Die Unterstützung des Muskelaufbaus durch Aminosäuren wie BCAA, Kreatin oder L-Arginin oder auch Protein-Ergänzungen zeigt sich vermutlich erst bei längerfristigem Training. Dies ist das Ergebnis einer US-Studie von 2017.
Die Zufuhr von Protein als Nahrungsergänzung soll den Muskelaufbau insbesondere beim Krafttraining beschleunigen. Untrainierte Personen scheinen von der Einnahme jedoch zumindest kurzfristig nicht zu profitieren, wie eine randomisierte und kontrollierte Doppelblindstudie von Wissenschaftlern der Auburn University in Alabama, USA, jetzt herausfand.
Untrainierte Teilnehmer erhalten während Trainingsprogramm Protein oder Placebo
Für ihre Untersuchung konnten die Forscher 75 untrainierte Männer im Durchschnittsalter von 21 Jahren gewinnen. Sie alle nahmen an einem 12 wöchigen Programm teil, bei dem die jungen Männer an drei Tagen in der Woche ein umfassendes Widerstandstraining absolvierten. Außerdem erhielten sie zweimal täglich entweder Leucin, Molkenproteinkonzentrat, Molkenproteinhydrolysat oder Sojaproteinkonzentrat.
Alle Aminosäure- beziehungsweise Protein-Verabreichungen wurden auf einen Leucin-Gehalt von drei Gramm je Portion beziehungsweise sechs Gramm pro Tag standardisiert. In einer weiteren Gruppe schließlich nahmen die Teilnehmer zur Kontrolle lediglich ein Placebo ein.
Lediglich Trainingseffekt feststellbar
Verschiedene Gewebeproben wurden zu Beginn der Studie sowie 72 Stunden nach der letzten Trainingseinheit entnommen. Sie wurden unter anderem auf Veränderungen des Fettzellen- sowie Muskelfaserquerschnitts untersucht. Außerdem wurde die Anzahl der nicht zu Fasern verbundenen Satellitenzellen der Skelettmuskulatur bestimmt.
Auffällig war, dass die tägliche Energieaufnahme während des Trainings-Zeitraums bei allen Teilnehmern um 600 bis 800 Kilokalorien zunahm. Auch der Kraftzuwachs sowie die Erhöhung der Gesamtkörper-Muskelmasse entwickelte sich in allen Gruppen einschließlich der Placebogruppe ähnlich. Die Forscher kamen daher zu dem Schluss, dass die verbesserten Muskelwerte ausschließlich trainingsbedingt waren und in keiner Beziehung mit der Proteinzufuhr standen.
Vorläuferzellen für Muskelgewebe durch Proteineinnahme vermehrt
In einen Punkt unterschieden sich die Resultate in den Proteingruppen jedoch signifikant von denen in der Placebogruppe. Dies betrifft die Anzahl der Satellitenzellen. Bei allen Teilnehmern, die Protein zu sich nahmen, stieg sie erheblich stärker an als bei denen, die dies nicht taten. Wissenswert dazu ist, dass dieser Anstieg eine notwendige Voraussetzung für die Erhöhung der Skelettmuskelmasse ist.
Die vorläufige Schlussfolgerung lautet also, dass die kurzfristige Protein-Einnahme von wenig oder untrainierten Sportlern keine Steigerung der Muskelmasse zur Folge haben wird. Ein Effekt ist erst bei einem längerfristigen Training zu erwarten.
Vieles im Bereich des Muskelaufbaus noch nicht geklärt
Allerdings sind weitere Untersuchungen dazu erforderlich, in welcher Weise eine vermehrte Proteinaufnahme zu einer erhöhten Bildung von Satellitenzellen führt. Auch müssen zukünftige Studien herausfinden, ob eine proteinbedingt vermehrte Bildung von Satellitenzellen einen Zusatznutzen für trainierte Sportler beinhaltet. Klar ist, dass es zum Zusammenhang zwischen Nahrungsergänzungsmitteln und Muskelaufbau noch viel Forschungsbedarf gibt.
Nahezu wöchentlich legen Wissenschaftler-Teams neue Studien vor. Zu erwarten ist, dass die daraus hervorgehenden Erkenntnisse in den nächsten Jahren zahlreiche Innovationen auf dem Gebiet der Sportnahrung zur Folge haben werden.
Quelle: Mobley, C. B., et al., Effects of Whey, Soy or Leucine Supplementation with 12 Weeks of Resistance Training on Strength, Body Composition, and Skeletal Muscle and Adipose Tissue Histological Attributes in College-Aged Males, Nutrients. 2017 Sep 4;9(9), Epub published ahead of print.