Über Erektionsstörungen (medizinisch: erektile Dysfunktion, abgekürzt ED) zu reden war nicht nur früher ein Tabuthema: Probleme mit der Potenz mag sich auch in Zeiten zunehmender sexueller Offenheit kaum ein Mann einstehen.
Und so kommt es, dass die Termine von Urologen über Monate im voraus belegt sind, die Wartezimmer voll sind und Pharmafirmen mit chemischen Potenzverstärkern (vor allem sogenannte PDE-5 Hemmer wie Viagra®, Cialis® oder Levitra®) hohe Umsätze verzeichnen.
Gleichzeitig kann aber kaum einer jemanden aus seinem Bekanntenkreis nennen, der von Potenzproblemen betroffen ist.
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Erektile Dysfunktion: Häufigkeit und Diagnose
Verschiedene Schätzungen gehen von vier bis sechs Millionen Männern in Deutschland aus, die zumindest teilweise unter Erektionsstörungen leiden. Die größte Untersuchung (Massachusetts Male Aging Study, USA 1987) hat festgestellt, dass 50% der Männer zwischen 40 und 70 Jahren über Erektionsstörungen in verschiedenen Schweregraden klagen. Ein Drittel der Männer gab an, mäßige bis schwere Potenzstörungen zu haben.
Die allgemein anerkannte Definition einer erektilen Dysfunktion lautet, dass der Mann über einen Zeitraum von sechs Monaten in der überwiegenden Zahl der Fälle keine ausreichende Erektion erreichen kann, um einen zufriedenstellenden Geschlechtsverkehr haben zu können.
Da der Vorgang einer Erektion ein sehr komplexes Zusammenspiel aus Psyche, Hormonen, Neurotransmittern und kleinsten Gefäßen ist, kann der Urologe nicht ohne Weiteres die Ursachen feststellen. Im Regelfall wird er versuchen, mit einer Befragung den Schweregrad zu identifizieren und die möglichen Ursachen einzugrenzen. Zudem werden Blutwerte auf eine vorliegende Zuckerkrankheit und andere organische Störungen überprüft und die Herz-Kreislauffunktionen untersucht.
Impotenz ist nicht gleich Unfruchtbarkeit! “Potenz” bezeichnet die Fähigkeit, den Penis zu versteifen, Fruchtbarkeit die Fähigkeit, gesunde männliche Samenzellen zu bilden. So kann ein “Potenzprotz” aufgrund von Problemen in den Hoden unfruchtbar sein. Genauso kann trotz nicht ausreichender Steifigkeit des Penis befruchtungsfähiges Ejakulat gebildet werden.
Insbesondere in leichteren bis mittelschweren Fällen können Aminosäuren und Antioxidantien helfen, den Gesundungsprozess zu fördern.
Ursachen von Erektionsstörungen
Ursachen von Erektionsstörungen bei Männern sind
Diabetes (und die damit zusammenhängenden Gefäßstörungen),
Bluthochdruck,
koronare Herzkrankheiten,
erhöhter Cholesterinspiegel,
starker Nikotinkonsum (Rauchen).
Als häufigste Ursache gelten Gefäßstörungen, erektile Dysfunktion hängt immer auch zusammen mit endotheler Dysfunktion, also Störungen der Gefäßinnenwände und damit des Kreislaufes und Blutdrucks.
Mikronährstoffe bei erektiler Dysfunktion
Wirkstoff
Dosis (täglich)
Wirkung
L-Arginin
3.000 mg - 5.000 mg
verbessert Durchblutung, ähnelt in Wirkmechanismus den PDE-5-Hemmern (Viagra, Levitra, Cialis)
Pinienrindenextrakt
80 mg - 120 mg
Stärkt Gefäße, verbessert die Durchblutung, verstärkt Wirkung von L-Arginin.
L-Carnitin
200 mg - 1.000 mg
Verbessert Fettstoffwechsel und Energiehaushalt
Zink
10 mg - 20 mg
Ermöglicht Synthese des Sexualhormons Testosteron
Mikronährstoffe, die sich positiv auf Erektionsstörungen beim Mann auswirken können. Natürliche, rezeptfreie Potenzmittel, deren Wirksamkeit in klinischen Studien nachgewiesn werden konnte.
Pinienextrakt + Arginin
Hochwertige Studie weist nach: über 90% der Männer steigern ihre Potenz mit Pinienrindenextrakt-Arginin Kombination!
