Betain ist ein Homocystein-Killer, der Herz, Gefäße und Leber schützen sowie gegen Demenz vorbeugen kann. Vor allem amerikanische Forscher widmen sich immer intensiver diesem mit Aminosäuren verwandten Mikronährstoff. Seinen Namen hat Betain vom lateinischen Wort für Rübe bzw. Bete “beta” erhalten. Es ist lipotrop, d.h. es zieht Fett an. Es wird oft in seiner chemischen Form als Glykolbetain verwendet.
Betain entsteht durch die Oxidation von Cholin und ist ebenso mit der Aminosäure Glycin verwandt, als dessen Derivat es auftritt. Das wird deutlich durch den auch verwendeten Namen für Betain: Trimethylglycin. Dieser verrät obendrein, dass Betain drei Methylgruppen enthält. Gleichzeitig zählen Betain wie auch Cholin zu den vitaminähnlichen Stoffen. Konkret lässt sich eine Ähnlichkeit mit B-Vitaminen feststellen.
Was ist Betain? Aminosäure? Vitamin? Sekundärer Pflanzenstoff?
Im Zusammenhang mit gesundheitsbewusster Ernährung wird Betain derzeit noch nicht sehr häufig genannt. Das mag auch damit zusammenhängen, dass sich Betain nicht so recht in die bekannten Kategorien gesundheitsfördernder Stoffe einordnen lässt.
Eine Aminosäure ist Betain nicht, wohl aber ein Aminosäuren-Derivat. Ein Vitamin ist es nicht, wohl aber ein vitaminähnlicher Stoff. In neuerer Zeit wird Betain gelegentlich als sekundärer Pflanzenstoff etikettiert. Nur zur Erinnerung: Cholin entsteht auch in der menschlichen Leber und Niere durch die Synthese hauptsächlich von Lysin und Methionin. Als Metabolit oder Abbauprodukt von Cholin entsteht Betain. Betain wäre damit der erste sekundäre Pflanzenstoff, der auch vom menschlichen Organismus bereitgestellt werden kann.
Vielleicht hängt die Einordnung von Betain als sekundärer Pflanzenstoff ja auch mit einer Verwechslung zusammen. Genau die Pflanzen nämlich, die einen hohen Betain-Anteil haben, sind oft auch reich an Betanin. Das ist nun in der Tat ein sekundärer Pflanzenstoff, der beispielsweise den Roten Beten ihre wunderschön appetitliche rote Farbe verleiht, mit Betain aber weiter nichts zu tun hat. Betain als sekundären Pfanzenstoff zu bezeichnen erscheint eher abwegig. Es muss ja nicht alles, was gesund ist, ein sekundärer Pflanzenstoff sein.
Betain-HCl und Betain-TMG
Gesund ist Betain tatsächlich. Dazu muss zunächst eine Unterscheidung getroffen werden. Die meisten als Nahrungsergänzungsmittel verfügbaren Präparate enthalten Betain als Betain-HCl oder Betainhydrochlrid. Darin ist zu etwa Dreivierteln Betain und zu circa einem Viertel Hydrochlorid, besser bekannt als Salzsäure, gebunden.
Betain-HCl wird eingesetzt, wenn die körpereigene Salzsäure-Produktion defizitär ist und den Margen-Darm-Trakt der Gefahr eines Befalls mit Bakterien und Parasiten aussetzt. Betain-HCl schafft hier wieder ein Gleichgewicht und eine Reihe von Folgeerscheinungen wie Sodbrennen können so abgemildert werden. Zudem wird das Gallensteinrisiko gesenkt. Die Einnahme höherer Dosen von Betain-HCl würde jedoch zu einer Übersäurung führen. Hier soll vielmehr Betain-TMG oder das bereits erwähnte Trimethylglycin verhandelt werden.
In welchen Nahrungsmitteln ist Betain enthalten?
Die beiden ergiebigsten natürlichen Quellen für dieses Betain sind Spinat, der roh oder gekocht gut 550 Milligramm Betain auf 100 Gramm enthält und Rote Bete, die es eingelegt auf 220 bis 260 Milligramm bringt sowie roh auf 130 Milligramm. Vorsicht: Gefrorener Spinat enthält nur noch etwa 110 Milligramm Betain. Daneben sind Roggenmehl (150 Milligramm pro 100 Gramm) sowie Produkte daraus zur Betain-Versorgung empfehlenswert. Betain-TMG ist darüber hinaus als Pulver erhältlich.
Zuckerrüben und Rote Bete sind besonders reich an Betain. Spinat und vor allem Muscheln (Miesmuscheln, aber auch Grünlippmuscheln) enthalten viel Betain. Industriell wird Betain als Nebenprodukt der Zuckerherstellung aus Zuckerrüben gewonnen.
Brokkoli: Reich an Betain?
