PCOS ist die Abkürzung für “polycystisches Ovarsyndrom“, auch PCO Syndrom abgekürzt. Es ist die häufigste Ursache für eine eingeschränkte Fruchtbarkeit bzw. Unfruchtbarkeit der Frau und zählt zu den am häufigsten auftretenden Frauenleiden allgemein. PCOS Ursachen sind vor allem ein hormonelles Ungleichgewicht und ein gestörter Insulinstoffwechsel. Die Symptome von PCOS sind umfangreich und komplex. Ergebnis vieler Studien ist, das man das polycystische Ovarsyndrom sehr erfolgreich natürlich behandeln kann.
Gefährdet sind alle Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter, also zwischen etwa 14 Jahren und Mitte 40. Dabei ist die tatsächliche Verbreitung von PCOS nur schwer zu beziffern. Grund dafür ist das diffuse Erscheinungsbild der Erkrankung und auch, dass viele Symptome oft anderen Ursachen zugeordnet beziehungsweise erst gar nicht behandelt werden. Bezogen auf Europa wird angenommen, dass mindestens vier Prozent aller geschlechtsreifen Frauen vor der Menopause betroffen sind. Andere Forscher gehen davon aus, dass auch bis zu 12 Prozent PCOS Symptome aufweisen.
Was bedeutet PCOS “polycystischesOvar-Syndrom”?
Medizinische Fachausdrücke wie “polyzystischesOvar-Syndrom” haben es an sich, für den Laien zunächst einmal ihre Bedeutung nicht zu offenbaren. Als Zyste wird gewöhnlicherweise ein in der Regel mit Flüssigkeit gefülltes Hautbläschen bezeichnet. Bei PCOS ist mit Zyste nun ein Follikelbläschen gemeint.
Follikel sind die Hüllen in denen sich die noch unreifen Eizellen befinden. Sie haben normalerweise einen Durchmesser von 15 Millimetern oder etwas mehr. Handelt es sich um mehrere solcher Bläschen, wird die griechische Vorsilbe “Poly” vorangestellt. Der Ort an dem sich diese Ansammlung von Follikelbläschen befindet, ist der Eierstock. Das lateinische Wort für Eierstock ist Ovarium.
Ein polyzystischesOvar ist also ein Eierstock, der mit einer Anzahl an Eibläschen belegt ist. Damit ist allerdings noch nicht das Syndrom PCOS beschrieben.
Bei einem Syndrom handelt es sich um eine Erkrankung, die sich durch ganz verschiedene Merkmale oder Symptome bemerkbar macht. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass jedes einzelne Symptom auch Anzeichen einer oder mehrerer anderer Erkrankungen sein kann. Zudem müssen nicht immer alle Symptome gleichzeitig oder in gleicher Ausprägung auftreten. Einzelne Merkmale können sogar vorhanden sein, ohne dass irgendwelche Beschwerden in Erscheinung treten.
Die Ernährung bei PCOS sollte möglichst wenige Einfachzucker und einfache Kohlenhydrate beinhalten, dafür mehr Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Limonaden, Weissbrot, Süßigkeiten sollte man also vermeiden, Rohkost und frisch zubereitete Lebensmittel bevorzugen. Sport und Bewegung sind ebenfalls hilfreich, um Blutzuckerspiegel und Insulinproduktion zu normalisieren.
Als sehr hilfreich hat sich die Nahrungsergänzung mit Inositolen und Antioxidantien erwiesen (siehe weiter unten).
Sehr viele Studien weisen nach, dass man mit Inositol und vor allem Inositol-Kombinationen bemerkenswerte Ergebnisse erzielen kann. Sowohl der Hormonhaushalt als auch die Eisprungtätigkeit lassen sich effektiv normalisieren. Inositole, alpha-Liponsäure und Antioxidantien sind konzentrierte Ernährungsbestandteile (keine chemischen Medikamente).
Die aussagekräftigsten klinischen Studien mit den besten Ergebnissen haben sich gezeigt für:
Warum ist die Diagnose eines Syndroms so schwierig?
Für die Bestätigung über das Vorliegen eines Syndroms, müssen also zunächst andere mögliche Erkrankungen in der Auschluss– oder Differentialdiagnose ausgeschlossen werden. Das betrifft bei PCOS unter anderem Gewebs– oder Organvergrößerungen durch eine erhöhte aber gutartige Zellvermehrung (Hyperplasie) ebenso wie Tumore im Eierstock– beziehungsweise Nebennierenbereich.
