OPC steht für “Oligomere Proanthocyanidine” und bezeichnet eine Klasse von sekundären Pflanzenstoffen.
Die bekanntesten OPCs bzw. OPC-haltigen Pflanzenextrakte sind Ginkgo biloba, Resveratrol, Pinienrindenextrakt und Traubenkernextrakt. Teils werden OPC auch als “Vitamin P” bezeichnet, wobei das “P” für Pflanzen (engl.: plant) stehen soll. OPC wurden erstmal 1948 von Prof. Dr. Jack Masquelier entdeckt, der eine Studie zur Verfütterbarkeit des Häutchens von Erdnüssen machte.
Die Entdeckung der OPC fiel auch zusammen mit der Feststellung, dass Menschen im südlichen Frankreich eine hohe Lebenserwartung haben – obwohl sie relativ viel Rotwein trinken (manchmal als das “französische Paradoxon” bezeichnet). In einer aktuellen Studie wurden die positiven Wirkungen der Mittelmeerdiät auf Gefäße und Sterblichkeit bestätigt.
Heutige Nahrung ist oft arm an OPCs, weil Schalen nicht weiterverarbeitet werden und lange Transportwege und Lagerungen zu einer Reduzierung der OPCs führen.
Natürliche Quellen der OPC
OPC sind vor allem in Schalen von Früchten und Gemüse und in Blättern enthalten, aber auch in den Kernen. Sie schützen die Pflanze vor oxidativem Stress durch UV-Licht, vor Feuchtigkeit und Schimmel und vor weiteren Erregern.
Pflanzenteile mit hohem OPC-Anteil sind:
- Traubenkerne
- Pinienrindenextrakt der Strandkiefer
- Blätter des Ginkgo biloba
- Schale roter Weintrauben (und damit auch im Rotwein)
- Grüner Tee
Lebensmittel mit hohem OPC-Anteil sind (in Klammern mg OPC je 100 Gramm des Lebensmittels):
- Rotwein (46 mg)
- rote Weintrauben (Schalen)
- Heidelbeeren (44 mg)
- Äpfel (41 mg)
- Erdbeeren (42 mg)
- ungesüßter Apfelsaft (12 mg)
- Bananen (2 mg)
Weitere Quellen können sein:
Polyphenole in Nahrungsmitteln
Polyphenole in Nahrungsmitteln | Art von Polyphenol | Inhalt cirka (mg pro 100 g Portion) |
---|---|---|
Gemüsezwiebeln | Flavonoide | 35-120 |
Brokkoli | Flavonoide | 4 - 10 |
Porree | Flavonoide | 3 - 10 |
Artischocken | Phenolsäure | 45 |
Kartoffeln | Phenolsäure | 20 - 38 |
Heidelbeeren | Flavonoide | 25 - 500 |
Schwarze Johannisbeeren | Flavonoide | 130 - 400 |
Brombeeren | Flavonoide | 100 - 400 |
Erdbeeren | Flavonoide | 15 - 75 |
Pflaumen | Phenolsäure | 14 - 115 |
Die Angaben beziehen sich auf frisch geerntetes Obst und Gemüse. Transport und Lagerung haben signifikanten Einfluss auf den Gehalt der OPC, so dass effektiv der Gehalt um ein Vielfaches geringer ist.
OPC und Polyphenole aus Nahrungsergänzungsmitteln haben den Vorteil, dass sie unabhängig von der Erntezeit verfügbar sind. Zudem hat die Frucht selbst einen hohen Zuckeranteil bzw. der Wein enthält schädigenden Alkohol.
Wirkungen von OPC und Polyphenolen
OPC können die Wirkung von Vitamin A, Vitamin E und Vitamin C um den Faktor 10 verstärken. Die die Vitamine verstärkende Wirkung resultiert aus der Fähigkeit, verbrauchte Vitamine regenerieren zu können.
Sie haben für sich starke Wirkungen als Radikalfänger und bieten so Schutz vor oxidativem Stress. OPC sind am Kollagenaufbau beteiligt.
