Arteriosklerose, gemeinhin “Arterienverkalkung” genannt, ist die Bezeichnung für die eingeschränkte Funktionstüchtigkeit der Arterien. Die Gefäßkrankheit mit dem Resultat gestörter Durchblutung von Organen ist wiederum Auslöser wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder andere Organversagen, fördert aber auch das Auftreten von Demenz.
Arteriosklerose ist eine der Top 3 Volkkrankheiten.
Tückisch ist, ähnlich wie bei den anderen Volkkrankheiten Bluthochdruck und Diabetes, dass die sich verschlechternde Funktion der Arterien sehr lange, meist über Jahrzehnte von dem Betroffenen nicht bemerkt wird. Erst wenn dann totale Verschlüsse einer Arterie zu Thrombosen oder einer Embolie führen, ist die Arteriosklerose im Endstadium für den Patienten ersichtlich.
Arteriosklerose: Ursachen und Folgen
Aufbau der Arterien
Die menschlichen Arterienwände werden in der Medizin in fünf Bereiche aufgeteilt. Der innere Teil der Gefäßwand, der die Barriere zum fliessenden Blut bildet, wird “Endothel” genannt. Eine nicht ausreichende Funktion der Reizübertragung und Steuerung der Arterien wird “endothele Dysfunktion” genannt. Das Endothelgewebe ist das größte Organ im Körper. Die insgesamte Oberfläche des Endothels entspricht der Fläche von zwei bis drei Fußballfeldern.
Von Innen nach Aussen heissen die Schichten:
- Endothel intima
- Lamina elastica interna
- Media
- Lamina elastica externa
- Adventitia
4 Stadien der Arteriosklerose
Das Krankheitsbild der Arterienverkalkung, das sich entwickelt langsam und über Jahrzehnte entwickelt, wird in vier Stadien aufgeteilt:
Im ersten Stadium ist das Endothelgewebe bereits leicht geschädigt. Es verliert zum Teil seine Eigenschaft, genügend vom Botenstoff NO zu produzieren. Zudem wird es für cholesterinreiche Fettverbindungen durchlässig, die in die Gefäßinnenwand eindringen. An der Endotheloberfläche lagern sich erste weiße Blutkörperchen und Blutplättchen an.
In Phase 2 werden die in die Gefäßwand eingedrungenen weissen Blutkörperchen in sogenannte Schaumzellen umgewandelt. Veränderungen der Arterien sind jetzt nicht nur unter dem Mikroskop, sondern mit bloßem Auge sichtbar. Durch gezielte Ernährung und Bewegung kann jetzt aber noch deutlich gegengesteuert werden.
In Phase 3 entsteht arteriosklerotischer Plaque. Dieser Plaque ist aussen verhärtet und besteht im Inneren aus Fett und abgestorbenen Schaumzellen. Der Plaque ist von einer Art Bindegewebe überzogen (stabiles Atherom). Das Resultat ist eine erhebliche Verengung der Blutbahnen.
Phase 4 führt mit instabil werdenden Atheromen zu Verschlüssen der Arterien, die u.a. zu Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Embolien führen können.
Ursachen und Risikofaktoren von Arteriosklerose
Arteriosklerose entsteht durch das gestörte Miteinander von Gefäßwänden und dem darin fliessenden Blut. Ursachen und Risikofaktoren sind zum Teil nicht beeinflussbar:
- Alter
- Genetische Veranlagung
- Geschlecht
Die meisten Risikofaktoren sind aber beeinflussbar. Je mehr dieser Risikofaktoren vorhanden sind, umso höher wird Wahrscheinlichkeit und Schweregrad der Entwicklung von Arteriosklerose:
- Bluthochdruck
- erhöhte Blutfettwerte / gestörter Blutfettstoffwechsel
- Ãœbergewicht
- Nikotin / Zigaretten
- Bewegungsmangel
- Stress
- Diabetes mellitus / erhöhter Blutzuckerspiegel
- Mangel an Vitamin B6, B12 und Folsäure und an L-Arginin
Vorbeugung und Behandlung von Arteriosklerose
Ernährung
Der deutsche durchschnittliche Bundesbürger ernährt sich zu fettreich und nimmt insgesamt über ein Drittel zu viel Kalorien zu sich. Fett hat pro Gramm einen mehr als doppelt so hohen Energiegehalt wie Proteine oder Kohlenhydrate. Die Fette entstammen hauptsächlich einem hohen Fleischverzehr und von frittierten und gebratenen Speisen, hier insbesondere auch von Fast Food und Snacks.
Fettreicher Seefisch enthält hingegen einen hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren (DHA, EPA) und fördert die Gesundheit der Arterien. Er wird im Allgemeinen in viel zu geringem Umfang gegessen.