Außerdem müssen aus der Menge an bekannten Symptomen hinreichend viele erfüllt sein, um ein Syndrom zu diagnostizieren.
Diagnose PCOS: was sind die Symptome?
PCOS Symptom: Auf dem Eierstock wird eine Anzahl an Eibläschen sichtbar
Das Vorliegen von polyzystischenOvarien ist dabei gewiss ein wichtiger Anhaltspunkt für die Diagnose von PCOS. Infrage kommt diese, wenn mindestens 12 solcher Zysten vorliegen. Außerdem sind die Follikel bei polyzystischenOvarien kleiner als gewöhnlich und kommen über einen Durchmesser von neun bis zehn Millimetern nicht hinaus.
Zum Zeitpunkt des Eisprungs ist die normale Größe eines Follikels aber etwa 20 mm. In den meisten Fällen führen diese Mehrfach-Eibläschen jedoch zu keinerlei Beschwerden, sondern sind im Gegenteil ein Zeichen hervorragender Fruchtbarkeit. Rund ein Drittel aller Frauen im gebärfähigen Alter haben polyzystischeOvarien.
PCOS Symptom: Wenn sich der Eisprung verspätet oder ausbleibt
Bei einigen kommt es aber begleitend zu den Follikelbläschen dazu, dass der Eisprung verzögert (Oligovulation) oder überhaupt nicht (Anovulation) stattfindet. Bei einem verlängerten Zyklus spricht man von einer Oligomenorrhoe. Nach gängiger Auffassung liegt eine Oligomenorrhoe dann vor, wenn regelmäßig mehr als 35 Tage von Blutung zu Blutung vergehen.
Häufig ist es so, dass betroffene Frauen nur noch vier bis sechs Regelblutungen im Jahr haben. Darüber hinaus kann es auch dazu kommen, dass der Eisprung ganz ausbleibt (Anovulation) und gar keine Blutung mehr stattfindet. Dann handelt es sich um eine Amenorrhoe. Begleitend dazu kann oft eine Verdickung des Stroma– oder Zwischengewebes, dessen ZellzwischenräumeGewebsflüssigkeit enthalten, beobachtet werden. Außerdem führt das Heranwachsen zahlreicher Eizellen bei verzögertem oder ausbleibendem Eisprung dazu, dass es zu einer Vergrößerung des Eierstocks selber kommt.
Oligomenorrhoe und Amenorrhoe können zu den sehr früh einsetzenden Symptomen eines möglichen PCOS gehören und schon zu einem Zeitpunkt auftreten, ab dem die erste reguläre Regelblutung (Menarche) stattfinden sollte.
PCOS Symptome: Hormonelle Störungen
Ein dritter Komplex, der bei für die PCOS-Diagnose ausschlaggebend ist, sind hormonelle Anomalien. Im Zentrum stehen hier männliche Geschlechtshormone – sogenannte Anrogene. Sie werden auch vom weiblichen Organismus hergestellt, allerdings normalerweise in bei weitem geringeren Konzentrationen als bei Männern. Außerdem haben Androgene bei Frauen teilweise ganz andere Funktionen.
PCOS Symptome: Testosteron, Östradiol, Progesteron, follikelstimulierendes Hormon und luteinisierendes Hormon
Testosteron beispielsweise ist eine Vorstufe des zu den Östrogenen oder Estrogenen gehörenden GeschlechtshormonsÖstradiol beziehungsweise Estradiol. Das ist ein Wachstumshormon, welches sich auf die Gebärmutterschleimhaut, die Gebärmutter selber sowie auf Eileiter, Eierstöcke und Vagina auswirkt. Die Produktion von oder besser Umwandlung (Synthetisierung) zu Östradiol erfolgt ebenso wie beim GelbkörperhormonProgesteron weitgehend in den Eierstöcken. Gesteuert wird dies durch die in der Hirnanhangdrüse entstehenden Hormone Follitropin (follikelstimulierendes Hormon, FSH) und Lutropin (luteinisierendes Hormon, LH).
