Zu den mehrfach ungesättigten Omega-6-Fettsäuren zählen unter anderem die für den menschlichen Körper wichtigen Vertreter
- Linolsäure (LA),
- Gamma-Linolensäure (GLA),
- Arachidonsäure (AA) und
- Dihomo-Gamma-Linolensäure (DHGLA).
Linolsäure ist essentiell und kann somit nicht im Stoffwechsel synthetisiert, sondern muss über die Nahrung aufgenommen werden. Sie wird entweder zwischengespeichert oder zu Zwecken der Energiegewinnung oxidiert. Aus ihr lassen sich außerdem in begrenztem Umfang auch die anderen drei Fettsäuren erzeugen, was durch äußere Einflüsse wie Alkohol, Zinkmangel oder Virusinfekte erheblich eingeschränkt sein kann.
Personen mit einem gesteigerten Alkoholkonsum, Bewegungsmangel oder auch Raucher benötigen weit mehr Omega-6-Fettsäuren als der Durchschnitt und es besteht sogar die Gefahr einer Mangelsituation. Des Weiteren benötigt der Körper auch in Wachstumsphasen, Stresszeiten oder bei bestehenden chronischen Verdauungs- und/oder Resorptionsstörungen mehr Omega-6-Fettsäuren als üblich.
Vorkommen von Omega 6 Fettsäuren
Hauptsächlich kommen Omega-6-Fettsäuren in Distel-, Soja- und Sonnenblumenöl vor. Tierische Erzeugnisse wie Schweineschmalz und Eier enthalten die mehrfach ungesättigten Fette in Form von Arachidonsäure.
Arachidonsäure und ein Übergewicht an Arachidonsäure in der Ernährung steht in Zusammenhang mit erhöhter Entzündungsneigung und Gefäßschädigungen bzw. in der Konsequenz Arthrose, Arthritis, Arteriosklerose und Herz-Kreislauferkrankungen. Arachidonsäure in der Ernährung beeinflusst die Blutfettwerte negativ.
Funktionen von Omega 6 Fettsäuren
Omega-6-Fettsäuren besitzen vor allem wichtige Funktionen für die Zellmembranen im menschlichen Körper, da sie diese aufbauen und flexibel gestalten. Außerdem führen sie zu einer Fixierung des Sauerstoffs in den Zellhüllen, wodurch Keime wie Viren und Bakterien abgewehrt werden können.
Auch kommt ihnen als Vorläufer bestimmter Botenstoffe eine große Bedeutung für die Regulation des Blutdrucks und von Entzündungsreaktionen zu.
Wissenswertes über Omega-6-Fettsäuren
Linolsäure ist zweifach ungesättigt und besitzt 18 Kohlenstoffatome. Sie kommt vor allem in Distelöl vor (zu 55-81 %) und ist sehr oxidationsempfindlich, weshalb linolsäurehaltige Lebensmittel nicht zu lange an der Luft stehen gelassen werden dürfen.
Linolsäure ist vor allem in der menschlichen Haut und hier besonders in der Epidermis zu finden, wo sie unter anderem den Wasserhaushalt reguliert und den Alterungsprozess verlangsamen kann.
Auch wirkt sie Hautreizungen und Ekzemen entgegen und ist dazu in der Lage, die Größe von Mitessern zu reduzieren. Möglicherweise besitzt Linolsäure sogar eine präventive Wirkung gegen Hautkrebs, welcher durch eine chronische Lichtschädigung hervorgerufen werden kann.
Des Weiteren dient Linolsäure dem Sauerstofftransport durch die Lungenmembranen bis hin zu den roten Blutkörperchen und dem Blutfarbstoff Hämoglobin.
In Form von Borrago Officinalis Öl, welches besonders reich an Linolsäure ist, können Symptome des prämenstruellen Symptoms (PMS) wirksam gelindert werden.
Gamma-Linolensäure
Gamma-Linolensäure wird aus Linolsäure synthetisiert und kann anschließend weiter zu DHGLA und AA umgewandelt werden. Sie ist dreifach ungesättigt und kann sich positiv auf entzündliche Prozesse im Körper auswirken. GLA kommt besonders ergiebig nur in Borretsch- und Nachtkerzenöl vor, weshalb es nicht allen Menschen gelingt, die täglich erforderliche Menge über die Nahrung aufzunehmen.
