Die Bedeutung von Jod bzw. seine Auswirkungen auf die Körperfunktion waren bereits den Ärzten des Altertums bekannt: um so genannte Kropfkrankheiten gezielt behandeln zu können, verordneten sie ihren Patienten die Schilddrüsen von Schafen oder die Verbrennungsrückstände von Tangen und Schwämmen.
Noch heute nimmt die Gewinnung von Jod aus Meerespflanzen einen geringen Anteil der weltweiten Produktion ein.
Wesentlich verbreiteter ist jedoch das aufwändige technische Verfahren der Reduktion, bei dem Jod aus Verbindungen wie Chilesalpeter oder vulkanischen Gasen gewonnen wird.
Jod im menschlichen Körper
Im menschlichen Körper ist Jod als Spurenelement vertreten; d.h. dass es einen Anteil von weniger als 50 Milligramm pro Kilo Körpergewicht aufweist. Bis zu 80 Prozent der aufgenommenen Gesamtmenge gelangen über den Blutfluss aus dem Magen-Darm-Trakt in die Schilddrüse.
Hier sorgt Jod als wesentlicher Bestandteil von Hormonen für
- Zellwachstum
- Zellteilung
- Organentwicklung
- Organwachstum
- Wärmeproduktion
- Aufrechterhaltung einer konstanten Körpertemperatur
Jodbedarf
Der menschliche Körper kann Jod nicht selbst hergestellen und ist daher auf ausreichende Zufuhr über die Nahrung angewiesen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung beziffert den täglichen Jodbedarf einzelner Altersgruppen wie folgt:
- ab Geburt bis einschließlich 3. Lebensmonat: 40 Mikrogramm
- ab 4. bis einschließlich 12. Lebensmonat: 80 Mikrogramm
- ab 1. bis einschließlich 3. Lebensjahr: 100 Mikrogramm
- ab 4. bis einschließlich 7. Lebensjahr: 120 Mikrogramm
- ab 7. bis einschließlich 10. Lebensjahr: 140 Mikrogramm
- ab 10. bis einschließlich 12. Lebensjahr: 180 Mikrogramm
- ab 13. bis einschließlich 50. Lebensjahr: 200 Mikrogramm
Im späteren Alter sinkt dieser Wert auf etwa 180 Mikrogramm.
Aufgrund der Bedeutung von Jod für das Zellwachstum und die Entwicklung von Organen liegt der Bedarf während der Schwangerschaft bei rund 230 Mikrogramm. Stillende benötigen sogar noch etwas mehr: hier beträgt die empfohlene Dosis 260 Mikrogramm. 1
Jodmangel
Jod in der Nahrung
Der Jodgehalt einzelner Lebensmittel ist starken Schwankungen unterworfen. Als Ursache dafür gelten bei tierischen Produkten wie Eiern oder Fleisch die Zusammensetzung des Futters, bei pflanzlichen Erzeugnissen die Bodenbeschaffenheit.
Die besten Quellen natürlicher Jodvorkommen sind
- Seefisch
- Muschelfleisch
- Garnelen
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher, mindestens zweimal pro Woche eine entsprechend zusammengestellte Mahlzeit einzunehmen.
Darüber hinaus enthalten auch
- Innereien
- Eier
- Milch
- Lebertran
- Zwiebeln
- Rotwein
einen vergleichsweise hohen Anteil natürlichen Jods.
Jodmangel
Es gibt eine Erhebung der Essgewohnheiten von etwa 20.000 repräsentativen Bundesbürgern aus 2008, die auch die Aufnahme von Jod analysiert hat. Das Ergebnis: Unter Berücksichtung des Einsatzes von jodiertem Speisesalz liegt eine Jod Unterversorgung bei etwa 70% der Menschen vor. Gäbe es kein jodiertes Speisesalz, würde nur einer von hundert Menschen in Deutschland genügend Jod zu sich nehmen.2 Den gesamten Abschlussbericht finden Sie hier:
Nationale Verzehrsstudie Abschlussbericht_Teil_2
Da die Studie unbestritten repräsentativ ist und auch von keiner speziellen Interessenlage gesteuert ist, kann man als Fakt festhalten: Jodmangel ist in Deutschland weit verbreitet!
Ein durch zuwenig Jod oder eine Jodverwertungsstörung hervorgerufener Jodmangel führt zunächst dazu, dass die Konzentration der Schilddrüsenhormone im Blut sinkt. Die unmittelbare Folge sind
- Konzentrationsschwäche
- ständige Müdigkeit
- anhaltendes Frösteln
- Verstopfungen
- Menstruationsstörungen
- Schwangerschaftskomplikationen
Um die Joddefizite im Körper auszugleichen, wächst die Schilddrüse zu einem so genannten Kropf an, aus dem sich in Extremfällen bösartige Knoten entwickeln können.