FSH ist zudem ein wesentlicher Faktor für das Wachstum des Follikels. Ein schlagartiger Anstieg der LH–Blutwerte wiederum zeigt an, dass der Eisprung kurz bevor steht. Daher lassen sich über einen LH-Test Aussagen darüber machen, wann der Eisprung stattfindet.
Welchen Einfluss haben LH und Testosteron auf den Eisprung?
Das heißt andererseits aber auch, dass ein schwankender LH-Spiegel wichtig ist, um den Vorgang des Eisprungs einzuleiten. Bei PCOS allerdings ist häufig die sogenannte LH/FSH-Verhältnis gestört. Das bedeutet: die LH-Werte liegen dauerhaft über denen des FS-Hormons. Sind die LH–Blutwerte ständig erhöht, kann dies den Eissprung hemmen oder auch völlig verhindern.
Gleichzeitig ist PCOS oft mit einer erhöhten Insulinproduktion verbunden. Dies wirkt sich nicht nur auf den Zuckerstoffwechsel aus, sondern verstärkt auch den entwicklungshemmenden Effekt, den Testosteron, dessen Werte bei PCOS ebenfalls regelmäßig erhöht sind, auf die reifenden Eizellen hat: Die Follikel bleiben kleiner, werden nicht vollständig entwickelt und der Eisprung wird blockiert.
Diagnose von PCOS: die Rotterdam-Kriterien
Neben dem Vorliegen von polyzystischenOvarien, einer Oligo– beziehungsweise Amenorrhoe sind auch erhöhte Werte an Androgenen wie Testosteron im Blutspiegel also eine Hyperandrogenämie ein Diagnosekriterium. Im Jahre 2003 fand in Rotterdam eine Konferenz der wichtigsten europäischen sowie US-amerikanischen Gesellschaften für Reproduktionsmedizin statt. Dort wurde ein Standard vorgestellt (Rotterdam-Kriterien) nach dem für eine positive PCOS-Diagnose mindestens zwei dieser drei Kriterien erfüllt sein müssen.
Daraus folgt, dass polyzystischeOvarien zur Bestätigung eines PCOS nicht zwingend vorliegen müssen, was in der Realität jedoch nur sehr selten vorkommt. Der verzögerte oder auch ausbleibende Eisprung zusammen mit erhöhten Werten männlicher Geschlechtshormone reicht zur Diagnose aus.
In der Praxis allerdings unterliegen die oben genannten Kriterien einem ständigen Fluss, sodass beispielsweise auch weitere Hormonuntersuchungen zumindest zu Östradiol-, Progesteron-, FSH– und LH-Werten einbezogen werden. Aktuell scheint sich zudem zu bestätigen, dass auch erhöhte Blutwerte des sogenannten Anti-Müller-Hormons auf das Vorhandensein eines PCOS hinweisen können.
Ursachen von PCOS, Risikogruppen und Risikofaktoren
Woher PCOS kommt, ist, obwohl eine Erstbeschreibung des Syndroms bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erfolgte, bis heute völlig ungeklärt. Es können lediglich Faktoren herausgestellt werden, die die Entstehung eines PCO-Syndroms begünstigen:
Bei Übergewicht und Adipositas erhöhtes PCOS-Risiko
Eine Auffälligkeit besteht darin, dass das Erkrankungsrisiko mit dem Ansteigen des BMI oberhalb des Normalbereichs erheblich zunimmt. Studien zeigen hier: Liegen Übergewicht oder Fettleibigkeit vor, kann dieses Risiko bei bis zu knapp 30 Prozent liegen, während normalgewichtige Frauen nur zu um die fünf Prozent betroffen sind (1).
Das heißt: Übergewicht ist einerseits ein Symptom von PCOS, andererseits aber auch ein Risikofaktor für PCOS.
Auch eine Insulinresistenz kann zu den Ursachen von PCOS zählen
Im Falle der Insulinresistenz überschneiden sich ebenfalls Ursachen und Folgen eines PCO-Syndroms. Ein vorhandener erhöhter Insulinspiegel führt nämlich zu einer Verminderung der Konzentration an Sexualhormon-bindendemGlobin (SHBG). SHBG bindet insbesondere androgene oder männliche Geschlechtshormone, wodurch sie deaktiviert werden. Je niedriger der SHBG-Spiegel also ist, desto mehr freies Testosteron liegt vor, das die Reifung der Eizellen stören kann.
