Unter Vitamin E versteht man eine Gruppe von fettlöslichen Substanzen, die zumeist antioxidativ wirken. Es handelt sich bei Vitamin E genau gesagt nicht um ein Vitamin, sondern eine ganze Untergruppe von fettlöslichen Vitaminen. Die am häufigsten vorkommenden Formen sind Tocopherole und Tocotrienole.
Vitamin E ist in allen Membranen tierischer Organismen vorhanden. Es kann von tierischen Organismen nicht selbst gebildet werden, sondern muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Allein photosynthetisch aktive Lebewesen wie Pflanzen und Cyanobakterien können Vitamin E bilden.
Die antioxidativen Eigenschaften von Vitamin E werden auch in der Lebensmittelindustrie genutzt: Öle mit einem Gehalt an ungesättigten Fettsäuren (Omega-3 Fettsäuren) sind von Natur aus anfällig für oxidativen Stress. Sie werden schnell ranzig. Zum Schutz davor werden hochwertige Öle in lichtundurchläsigen Flaschen aufbewahrt und mit Vitamin E versetzt.
Trotzdem ist Vitamin E Mangel sehr weit verbreitet: laut Statistiken schaffen es nur ca. 50 % der erwachsenen Bevölkerung, ihren täglichen Bedarf von mindestens 12mg Vitamin E über die Ernährung zu decken. Kurzfristig kann der Körper einen Vitamin E Mangel über eigene Reserven ausgleichem. Langfristig macht sich ein Mangel an vielen Stellen bemerkbar:
In aller Kürze: dafür ist Vitamin E wichtig
Anwendungsgebiet | Wirkung |
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Alzheimer | In Verbindung mit Vitamin C senkt es die Erkrankungshäufigkeit und konnte in einer Studie das Voranschreiten verzögern |
Diabetes mellitus (Typ 1 und Typ 2) | Senkt das Risiko von Spätfolgen wie Gefäßverschlüssen, Augenschädigungen, Neuropathien. Sollte langfristig, dauerhaft eingenommen werden. |
Hauterkrankungen | verringert Vernarbung, schützt die Haut vor oxidativem Stress, mindrt Schwangerschaftsstreifen |
Herz-Kreislauf | Wirkt gegen Thrombosegefahr und Arteriosklerose, Reduziert die Oxidation von Cholesterin und LDL und verringert Playue in den Arterien. |
Immunsystem | verbessert Immunsystem |
Grauer Star, Makuladegeneration | Kann Trübungen der Linse verringern, Risiko von Katarakt beträchtlich senken |
Neurologische Störungen | verbessert Krankheitsbilder und -verläufe |
PMS (prämenstruelle Beschwerden) | Reduziert nervöse Spannungen, Abgespanntheit, Heißhungerattaken. Dauerhaft einnehmen! Ideal zusammen mit Borago Officinalis Öl . |
Rheuma, Arthrose, Arthritis | Entzündungshemmend, antitheumatisch, reduziert nach acht Wochen den Bedarf an Schmerzmitteln (nicht steroidale Antirheumatika). Studien weisen auf ähnliche entzündungshemmende Wirksamkeit wie Diclofenac hin! |
Funktionen des Vitamin E
Die Hauptaufgabe von Vitamin E im menschlichen Körper besteht im Schutz der körpereigenen Fettreserven in Membranen und Depots. Diese dürfen nicht durch freie Radikale oxidiert und somit zerstört werden.
Da Tocopherol eine starke antioxidative Wirkung besitzt, ist es in der Lage, Radikale einzufangen und auf diesem Wege unschädlich zu machen. Letztlich wirkt dies ebenso vorbeugend gegen mögliche Krebserkrankungen. Weiterhin erhöhen freie Radikale das Risiko für einen Herzinfarkt und Grauen Star, weshalb Vitamin E auch prophylaktisch gegen jene Erkrankungen hilft. Als starkes Antioxidans verlangsamt Vitamin E zudem Alterungsprozesse.
Eine weitere wichtige Funktion des Vitamins ist die Steuerung der Keimdrüsen, weshalb es auch als Antisterilitätsvitamin bekannt ist. Da Vitamin E positiv auf die Abwehrkräfte des Körpers wirkt, dient es ebenfalls dem Schutz vor Infektionskrankheiten. Es bewahrt außerdem die Arterien vor Ablagerungen und beugt somit Arteriosklerose und Entzündungen vor. Tocopherol ist zudem an der Bildung von Erythrozyten beteiligt und hilft beim Gewebeaufbau.
