osteoporose und Knochenstoffwechsel

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