Genetische Ursachen von PCOS
Obwohl die dafür verantwortlichen Gene noch nicht identifiziert sind, geht die Forschung doch auch von einem genetischen Hintergrund von PCOS aus. So wurde beobachtet, dass sowohl Töchter als auch Schwestern von PCOS-Patientinnen ein um bis zu 50 Prozent erhöhtes Risiko haben, selber von der Erkrankung betroffen zu werden. Auch wenn Diabetes in der Familiengeschichte vorkommt, besteht ein erhöhtes PCOS-Risiko.
Obwohl es sich bei PCOS um eine reine Frauenkrankheit handelt, kann die Veranlagung dazu wohl auch vom Vater vererbt werden. Tatsächlich ist es nämlich so, dass die PCOS-Häufigkeit auch dann zunimmt, wenn Brüder oder der Vater schon in frühen Jahren eine typisch männliche Glatze ausbilden. Darüber hinaus sprechen Unterschiede bei der Erkrankungshäufigkeit unter verschiedenen Ethnien für genetische Faktoren.
Aktuell wird angenommen, dass sich der genetische Hintergrund im Wesentlichen über ein Zusammenspiel mit Umweltfaktoren sowie dem Lebensstil – und hier vor allem Ernährungsgewohnheiten – auf die Entstehung eines polycystischen Ovarsyndroms auswirkt.
Symptome von PCOS, die man selbst beobachten kann
Symptom Menstruationsbeschwerden
Ein wesentliches Merkmal von PCOS sind Menstruationsbeschwerden. Neben einem verzögerten Menstruationszyklus sowie einem völligen Ausbleiben der Regelblutung können dazu oft auch sehr heftige Menstruationsblutungen gehören. Das Hormon Östradiol wird nämlich normalerweise abhängig von der Zyklusphase in unterschiedlichen Mengen ausgeschüttet.
Ist der Östradiolspiegel jedoch dauerhaft auf einem hohen Niveau, kann das dazu führen, dass die Gebärmutterschleimhaut übermäßig wächst – und das über einen längeren Zeitraum, da der Eisprung möglicherweise nur noch alle zwei oder drei Monate erfolgt. Wird die Blutung dann ausgelöst, fällt sie natürlich entsprechend stärker aus.
Die Schwangerschaft bleibt auch nach einem längeren Zeitraum aus
Der seltener stattfindende Eisprung hat auch zur Folge, dass eine erfolgreiche Empfängnis deutlich erschwert wird. Die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit nimmt also erheblich ab. Findet gar kein Eisprung mehr statt, kann es selbstverständlich auch nicht mehr zu einer Befruchtung kommen. Unfruchtbarkeit ist dann die Folge.
Erhöhtes Körpergewicht, das nicht auf den Lebensstil zurückzuführen ist
Hintergrund hier sind bei PCOS häufig vorkommende erhöhte Insulin-Werte. Insulin unterstützt den Stoffwechselprozess zur Fettbildung sowie die Entstehung von Fettgewebe. Doch damit nicht genug: Insulin ist auch dafür mitverantwortlich, dass der Abbau von Speicherfett durch Spaltung (Lipolyse) gehemmt wird. Das heißt, Betroffene bilden nicht nur schneller Fettdepots. Sie haben auch größere Schwierigkeiten, diese wieder los zu werden.
Deutlich sichtbare dunkle Flecken auf der Haut insbesondere in der Leistengegend, direkt unterhalb der Brüste, in den Achselhöhlen und am Hals
Diese Acanthosisnigricans genannten Flecke sind ebenfalls Folge eines erhöhten Insulin-Spiegels.
Eine ganze Reihe weiterer Merkmale ist darauf zurückzuführen, dass bei PCOS sehr oft die Testosteron-Werte deutlich erhöht sind. Gleichzeitig weist das männliche Geschlechtshormon eine erhöhte biologische Aktivität auf. Dies kann nicht nur zu Entwicklungsstörungen bei der Eireifung sondern auch zu folgenden Symptomen führen:
BorstenartigerHaarwuchs meist im Gesicht, an Oberarmen und – schenkel sowie auf der Brust
Akne, die sich auch im Erwachsenenalter auf Gesicht, Brust und Rücken ausbreitet
Neigung zu fettiger Haut sowie schneller fettenden Haaren
Haarausfall, der zu schütterem Haupthaar führt
Weitere allgemeine Anzeichen, die gemeinsam mit den konkreten Symptomen auf PCOS hindeuten können sind:
Angstzustände oder depressive Verstimmungen und
Schlafstörungen auch in Form einer Schlafapnoe
Wichtig ist, dass nicht alle Symptome vorkommen müssen, damit der Verdacht auf PCOS entstehen kann. Auch, wenn nur einzelne Merkmale zutreffen, kann ein PCO-Syndrom oder auch eine andere behandlungsbedürftige Erkrankung vorliegen. Ein Besuch beim Frauenarzt ist daher in solchen Fällen immer empfehlenswert.