Die Regulation der Blutgerinnung ist ebenso eine weitere Funktion wie die Förderung der gesunden Durchblutung. Der menschliche Körper kann am besten alpha-Tocopherol in Leber und Fettgewebe speichern und ist in der Lage, langfristige Depots anzulegen. Diese können nach und nach abgebaut werden, sodass eine einmalige Gabe eine anhaltende Wirkung erzielen kann.
Vitamin E in der Ernährungsmedizin
Vitamin E und Hautfunktionen
Ein erstes Anzeichen von Vitamin-E-Mangel kann trockene und faltige Haut sein, da Tocopherol normalerweise der Alterung entgegenwirkt und dies bei einer zu niedrigen Zufuhr nicht mehr möglich ist. Es kann außerdem zu Konzentrationsstörungen, Leistungsabfall bzw. -schwäche und anhaltender Müdigkeit kommen, da Vitamin E für die Bildung roter Blutkörperchen wichtig ist und ein Abfall dieser zu einer Anämie führen kann. Damit einhergehend sind meist Stimmungsschwankungen oder überhöhte Reizbarkeit.
Ein weiteres Indiz für einen ausgereiften Vitamin-E-Mangel sind schlecht heilende Wunden oder Entzündungen, welche plötzlich gehäuft auftreten und schlecht behandelbar sind. Neben der Abgespanntheit und den Gemütsveränderungen können sich durch eine Unterversorgung auch Allergien entwickeln, da das Immunsystem nicht mehr korrekt reguliert wird. Des Weiteren sind Verdauungsstörungen und schwere Durchfälle möglich, was im Extremfall lebensbedrohlich sein kann.
Gesunde Gefäße und Arteriosklerose
Da Vitamin E normalerweise vor Ablagerungen in den Blutgefäßen schützt, kann eine beginnende Arteriosklerose ebenfalls auf einen Mangel dieses Nährstoffes hindeuten. Ist die Durchblutung einmal gestört, können sich auch weitere Komplikationen wie Thrombosen oder sogar ein Herzstillstand ergeben. Im fortgeschrittenen Stadium tritt ein schleichender Nerven- und Muskelabbau ein, wodurch sich Betroffene völlig entkräftet und matt fühlen.
In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Vitamin E die Plaquebildung in den Arterienwänden verringern kann und so das Risiko von Gefäßverstopfunngen mindert.
Spemienbildung beim Mann
Die antioxidativen Eigenschaften des Vitamin E schützen auch das empfindliche Erbgut des Mannes. Verschiedene Studien haben nachgewiesen, dass die Einnahme von Vitamin E die Spermienbeweglichkeit verbessern kann. 1
Prämenstruelles Syndrom
Vitamin E wirkt auch auf das Nervensystem und die Stimmung. PMS, die Tage vor den Tagen, deren Symptome oft Stimmungsschwankungen, Unwohlsein und Traurigkeit einschliessen, kann durch die kombinierte Einnahme von Vitamin E und Borago Officinalis Öl wirksam gelindert werden. Die PMS Symptome der Teilnehmerinnen sind in den Tests nach sechs Monaten um rund 70% zurückgegangen. 2
Nahrung mit viel Vitamin E
Grundsätzlich ist Vitamin E nur in pflanzlichen Erzeugnissen enthalten, gelangt aber über die Nahrungskette auch in tierische Organismen, wodurch auch diese als Quelle genutzt werden können, jedoch deutlich geringere Gehalte aufweisen. Besonders hervorzuheben sind als Lieferanten pflanzliche Öle wie Weizenkeimöl mit ca. 2400 mg/kg, Sonnenblumenöl mit etwa 400-800 mg/kg und rotes Palmöl mit ca. 800 mg/kg Vitamin E.
Durch die Verarbeitung der Öle bei hohen Temperaturen durch Kochen oder Braten entstehen, anders als bei den meisten anderen Vitaminen, nur mässige Verluste am Vitamin. Selbst mehrstündiges Frittieren zieht nur durchschnittlich 15-60 % Verluste nach sich. Mandeln und Haselnüsse eignen sich gut zur Sicherung der Mindestzufuhr pro Tag, können jedoch bei Bedarf sinnvoll durch zusätzliche Präparate ergänzt werden.
Quellen:
- Steven Sinclair, Male Infertility: Nutritional and Environmental Considerations, Altern Med Rev 2000;5(1):28-38, hier: S. 33 ↩
- Rocha Filho et al.: Essential fatty acids for premenstrual syndrome and their effect on prolactin and total cholesterol levels: a randomized, double blind, placebo-controlled study. Reproductive Health 2011 8:2 ↩