Wenn Sie das Stichwort “Vitaminmangel” fallen lassen, hören Sie allzu häufig, dass der Mangel an Vitaminen ja nur von der eigenen Ernährung abhängen würde.
Für die meisten Vitamine ist das richtig – auch wenn in der Realität sehr große Teile der Bevölkerung eine Unterversorgung an verschiedenen Vitaminen, Eisen, Jod und Zink und Omega-3-Fettsäuren aufweisen. In der Wirklichkeit essen die meisten Menschen heute nur “ganz normal ungesund” (mehr dazu hier, Fakten zum allgemein beobachteten Vitaminmangel, eine Zusammenfassung der Nationalen Verzehrsstudie 2008).
Vitamin D Mangel kann aber auch die konsequenteste Ernährungsumstellung nicht beheben!
Warum haben so viele Menschen einen Vitamin D Mangel? Vitamin D (chem.: Cholecalciferol) ist eigentlich garkein klassisches Vitamin, sondern eher ein Hormon. Es ist nur in geringen Mengen in der Nahrung enthalten. Den Bedarf deckt der Körper durch Eigenproduktion: Das sogenannte “Sonnenvitamin” D wird von der Haut bei UV-Strahlung gebildet. Ist man zu selten in der Sonne oder schützt man die Haut mit Sonnencreme, gelangt keine UV-Strahlung auf die Haut – und es kann kein Vitamin D gebildet werden. Das ist selbst im Hochsommer der Normalfall, wie die weiter unten vorgestellten Studien nachweisen.
Wofür ist Vitamin D nötig? Am bekanntesten ist seine Funktion als Cofaktor von Kalzium und seine Wichtigkeit für gesunde Knochen und Zähne. Tatsächlich ist das Hormon an über 200 verschiedenen Genen und verschiedensten Stoffwechselvorgängen beteiligt.
Lesen Sie hier, warum Sie wahrscheinlich auch einen Vitamin D Mangel aufweisen und wie das unbewusst Ihre Gesundheit kurz- und langfristig gefährdet!
Vitamin D Mangel – so weit ist er verbreitet
Allzu gerne wird ein allgemeiner oder auch spezifischer Vitaminmangel als Mythos unter den Tisch gekehrt. Entweder weil gezielt Fehlinformationen von interessierten Kreisen gestreut werden oder weil jemand nicht informiert ist (aber sich gerne auch zu solchen Dingen äussert bzw. die Fehlinformationen kritiklos wiederholt).
Dabei liegen große, staatlich geförderte Untersuchungen vor, die die Unterversorgung in Deutschland insbesondere auch mit Vitamin D nachweisen:
1) In der Nationalen Verzehrsstudie 2008 wurden, vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz finanziert, ganz exakt die Essengewohnheiten von 20.000 repräsentativen Deutschen untersucht. Das Ergebnis: Etwa 95% der Deutschen nehmen nicht genügend Vitamin D auf.
2) In einer Auswertung von 5.000 Blutproben durch das Robert-Koch-Institut wurde festgestellt, dass je nach Jahreszeit etwa 80% – 90% der untersuchten Personen aller Altersklassen und beider Geschlechter einen Vitamin D Mangel aufgewiesen haben.
Eine Weltkarte, die nachgewiesenen allgemeinen Vitamin D Mangel pro Land darstellt, kann man auf dieser amerikanischen Fachseite zu Osteoporose sehen: http://www.iofbonehealth.org/facts-and-statistics/vitamin-d-studies-map
Breite Einigkeit herrscht mittlerweile, das bei einem Niveau von unter 30 ng/ml im Blut von einem Vitamin-D-Mangel ausgegangen werden kann. Der Durchschnitt aller Blutproben bewegte sich im Winter und Frühjar zwischen 15 und 18 ng/ml und lag selbst im Sommer (Juli / August) lediglich leicht über 20 ng/ml. Aber auch in diesen sonnenreichsten Monaten hat der durchschnittliche Bundesbürger zu wenig Vitamin D im Blut.1
Lange Zeit wurde auch in der universitären Ausbildung der medizischen Berufe (Medizin, Pharmazie) den Vitaminen kaum Bedeutung zugemessen. In sehr kleinen Schritten gelangt dies aber zumindest in die aktuellere Ausbildung, wie eine Pressemeldung der Uni Gießen zeigt:2:
Mangelware Vitamin D: Gießener Studie zeigt gravierende Unterversorgung von Schwangeren und Neugeborenen! Ernährungswissenschaftler plädiert für höhere Vitamin D-Zufuhrempfehlungen.