Arterienverkalkung und Herz-Kreislaufsystem
Polyphenolhaltige Säfte können laut einer Studie aus 2011 die Blutwerte bezüglich verschiedener Indikatoren für die Gesundheit der Arterien verbessern.
Bereits nach vier Wochen waren die Blutwerte von Teilnehmern der Studie, die 500ml Saft getrunken hatten, vier mal besser als die der Kontrollgruppe. Der Saft war mit einem Mix aus verschiedenen OPCs angereichert: Citrus-Bioflavonoide, Traubenkernextrakte, Grüntee-Extrakte und verschiedene Procyanide.1
In einer großen Studie aus 2013 konnte nachgewiesen werden, dass die Gefäßelastizität durch das Essen von Blaubeeren signifikant verbessert wird. Blaubeeren weisen mit etwa 280mg Polyphenole je 100 Gram frischer Früchte einen hohen Polyphenolgehalt auf. Bereits eine Stunde nach dem Essen der Blaubeeren waren die Gefäße deutlich elastischer. Die Ergebnisse waren abhängig von der Dosierung, konnten oberhalb der Menge von 766mg Polyphenolen, entsprechend etwa 240 Gramm Blaubeeren, nicht weiter gesteigert werden.2
Entzündungshemmung bei Arthritis
OPCs haben eine starke entzündunghemmende Wirkung. Insbesondere gibt es mehrere Studien mit Pinienrindenextrakt bei Arthritis, die Anlass zur Hoffnung auf Linderung der Entzündung und der Schmerzen für an Arthrose und Arthritis leidenden Menschen geben (mehr hier).
Immunsystem
OPC haben einen das Immunsystem unterstützenden Effekt. Dieser hängt unter anderem mit der Fähigkeit zusammen, verbrauchtes Vitamin C für den Körper wieder aufbereiten zu können.
In einer deutschen Studie mit OPCs aus Traubenschalen, Traubenkernextrakten und Grünteeextrakten wurden Testpersonen mit beginnender Erkältung der Mix aus OPC über eine Dauer von 10 Tagen gegeben. Die OPC wurden in Form eines Saftes, der zusätzlich die geringe Menge von 60 mg Vitamin C enthielt, verabreicht. Teilnehmer, die OPC zu sich nahmen, hatten signifikant weniger schwere Erkältungsverläufe und berichteten über deutlich weniger Beschwerden.3
OPC schützen die Nerven
Rotweintrinker schaden ihrem Körper durch den Alkohol nicht so sehr wie bei Genießer anderer Spirituosen, da Rotwein das OPC Resveratrol enthält. Denn Resveratrol schützt die Nerven gerade vor Ethanol-bedingten Schädigungen 4 Gesünder sind aber in jedem Fall OPC als Nahrungsergänzung, die dem Körper die Vorzüge der OPC ohne Alkohol liefern.
Alzheimer
Die Ergebnisse zu Resveratrol passen mit den Wirkungen von Ginkgo biloba auf Gedächtnis und Gehirnvorgänge zusammen, die nicht allein durch die durchblutungsfördernde Wirkung des Ginkgo Extraktes zu erklären sind. Traubenkernextrakte scheinen ebenfalls Plaque in Nervenzellen und Gefäßen zu vermeiden und verlangsamen so Alterungsprozesse des Nervensystems und des Gehirns.
Blutzuckerspiegel und Diabetes
Die Wirkung von OPC auf die Regulierung des Blutzuckerspiegels ist in über 100 Studien untersucht worden, mit oft sehr vielversprechenden Ergebnissen. Drei neuere Studien zeigen:
Polyphenole aus Rotweinextrakten verbessern die Insulinsensitivität, so eine spanische Studie aus 20125. Dabei wurden Studienteilnehmern mit hohem Risiko für ihr Herz-Kreislaufsystem 30g Alkohol täglich (entsprechend ca. 250 ml Rotwein) in Form von Rotwein, alkoholfreiem Rotwein oder Gin gegeben. Die Insulinresistenz sank in der Rotweingruppe umj 22%-30%, während sie bei Gin nur um 14%-22% sank.