L-Arginin stellt für den Körper die einzige Quelle für das gefäßregulierende Molekül NO (Stickoxid) dar. Will der Körper seine Gefäße erweitern, benötigt er also Arginin. Die verschreibungspflichtigen chemischen Potenzmittel (PDE-5 Hemmer) sorgen dafür, dass weniger vom NO abgebaut wird. Dadurch können die Gefäße erweitert gehalten werden.
Nimmt man Arginin ein, stellt man dem Körper mehr vom Ausgangsstoff für NO zur Verfügung. Die Wirkungsweisen haben also Parallelen. 1
In verschiedenen Studien wurde die Wirkung von Arginin auf die Potenz untersucht. Am bekanntesten ist die Studie von Chen et al., bei der die Wirksamkeit von 5.000 mg L-Arginin bei Erektionsstörungen nachgewiesen worden ist.2
Studien an Dosierungen von 3.000 mg L-Arginin täglich waren ebenfalls erfolgreich, allerdings waren die Ergebnisse nicht ganz so deutlich wie beim Einsatz von 5.000 mg.
Erfahrungen aus urologischer Praxis
Von Urologen werden entsprechende Produkte auf Basis von Arginin sowohl allein als auch bei schwerer erektiler Dysfunktion in Kombination mit verschreibungspflichtigen Medikamenten empfohlen. Bezüglich der Aminosäure Arginin wird besonders das gute Verhältnis von Wirkungen und (nicht bestehenden) Nebenwirkungen gelobt:
“Die Erfahrungen mit den eigenen Patienten haben dabei gezeigt, dass es bei Patienten mit leichteren Erektionsstörungen durchaus Sinn machen kann, diese Medikation für 1-3 Monate einmal auszuprobieren. (…) Bei schweren Impotenzformen hat sich auf Grund der eigenen Erfahrungen in der Praxis auch die Kombination von L-Arginin mit PDE-5 Hemmern bewährt.”3
L-Arginin verbessert zudem die Insulinsensitivität und senkt den Blutdruck bei bestehender Hypertonie, zwei oft sehr sehr willkommene Begleiterscheinungen.
Pinienrindenextrakt und Arginin
Pinienrindenextrakt (Extrakt der Rinde der französischen Seekiefer Pinus pinaster) hat ein breites Anwendungsspektrum. Es wirkt antioxidativ und unterstützt die Gefäßwände durch die Bildung von Enzymen, die wiederum die Produktion von NO unterstützen. In einer Studie, die 2003 veröffentlicht worden ist, wurde die Einnahme von Pinienrindenextrakt kombiniert mit L-Arginin untersucht.4
Die Patienten erhielten zunächst nur L-Arginin, im zweiten Monat L-Arginin und 80 mg Pinienrindenextrakt täglich und im dritten Monat L-Arginin und 120 mg Pinienrindenextrakt täglich. Die Teilnehmer waren mit einem Alter von 36 Jahren realtiv jung.
Die Ergebnisse der Studie waren sehr überzeugend: In der Kombination von Arginin und 80 mg Pinienrindenextrakt haben 80% der Teilnehmer nach drei Monaten von einer normalen Sexualfunktion berichtet. Die Einnahme der erhöhten Dosierung von 120 mg Pinienrindenextrakt hat den Anteil der Männer mit einer normalen Erektionsfähigkeit sogar auf 92% erhöht.
L-Carnitin
L-Carnitin ist besonders wichtig für die Herzmuskelfunktionen. In der Anwendung bei Erektionsstörungen gibt es noch relativ wenig Studiem, die aber hoffen lassen. In einer Studie aus 2011 wurde die Einnahme von Carnitin gemeinsam mit Arginin und Niacin über den Zeitraum von 3 Monaten an Patienten aller Altersklassen mit erektiler Dysfunktion getestet. Das Ergebnis: bei 40% der Männer haben sich die Erektionsstörungen verbessert. 5
L-Carnitin ist zudem dafür bekannt, dass es bei der Regulierung des Blutzuckerpiegels hilft und insofern für Diabetiker mit Potenzproblemen doppelt empfehlenswert.
Vitamine, die für Ihre Gefäße wichtig sind
Vor allem Vitamin E ist als fettlösliches Antioxidans dafür bekannt, die Gesundheit der Gefäße zu fördern. Studien zu Vitamin E und der Gesundheit von Herz und Kreislauf sind zahlreich, insbesondere bei Diabetes wird eine zusätzliche Einnahme von Vitamin E empfohlen.