Gesundheitliche Folgen von PCOS
Bei mindestens 60 Prozent der PCOS-Patientinnen besteht ebenfalls eine Insulinresistenz. Es liegt also nahe anzunehmen, dass PCOS auch mit einem erhöhten Diabetes-Risiko einhergeht. In der Tat scheint sich zu bestätigen, dass zumindest Frauen, die bereits in jüngeren Jahren an PCOS leiden, in späteren Lebensabschnittenvermehr von Diabetes – sowie auch von tödlich verlaufenden Herzerkrankungen – betroffen sind.
Bis zu fünfmal höheres Diabetes-Risiko
Für eine aktuelle Studie untersuchten Wissenschaftler der australischen Universität von Adelaide Daten von über 9.000 Frauen, die ab 1996 in regelmäßigen Abständen erhoben wurden. Das Ausgangsalter der Teilnehmerinnen betrug 18 bis 23 Jahre. Ein Vergleich mit Daten, die zehn Jahre später in 2006 erhoben wurden, ergab, dass bei den mittlerweilen zwischen 28 und 33 Jahre alten Frauen die PCOS-Häufigkeit bei 5,8 Prozent lag. Unter diesen PCOS-Patientinnen trat ein Typ-2-Diabetes drei- bis fünfmal häufiger auf als bei PCOS-freien Frauen. Zudem stellten die Forscher eine Dreiecksverbindung zwischen PCOS, Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2 heraus (2).
Die Daten weisen auch darauf hin, dass neben dem vermehrten Auftreten eines Typ-2-Diabetes die Häufigkeit weiterer Erscheinungsformen des metabolischen Syndroms bei PCOS erhöht ist. Dazu zählen neben Fettleibigkeit Bluthochdruck sowie Fettstoffwechselstörungen inklusive aller Folgeerkrankungen.
Diagnose von PCOS
Ermittlung der Blutwerte
Zur Diagnose von PCOS ist eine ganze Reihe an Untersuchungen erforderlich. Zunächst sollten gewiss die Faktoren für ein metabolisches Syndrom abgefragt werden. Neben der Feststellung der Blutdruck-, Blutfett-, LDL– und HDL-Cholesterinwerte sowie des Nüchternblutzuckerspiegels wird im Zusammenhang mit PCOS auch ein oraler Glukosetoleranztest (oGTT) empfohlen.
Im Unterschied zur Messung des Blutzuckerspiegels im nüchternen Zustand werden beim oGTT vor der sowie ein und zwei Stunden nach der Einnahme einer Zuckerlösung mit 75 Gramm Glukose die Blutzuckerwerte gemessen. Eine Insulinresistenz liegt dann vor, wenn der Blutglukosespiegel im Plasma über 140 mg/dl liegt. Ab 200 mg/dl muss sogar von einem Diabetes ausgegangen werden.
Messung des Hormonspiegels
Eine weitere Laboruntersuchung steht mit der Feststellung hormoneller Werte an. Sie wird zwischen dem dritten und fünften Zyklustag angesetzt, wenn sich die Entwicklung der Follikel noch in einer frühen Phase befindet. Hier werden die Werte für
das follikelstimulierende Hormon (FSH),
das luteinisierende Hormon (LH),
Testosteron sowie weitere männliche Geschlechtshormone,
Östradiol
Sexualhormon-bindendesGlobulin (SHBG-Spiegel) sowie
für das GelbkörperhormonProgesteron als 17alpha-Hydroxyprogesteron (17-OHP) ermittelt.
Gynäkologischer Ultraschall
Weiterhin ist im Rahmen der PCOS-Diagnose eine Ultraschalluntersuchung erforderlich. Hier wird, um zuverlässigere Ergebnisse zu erhalten, ein gynäkologischer oder vaginaler Ultraschall durchgeführt.