Obst und Gemüse ist hingegen Mangelware auf deutschen Tellern, die Mengen sind im Durchschnitt in etwa halb so hoch wie empfohlen. Deshalb der Rat im Prinzip aller Ärzte:
- Überprüfen Sie kritisch Ihre Ernährung.
- Streichen Sie Fettiges aus Ihrem Ernährungsplan.
- Schränken Sie den Alkoholkonsum ein.
- Sie erreichen das am Besten, indem Sie bewusst einkaufen, und zunächst frisches Obst und Gemüse berücksichtigen!
Sport und Bewegung
Regelmäßige Bewegung und Sport erhalten die Fitness von Herz, Kreislauf und Gefäßen. Dabei muss man nicht einmal regelmäßig in den Sportverein gehen. Bewegung kann bereits durch einfache Maßnahmen in den Alltag gebracht werden:
- Nehmen Sie die Treppen, lassen Sie den Fahrstuhl stehen!
- Lassen Sie öfter mal das Auto stehen, 2 Kilometer kann man gut zu Fuß gehen, bis zu 5 Kilometer mit dem Fahrrad fahren.
- Kaufen Sie öfter kleine, frische Portionen ein und erledigen Sie die Einkäufe zu Fuß.
L-Arginin
L-Arginin, eine semi-essentielle Aminosäure, ist für den Schutz und die Funktionstüchtigkeit der Gefäße ein zentrales Element. Die Aminosäure ist die alleinige Vorstufe von dem Molekül NO. NO (Stickstoffmonoxid) ist das Steuerungsmolekül, welches vom Endothel aus L-Arginin gebildet wird und so die Weitung und Engstellung der Gefäße steuert. Damit ist es zentral für die Steuerung des Blutdruckes und der Versorgung der Organe mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen.
Mit zunehmender Arteriosklerose verliert das Endothel einen Teil seiner Fähigkeit, NO zu produzieren. Eine erhöhte Zufuhr von L-Arginin kann den Verlust der Fähigkeit ausgleichen, vermehrt NO produzieren und so effektiv dazu beitragen, die normale Gefäßfunktionen aufrecht zu erhalten.
Die Wirkung von L-Arginin in der Behandlung von Arteriosklerose ist in über 1.400 Arbeiten untersucht worden. Zwei neuere Arbeiten haben die Ergebnisse der hochwertigsten Studien zusammenfassend analysiert1 und beide haben festgestellt:
- dass die orale Einnahme von L-Arginin die Gefäßfunktionen und die des Endothels nachhaltig verbessert, und
- dass eine signifikante Verbesserung des Blutdruckes bis hin zu einer Normalisierung durch die dauerhafte Einnahme von L-Arginin erzielt werden kann.
Die Dosierungen in den Studien betrugen zwischen 3.000 mg und 24.000 mg täglich. Nebenwirkungen waren nur selten und dann bei sehr hoher Dosierung und in Form von leichten Verdauungsproblemen aufgetreten.
Der Effekt von L-Arginin auf die Durchblutung feiner Gefäße hilft auch Männern mit Erektionsstörungen. Diese sind oft Folge einer beginnenden Arteriosklerose.
Homocysteinspiegel senken: B-Vitamine und Betain
Ein erhöhter Homocysteinspiegel ist mittlerweile in der Wissenschaft als eigenständiger auslösender Faktor von Arteriosklerose anerkannt.
Homocystein ist ein Abbauprodukt des Stoffwechsels. Es kommt natürlicherweise im Blut vor und muss seinerseits permanent vom Körper abgebaut werden. Dies erfordert die B-Vitamine Folsäure, Vitamin B6 und Vitamin B12. Ein Mangel an nur einem der B-Vitamine führt zu erhöhtem Homocysteinspiegel.
Betain ist ein Stoff, der früher den B-Vitaminen zugeordnet worden ist. Er kann aber teilweise vom Körper selbst produziert werden, so dass er nicht mehr zu den Vitaminen gerechnet wird. Betain ist ebenfalls an der Verstoffwechselung von Homocystein beteiligt. Allgemein anerkannt, auch von der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA, ist, dass Betain hilft, den Homocysteinspiegel zu senken.
Gemeinsam mit L-Arginin kommt den drei B-Vitaminen und Betain eine zentrale Bedeutung in der ernährungsmedizinischen Behandlung von Arteriosklerose zu.
Quellen:
- Dong J.-Y., Qin L.Q., Zhang Z., Zhao Y., Wang J., Arigoni F., Zhang W., “Effect of oral L-arginine supplementation on blood pressure: A meta-analysis of randomized, double-blind, placebo-controlled trials”, Am. Heart J. 162 (2011), 959-965. Ebenso schon vorher: Bai Y., Sun L., Yang T., Sun K., Chen J., Hui R.: “Increase in fasting vascular endothelial function after short-term oral L-arginine is effective when baseline flow-mediated dilation is low: a meta-analysis of randomised controlled trials”; Am. J. Clin. Nutr. 89 (2009), 77-84 ↩