Unter Vitamin B6 werden die drei chemischen Substanzen Pyridoxol, Pyridoxal und Pyridoxamin zusammengefasst. Die einzelnen Formen des Vitamin B6 sind vom menschlichen Stoffwechsel ineinander überführbar und erfüllen ähnliche biologische Aktivitäten. Allen gemein ist, dass sie Vorstufen des Cofaktors Pyridoxalphosphat sind. Wie alle B-Vitamine ist auch Vitamin B6 ein wasserlösliches Vitamin.
Es ist vor allem für die Nerven, den Homocysteinstoffwechsel, die Stoffwechselvorgänge der Aminosäuren und den Energiestoffwechsel wichtig.
Der tägliche Mindestbedarf (RDA) liegt bei 1,2mg bis 1,6mg. Einen besonders hohen Bedarf an Vitamin B6 besitzen vor allem Schwangere, Kinder und Personen, welche orale Kontrazeptiva (Anti-Baby-Pille) oder Antibiotika einnehmen. Für Schwangere und Stillende sollte die Menge mindestens doppelt so hoch sein. Kraftsportler und Menschen, die sich sehr proteinreich ernähren, benötigen mehr Vitamin B6.
Eine Überdosierung mit herkömmlichen Nahrungsergänzungen oder aus der Ernährung heraus ist nicht möglich: Erst sehr hohe Dosierungen von 300 mg Pyridoxin täglich können bei dauerhafter Einnahme zu Nebenwirkungen (Neuropathien) führen. Vitamin B6 ist damit als sehr sicherer Mikronährstoff zu bezeichnen.
Physiologische Bedeutung des Vitamin B6
Die umgewandelten Derivate des Pyridoxin haben in circa 100 enzymatischen Reaktionen einen Anteil und treiben damit den Aminosäurestoffwechsel entscheidend an. Kreatin und Taurin benötigen Vitamin B6 für ihre körpereigene Synthese. Wichtig ist Pyridoxin für die Biosynthese von Neurotransmittern (Serotonin, Dopamin, Noradrenalin, Histamin).
Gemeinsam mit Folsäure und Vitamin B12 ist Vitamin B6 essentiell für den Homocysteinstoffwechsel. Es ist ebenfalls beteiligt am Fettstoffwechsel und am Kohlenhydratstoffwechsel: Pyridoxalphosphat katalysiert den Abbau der tierischen Stärke Glykogen und trägt somit zur Energiegewinnung des Körpers bei.
Ebenfalls von Bedeutung ist Pyridoxin für die Erzeugung von Niacin (Vitamin B3) aus der Aminosäure Tryptophan und trägt somit auch zur Regeneration von Haut und DNA bei.
Vitamin B6 hat ein großes therapeutisches und prophylaktisches Potential für Krankheiten, die das Nervensystem betreffen. So wirkt es sich positiv auf Symptome des prämenstruellen Syndroms und des Karpaltunnelsyndroms aus.
Anwendungsgebiete
Prämenstruelles Syndrom (PMS) lindern
PMS Symptome, insbesondere psychische Symptome wie Traurigkeit, Stimmungsschwankungen, Depressionen und ähnliche, können durch die Einnahme von Vitamin B6 gelindert werden. Über den Einfluss auf den Serotoninspiegel kann Vitamin B6 auch Unterleibsschmerzen, Ödeme und Brustspannen verhindern.
Die Wirkung ist durch neun Studien gut belegt.1 Vitamin B6 Mangel führt auch zu eingeschränktem Tryptophan-Stoffwechsel und so zu depressiven Verstimmungen.
Demenz und Alzheimer vorbeugen
In einer placebokontrollierten doppelblinden Studie an 160 Personen konnte nachgewiesen werden, dass durch die Einnahme von Vitamin B6 gemeinsam mit Folsäure und Vitamin B12 das Voranschreiten von Demenz signifikant verlangsamt wird (Schrumpfung des Schläfenlappens acht mal langsamer als ohne Vitamineinnahme).2 Mehr zur Studie hier.
