Glucosamin ist der Stoff aus dem die Struktur und Flexibilität des Gelenkknorpels entsteht. Zur Erhaltung der Gelenkgesundheit ist Glucosamin also unverzichtbar. Selbst wenn es darum geht, angegriffenen Gelenkknorpel zu regenerieren, kann es die dafür erforderlichen Prozesse fördern. Glucosamin wird im Körper durch die Verbindung seiner beiden Bestandteile Fructose-6-phosphat sowie die Aminosäure Glutamin hergestellt. Es handelt sich also um einen Aminozucker.
Glucosamin wird zur Unterstützung der Heilung von Gelenkknorpel eingesetzt, oft auch kombiniert mit Chondroitin. Es ist sowohl als Nahrungsergänzungsmittel als auch als Arzneimittel bei entzündlichen Gelenkerkrankungen (Arthrose und Arthritis) zugelassen. Wirksamkeit und Verträglichkeit sind in vielen tausend Studien untersucht worden. Die überwiegende Mehrheit der Studien weist eine gute Wirksamkeit bei Arthrose nach, so dass auch eine Arzneimittelzulassung erfolgen konnte.
Als Nebenwirkungen sind lediglich in sehr seltenen Fällen leichte Unverträglichkeiten beobachtet worden.
Glucosamin ist wesentlicher Teil der Knorpelstruktur. Durch die Einnahme von Glucosamin kann die Beweglichkeit verbessert werden und Entzündungsprozesse in Gelenken können sich verbessern. Die Effekte stellen sich relativ spät ein, da Knorpel einen langsamen Stoffwechsel hat. Man kann mit einer Entzündungshemmung und Schmerzlinderung nach 3-6 Monaten rechnen, einer Verbesserung der Knorpeldicke nach 18 Monaten und länger.
Erste Langfristuntersuchungen weisen auch nach, dass der natürliche Knorpelverschleiss gebremst werden kann. Nach zwei Jahren Einnahme konnte gegenüber Patienten, die kein Glucosamin eingenommen haben, eine deutliche Verbesserung in der Knorpelstärke festgestellt werden.
Glucosamin ist, genau wie Chondroitin, als Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. Dies erfolgt nur, wenn sichergestellt ist, dass Nebenwirkungen durch die Einnahme nicht zu erwarten sind.
Wegen seiner nachgewiesenen Wirksamkeit hat es in vielen Ländern gleichzeitig eine Arzneimittelzulassung, als Mittel gegen entzündliche Gelenkerkrankungen.
Die bevorzugte Form von Glucosamin ist Glucosaminsulfat. Die tägliche eingenommene Menge sollte über 1.200 mg täglich liegen.
Knorpelgewebe braucht drei Monate zur Heilung
Die Knorpelmatrix ist zwar nicht durchblutet, aber trotzdem lebendes Gewebe. Sie erneuert sich permanent, aber relativ sehr langsam. Für die Heilung benötigt die Haut etwa eine Woche, Knorpelgewebe aber drei Monate.
Die Knorpelaufbaustoffe gelangen über die Gelenkflüssigkeit zum Knorpel und werden durch Bewegung der Gelenke in den Knorpel einmassiert. Deshalb ist neben gesunder Ernährung due Bewegung für die Vorbeugung von Arthrose so wichtig.
Das Zusammenführen der Bestandteile von Glucosamin (Glutamin und Fructose-6-Phosphat) findet in den Knorpelzellen selber statt. Diese brauchen dafür jedoch ein Enzym, das den Namen Glucosaminsynthase trägt. Es gehört zu den natürlichen Begleiterscheinungen des Alterns, dass die Tätigkeit dieses Enzyms mit den Jahren zurückgeht.
Kann nun nicht genügend Glucosamin durch den Organismus gebildet werden, führt das zu einer rissigen und instabilen Struktur des Knopels, der Knorpel degeneriert. Auch wenn dieser Zusammenhang noch nicht endgültig erforscht ist, spricht doch einiges dafür, dass eine defizitäre Produktion von Glucosamin ein Hauptbegünstigungsfaktor für Arthrose darstellt.