Oft wird fälschlicherweise behauptet, dass Brokkoli einen hohen Anteil an Betain hat. Unsere Nachforschungen haben jedoch ergeben, dass Brokkoli mit 0,1 Milligramm pro 100 Gramm jedoch eher Betain-arm ist.1
Eigenschaften von Betain
Remethylierung von Homocystein zu Methionin
Betain ist neben S-Adenosylmethionin (SAMe) die wichtigste Quelle für Methylgruppen. Diese sind am Stoffwechsel der Aminosäuren Kreatin und Methionin beteiligt, aber auch wichtig für den Stoffwechsel von Lecithin und L-Carnitin. Die wohl wichtigste Eigenschaft von Betain ist seine Fähigkeit Homocystein abzubauen. Dieses Merkmal teilt es mit den Vitaminen Folsäure, B6 und B12. Homocystein ist eine nicht-proteinogene Aminosäure, das heißt, sie ist kein Baustein, aus dem Proteine gebildet werden.
Schadstoff Homocystein
Dafür kann Homocystein im Körper aber eine ganze Menge Schaden anrichten. Bei hohen Werten beeinträchtigt es die Blutgefäße und spielt dadurch eine Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislaufkrankheiten. Außerdem wird es im Zusammenhang mit Depressionen, Demenzen, Eklampsie, Neuralrohrdefekten und Makuladegeneration genannt. Umso wichtiger ist es also, den Blutspiegel an Homocystein so niedrig wie möglich zu halten. An dieser Stelle tritt Betain auf die Bühne. So wie Homocystein im Stoffwechsel durch Demethylierung aus der essentiellen Aminosäure Methionin entsteht, kann es durch Methylierung wieder zu Methionin umgewandelt werden. Hierzu ist jedoch eine Methylgruppe erforderlich. Genau diese kann Betain beisteuern.
Als Nebenprodukt entsteht dabei zusätzlich S-Adenosylmethionin (SAMe), das seinerseits eine schützende Wirkung gegen Arthritis2, Depressionen3 und auch Leberschäden4 hat. Nach Abgabe einer Methylgruppe bleibt vom Betain Dimethylglycin (DMG) übrig, aus dem Pangamsäure, ein weiterer B-Vitamin-ähnlicher Stoff, wird.
Wirkungen und Anwendungen von Betain
Nieren: Betain konnte in Untersuchungen bestimmte entzündungsfördernde Zytokine oder Wachstums- und Differenzierungs-Proteine hemmen. Dies könnte Nierenschäden bei hohem Zuckerkonsum entgegenwirken.5
Leber: Grundsätzlich unterstützt Betain die Leber bei der Fettverarbeitung. Aber es wurde noch ein weiterer Effekt festgestellt. Ethnaol oder Trinkalkohol scheint das Enzym Methionin-Synthetase zu beeinträchtigen und auch so zu Leberschäden zu führen. Betain kann diese Beeinträchtigung durch die Aktivierung von Homocystein-Methyl-Transferase ausgleichen und zumindest gegen frühe Stadien der alkoholischen Leberschädigung schützen.6
Alzheimer: Hier konnte in Studien nachgewiesen werden, dass Betain Alzheimer-Symptome, die durch Homocystein bedingt waren, abgemildert werden können.7
Sport: Meherere Untersuchungen belegen, dass mit der Einnahme von Betain eine Leistungssteigerung einhergeht8, der Abbau von Energiereserven vermindert und der Aufbau von Muskelmasse gefördert wird.9 10 11
Homocystein: Durch die Einnahme von sechs Gramm Betain täglich kann der Homocystein-Gehalt im Plasma um fünf bis 20 Prozent gesenkt werden.12 Dies ist mit erheblichen Vorteilen für die Herz-Kreislaufgesundheit sowie der Verminderung des Demenzrisikos verbunden.13
Eine weitere Studie konnte in diesem Zusammenhang darlegen, dass ein Betain-Mangel das Risiko steigert, nach einem Herzinfarkt einen zweiten Zusammenbruch zu erleiden oder von dauerhaften, weiteren Herzschädigungen betroffen zu sein.14
Schwangerschaft: Erhöhte Homocysteinspiegel einer werden den Mutter steigern das Risiko für das Ungeborene, einen Neuralrohrdefekt zu erleiden.15 Ebenso steigt das Risiko, an einer altersbedingten Makuladegeneration zu erkranken.
Verdauung verbessern: Im Alter verschlechtern sich die Darmfunktionen des Menschen. Betain ist neben Pepsin wichtiger Bestandteil. Mangelt es an Magensäure, so kann Betain als Betain-Hydrochlorid (Betain-HCL) die Erzeugung von Magensäure (Salzsäure) verbessern.