Aus diesem Grund kann es empfehlenswert sein, spezielle Nahrungsergänzungsmittel zu nutzen, da auch die Erzeugung von Gamma-Linolensäure aus Linolsäure nur in einem begrenzten Rahmen abläuft. GLA besitzt essentielle Bedeutung für das Gehirn, indem sie die Reizleitung unterstützt und ist weiterhin dazu in der Lage, den Blutdruck zu senken 1.
Dihomo-Gamma-Linolensäure
Eine andere ebenfalls dreifach ungesättigte Fettsäure ist Dihomo-Gamma-Linolensäure, welche aus GLA synthetisiert werden kann und ihrerseits wiederum eine Vorstufe der Arachidonsäure ist. Sie besitzt ähnliche Eigenschaften wie die Omega-3-Fettsäuren und ist daher maßgeblich am menschlichen Stoffwechsel beteiligt.
Unter anderem hilft DHGLA bei der Normalisierung des Blutcholesterinspiegels und schützt somit vor arteriosklerotischen Erkrankungen. Auch zeigt sie gute Auswirkungen auf entzündliche Darmerkrankungen und Allergien. In oxygenierter Form wird sie auch als Eicosanoid bezeichnet und erfüllt einige hormonähnliche Funktionen wie die Regulation des Blutdrucks oder die Beeinflussung der Thrombozyten und somit der Gerinnung, wie in wissenschaftlichen Studien 2.
Arachidonsäure
Auch die Arachidonsäure ist mehrfach ungesättigt, kommt aber nicht in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Im Gegensatz zu den anderen Derivaten der Linolsäure ist sie vor allem in Schweineleber, Eigelb und Thunfisch zu finden und kann zudem aus DHGLA gebildet werden.
Als Phospholipid ist AA ein häufiger Bestandteil von Biomembranen und trägt somit zu deren Stabilisierung bei. Besonders für Nerven- und Gehirnzellen erfüllt sie wichtige Funktionen, indem sie deren normale Zellmembranstruktur aufrechterhält, was wiederum zu einem erhöhten Schutz vor neurologischen Erkrankungen führt.
Bei Patienten mit schwerwiegenden psychischen Störungen und Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom treten oftmals zu tiefe Arachidonsäurespiegel auf, was die Annahme eines Zusammenhangs nährt. Ist zu wenig AA im Körper vorhanden, wird auch das Immunsystem geschwächt und die Wundheilung verlangsamt.
Eine erhöhte Konzentration von Arachidonsäure im Blut in Folge übermäßigen Fleischverzehrs wird als zentrale Ursache für Arthrose gesehen.
Indikationen für den Einsatz von Omega-6-Fettsäuren
Da Omega-6-Fettsäuren äußerst positive Wirkungen auf den Organismus haben, werden sie auf einem breiten Gebiet gegen Krankheiten eingesetzt bzw. können zu deren Verhinderung beitragen. Für eine effektive Behandlung können speziell erzeugte Präparate verwendet werden, welche im Allgemeinen gut verträglich und natürlich ohne Nebenwirkungen sind.
Da vor allem Linolsäure in der Haut eingelagert wird, schützt ihre vermehrte Aufnahme vor Allergien und kann zur Verbesserung der Beschwerden bei Neurodermitis eingesetzt werden. Die Schuppenbildung und der Juckreiz nehmen ab und das Hautbild wird geklärt. Weiterhin kann Linolsäure auch zur Behandlung von Dermatitis und Ekzemen eingesetzt werden, wo sie Entzündungen hemmt und die Heilung fördert 3.
Außerdem verhindert sie die Entstehung von Krebs durch zu viel UV-Strahlung und reduziert Altersflecken und Mitesser in ihrer Anzahl. Aus diesem Grund sind einige Kosmetika mit zusätzlichen Omega-6-Fettsäuren angereichert, um Hautprobleme einfach und schnell zu beseitigen. In dieser Form helfen die ungesättigten Fette auch gegen trockene Haut und trockenes Haar sowie gegen Haarausfall und brüchige Nägel.
Omega 6 Fettsäuren bei PMS
Weiterhin können Omega-6-Fettsäuren auch die Schwere der Symptome des Prämenstruellen Syndroms (PMS) lindern, welches meist mit Krämpfen im Unterleib, Erschöpfung und teilweise auch Depressionen einhergeht. In einer Studie mit 120 Frauen 4 konnte nachgewiesen werden, dass bei einer speziell auf das PMS abgestimmten künstlichen Zufuhr von Omega-6-Fettsäuren in Form von Borrago-Officinalis Öl zusammen mit Vitamin E die Beschwerden bereits nach drei Monaten abnahmen und höhere Dosen deutlich mehr Erfolg brachten als niedrige.
