Knorpelgewebe braucht drei Monate zur Heilung
Die Knorpelmatrix ist zwar nicht durchblutet, aber trotzdem lebendes Gewebe. Sie erneuert sich permanent, aber relativ sehr langsam. Für die Heilung benötigt die Haut etwa eine Woche, Knorpelgewebe aber drei Monate.
Die Knorpelaufbaustoffe gelangen über die Gelenkflüssigkeit zum Knorpel und werden durch Bewegung der Gelenke in den Knorpel einmassiert. Deshalb ist neben gesunder Ernährung due Bewegung für die Vorbeugung von Arthrose so wichtig.
Das Zusammenführen der Bestandteile von Glucosamin (Glutamin und Fructose-6-Phosphat) findet in den Knorpelzellen selber statt. Diese brauchen dafür jedoch ein Enzym, das den Namen Glucosaminsynthase trägt. Es gehört zu den natürlichen Begleiterscheinungen des Alterns, dass die Tätigkeit dieses Enzyms mit den Jahren zurückgeht.
Kann nun nicht genügend Glucosamin durch den Organismus gebildet werden, führt das zu einer rissigen und instabilen Struktur des Knopels, der Knorpel degeneriert. Auch wenn dieser Zusammenhang noch nicht endgültig erforscht ist, spricht doch einiges dafür, dass eine defizitäre Produktion von Glucosamin ein Hauptbegünstigungsfaktor für Arthrose darstellt.
Proteoglykane und die Knorpelmatrix
Zur Stabilisierung und Flexibilität des Knorpelgewebes ist ein Bestandteil besonders entscheidend. Dabei handelt es sich um die Makromoleküle Proteoglykane. Sie werden aus einem Protein und Seitenketten aus Glykosaminoglykane (GAG) gebildet. Die Biosynthese der Proteoglykane basiert auf Glucosamin. Das dazu benötigte Glucosamin wird bei optimalen Bedingungen körpereigen auch aus Chondroitinsulfaten gebildet, die zu den GAG zählen.
So kann eine Knorpelschicht zwischen den Gelenken gebildet werden, die eine Polsterfunktion erfüllt. Im Falle einer Gelenkerkrankung wie Arthrose werden Proteoglykane nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert. Der Knorpelmatrix fehlen Nährstoffe und das Gewebe wird dünner sowie verliert an Elastizität. Die Folge sind die bekannten Arthrose- oder Bandscheibenbeschwerden.
Glucosamin in Nahrungsmitteln
Glucosamin kommt in der Ernährung so gut wie nicht vor. Trotzdem ist – zum Glück – auch von außen zugeführtes Glucosaminsulfat bioverfügbar. Es kann eine mangelhafte körpereigene Produktion ausgleichen.
Es wäre theoretisch ein Leichtes, durch eine Glucosamin-reiche Ernährung dafür zu sorgen, dass die regelmäßige Erneuerung des Knorpelgewebes auch bei steigendem Alter oder anderen Einflussfaktoren stets optimal gewährleistet ist. Dies hieße jedoch, größere Mengen knorpeligen Fleischs (Chondroitin!) und ganz besonders die Chitin-Panzer von Krustentieren (eine der wenigen Glucosamin Quellen) zu verzehren, da der Stoff in anderen Lebensmitteln kaum vorkommt.
Eine Versorgung mit Glucosamin nur aus der Ernährung kann also realistisch durch eine Anpassung der Ernährung nicht erzielt werden. Hier hilft lediglich Glucosamin in Kapsel- oder Tablettenform.
Formen von Glucosamin
Glucosamin Kapseln und Nahrungsergänzungen werden in den drei unterschiedlichen Verbindungen Glucosaminsulfat, Glucosamin HCL und N-Acetylglucosamin angeboten.
