L-Arginin (oft umgangssprachlich Arginin genannt, wobei immer die linksdrehende L-Form gemeint ist) ist eine in ernährungsmedizinischen Forschungen am intensivsten untersuchte Aminosäure.
Die wichtige Bedeutung von Arginin für zentrale Stoffwechselvorgänge wurde während der 1990er Jahre zunehmend klarer. 1998 wurde der Nobelpreis für Medizin für die Erkenntnisse rund um Arginin und die Bedeutung des Neurotransmitters NO (Stickoxid) für die Gefäße und den Kreislauf vergeben.
In den verschiedenen Studien und der Praxis wird von Fachleuten bei Anwendung von Arginin bei
empfohlen. Es wird in Studien und der täglichen Praxis immer wieder das optimale Nutzen-Risiko-Profil betont. Arginin besitzt eine sehr gute ernährungsmedizinische Wirkung, und es ist gleichzeitig auch in der sehr langfristigen Anwendung sehr sicher. Ganz nebenbei wird mit der Einnahme von Arginin vermutlich auch das Immunsystem gestärkt.
Die Weitstellung der Arterien wird über ds Schlüsselmolekül “NO”, Stickoxid, gesteuert. Dieses Stickoxid kann der Körper nur aus L-Arginin herstellen. Die bessere Versorgung mit Arginin erhöht laut vielen Studien daher die Flexibilität der Gefäße und verbessert so die Durchblutung.
Die empfohlene Dosierung beträgt 3.000 mg bis 5.000 mg L-Arginin täglich. Die Kombination mit Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12 ist empfehlenswert, weil so gefäßschädigendes Homocystein abgebaut wird. Auch Betain hat den Effekt, Homocystein abzubauen und kann so zu gesunden Gefäßen beitragen.
Erektile Dysfunktion kann viele Ursachen haben. Die häufigste Ursache sind Durchblutungsstörungen der feinen Gefäße. Mit L-Arginin kann der Prozeß der Gefäßerweiterung unterstützt werden.
Die besten Ergebnisse sind in Kombination von L-Arginin (1.800 mg bis 3.000 mg) und Pininrindenextrakt erzielt worden. Pinienrindenextrakt verbessert die Verfügbarkeit von NO (Stickoxid) in den Gefäßinnenwänden und verbessert so die Wirksamkeit von Arginin signifikant (über 90% Erfolg bei Erektionsstörungen, Info zur Studie hier).
Bewegung, Abnehmen und das Reduzieren tierischer Fette sind ebenso wichtig, um die Durchblutung zu verbessern. Langfristig ist zum Schutz der Gefäße auch Folsäure, B6 und B12 oder Betain empfehlenswert. Diese Mikronährstoffe bauen Homocystein ab.
Bei Diabetes werden im Allgemeinen 3.000 mg L-Arginin empfohlen. Untersuchungen zu Folge kann die Insulinsensitivität so verbessert werden.
Durch die Verbesserung der Durchblutung wird auch den Langfristschädigungen des erhöhten Blutzuckers entgegengewirkt. Diabetische Retinopathie und der diabetische Fuß sind Folgen der Schädigungen kleiner Gefäße durch erhöhten Blutzucker.
L-Arginin hat stimulierende Wirkungen auf das Immunsystem und fördert die Bildung weißer Blutkörperchen. Präzise Untersuchungen stehen in diesem Bereich aber noch aus.
L-Arginin wird von Bodybuildern wegen zweier Eigenschaften eingenommen:
Zum Einen verbessert es die Durchblutung während des Trainings. So können die Muskeln besser mit Energie und Aminosäuren generell versorgt werden.
Zum Anderen sagt man hochdosiertem L-Arginin (10.00 mg bis 20.000 mg täglich) anabole Wirkungen nach. “Anabol” bedeutet, dass der Muskelaufbau gefördert wird. Die wissenschaftliche Datenlage zu diesem Effekt ist aber eher schwach.
Empfehlenswert ist die Einnahme von L-Arginin gemeinsam mit Antioxidantien wie Glutathion, Selen, Vitamin C, Karotinoiden und Vitamin E.
L-Arginin HCL oder L-Arginin Base?
Arginin wird zu ernährungsmedizinischen Zwecken oder Zwecken der Nahrungsergänzung in zwei verschiedenen Formen verarbeitet: als L-Arginin Hydrochlorid (abgekürzt meist L-Arginin HCL) oder als L-Arginin Base.