In diesem Zusammenhang ergibt sich auch eine positive Wirkung der mehrfach ungesättigten Fettsäuren auf den weiblichen Hormonhaushalt, welcher bei einer ausreichenden Zufuhr von einem gestörten wieder in den Normalzustand gebracht werden kann.
Die Auswirkungen von Diabetes lindern
Ein anderes wichtiges Einsatzgebiet von Omega-6-Fettsäuren ist die mittlerweile ziemlich weit verbreitete Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). Patienten weisen eine nur sehr geringe Umwandlung von Linolsäure zu Gamma-Linolensäure auf, weshalb Neuropathien, also Nervenstörungen, begünstigt werden.
Dies muss mit einer zusätzlichen Zufuhr von GLA verhindert werden, womit gleichzeitig Retinopathien (Schädigungen der Netzhaut) vorgebeugt wird.
Omega-6-Fettsäuren sind weiterhin dazu in der Lage, eine medizinisch notwendige Alkoholentwöhnung zu unterstützen und Depressionen abzuschwächen. Auch die Hyperaktivität von Kindern kann mit Hilfe dieser wertvollen Substanzen verringert und ihre Leistungen in der Schule somit verbessert werden.
Da Gamma-Linolensäure zudem den Blutdruck senkt, wird mit ihrer Hilfe das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose oder einem Herzinfarkt reduziert 5 und die Thrombosegefahr eingedämmt.
Omega 6 Fettsäuren beugen Krebs vor
Auch im Kampf gegen Krebs erwiesen sich Omega-6-Fettsäuren bereits als sehr hilfreich, da sie das Risiko für Brust- und Prostatakrebs senken und im Falle einer bereits vorhandenen Erkrankungen die Heilung fördern, wie in 6 beschrieben ist. Sie verändern die Zellmembranen dahingehend, dass Tumorzellen nur schwer zu anderen Organen gelangen können und die Metastasierung somit erschwert wird.
Fazit
Es wird empfohlen, ein Verhältnis von Omega-6-Fettsäuren zu Omega-3-Fettsäuren von 5:1 einzuhalten, da sich diese gegenseitig beeinflussen. Da oft der Mangel an Omega 3 Fettsäuren größer ist, werden im Regelfall Omega 3 Fettsäuren empfohlen.
Spezifische Omega-6 Fettsäuren wie alpha-Linolensäure kann aber positive Effekte auf Stimmungsschwankungen, Hormonhaushalt und die Hautbalance haben.
Verschiedene Studien zu Omega-6-Fettsäuren:
- Engler MM, Engler MB, Erickson SK, Paul SM.: Dietary gamma-linolenic acid lowers blood pressure and alters aortic reactivity and cholesterol metabolism in hypertension. J Hypertens. 1992 Oct;10(10):1197-204 ↩
- Hahn A. Nahrungsergänzungsmittel. 203-213 Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2001 ↩
- siehe auch “Callaway J, Schwab U, Harvima I et al. Efficacy of dietary hempseed oil in patients with atopic dermatitis. J Dermatolog Treat 2005;16:87-94” ↩
- Rocha Filho EA, Lima JC, Pinho Neto JS, Montarroyos U. Essential fatty acids for premenstrual syndrome and their effect on prolactin and total cholesterol levels: a randomized, double blind, placebo-controlled study. Reprod Health. 2011 Jan 17;8:2. PubMed PMID: 21241460; PubMed Central PMCID: PMC3033240 ↩
- siehe auch “Harris WS et al. Omega-6 Fatty Acids and Risk fo Cardiovascular Disease. A Science Advisory from the American Heart Association Nutrition Subcommittee of the Council on Nutrition, Physical Activity, and Metabolism; Council on Cardiovascular Nursing; and Council on Epidemiology and Prevention. Circulation 2009, Online-Publikation 26. Januar 2009: doi10.1161/Circulationaha.108.191627 ↩
- Menéndez JA et al.: Effects of gamma-linolenic acid and oleic acid on paclitaxel cytotoxicity in human breast cancer cells. Eur J Cancer, 37(3):402-413:2001 ↩