Glucosamin HCL
Bei der einen Form handelt es sich um D-Glucosamin-Hydrochlorid. Hydrochloride zeigen hervorragende Bindeeigenschaften bei basischen Stoffen wie Glucosamin. Das heißt, der Glucosamin-Anteil im D-Glucosamin-Hydrochlorid kann bedeutend höher als bei anderen Verbindungen sein. Aus diesem Grunde wird es von so manchem Produzenten bevorzugt. Die Zahl der Studien, die D-Glucosamin-Hydrochlorid im Fokus hatten, ist jedoch eher überschaubar. Zudem kommen die Wissenschaftler in den wenigen vorliegenden Untersuchungen zu dem Ergebniss, dass D-Glucosamin-Hydrochlorid nicht die erhoffte Wirkung zeigt.
Glucosaminsulfat
Weitaus erprobter und mit besseren Erfahrungen verbunden ist D-Glucosaminsulfat. Ein großer Teil der Studien beschäftigt sich mit dieser Verbindung. Und das aus gutem Grund: Bei Aminozuckern handelt es sich um vergleichsweise große Moleküle. Damit tun sie sich schwer, beim sogenannten Transmembran-Transport. Um die Biomembranen dennoch überwinden zu können, sind sie auf Transportmechanismen angewiesen. Genau dies gewährleistet zu 90 bis 98 Prozent die Sulfatverbindung.
Darüber hinaus sind Sulfate auch schweflige Stoffe. Dies hat erhebliche positive Folgen für die Wirksamkeit des D-Glucosaminsulfats. Als wichtiger Baustein des Knorpels wird Schwefeln sehr leicht in das Gewebe integriert. D-Glucosaminsulfat verfügt also über eine hohe Bioverfügbarkeit.
N-Acetylglucosamin
Vernachlässigt werden kann die Form als N-Acetylglucosamin. Hier liegt eine Verbindung von Glucosamin und Essigsäure vor. Die Bioverfügbarkeit ist jedoch sehr gering. Daher wird es von der Wissenschaft in Bezug auf die Gesundheit und Regenerationsfähigkeit des Knorpelgewebes nur wenig beachtet. Auch in Präparaten findet es kaum Verwendung.
Die Wirkung: Studien zu Glucosamin bei Arthrose
In den meisten Studien werden Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat kombiniert. Chondroitin ist ebenfalls ein Bestandteil der Knorpelmatrix.
Inzwischen ist weitgehend anerkannt, dass die Einnahme von Glucosamin einer Arthrose vorbeugen sowie die Produktion der Bausteine der Knorpelmatrix stimulieren kann. Die Studienlage ist so gut, dass Glucosamin neben dem Status als Nahrungsergänzung auch in Deutschland und der EU als Arzneimittel bei Gelenkerkrankungen anerkannt ist. Über lange Zeit eingenommen (länger als ein Jahr) sind teilweise knorpelaufbauende Effekte beobachtet worden.
So folgert auch eine niederländische Studie, dass Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfate bioverfügbar sind, die Proteoglykan-Biosynthese anregen und den Abbau der Knorpelmatrix hemmen können. Einer Bandscheiben-Degeneration kann in einem frühen Stadium auf diese Weise begegnet werden. Dazu ist allerdings eine langfristige Einnahme von mindestens mehreren Monaten erforderlich.
Je aktueller die Studien, desto sicherer wird Glucosamin-Wirkung bestätigt
Vorangegangene Meta-Analysen kamen noch zu dem Ergebnis, dass mittlere bis große Effekte möglich seien, der Aufbau der untersuchten Studien und deren Qualität allerdings für eine Übertreibung der Wirkung sprächen. Das war im Jahre 2000.
In den folgenden Jahren fand eine intensivere Beschäftigung mit Glucosamin statt, sodass Meta-Analysen aus den Jahren 2003 und 2005 bereits die Wirkung von Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat als gesichert ansahen. Durch eine ausgefeilte Methodik konnte auch sichergestellt werden, dass die Kriterien, nach denen die untersuchten Studien bewertet wurden, die Einhaltung wissenschaftlicher Standards bestätigten.
Die so gewonnenen Daten zeigten, dass Glucosaminsulfat wirksam und sicher in der Verzögerung des Krankheitsverlaufes und Verbesserung der Symptome bei Knie-Arthrose sein kann.