L-Arginin Base ist das reine L-Arginin. Man spricht meist von einer Reinheit zwischen 98% und 100%. Es hat einen pH-Wert von etwa 10,5 bis 12. Damit ist es für den Organismus besser bekömmlich als saure Lebensmittel. L-Arginin Base löst sich nicht ganz so gut in Wasser auf und ist nicht ganz so geruchsneutral wie
L-Arginin HCL. L-Arginin Hydrochlorid ist mit einem pH-Wert von etwa 6,5 ein saures Lebensmittel. Wegen Vorteilen in der Wasserlöslichkeit und Verarbeitung ist L-Arginin HCL der öfter verwendete Stoff. Sein L-Arginin Anteil beträgt aber nur 65% – 85%. Wenn Sie also eine Kapsel mit 1.100mg L-Arginin HCL zu sich nehmen, nehmen Sie tatsächlich nur etwa 750 mg L-Arginin zu sich. Oft ist der Inhalt als “L-Arginin HCL” angegeben, so dass die Dosierung auf den ersten Blick höher erscheint als bei einem Produkt mit L-Arginin Base.
Anwendungen von L-Arginin
L-Arginin bei Arteriosklerose
Arteriosklerose wird im Volksmund meist “Arterienverkalkung” genannt. Damit ist der Prozess zunehmender Ablagerungen im Gefäßinneren, insbesondere der Arterien, gemeint. In der Folge werden die Gefäße weniger flexibel. Kleine Gefäße verstopfen als erstes und führen – zunächst unmerklich – zu Durchblutungsstörungen. Ernst zu nehmende Herz-Kreislauferkrankungen sind die langfristige Folge von Arteriosklerose.
Die Aminosäure L-Arginin ist für die Durchblutung essentiell: Die Steuerung der Gefäße und des Gefäßtonus erfolgt durch das kleine Molekül NO. Der Neurotransmitter Stickoxid (NO) kann im Körper nur aus L-Arginin gebildet werden. NO steuert über die Entspannung der glatten Muskulatur auch die Durchblutung und Sauerstoffversorgung von Blutgefäßen im Allgemeinen.
Eine erhöhte Einnahme von L-Arginin verbessert die Flexibilität der Gefäße (sogenannte “Endothelfunktion“). Diese Wirkung auf die Flexibilität ist in vielen Studien untersucht worden. Eine Zusammenfassung und Analyse des Standes der Wissenschaft (Meta-Studie) von Bai et al. hat 2009 die Wirksamkeit von Arginin auf die Durchblutung bestätigt. 1
Daher wird L-Arginin in der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei Durchblutungsstörungen, Arteriosklerose und Bluthochdruck begleitend eingesetzt. Die angemessene Dosierung beträgt 2.500 mg bis 6.000 mg täglich.
Bluthochdruck senken
Eng mit Arteriosklerose verbunden ist Hypertonie, also Bluthochdruck. Sehr viele Menschen haben bereits in jüngerem Alter einen zu hohen Blutdruck, ahnen meist aber nichts davon. Der hohe Blutdruck schädigt vor allem kleine Gefäße. Bluthochdruck belastet das Herz und kann damit Ursache für Herz-Kreislauferkrankungen, aber auch Störungen emfpindlicher Organe wie der Augen und des männlichen Geschlechtsorganes sein.
In verschiedenen Untersuchungen ist eine leichte, aber signifikante Senkung des Blutdruckes um 10-15mm Hg durch Arginin nachgewiesen worden. Eine zusammenfassende Arbeit von Dong et al. aus dem Jahre 2011 hat die Studien mit insgesamt über 1.400 Teilnehmern analysiert und – bei sehr guter Verträglichkeit – die gute Wirkung auf den diastolischen und systolischen Blutdruck bestätigt.2
Die Dosierung in den verschiedenen Studien betrug zwischen 4.000 mg täglich und 24.000 mg Arginin täglich.
Erektile Dysfunktion: L-Arginin und Potenz
L-Arginin wird wegen seiner durchblutungsfördernden Wirkung von führenden Urologen3 auch gegen die erektile Dysfunktion, also Erektionsstörungen empfohlen. Unter erektiler Dysfunktion leiden schätzungsweise rund 20 % der männlichen Bevölkerung ab 40 Jahren. Die vermutlich häufigste Ursache, noch vor psychischen Faktoren wie beispielsweise Stress, sind Kreislauf- und Gefäßstörungen.
Diese Gefäßerkrankungen, die zu eingeschränkter Potenz des Mannes führen, sind Arteriosklerose und Bluthochdruck. Die Gefäßwände leiden aber auch als Folge von dauerhaft erhöhtem Blutzuckerspiegel (Diabetes).