Proteoglykane und die Knorpelmatrix
Zur Stabilisierung und Flexibilität des Knorpelgewebes ist ein Bestandteil besonders entscheidend. Dabei handelt es sich um die Makromoleküle Proteoglykane. Sie werden aus einem Protein und Seitenketten aus Glykosaminoglykane (GAG) gebildet. Die Biosynthese der Proteoglykane basiert auf Glucosamin. Das dazu benötigte Glucosamin wird bei optimalen Bedingungen körpereigen auch aus Chondroitinsulfaten gebildet, die zu den GAG zählen.
So kann eine Knorpelschicht zwischen den Gelenken gebildet werden, die eine Polsterfunktion erfüllt. Im Falle einer Gelenkerkrankung wie Arthrose werden Proteoglykane nicht mehr in ausreichenden Mengen produziert. Der Knorpelmatrix fehlen Nährstoffe und das Gewebe wird dünner sowie verliert an Elastizität. Die Folge sind die bekannten Arthrose- oder Bandscheibenbeschwerden.
Glucosamin in Nahrungsmitteln
Glucosamin kommt in der Ernährung so gut wie nicht vor. Trotzdem ist – zum Glück – auch von außen zugeführtes Glucosaminsulfat bioverfügbar. Es kann eine mangelhafte körpereigene Produktion ausgleichen.
Es wäre theoretisch ein Leichtes, durch eine Glucosamin-reiche Ernährung dafür zu sorgen, dass die regelmäßige Erneuerung des Knorpelgewebes auch bei steigendem Alter oder anderen Einflussfaktoren stets optimal gewährleistet ist. Dies hieße jedoch, größere Mengen knorpeligen Fleischs (Chondroitin!) und ganz besonders die Chitin-Panzer von Krustentieren (eine der wenigen Glucosamin Quellen) zu verzehren, da der Stoff in anderen Lebensmitteln kaum vorkommt.
Eine Versorgung mit Glucosamin nur aus der Ernährung kann also realistisch durch eine Anpassung der Ernährung nicht erzielt werden. Hier hilft lediglich Glucosamin in Kapsel- oder Tablettenform.
Formen von Glucosamin
Glucosamin Kapseln und Nahrungsergänzungen werden in den drei unterschiedlichen Verbindungen Glucosaminsulfat, Glucosamin HCL und N-Acetylglucosamin angeboten.
Glucosamin HCL
Bei der einen Form handelt es sich um D-Glucosamin-Hydrochlorid. Hydrochloride zeigen hervorragende Bindeeigenschaften bei basischen Stoffen wie Glucosamin. Das heißt, der Glucosamin-Anteil im D-Glucosamin-Hydrochlorid kann bedeutend höher als bei anderen Verbindungen sein. Aus diesem Grunde wird es von so manchem Produzenten bevorzugt. Die Zahl der Studien, die D-Glucosamin-Hydrochlorid im Fokus hatten, ist jedoch eher überschaubar. Zudem kommen die Wissenschaftler in den wenigen vorliegenden Untersuchungen zu dem Ergebniss, dass D-Glucosamin-Hydrochlorid nicht die erhoffte Wirkung zeigt.
Glucosaminsulfat
Weitaus erprobter und mit besseren Erfahrungen verbunden ist D-Glucosaminsulfat. Ein großer Teil der Studien beschäftigt sich mit dieser Verbindung. Und das aus gutem Grund: Bei Aminozuckern handelt es sich um vergleichsweise große Moleküle. Damit tun sie sich schwer, beim sogenannten Transmembran-Transport. Um die Biomembranen dennoch überwinden zu können, sind sie auf Transportmechanismen angewiesen. Genau dies gewährleistet zu 90 bis 98 Prozent die Sulfatverbindung.
Darüber hinaus sind Sulfate auch schweflige Stoffe. Dies hat erhebliche positive Folgen für die Wirksamkeit des D-Glucosaminsulfats. Als wichtiger Baustein des Knorpels wird Schwefeln sehr leicht in das Gewebe integriert. D-Glucosaminsulfat verfügt also über eine hohe Bioverfügbarkeit.
N-Acetylglucosamin
Vernachlässigt werden kann die Form als N-Acetylglucosamin. Hier liegt eine Verbindung von Glucosamin und Essigsäure vor. Die Bioverfügbarkeit ist jedoch sehr gering. Daher wird es von der Wissenschaft in Bezug auf die Gesundheit und Regenerationsfähigkeit des Knorpelgewebes nur wenig beachtet. Auch in Präparaten findet es kaum Verwendung.