Werden mindestens 12 Eibläschen mit Durchmessern von neun Millimetern oder weniger sichtbar, liegen polyzystischenOvarien vor. Außerdem kann bei dem Ultraschall eine Eierstockvergrößerung auf ein Volumen von mindestens 10 Milliliter sowie eine Verdickung der Gebärmutterschleimhaut festgestellt werden.
Schilddrüsenuntersuchung bei vorliegendem PCOS
Bei einer positiven PCOS-Diagnose gilt zudem die Empfehlung, eine Schilddrüsenuntersuchung durchzuführen. PCOS-Patientinnen erkranken nämlich dreimal häufiger an sogenannten Autoimmunthyreopathien als andere Frauen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Schilddrüsenerkrankungen, die sich durch chronisch entzündliche Entwicklungen auszeichnen.
Therapie von PCOS: Ernährung und Medikamente
Obwohl im Falle von PCOS noch vieles im Dunkeln liegt, ist das Syndrom inzwischen doch gut behandelbar. Positiv für betroffene Frauen ist vor allem, dass am Anfang fast immer sanfte Therapieformen stehen, die nicht nur frei von Nebenwirkungen sind, sondern sich auch günstig auf die Allgemeingesundheit auswirken.
Lebens- und Ernährungsgewohnheiten
So geht es zunächst um eine Anpassung der Lebensgewohnheiten. Dies schließt natürlich auch eine bewusstere Ernährung beziehungsweise eine PCOS-Diät ein. Aufgrund der erhöhten Neigung von PCOS-Patientinnen Fettgewebe anzusetzen, achten diese Diäten nicht nur auf die Menge der zugeführten Energie in Kilokalorien, sondern auch auf die Zusammensetzung der Nahrung (Fett, Kohlenhydrate und Proteine).
Der Umstand, dass zudem auch der Abbau von Fettgewebe gehemmt ist, führt dazu, dass ein entsprechendes Sportprogramm ausgearbeitet wird, um diese Störung auszugleichen. Ziel der PCOS Ernährung ist es, das Körpergewicht zu reduzieren sowie den Anteil an fettfreier Körpermasse zu erhöhen. Oft reicht dies bereits aus, um eine deutlich verbesserte Funktion der Eierstöcke sowie auch der metabolischen und Hormonwerte zu erreichen.
Als besonders gut hat sich eine Low Carb Diät herausgestellt, also eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten und einem höheren Anteil an Proteinen und Aminosäuren (siehe Studie hier).
Inositol – natürlich, sanft mit vielfältiger Wirkung
Eine zunehmende Anzahl an Studien berichtet darüber hinaus von den günstigen Effekten von Inositol-Kombinationen, die begleitend zur sanften Therapie aber auch anderen Formen der Behandlung eingenommen werden können. Inositol ist eine vitaminähnliche Substanz und hat positiven Einfluss auf den Blutzuckerspiegel und das körpereigene hormonelle Gleichgewicht. Inositol kommt natürlich im Körper vor und ist sehr sicher in der Anwendung. Daher ist es kein Arzneimittel, sondern frei erhältliches Lebensmittel. Es gibt neun Varianten von Inositol, von denen zwei am Wichtigsten sind. Die einfachere, im Körper am häufigsten vorkommende Variante (“Inositol–Isomer”) ist Myo-Inositol. Ebenso wichtig und effektiv ist d-chiro-Inositol.
Eine Kombination von beiden Inositol-Formen myo-Inositol + d-chiro-Inositol, vorzugsweise auch mit alpha-Liponsäure und anderen Vitaminen und Antioxidantien, ist laut neueren Studien in der Wirksamkeit gegenüber dem “nur myo-Inositol” Ansatz deutlich überlegen.
In Untersuchungen zeigt Inositol Eigenschaften, die zu einer Verringerung des Volumens vergrößerter Eierstöcke, einer Verbesserung der Entwicklung und Qualität von Eizellen und Embryonen und einer Normalisierung des Menstruationszyklus führen. Parallel dazu konnten mit Inositol auch hormonelle und metabolische Werte verbessert sowie die Insulinresistenz vermindert werden. (3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11).