In der Regel verstärken die in Zusammenhang mit den Erektionsstörungen auftretenden Beziehungsprobleme den Leidensdruck der Betroffenen. Es besteht die Gefahr, in einen Teufelskreis zu gelangen: unbefriedigender Geschlechtsverkehr führt zu Leistungsdruck, der die ersten Symptome der Potenzstörungen beim Mann psychisch verstärkt.
Eine erektile Dysfunktion ist meist auch endothele Dysfunktion.
Dieser Satz ist ein bei Urologen geflügeltes Wort und bedeutet, dass Erektionsstörungen
meist ihre Ursache in Gefäßstörungen haben. Durch die Verbesserung der Durchblutung, insbesondere der feinen
Kapillargefäße, steigert sich auch die Erektionsfähigkeit des männlichen Gliedes. 4. Dabei sollte Arginin in einer
Dosierung von 5.000 mg (als Mindestmenge gelten allgemein 3.000 mg) täglich und dauerhaft eingenommen werden. Nach
wenigen Wochen konnten verschiedenen Studien zufolge mehr als ein Drittel der Anwender von signifikant verbesserten
Sexualfunktionen berichten.5
Die Kombination von L-Arginin mit Pinienrindenextrakt verstärkt die
Wirkung auf die Erektionsfähigkeit.6
L-Arginin kann die Fruchtbarkeit steigern
L-Arginin kann dazu beitragen, die
männliche Fruchtbarkeit zu verbessern. Arginin ist eine Vorstufe von Spermin und Spermidin. In einer Studie an
Männern mit eingeschränkter Spermienzahl konnte nach drei Monaten der Einnahme von 4.000 mg L-Arginin bei 74% der
Teilnehmer ein signifikant höhere Anzahl von Spermien festgestellt werden.7
In einer Studie mit Teilnehmern, die zwar ausreichend viele, aber schlecht bewegliche
Spermien hatten, wurde die Einnahme von rund 5.000 mg Arginin über sechs Monate untersucht. Die Motilität
(Beweglichkeit der Spermien) konnte signifikant gesteigert werden. 8
Ebenfalls als positiv für die Spermienanzahl bzw- dichte und die Spermienbeweglichkeit
bzw. den Anteil gesunder Spermien haben sich verschiedene Vitamine, Spurenelemente und Antioxidantien erwiesen:
Vitamin E (antioxidativ)
Vitamin C (anitoxidativ)
Vitamin D (wichtiger Rezeptor bei Befruchtung der Eizelle)
Selen (wichtig für Synthese des Mittelstücks des Spermiums)
Zink (essentiell für Spermienbildung und Testosteronproduktion)
Coenzym Q10 (Energie für Spermatozoen)
L-Carnitin (antioxidativ, Energie für Spermatozoen)
L-Glutathion (antioxidativ)
Paare mit bisher unerfülltem Kinderwunsch sollten
daher über eine Einnahme von L-Arginin und Antioxidantien nachdenken. In einer Studie wurde durch Einsatz eines
Kombipräparates beim Mann die Anzahl und Beweglichkeit der Spermien verbessert.
Verschiedene Paare wurden schwanger, die vorher lange erfolglos ungeschützten Verkehr
hatten (Studie hier
vorgestellt). Auch die Erektionsfähigkeit und damit die Libido dürfte davon profitieren.
Bei Diabetes: Arginin hilft den Blutzuckerspiegel zu senken
Auch bei Diabetes mellitus ist die begleitende
Einnahme von L-Arginin empfehlenswert, da es die Insulinsensibilität verbessern kann und Folgeerkrankungen, die mit
geschädigten Gefäßen zusammenhängen, entgegenwirkt.
In einer Studie aus dem Jahr 1998 wurde nachgewiesen, dass L-Arginin den
Insulinwiderstand verringern und so die Effizienz des vorhandenen Insulins verbessern kann. 9 Zudem, so folgern die Autoren der Studie, kann L-Arginin
helfen, verschiedene Antioxidantien wieder aufzubereiten.
Störungen im Fettstoffwechsel, die typischerweise bei Diabetikern auftreten, können
durch L-Arginin und die Verbesserung des NO-Spiegels signifikant reduziert werden. 10
Insulin ist das zentrale Hormon, dass den Blutzuckerspiegel reguliert. Es wird vom gesunden
Körper selbst gebildet, beim Diabetiker ist die Insulinproduktion eingeschränkt. Insulin muss durch die Zellwände
hindurch transportiert werden, um im Zellinneren die Verstoffwechselung des Blutzuckers zu steuern. Der Widerstand,
den die Zellwände dem Insulin entgegenbringen, nennt man Insulinwiderstand.