Asthma und Allergien
Asthmatiker weisen zum Teil erheblich zu niedrige Vitamin B6 Spiegel auf. Hochdosiertes Vitamin B6 (100 mg täglich) konnte in einer Studie die Häufigkeit und Schwere der Asthmaanfälle reduzieren.3
Das Asthma-Medikament Theophyllin führt zu einer Senkung des Pyridoxal-5-phosphat-Spiegels (B6 Spiegel). Bei Einnahme von Medikamenten mit diesem Wirkstoff sollte auch Vitamin B6 eingenommen werden.4
Schwangerschaft
Vitamin B6 kann die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft um bis zu 40% verbessern. Zudem werden bei Schwangerschaft das Risiko einer Frühgeburt um 30% gesenkt. Dies legt eine Studie an 364 Frauen nahe (mehr hier).5
Herz, Kreislauf, Homocysteinspiegel
Ein erhöhter Homocysteinwert gehört neben erhöhtem Cholesterinspiegel zu den häufigsten Ursachen von Arteriosklerose. Homocystein ist ein Stoffwechselprodukt, dass durch den Körper mit Hilfe von Vitamin B6 abgebaut werden muss. Erhöhte Homocysteinspiegel im Blut führen zu schweren Schädigungen der Gefäßinnenwände (Endothelgewebe) und in der Konsequenz zu Gefäßverschlüssen.
Vitamin B6, Folsäure und Vitamin B12 lassen den Homocysteinspiegel im Blut signifikant sinken und verbessern die Herzleistung beim Belastungstest.6
Diabetes mellitus
Diabetiker haben häufig eine Störung des Tryptophanstoffwechsel. Vitamin B6 beugt zudem der Diabetischen Neuropathie vor. Es kann positiven Einflussauf den Blutzuckerspiegel haben, denn es hemmt die Umwandlung von Proteinen zu Zucker. Für Diabetiker werden 50mg bis 100mg Vitamin B6 empfohlen.7
Mangel: Ursachen und Symptome von Vitamin B6 Mangel
Erschreckenderweise nehmen 50 €“ 70 % aller Männer und Frauen durchschnittlich zu wenig Vitamin B6 pro Tag auf und laufen somit Gefahr, über einen längeren Zeitraum Mangelerscheinungen zu entwickeln. Pyridoxin erfüllt wesentliche Aufgaben im menschlichen Organismus und sollte daher nötigenfalls mit Hilfe speziell entwickelter Präparate in ausreichender Menge aufgenommen werden.
Quellen:
Symptome eines Vitamin B6 Mangels sind:
- Spröde Haut und Haarausfall
- Derpessionen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwäche
- geschwächtes Immunsystem
- Erhöhte Homocysteinspiegel
- Anämie (Armut an roten Blutkörperchen)
Nahrung mit viel Vitamin B6
Vitamin B6 kommt sowohl in pflanzlichen als auch in tierischen Lebensmitteln vor und kann daraus vom Körper sehr gut aufgenommen werden. Vor allem tierische Erzeugnisse wie Milchprodukte, Leber und Fleisch weisen recht hohe Gehalte auf und können zur Deckung des eigenen Bedarfs herangezogen werden. Auch sind Fische wie Makrele oder Sardine gute Vitamin-B6-Quellen und dienen der Vermeidung von Mangelerscheinungen.
Für Vegetarier gibt es weiterhin einige pflanzliche Lieferanten wie Kohl, Feldsalat oder Vollkornprodukte, wobei es immer von der Verarbeitung und Lagerung abhängt, wie hoch der Gehalt tatsächlich ist. Durch eine Erhitzung wie beim Braten oder Kochen gehen meist etwa 40 % des Vitamins verloren, beim Einfrieren sogar bis zu 50 %.
- Wyatt, Katarina; “Efficacy of Vitamin B6 in the treatment of premenstrual syndrome: Systematic Review”, British Medical Journal (BMJ); 318, 1375-1381, 1999 ↩
- Douaud, G., et al., €œPreventing Alzheimer€™s disease-related gray matter atrophy by B vitamin treatment€, Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America. ↩
- Reynolds, R.D., et al, “Depressed plasma pyridoxal5-phosphate concentrations in adult asthmatics. American Journal of Clinical Nutrition, 41, 684-688, 1985 ↩
- Bartel, P.R., et al., “Vitamin B6 supplementation and theophylline-related effects in humans. American Journal of Clinical Nutrition, 60; S. 93-99 (1994) ↩
- Ronnenberg, Alayne G. et al., €œPreconception B-Vitamin and Homocysteine Status, Conception, and Early Pregnancy Loss€, American Journal of Epidemiology, 2007 Aug 1;166(3):304-12. ↩
- Vermeulen, E.G., et al, “Effect of homocysteine-lowering treatment with folic acid plus vitamin B6 on progression of subclinical arteriosclerosis: a randomised, placebo-controlled trial. Lancet, 355(9203), S. 517 – 522 (2000) ↩
- Gröber, Uwe, “Orthomolekulare Medizin”, 2. Aufl., S. 58 ↩