Auch eine Studie mit Algenextrakten, die neben Polyphenolen auch reich an Vitaminen, Spurenelementen und Omega-3-Fettsäuren sind, konnten biochemische Vorgänge nachgewiesen werden, die auf einen antidiabetischen Effekt schliessen lassen. 6
Die Wirkungen von OPC aus Traubenkernextrakten wurden in einer französischen Studie (Universität Montpellier) untersucht. Die Tierstudie zeigte dass durch den Verzehr von OPC die Blutfettwerte sanken. Hohe Blutfettwerte und damit verbundene Schädigungen der Gefäße sind eine typische Begleiterscheinung von Diabetes.7
Antibakterielle Wirkung
Interessant sind die Polyphenole auch für die Lebensmittelindustrie aus Gesichtspunkten der Herstellung: eine US-amerikanische Firma hat einen Überzug aus Polyphenolen entwickelt, der antibakterielle Eigenschaften hat. Er kann so Flächen, die bei der Lebensmittelherstellung und -verpackung mit dem Lebensmittel in Berührung kommen, vor Bakterien schützen. Die Substanz mit den Polyphenole, gewonnen aus Grüntee, Traubenkernextrakten und Kakao, haftet sogar an Teflon.8
Dosierung von OPC
Die Dosierung von OPC sollte mindestens 1 mg pro Kg Körpergewicht betragen und kann problemlos bis 5 mg pro Kg Körpergewicht gesteigert werden. Eine Frau sollte also zwischen 50 mg und 200 mg täglich einnehmen, ein Mann eher 70 mg bis 300 mg täglich.
Berichte zu Überdosierungen oder negativen Wechselwirkungen von OPC sind nicht bekannt.
Quellen und Studien:
- Mullen, W., et al; “A Pilot Study on the Effect of Short-Term Consumption of a Polyphenol Rich Drink on Biomarkers of Coronary Artery Disease Defined by Urinary Proteomics”; Journal of Agriculture and Food Chemistry, doi:10.1021/jf203369r; published online ahead of print ↩
- Ana Rodriguez-Mateos, Catarina Rendeiro, Triana Bergillos-Meca, Setareh Tabatabaee, Trevor W George, Christian Heiss, and Jeremy PE Spencer; “Intake and time dependence of blueberry flavonoid€“induced improvements in vascular function: a randomized, controlled, double-blind, crossover intervention study with mechanistic insights into biological activity”; doi:10.3945/€‹ajcn.113.066639 Am J Clin Nutr November 2013 ajcn.066639 ↩
- Schutz, K.; et al; “Immune-modulating efficacy of a polyphenol-rich beverage on symptoms associated with the common cold: a double-blind, randomised, placebo-controlled, multi-centric clinical study”; British Journal of Nutrition; Epub published ahead of print doi:10.1017/S0007114510002047 ↩
- Li, Zhenzhong, et al., €œNeuroprotective effects of resveratrol on embryonic dorsal root ganglion neurons with neurotoxicity induced by ethanol€, Food and Chemical Toxicology, Epub published ahead of print. ↩
- Chiva-Blanch G., et al.; “Effects of Red wine polyphenols and alcohol on glucose metabolism an the lipid profile: a randomized clinical trial”; Clinical Nutrition Volume 32, Issue 2 , Pages 200-206, April 2013 ↩
- Nwosu F. et al.; “Anti-proliferative and potential anti-diabetic effects of phenloic-rich extracts from edible marine algae”; Food chemistry, published ahead of print doi:10.1016/j.foodchem.2010.11.111 ↩
- M. Aoun, F. Michel et al.; “A grape polyphenol extract modulates muscle membrane fatty acids composition and lipid metabolism in high-fat-sucrose diet-fed rats”; British Journal of Nutrition; Published ahead of print doi:10.1017/S0007114511000602 ↩
- Marta Calatayud et al., “Active films based on cocoa extract with antioxidant, antimicrobial and biological applications”; Food Chemistry; Volume 139, Issues 1€“4, 15 August 2013, Pages 51€“58 ↩