Folgeerkrankungen von Diabetes hängen zum großen Teil mit der Schädigung von Blutgefäßen
zusammen (diabetische Retinopathie, diabetischer Fuß). L-Arginin kann durch seinen durchblutungsverbessernden Effekt
dazu beitragen, Kapillargefäße länger zu erhalten. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Heilung des
diabetischen Fusses durch Arginin verbessert wird.11
L-Arginin unterstützt das Immunsystem
Da L-Arginin zudem zur Bildung weißer Blutkörperchen beiträgt, kommt es auch dem
Immunsystem zugute und stärkt die körpereigene Abwehr. Weiterhin kann es eine Reduktion von Tumorwachstum bewirken
und überschüssigen Stickstoff aus dem Körper entsorgen. Außerdem fördert es den Muskelaufbau und wirkt Stress
entgegen. Nicht zuletzt reguliert es den Säure-Base-Haushalt, was die Grundlage für anhaltende Gesundheit ist.
Nebenwirkungen von L-Arginin?
Es sind auch bei höheren Dosierungen keinerlei Nebenwirkungen von Arginin
bekannt. Es kann daher als sicheres Mittel für die Vitalisierung des Körpers eingesetzt werden
kann.
Lediglich bei akutem Herpes Simplex sollte L-Arginin nicht eingenommen werden, da es dem
Herpes-Virus Nahrung bietet.
Studien zu L-Arginin
Yongyi Bai, Lan Sun, Tao Yang, Kai Sun, Jingzhou Chen, and Rutai Hui; “Increase in fasting vascular endothelial function after short-term oral L-arginine is effective when baseline flow-mediated dilation is low: a meta-analysis of randomized controlled trials”; Am J Clin Nutr 2009;89:77€“84 ↩
Dong J.-Y., Qin L.Q., Zhang Z., Zhao Y., Wang J., Arigoni F., Zhang W.: “Effect of oral L-arginine supplementation on blood pressure: A meta-analysis of randomized, double-blind, placebo-controlled trials”; Am. Heart J. 162 (2011), p. 959-965. ↩
u.a. Prof. Dr. Hartmut Porst und Prof. Dr. H.-W. Bauer ↩
siehe Porst, H., The
future of erectile dysfunction (ED), Arch. Esp. Urol. 2010; 63 (8): 740-747 ↩
siehe auch “Chen J, Wollman Y, Chernichovsky T, Iaina A, Sofer M, Matzkin H.;
Effect of oral administration of high-dose nitric oxide donor L-arginine in men with organic erectile
dysfunction: results of a double-blind, randomized, placebo-controlled study; BJU Int. 1999
Feb;83(3):269-73”, ebenso:
M. J. Mathers, A. S. Brandt, F. v. Rundstedt, S. Roth, F. Sommer, T. Klotz; Stickstoffmonooxid(NO)- und
Arginin-Stoffwechsel und deren Bedeutung in der Männergesundheit; Aktuel Urol 2009; 40(4): 235-241 ↩
R Stanislavov, V Nikolova1 and P Rohdewald, “Improvement of erectile function
with Prelox: a randomized, double-blind, placebo-controlled, crossover trial”; International Journal of Impotence
Research (2008) 20, 173€“180; ebenso vorangegangene Studien der Autoren ↩
Schachter A, Goldman JA, Zukerman Z.,
“Treatment of oligospermia with the amino acid arginine.” J Urol 1973;110:311-313. ↩
Scibona M, Meschini P, Capparelli S, et al.,
“L-arginine and male infertility.” Minerva Urol Nefrol 1994;46:251-253 ↩
Krishna Mohan, I.
& Das, U.N. (1998) Effect of L-arginine-nitric oxide system on chemical-induced diabetes mellitus, Free Radical
Biology and Medicine, Volume 25, issue 7, (pp. 757-765) ↩
Mohan, IK; “Effect of
L-arginine-nitric oxide system on the metabolism of essential fatty acids in chemical-induced diabetes mellitus.”,
Prostaglandins Leukot Essent Fatty Acids. 2000 Jan;62(1):35-46 ↩
Arana, V., Paz, Y., et al, “Healing of diabetic foot ulcers in
L-arginine-treated patients”; Biomed Pharmacother, Volume 58 (2004), (pp. 588-597) ↩