Mit Ernährung, die reich an Antioxidantien ist, kann man sein Diabetes-Risiko um bis zu 27 Prozent senken. Das ist das Ergebnis von zwei groß angelegten französischen Studien.
Bei der Entstehung eines Typ-2-Diabetes kann aktuellen Studien zufolge oxidativer Stress im Spiel sein. Belegt ist auch, dass die Aufnahme von Antioxidantien verschiedene Ausprägungen des metabolischen Syndroms abmildern kann. Wissenschaftler der Université Paris-Sud und der Université de Rennes, beide Frankreich, haben nun in diese Richtungen konsequent weitergeforscht. Dabei konnten sie nachweisen, dass ein hoher Konsum von Lebensmitteln, die reich an antioxidativen Inhaltsstoffen sind, das Diabetesrisiko unter Frauen mittleren Alters erheblich verringern kann.
Diabetes und Antioxidantien: 65.000 Frauen über 15 Jahre beobachtet
Im Rahmen der multizentrischen EPIC-Studie wurden in zehn europäischen Ländern über eine halbe Million Personen mehrjährig begleitet. In Frankreich wurden dazu ab 1993 von knapp 75.000 Frauen im Ausgangsalter zwischen 40 und 65 Jahren Daten erhoben. Dies umfasste die Aufnahme von detaillierten Angaben zur Ernährung sowie bis 2008 andauernde medizinische Untersuchungen. Aus diesem Pool wählten die Wissenschaftler 64.223 Teilnehmerinnen aus, die zum Beginn der Erhebung weder an einem Diabetes noch an einer Herzerkrankung litten.
Obst ist Spitzenreiter bei der Aufnahme von Antioxidantien
Aus den Fragebögen zur Nahrungsaufnahme ermittelten die Forscher mithilfe einer darauf spezialisierten italienischen Datenbank Schätzwerte für die totale antioxidative Kapazität (TAC). Bei der TAC handelt es sich um die Gesamtheit der antioxidativen Kraft, die sich aus der Summe einzelner antioxidativer Stoffe beziehungsweise Nahrungsmittel ergibt. Die Analyse ergab, dass Obst mit 23 Prozent am meisten zur TAC beitrug. Gemüse sowie interessanterweise alkoholische Getränke waren mit 19 beziehungsweise 15 Prozent beteiligt.
Eine erhebliche Rolle spielten auch Heißgetränke wie Tee inklusive Frucht- und Kräutertees sowie heiße Schokolade. Sie trugen zusammen 12 Prozent zur TAC bei. Kaffee wurde allerdings aus der Berechnung entfernt, da sein weit überdurchschnittlicher Anteil an Antioxidantien Verzerrungen beim Gesamtergebnis hervorgerufen hätte. Außerdem wäre es notwendig gewesen, den Kaffeekonsum und oft in Kombination vorkommender Zigaretten- sowie überhöhter Alkoholkonsum ebenso wie eine stressigen Lebensweise in Beziehung zu setzen.
Mit den Antioxidantien aus einem kleinen Schälchen Beerenobst am Tag deutlich geringeres Diabetes-Risiko
Im Laufe des 15-jährigen Beobachtungszeitraums entwickelten 1751 Teilnehmerinnen einen Typ-2-Diabetes. Der Vergleich mit den TAC-Werten ergab dabei, dass die Frauen, deren TAC sich im Bereich der obersten 20 Prozent befand, ein um 27 Prozent geringeres Diabetes-Risiko hatten, als die Teilnehmerinnen, die am wenigsten Antioxidantien zu sich nahmen.
Ab einem TAC-Wert von 15 Millimol pro Tag konnten die Forscher dabei eine kontinuierliche Abnahme des Diabetes-Risikos feststellen (1). Zur Veranschaulichung: 100 Gramm Beerenobst weist durchschnittlich einen TAC-Wert von knapp zehn Millimol auf. Bei Hagebutten sind es schon rund 25 Millimol. Besonders reiche Sorten schließlich wie getrocknete indische Stachelbeeren können aber auch bis zu über 250 Millimol je 100 Gramm enthalten (2).
Insgesamt sind daher auch bei bereits bestehendem hohen Blutzuckerspiegel Antioxidantien in purer Form, z.B. als Nahrungsergänzung, empfehlenswert. Neben den Vitaminen C und E und Spurenelementen wie Selen bieten sogenannte oligomere Polyphenole (OPC) einen hohen antioxidativen Schutz. Die hochwertigsten Vertreter sind Traubenkernextrakt, Pinienrindenextrakt (mit hohem Anteil an Procyanidinen) bzw. Grüntee-Extrakt (hoher Anteil an Epigallocatechingallat EGCG).
(1) Mancini, Francesca Romana, et al., Dietary antioxidant capacity and risk of type 2 diabetes in the large prospective E3N-EPIC cohort, Diabetologia, 2018 Feb;61(2), S. 308 – 316.
(2) Blomhoff, Rune, et al., The total antioxidant content of more than 3100 foods, beverages, spices, herbs and supplements used worldwide, Nutr J. 2010; 9: 3, Epub published ahead of print.