Die Wirkung: Studien zu Glucosamin bei Arthrose
In den meisten Studien werden Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat kombiniert. Chondroitin ist ebenfalls ein Bestandteil der Knorpelmatrix.
Inzwischen ist weitgehend anerkannt, dass die Einnahme von Glucosamin einer Arthrose vorbeugen sowie die Produktion der Bausteine der Knorpelmatrix stimulieren kann. Die Studienlage ist so gut, dass Glucosamin neben dem Status als Nahrungsergänzung auch in Deutschland und der EU als Arzneimittel bei Gelenkerkrankungen anerkannt ist. Über lange Zeit eingenommen (länger als ein Jahr) sind teilweise knorpelaufbauende Effekte beobachtet worden.
So folgert auch eine niederländische Studie, dass Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfate bioverfügbar sind, die Proteoglykan-Biosynthese anregen und den Abbau der Knorpelmatrix hemmen können. Einer Bandscheiben-Degeneration kann in einem frühen Stadium auf diese Weise begegnet werden. Dazu ist allerdings eine langfristige Einnahme von mindestens mehreren Monaten erforderlich.1
Je aktueller die Studien, desto sicherer wird Glucosamin-Wirkung bestätigt
Vorangegangene Meta-Analysen kamen noch zu dem Ergebnis, dass mittlere bis große Effekte möglich seien, der Aufbau der untersuchten Studien und deren Qualität allerdings für eine Übertreibung der Wirkung sprächen.2 Das war im Jahre 2000.
In den folgenden Jahren fand eine intensivere Beschäftigung mit Glucosamin statt, sodass Meta-Analysen aus den Jahren 2003 und 2005 bereits die Wirkung von Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat als gesichert ansahen. Durch eine ausgefeilte Methodik konnte auch sichergestellt werden, dass die Kriterien, nach denen die untersuchten Studien bewertet wurden, die Einhaltung wissenschaftlicher Standards bestätigten.
Die so gewonnenen Daten zeigten, dass Glucosaminsulfat wirksam3 und sicher in der Verzögerung des Krankheitsverlaufes und Verbesserung der Symptome bei Knie-Arthrose sein kann.4
Neueste Studien zu Glucosamin
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Mögliche Unwirksamkeit von Glucosamin-Hydrochlorid gilt nicht für Glucosaminsulfat
Als besonders zuverlässig gelten die Cochrane-Studien. Die Cochrane Collaboration ist ein globaler Zusammenschluss von Forschern und Medizinern. Sinn des Netzwerkes besteht darin, systematisch Meta-Analysen zu erstellen, die sich mit der Wirksamkeit von bestimmten Stoffen und Therapien beschäftigen. Eine solche Cochrane-Studie ist auch zu Glucosamin erschienen.
Auch hier wird aufgrund von 16 randomisierten, kontrollierten Studien, die analysiert wurden, davon ausgegangen, dass Glucosamin wirksam und sicher ist. In allen Studien, in denen Glucosamin mit relevanten, entzündungshemmenden Schmerzmitteln verglichen wurde, war es wirksamer oder zumindest gleich wirksam. Lediglich in einer der untersuchten Studien, die im Vergleich mit einem Placebo angestellt wurden, war Glucosamin nicht signifikant wirksamer. Genau in dieser Studie wurde statt Glucosaminsulfat die Verbindung Glucosamin-Hydrochlorid eingesetzt.5
Die Hydrochlorid-Variante wurde auch in einer Studie der Universität von Utah, USA, an 1.500 Patienten verwendet. Bei Patienten mit leichter Arthrose war die Wirksamkeit nicht deutlich besser als ein Placebo. Bei Patienten mit Arthrose zweiten und dritten Grades und mittleren Schmerzen war Glucosamin in Form von Glucosamin-HCL signifikant wirksam. Die Kombination mit von Glucosamin und Chondroitinsulfat wies eine bessere Wirksamkeit als die beiden Stoffe alleine auf. Die Studie im Detail haben wir hier vorgestellt.6
Ganz aktuell liegt eine Studie der Universität von Sydney, Australien, aus dem Jahre 2013 vor, in der 605 arthritische Teilnehmer über zwei Jahre Glucosaminsulfat einnahmen. Hier konnte neben einer signifikanten Verlangsamung des Krankheitsverlaufes auch ein Schmerzrückgang nachgewiesen werden, der allerdings ebenso in Parallel- und Kontrollgruppen zu verzeichnen war.7
Dosierung von Glucosamin
In nahezu allen Studien, in denen Glucosaminsulfat erfolgreich eingesetzt wurde, liegt eine Tagesdosierung von 1.500 Milligramm zugrunde. Darin sind rund 1.200 Milligramm reines oder elementares Glucosamin enthalten. Bei konkreten Präparaten ergibt sich in diesem Zusammenhang ein Problem für den Verbraucher. In Deutschland gibt es derzeit weder eine gesetzlich verbindliche noch freiwillige Form, die präzise die Angabe des Glucosamin-Gehaltes eines Produktes definiert. Das heißt, häufig sind in der Glucosaminsulfat-Deklaration auch weitere Stoffe wie Kaliumchlorid enthalten.
