Inositol und Diabetes: Regulierung des Insulinspiegels
In zahlreichen Studien wird eine Verbesserung der Fruchtbarkeit sowie Normalisierung des Menstruationszyklus durch Inositol auch mit einer Senkung des Insulinspiegels in Verbindung gebracht. Bei der Insulinresistenz wiederum sehen die Wissenschaftler in ihrer Mehrheit einen Zusammenhang mit der bei PCOS häufig auftretenden Fettleibigkeit.
Tatsache jedoch ist, dass auch bei normalgewichtigen Patientinnen regelmäßig erhöhte Insulinspiegel auftreten. Auch in solchen Fällen scheint Inositol der Insulinresistenz sowie dem Diabetes-Risiko entgegenwirken zu können, wie eine Studie von Forschern der italienischen Universität Modena und Reggio Emilia zeigt.
Insulinresistenz geht mit Myo-Inositol zurück
Dazu wurde einer Gruppe von 24 Frauen mit PCOS und erhöhtem Insulinspiegel aber ohne Übergewicht oder Fettleibigkeit Myo-Inositol in einer Tagesdosierung von drei Gramm verabreicht. Am Anfang und am Ende der Einnahmeperiode stand ein Glukosetoleranztest (oGTT). Dieser besteht darin, dass zunächst der Nüchternblutzucker gemessen wird. Daraufhin wird eine Wasserlösung mit 75 Gramm Glukose eingenommen. Nach einer sowie nach zwei Stunden werden die Blutzuckerwerte erneut gemessen.
In der vorliegenden Studie führte die Myo-Inositol-Einnahme zu signifikant verbesserten oGTT-Werten. Die erhöhte Insulinsensitivität wurde dabei nicht durch eine verstärkte Insulinausschüttung kompensiert, es kam also zu keiner Hyperinsulinämie (10).
Inositol bei Depressionen und andere Störungen der Hirnfunktion
Inositol ist die Vorstufe von sekundären Botenstoffen, die meist als Inositolphosphate wichtige Aufgaben auch bei der Übermittlung von Signalen im Gehirn übernehmen. Auffällig daran ist, dass ein niedriger Gehalt an Inositol im Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit) mit dem Auftreten von Depressionen in Verbindung gebracht werden kann.
Inositol da wirksam, wo selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wirksam sind
In einer umfangreichen israelischen Studienübersicht wird dazu herausgestellt, dass mit der Einnahme von Inositol die Schwere einer depressiven Störung laut Hamilton-Skala abnehmen kann. Außerdem kann Inositol wohl auch die Häufigkeit und Schwere von Panikattacken sowie die Symptome von Zwangsstörungen reduzieren. Keine positiven Effekte konnten jedoch bei Schizophrenien, Aufmerksamkeits-Defizit-Störung (ADDH), Autismus sowie dementiellen und einigen weiteren Beeinträchtigungen der Gehirnleistung festgestellt werden.
Die israelischen Wissenschaftler schließen daraus, dass das Wirkungsspektrum von Inositol den Bereich selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) abdeckt. Das sind Antidepressiva, die am Protein 5-Hydroxytryptamintransporter (5-HTT) wirken, das den Serotonintransport in die Zelle stimuliert, was eine Erhöhung des Gehalts an Serotonin in der Gehirnflüssigkeit zur Folge hat (11). In einer weiteren Darstellung des gleichen Forscherteams zeigte sich Inositol im Falle von Panikattacken ebenso wirksam wie das stark mit Suchtpotentialen und Nebenwirkungen behaftete Medikament Imipramin (12).
Dosierung und Nebenwirkungen von Inositol
Die Dosierung von myo-Inositol und D-Chiro Inositol unterscheidet sich deutlich. Myo-Inositol wird in Studien üblicherweise in einer Menge von täglich 1.000 mg bis 3.000 mg eingenommen. Zwischen 2.000 mg und 3.000 mg ist vermutlich optimal.
D-Chiro-Inositol ist schon deutlich geringer dosiert wirksam. Die Dosierungen in Studien reichen von 100 mg täglich bis über 1.000 mg täglich. 200mg bis 500 mg sind hier vermutlich eine empfehlenswerte Einnahmemenge.
Aufgrund der Studienlage empfiehlt es sich, die beiden Inositol Formen zu kombinieren. Auch alpha-Liponsäure, Antioxidantien und ein Vitaminkomplex mit Folsäure sind als Schwangerschaftsvorbereitung empfehlenswert.
Nebenwirkungen von Inositol sind nicht bekannt. Unabhängig davon gilt allerdings, dass Schwangere größere Mengen von Inositol (über 10.000 mg) nicht einnehmen sollten, da es unter Umständen Gebärmutter-Kontraktionen auslösen kann.
Studien und Quellen:
(1) Crawford, T. J., et al., Taking myo-inositol as a dietary supplement during pregnancy to prevent the development of gestational diabetes, Cochane, 17 December 2015, Epub published ahead of print.
(2) Rago, R., et al., Effect of myo-inositol and alpha-lipoic acid on oocyte quality in polycystic ovary syndrome non-obese women undergoing in vitro fertilization: a pilot study, J Biol Regul Homeost Agents. 2015 Oct-Dec;29(4), S. 913 – 23.
(3) Cianci, A., et al., d-chiro-Inositol and alpha lipoic acid treatment of metabolic and menses disorders in women with PCOS, Gynecol Endocrinol. 2015 Jun;31(6), S. 483 – 86.
(4) Laganà, A. S., et al., Evaluation of ovarian function and metabolic factors in women affected by polycystic ovary syndrome after treatment with D-Chiro-Inositol, Arch Gynecol Obstet. 2015 May;291(5), S. 1181 – 86.
(5) La Marca, A., et al., The menstrual cycle regularization following D-chiro-inositol treatment in PCOS women: a retrospective study, Gynecol Endocrinol. 2015 Jan;31(1), S. 52 – 56.
(6) Formuso, C., et al., Myo-inositol vs. D-chiro inositol in PCOS treatment, Minerva Ginecol. 2015 Aug;67(4), S. 321 – 25.
(7) Colazingari, S., et al., The combined therapy myo-inositol plus D-chiro-inositol, rather than D-chiro-inositol, is able to improve IVF outcomes: results from a randomized controlled trial, Arch Gynecol Obstet. 2013 Dec;288(6), S. 1405 – 11.
(8) Dinicola, S., et al., The rationale of the myo-inositol and D-chiro-inositol combined treatment for polycystic ovary syndrome, J Clin Pharmacol. 2014 Oct;54(10). S. 1079 – 92.
(9) Alviggi, Carlo, et al., The effect of FT500 Plus® on ovarian stimulation in PCOS women, Reproductive Toxicology, Volume 59, January 2016, S. 40 – 44.
(10) Genazzani, A. D., et al., Myo-inositol modulates insulin and luteinizing hormone secretion in normal weight patients with polycystic ovary syndrome, J Obstet Gynaecol Res. 2014 May;40(5), S. 1353 – 60.
(11) Levine, J., Controlled trials of inositol in psychiatry, Eur Neuropsychopharmacol. 1997 May;7(2), S. 147 – 55.
(12) Levine, J., et al., Inositol treatment in psychiatry, Psychopharmacol Bull. 1995;31(1), S. 167 – 75.