Folat Quatrefolic® verbessert die Fruchtbarkeit von Frauen
*** Disclaimer: eine medikamentöse Therapie sollten Sie immer mit Ihrem Arzt oder Apotheker absprechen ***
Eine weitergehende Therapie ist selbstverständlich abhängig von der Art und Ausprägung der PCOS-Symptome und auch davon, ob ein Kinderwunsch vorliegt. Dabei kommt eine medikamentöse Behandlung in Frage. Das können bei unregelmäßigen Blutungen beispielsweise Hormonpräparate sein, die auch im Zusammenhang mit den Folgen erhöhter Testosteron-Werte für Haut und Haare Wirkung zeigen können.
Besteht kein Kinderwunsch, kann der Arzt dazu falls die Untersuchungsergebnisse dies erlauben und beispielsweise keine Gerinnungsstörung vorliegt eine Antibabypille verschreiben. Auch eine Behandlung mit Progesteron ist möglich. In beiden Fällen jedoch kann es sein, dass positive Effekte erst nach Monaten eintreten.
Zur verbesserten Reifung der Eizellen sowie zur Förderung des Eisprungs werden unter anderem der ArzneistoffClomifencitrat oder auch das per Injektion unter die Haut verabreichte Hormon FSH verwendet. Bei einer Insulinresistenz können mit entsprechendem Einverständnis Antidiabetika wie Metformin eingesetzt werden.
Welche Behandlungsform im Einzelnen in Frage kommt, hängt natürlich von den individuellen Gegebenheiten sowie der Diagnose und dem Therapieplan des behandelnden Arztes ab.
Disclaimer: dieser Beitrag dient allgemeinen informatorischen Zwecken und ist keine Anleitung zur Selbstdiagnose. Bei gesundheitlichen Problemen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Studien und Quellen:
(1) Alvarez-Blasco, F., et al., Prevalence and characteristics of the polycystic ovary syndrome in overweight and obese women, Arch Intern Med. 2006 Oct 23;166(19), S. 2081 – 86.
(2) Joham, A. E., Gestational diabetes and type 2 diabetes in reproductive-aged women with polycystic ovary syndrome, J Clin Endocrinol Metab. 2014 Mar;99(3), S. E447 – 52.
(3) Rago, R., et al., Effect of myo-inositol and alpha-lipoic acid on oocyte quality in polycystic ovary syndrome non-obese women undergoing in vitro fertilization: a pilot study, J Biol Regul Homeost Agents. 2015 Oct-Dec;29(4), S. 913 – 23.
(4) Cianci, A., et al., d-chiro-Inositol and alpha lipoic acid treatment of metabolic and menses disorders in women with PCOS, Gynecol Endocrinol. 2015 Jun;31(6), S. 483 – 86.
(5) Laganà, A. S., et al., Evaluation of ovarian function and metabolic factors in women affected by polycystic ovary syndrome after treatment with D-Chiro-Inositol, Arch Gynecol Obstet. 2015 May;291(5), S. 1181 – 86.
(6) La Marca, A., et al., The menstrual cycle regularization following D-chiro-inositol treatment in PCOS women: a retrospective study, Gynecol Endocrinol. 2015 Jan;31(1), S. 52 – 56.
(7) Formuso, C., et al., Myo-inositol vs. D-chiro inositol in PCOS treatment, Minerva Ginecol. 2015 Aug;67(4), S. 321 – 25.
(8) Colazingari, S., et al., The combined therapy myo-inositol plus D-chiro-inositol, rather than D-chiro-inositol, is able to improve IVF outcomes: results from a randomized controlled trial, Arch Gynecol Obstet. 2013 Dec;288(6), S. 1405 – 11.
(9) Dinicola, S., et al., The rationale of the myo-inositol and D-chiro-inositol combined treatment for polycystic ovary syndrome, J Clin Pharmacol. 2014 Oct;54(10). S. 1079 – 92.
(10) Alviggi, Carlo, et al., The effect of FT500 Plus® on ovarian stimulation in PCOS women, Reproductive Toxicology, Volume 59, January 2016, S. 40 – 44.
(11) Genazzani, A. D., et al., Myo-inositol modulates insulin and luteinizing hormone secretion in normal weight patients with polycystic ovary syndrome, J Obstet Gynaecol Res. 2014 May;40(5), S. 1353 – 60.