Übrigens, in der Türkei wird das dortige Nationalgetränk, der Anisschnaps Raki, nicht nur mit Wasser getrunken. Wer es richtig stilecht machen möchte, gönnt sich als Begleiter auch ein Gläschen Salgam (sprich: Schalgam). Dies ist die türkische Variante des Sangrita, beruht aber nicht auf Tomaten- und Orangensaft, sondern enthält rote Steckrüben und Rote Bete. Auch durch das darin enthaltene Betain wird der mit dem Schnaps eingenommene Alkohol leichter verträglich und die Verdauung der begleitenden Speisen gefördert.
Nebenwirkungen, Synergien und Dosierung
Negative Folgen einer Einnahme von Betain sind unbekannt. Wohl kann es in Fällen, in denen das Enzym Demethylglycindehydrogenase nicht in ausreichenden Mengen vorhanden ist, zu einem störenden Körpergeruch kommen. Dies tritt jedoch sehr selten auf.
Um den Abbau von Homocystein zu fördern, ist es sinnvoll, Betain gemeinsam mit den Vitaminen Folsäure, B6 und B12 sowie ggf. auch SAMe zuzuführen.
Die tägliche Einnahme von 500 mg bis 2.000 mg ist empfehlenswert, um den Homocysteinspiegel zu senken und so Arteriosklerose vorzubeugen. Die Folge kann ebenfalls die Verbesserung gefäßsensibler Funktionen sein, z.B. eine Steigerung der Erektionsfähigkeit des männlichen Penis. Bei krankhaft erhöhtem Homocysteinspiegel in Blut und Urin (Homocysinurie) kann die Dosis auch auf über 2.000 mg erhöht werden.
Eine leberschützende Wirkung ist ab einer Tagesdosis von einem bis zwei Gramm Betain nachgewiesen. Die Förderung des Fettabbaus der Leber wird bereits bei geringeren Mengen erreicht. Eine signifikante Reduzierung von Homocystein ist mit höheren Dosierungen von sechs Gramm erforscht.
Studien zu Betain:
- Self Nutrition Data, Broccoli, raw, http://nutritiondata.self.com/facts/vegetables-and-vegetable-products/2356/2 ↩
- Kim, j., et al., “Comparative clinical trial of S-adenosylmethionine versus nabumetone for the treatment of knee osteoarthritis: an 8-week, multicenter, randomized, double-blind, double-dummy, Phase IV study in Korean patients”, Clin Ther. 2009 Dec;31(12), S. 2860 – 72. ↩
- Preston, T. C., “Treatment resistant depression: strategies for primary care”, Curr Psychiatry Rep. 2013 Jul;15(7), S. 370 ↩
- Le, M. D., et al., “Alcoholic liver disease patients treated with S-adenosyl-L-methionine: an in-depth look at liver morphologic data comparing pre and post treatment liver biopsies”, Exp Mol Pathol. 2013 Oct;95(2), S. 187 – 91 ↩
- Fan, C. Y., et al., “Betaine supplementation protects against high-fructose-induced renal injury in rats”, J Nutr Biochem. 2013, Epub published ahead of print. ↩
- Barak A.J., et al., “Betaine, ethanol, and the liver: a review”, Alcohol 1996;13, S. 395 – 98. ↩
- Chai, G. S., et al., “Betaine attenuates Alzheimer-like pathological changes and memory deficits induced by homocysteine”, J Neurochem. 2013 Feb;124(3), S. 388 – 96. ↩
- Pryor, J. Luke, et al., “Effect of betaine supplementation on cycling sprint performance”, Journal of the International Society of Sports Nutrition, Epub published ahead of print. ↩
- Apicella, J. M., et al., “Betaine supplementation enhances anabolic endocrine and Akt signaling in response to acute bouts of exercise”, Eur. J. Appl. Physiol., 2013 vol. 113(3) pp. 793 – 802. ↩
- Senesi, Pamela, et al., “Betaine supplement enhances skeletal muscle differentiation in murine myoblasts via IGF-1 signaling activation”, Journal of Translational Medicine, 2013, Vol. 11:174. ↩
- Cholewa, J. M., et al., “Effects of betaine on body composition, performance, and homocysteine thiolactone”, Journal of the International Society of Sports Nutrition 2013, 10:39. ↩
- McRae, M. P., “Betaine supplementation decreases plasma homocysteine in healthy adult participants: a meta-analysis”, J Chiropr Med. 2013 Mar;12(1) S. 20 – 25 ↩
- Steenge G. R., et al. “Betaine supplementation lowers plasma homocysteine in healthy men and
Women”, J Nutr. 2003 May;133(5), S. 1291 – 95. ↩ - Lever M., et al., “Betaine and secondary events in an acute coronary syndrome cohort”, PLoS One. 2012, Epub published ahead of print. ↩
- Fowler B: Disorders of homocysteine metabolism. In: J Inher Met Dis 20, 1997, S. 270- 285, PMID 9211199 ↩