Ebenso gibt es Präparate, die Glucosaminsulfat und Glucosamin-Hydrochlorid enthalten, was einen Rückschluss auf den Anteil an elementarem Glucosamin zusätzlich erschwert. Hier hilft nur, zielgerichtet den Gehalt an elementarem Glucosamin zu erfragen.
Kann jeder Glucosamin einnehmen?
Glucosamin ist sehr gut verträglich. Deshalb ist es auch ein zugelassenes Nahrungsergänzungsmittel. Nebenwirkungen treten so gut wie nicht auf. Da Glucosamin in der Regel aus dem Chitin-Panzer von Krustentieren hergestellt wird, sollte bei Vorliegen einer Allergie gegen diese Meeresbewohner das Präparat zunächst auf Verträglichkeit getestet werden. Es besteht jedoch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die konkreten Allergene nicht enthalten sind.
Risiken bei einer Einnahme während der Schwangerschaft sind bisher nicht in dem Maße untersucht worden, dass Aussagen getroffen werden können. Bei Personen mit entsprechenden Erkrankungen kann es bei einer Einnahme außerhalb der Mahlzeiten zu leichten Magenbeschwerden oder auch Übelkeit kommen. Unklar ist, ob Glucosamin die Insulinresistenz erhöhen kann. Hierzu gibt es bestätigende aber auch widersprechende Studien.
Glucosamin kaufen
Wer die Gesundheit seiner Gelenke fördern will, sollte Glucosaminsulfat als ein Baustein der täglichen Nahrungsergänzung einsetzen. Mehr zu bei Arthrose helfenden Mikronährstoffen finden Sie hier. Hier finden Sie auch einen Vergleich mit Empfehlungen.
Quellen und Studien:
Van Blitterswijk W. J., et al., “Glucosamine and chondroitin sulfate supplementation to treat symptomatic disc degeneration: biochemical rationale and case report” BMC Complement Altern Med, 2003, Epub published ahead of print. ↩
McAlindon, T. E., “Glucosamine and chondroitin for treatment of osteoarthritis: a systematic quality assessment and meta-analysis”, JAMA. 2000 Mar 15;283(11), S. 1469 – 75. ↩
Richy, F., et al., “Structural and symptomatic efficacy of glucosamine and chondroitin in knee osteoarthritis: a comprehensive meta-analysis”, Arch Intern Med. 2003;163(13), S. 1514 – 22. ↩
Poolsup, N., et al., “Glucosamine long-term treatment and the progression of knee osteoarthritis: systematic review of randomized controlled trials”, Ann pharmacother. 2005;39(6), S. 1080 – 87. ↩
Towheed, T. E., et al., “Glucosamine therapy for treating osteoarthritis”, Cochrane Database Syst Rev. 2001, Epub published ahead of print. ↩
Clegg, D. O., “Glucosamine, chondroitin sulfate, and the two in combination for painful knee osteoarthritis”, N Engl J Med. 2006 Feb 23;354(8), S. 795 – 808. ↩
Fransen, M., et al., “Glucosamine and chondroitin for knee osteoarthritis: a double-blind randomised placebo-controlled clinical trial evaluating single and combination regimens”, Annals of the rheumatic diseases 2014, Epub published ahead of print. ↩