Als besonders kritisch gilt Jodmangel während der Schwangerschaft und in der Stillzeit, da das ungeborene Kind bzw. der Säugling auf eine Versorgung über den Körper der Mutter angewiesen ist. Mögliche Folgen einer Unterversorgung in dieser frühen Lebensphase sind sowohl körperliche als auch geistige Entwicklungsstörungen. Mehr dazu hier.
Angebliche (Über-) Jodierung
Nahrungsmittel enthalten teilweise künstlich zugesetztes Jod in Form von jodiertem Speisesalz. Es gibt eine Minderheit in der Ernährungsmedizin, die vermutet, dass der Effekt jodierter Speisen auf die allgemeine Einnahme von Jod bei weitem unterschätzt wird und dass wir eigentlich keinen Jodmangel, sondern eine Überjodierung vorliegen haben.
Leider sind die Quellen für den Gedankengang “Überjodierung” unpräzise, wir wollen Ihnen die These aber trotzdem nicht vorenthalten:
Was Anhänger der These, das es eine Überjodierung gibt, sagen
Herkunft und der Konsum von Speisen muss etwas kritischer beleuchtet werden: Unter Einflussnahme der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gründete sich im Jahr 1984 der “Arbeitskreis Jodmangel“, der in Kooperation mit der Salzindustrie und verschiedenen pharmazeutischen Unternehmen prophylaktische Maßnahmen gegen (angeblichen) Jodmangel und die daraus resultierenden Folgeerkrankungen einführte.
Im Ergebnis dieser Bemühungen dürfen seit Dezember 1993 jodierte Lebensmittel ohne entsprechende Kennzeichnung verkauft werden. Die häufigsten Zusätze finden sich in
- Speisesalz
- Backwaren
- Wurst
- Käse
Auch scheinbar “unverarbeitete” Lebensmittel wie
- Eier
- Fleisch
- Milch
enthalten einen erhöhten Jodanteil, da schon bei der Aufzucht der Tiere jodhaltige Futter- und Reinigungsmittel eingesetzt werden.
Folgen der allgemeinen Zwangsjodierung
Diese “Zwangsjodierung” aber kann erschreckende Folgen haben: Zum einen handelt es sich bei den Zusätzen ausnahmslos um künstliches Jod, das aus Desinfektionsmitteln, Druckerfarben u.a. Quellen recycelt wird und bei Unverträglichkeit heftige Reaktionen hervorrufen kann. Dazu zählen beispielsweise
- Hautausschläge
- Bindehautentzündungen
- Herzrhythmusstörungen
- Schlafstörungen
- Asthma
- Ruhelosigkeit
- Depressionen
- motorische Unruhe (“Zappelphilipp”)
- Impotenz
Zum anderen belegen Studien, dass zuviel Jod genau die Krankheiten begünstigt, gegen die es eigentlich eingesetzt wird: So hat das Bundesumweltamt 1994 nachgewiesen, dass die meisten Mangelerkrankungen nicht durch eine Unterversorgung mit Jod, sondern durch eine Störung der Jodverwertung hervorgerufen werden.
Eine gestörte Jodverwertung bewirkt, dass der Körper trotz Angebot kein Jod mehr aufnehmen kann. Als Hauptauslöser gelten Nitrate im Boden, Huminsäure im Grundwasser, Schädlingsbekämpfungsmittel, Weichmacher und aromatische Kohlenwasserstoffe.
Auch der Ernährungswissenschaftler Richard Fuchs bestätigt in “Functional Food” (Berlin 1999), dass die Aufnahme von zuviel Jod die Bildung eines Kropfes begünstigen kann und bezeichnet die nicht gekennzeichnete Verwendung jodierten Speisesalzes als unverantwortlich.
Fazit
Jodmangel scheint weit verbreitet zu sein. Die These, dass wir uns unbewusst über jodiertes Speisesalz überjodieren, vertritt nur eine Minderheit. Die Quellen und Zahlenangaben für diese These der Überjodierung sind als schwach zu beurteilen.
Vor allem während der Schwangerschaft kann Jodmangel zu einer stark eingeschränkten geistigen Entwicklung des Kindes führen. Einer werdenden Mutter kann daher nur – neben obligatorischer Folsäure und Omega-3 Fettsäuren – zu einer Ergänzung der Nahrung von Jod geraten werden.