Rote Beete ist das Trendgemüse des letzten Jahrzehntes. Vor allem Köche der Bio-Restaurants, aber auch Michelin-Stern gekrönte Köche verwenden immer öfter dieses schmackhafte Gemüse in Salaten und als Beilage. Jetzt könnte es auch Einzug in Fitness-Studios und im Sport halten. Denn eine Studie hat festgestellt: Mit Rote-Bete-Saft verschwinden Mikroverletzungen der Muskeln schneller!
Traditionell gilt die Rote Bete als ein Wintergemüse, das den Körper in der kalten Jahreszeit mit wichtigen Nährstoffen versorgt. Der Saft der Knolle wird zudem gerne getrunken, um einen Beitrag zur Regulierung des Blutdrucks zu leisten. Er enthält nämlich einen hohen Anteil an Nitrat. Nitrat galt lange Zeit als bedenklich, da es sich zu Nitrit sowie krebserregendem Nitrosamin umwandeln kann.
Allerdings ist diese mögliche Verwandlung bisher nur im Reagenzglas belegt. Außerdem gibt es bei Menschen mit außergewöhnlich hoher Nitrat-Aufnahme, wozu insbesondere Vegetarier zählen, keine Anzeichen für ein erhöhtes Krebsrisiko – im Gegenteil. Neuere Untersuchungen zeigen zudem, dass aus dem Nitrat im Organismus Stickoxyd gebildet wird, welches die Arterien geschmeidiger macht und erweitert. So kommt die blutdrucksenkende Wirkung zustande.
In einer aktuellen Studie hat ein internationales Team von Wissenschaftlern jetzt zudem herausgefunden, dass das übrigens ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Gemüse trainingsbedingte Muskelschmerzen lindern sowie die Erholung der Muskeln fördern kann. Beteiligt waren Forscher der Northumbria Universität, Newcastle, Vereinigtes Königreich, der Universität von Maastricht, Niederlande, der Ulster Universität, Nordirland, und der Nordwest Universität, Potchefstroom, Südafrika.
So wurde die Wirkung des Rote-Bete-Safts getestet
Insgesamt 20 männliche Sportler aus Universitätsmannschaften nahmen an der Studie teil. Zu Beginn absolvierten sie eine sehr anspruchsvolle Form des 30-Meter-Sprinttests mit 20 Durchgängen. Danach bekamen sie für drei Tage zweimal täglich entweder 250 Milliliter Rote-Bete-Saft oder ein Placebo. 72 Stunden nach der ersten Testeinheit, wurden die Sprints wiederholt. Vor, nach und zwischen den Trainings fanden umfangreiche Leistungstests statt.
Außerdem wurde die Druckschmerzschwelle gemessen und es wurden Blutproben entnommen. Hierbei stellten die Wissenschaftler die Werte für das Enzym Creatin-Kinase, welches eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung der Zellen spielt, sowie für verschiedene Entzündungsmarker und Marker für oxidativen Stress fest.
Höhere Sprungkraft bei kürzerer Kontraktionszeit
Besonders auffällig war das Ergebnis der Sportler, die Rote-Bete-Saft zu sich nahmen, beim sogenannten Counter Movement Jump, einem Sprungtest aus dem Stand. Sie erreichten nach dreitägiger Einnahme Sprunghöhen, die um 7,6 Prozent über denen lagen, die von den Teilnehmern aus der Placebo-Gruppe ausgeführt werden konnten. Außerdem benötigten die Testpersonen mit Rote-Bete-Saft kürzere Kontraktionszeiten, um die volle Kraft zu entwickeln.
Die Forscher schlossen daraus, dass sie sich von den Muskel-Mikroverletzungen, die durch die Sprints hervorgerufen wurden, schneller erholten.
Klare Empfehlung für Rote-Bete-Saft nach dem Training trotz offener Fragen
Allerdings konnten die Wissenschaftler nicht klären, wodurch es zu dieser verbesserten Muskelregeneration kam. Ursprünglich waren sie davon ausgegangen, dass der Rote-Bete-Pflanzenfarbstoff Betalain eine antioxidative Kraft entfalten würde. Diese Hypothese bestätigte sich jedoch nicht. Bezüglich der Marker für Entzündungen und oxidativen Stress sowie der Anzahl freier Radikale in den Blutproben gab es nämlich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.
Die Suche nach den möglichen Ursachen für die schnellere Muskelerholung muss also fortgesetzt werden. Infrage kommen hier zahlreiche phenolische Verbindungen oder auch das Nitrat im Rote-Bete-Saft, aus dem im Organismus Stickoxyd wird. In jedem Fall empfehlen die Autoren der Studie die Einnahme von Rote-Bete-Saft als eine sinnvolle Maßnahme nach dem Training.
Dem Sportler können die detaillierten Wirkungsmechanismen aber egal sein. Denn das Ergebnis ist klar: Rote Beete Saft, am besten kombiniert mit traditionell schon verwendeten Aminosäuren wie BCAA, L-Arginin, L-Carnitin und Kreatin fördern den Muskelaufbau und unterstützen die Regeneration.
Quelle: Clifford, Tom, et al., Effects of Beetroot Juice on Recovery of Muscle Function and Performance between Bouts of Repeated Sprint Exercise, Nutrients, 2016 Aug, Epub published ahead of print.