Ursachen für Vitamin D Mangel
Als Ursachen für den weit verbreiteten Vitamin D Mangel ist der allgemeine Lebensstil und der zunehmende Sonnenschutz in Cremes hauptverantwortlich. Wir lassen schlichtweg nicht genügend UV-Licht an unsere Haut. Insbesondere Abendsonne, Wintersonne oder eingecremte Haut ist fast vollständig unfähig, Vitamin D zu bilden:
- In einer amerikanischen Untersuchung wurde festgestellt, dass Haut, die mit einem Lichtschutzfaktor 8 eingecremt worden ist, bereits 95% der Fähigkeit zur Vitamin D Bildung verloren hat. Lichtschutzfaktor 15 nimmt der Haut fast völlig die Eigenschaft der Vitamin-D-Bildung, 99,5% der Fähigkeit sind dann blockiert.
- Sonne, die in einem Winkel von weniger als 45 Grad auf die Erde trifft, hat den allergrößten Teil an UV-Licht verloren. Nur im Hochsommer zwischen 10 und 4 Uhr nachmittags steht die Sonne in unseren Breiten höher. Im Winter steht die Sonne auch mittags nicht höher am Himmel.
Im Sommer würden 10 Minuten Sonnenstrahlung zur Mittagszeit auf Kopf, Arme und Beine genügen, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Aber selbst das machen die Wenigsten, und wenn dann meist mit Sonnencreme eingecremt. Da wir uns zudem die meiste Zeit in geschlossenen Räumen aufhalten und uns bei Freizeitaktivitäten draussen in der Sonne eincremen, ist also ein Vitamin-D-Mangel fast nicht zu verhindern.
Auch durch die normale Nahrung kann auch im besten Falle nur sehr wenig Vitamin D aufgenommen werden. Es gibt kein Lebensmittel, dass ausreichend Vitamin D enthält.
Folgen von Vitamin D Mangel
Die Folgen sind weitreichend, auch wenn noch nicht alle Konsequenzen gesichert erforscht worden sind. Viele Zivilisationskrankheiten hängen aber zumindest teilweise mit unzureichender Versorgung an Vitamin D zusammen:
- Osteoporose, also poröse Knochen, ist eine gesicherte Folge von Vitamin D Mangel und den dadurch entstehenden Störungen im Kalzium-Stoffwechsel.
- Schwaches Immunsystem, Grippewellen etc: Vitamin D ist zentral für ein intaktes Immunsystem. Eine Versorgung mit Vitamin D ist acht mal so effektiv wie eine Grippeimpfung (Studie hier vorgestellt – und Sie ahnen, dass Ihnen das kein Hersteller von Impfprodukten erzählt).
- Depressionen, Stimmungsschwankungen, PMS: Vitamin D beeinflusst die Stimmungslage. Depressionen und das prämenstruelle Syndrom können eine Folge von Vitamin D Mangel sein.
- Krebs, Allergien, Gelenkerkrankungen (rheumatoide Arthritis), Multiple Sklerose: fast alle Zivilisationskrankheiten hängen mit dem Immunsystem zusammen.
- Unfruchtbarkeit von Männern: Vitamin D ist essenziell für den Befruchtungsvorgang der weiblichen Eizelle. Männer mit Vitamin D Mangel sind deutlich weniger fruchtbar.
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Was kann man gegen Vitamin D Mangel tun?
Die ideale Methode, um seinem Körper genügend Vitamin D zu verschaffen, ist es, in die Sonne zu gehen. Das empfindliche Gesicht sollte dabei geschützt werden und das Sonnenbad von kurzer Dauer und regelmäßig sein. So kommt es zu einem natürlichen Eigenschutz (Bräunung) der Haut, ohne dass das Krebsrisiko unnötig erhöht wird.
Diese ideale Methodik ist aber nicht umzusetzen, da in Deutschland im Winter die Sonne nicht genügend hoch steht und oft schlicht die Zeit dazu fehlt. Es kann daher nur dazu geraten werden, Vitamin D mit einer Nahrungsergänzung zuzuführen. Für Schwangere und ältere Menschen werden mittlerweile auch von der DGE 20µg Vitamin D pro Tag empfohlen, ansonsten sollten 10µg täglich ausreichend sein.
Studien und Quellen:
- Hintzpeter B, Scheidt-Nave C, Müller MJ et al.: Higher prevalence of vitamin D deficiency is associated with immigrant background among children and adolescents in Germany. J. Nutr. 2008a; 138: 1482-90, ebenso bei Hintzpeter B, Mensink GB, Thierfelder W et al.: Vitamin D status and health correlates among German adults. Eur J Clin Nutr 2008b; 62: 1079-89 ↩
- http://www.uni-giessen.de/cms/ueber-uns/pressestelle/pm/pm262-11/ ↩