Coenzym Q10 unterstützt wie L-Carnitin die Herzfunktion und ist daher ebenfalls förderlich.
Zu diesen Stoffen sind aber keine Studien spezifisch auf die kurzfristige Wirkung bei erektiler Dysfunktion bekannt. Auf lange Sicht sind die Stoffe aber sinnvoll für die Gefäßgesundheit und damit auch die Erektionsfähigkeit des Mannes.
Zink: wichtig für den Testosteronspiegel
Zink ist an über 200 Enzymen beteiligt. Es ist unter anderem wichtig für die Produktion des männlichen Sexualhormons Testosteron. Mit zunehmenden Alter nimmt der Testosteronspiegel und damit einhergehend die Libido von Männern ab. Um einem Zinkmangel vorzubeugen, ist die Einnahme von 10 mg bis 15 mg Zink täglich empfehlenswert.
Sport, Bewegung, BMI
Impotenz ist oft ein Zeichen von sich anbahnenden Herz-Kreislaufproblemen. Eine Maßnahme, die unabhängig von der sonstigen Behandlung, empfehlenswert ist, ist die Intensivierung von Sport, regelmäßiges Bewegen und die Überprüfung des eigenen Gewichtes. Übergewicht trägt nämlich ebenso zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei wie es mit erektiler Dysfunktion zusammenhängt.
Alleine durch gezielte Gewichtsabnahme von mehr als 10% des Körpergewichtes und das Treiben von drei Stunden Sport pro Woche konnte bei übergewichtigen Männern (BMI von über 30) eine signifikante Verbesserung der Erektionsfähigkeit bewirkt werden.6
Augen auf beim Potenzmittelkauf!
“nur eine Kapsel“, “Sofortwirkung“, “garantierte Wirkung“: wenn Sie so etwas lesen und das Mittel eine rein natürliche pflanzliche Mischung sein soll, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwas faul. Experten gehen davon aus, dass diese Versprechungen entweder überhaupt nicht eingehalten werden können oder auf der Beimischung von chemischen Wirksubstanzen ähnlich den PDE-5 Hemmern (also Viagra, Levitra, Cialis etc.) basieren. Das aber ist hochgefährlich, weil Reinheit und Dosierung der chemischen Komponenten durch den Anwender völlig unkontrollierbar sind.
Es gibt wirkungsvolle Potenzmittel auf Basis von Arginin in der Apotheke, die Sie rezeptfrei erhalten. Achten Sie darauf, dass von der Dosierung her mindestens 3.000 mg L-Arginin täglich enthalten sind. Pinienrindenextrakt verstärkt die Wirkung deutlich, die Kombination ist in Studien klar überlegen gegenüber reinem L-Arginin.
Erwarten Sie keine Sofortwirkung, denn für eine Wirkung von Arginin bedarf es der regelmäßigen Einnahme über Wochen. Dafür sind Nebenwirkungen nicht zu erwarten. Und ihr Körper dankt es Ihnen vermutlich auch mit einem verbesserten Immunsystem, besserer Insulinsensitivität und verbesserten Blutdruckwerten.
Studien
Zorgniotti, A. W., & Lizza, E. F. (1994). “Effect of large doses of the nitric oxide precursor, L-arginine, on erectile dysfunction.”; International Journal of Impotence Research, 6, 33€“35. ↩
Chen, J., Wollman, Y., Chernichovsky, T., Iaina, A., Sofer, M., & Matzkin, H.; “Effect of oral administration of high-dose nitric oxide donor L-arginine in men with organic erectile dysfunction: Results of a double-blind, randomized, placebo- controlled study.”; BJU International, (1999); 83, 269€“273. ↩
Porst, H.; eigene Homepage: http://porst-hamburg.de/spezielle-andrologie/sexualstoerungen-des-mannes/impotenz.html ↩
R. STANISLAVOV & V. NIKOLOVA (2003): Treatment of Erectile Dysfunction with Pycnogenol and L-arginine, Journal of Sex & Marital Therapy, 29:3, 207-213 ↩
Gianfrilli D, Lauretta R, Di Dato C, Graziadio C, Pozza C, De Larichaudy J, Giannetta E, Isidori AM, Lenzi A. Propionyl-L-carnitine, L-arginine and niacin in sexual medicine: a nutraceutical approach for erectile dysfunction. Andrologia. 2011 Oct 4 ↩