Die nährstoffreiche Knolle Maca wird als Pulver gern als Sexual-Therapeutikum empfohlen. Ist das nur ein Marketing-Gag? Wie beurteilen Wissenschaftler die Maca-Wurzel?
Die meisten Teile des Anden-Staates Peru liegen auf Höhen von 3.000 bis 4.000 Metern. Das Leben in diesen Regionen ist hart. Die Vegetation ist spärlich. Dass es Menschen dennoch gelingt, hier Nahrung zu finden, ist auch einer Pflanze zu verdanken, die mit der in Deutschland heimischen Gartenkresse (Lepidum sativum) verwandt ist. Die Rede ist von Maca (Lepidium meyenii oder peruvianum), das auch unter dem Namen peruanischer Ginseng bekannt ist.
Hier sind es die hellen, bräunlichen oder rötlichen Knollen, die Energiereserven ansammeln, damit nach dem Absterben der oberirdischen Pflanzenteile neue Triebe gebildet werden können, die bei den Einheimischen begehrt sind. In ihrer Erscheinung erinnern sie ein wenig an überdimensionierte Radieschen, sind geschmacklich jedoch nicht scharf, sondern fallen durch ein süßliches Aroma auf.
Maca in der Alternativ- und Volksheilkunde
Wie die meisten Knollengewächse so verfügt auch Maca über eine sehr günstige Nährstoffkombination sowie hochkonzentrierte sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Tannine und Alkaloide. Aus diesem Grunde wird Maca von der Alternativmedizin auch zu den adaptogenen Pflanzen, zu denen auch Ginseng oder Shiitake gehören, gezählt. Damit werden Pflanzen bezeichnet, deren Verzehr eine gewisse Stressresistenz zur Folge haben kann und die auf entsprechend induzierte Krankheitssymptome mildernd wirken. Darüber hinaus ist Maca in der Volksmedizin auch dafür bekannt, bei Geschlechtserkrankungen, hormonellen Störungen sowie Menstruationsbeschwerden wirksam zu sein. Schließlich hängt Maca zudem der Ruf an, aphrodisische Effekte zu haben.
Steigerung der sexuellen Lust bei Einnahme von Libido-senkenden Medikamenten
Mit den Eigenschaften zur Steigerung der Libido beschäftigte sich eine US-amerikanische Studie, die am Massachusetts General Hospital in Boston durchgeführt wurden. Hintergrund hier ist, dass bestimmte Medikamente wie Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), die als Antidepressiva eingesetzt werden, negativ auf das Lustempfinden sowie die Potenz wirken können. Zudem können Zeitpunkt und Auftreten des Orgasmus beeinflusst werden.
Im Rahmen der randomisierten Pilot-Doppel-Blind-Studie im Parallel-Gruppen-Design aus Boston wurde nun bei 20 Teilnehmern, 17 Frauen und drei Männern, die an SSRI-induzierten, sexuellen Dysfunktionen litten, eine mögliche lindernde Wirkung von Maca überprüft. Die Probanden bekamen entweder eine geringe Dosis von 1,5 Gramm Maca täglich oder eine höhere von drei Gramm am Tag. Am Ende der Untersuchung waren die Ergebnisse von 16 Personen auswertbar. Im Ergebnis konnte nach allen standardisierten Tests bei der hohen Dosierung eine Verbesserung der sexuellen Funktionen sowie des individuellen Lustempfindens festgestellt werden. Nebenwirkungen traten keine auf (1).
Da aber nur 16 Personen untersucht worden sind, ist die Aussagekraft der Studie nicht besonders hoch.
Mehr sexuelles Verlangen während der Wechseljahre und danach
Zu den Wechseljahresbeschwerden sowie postmenopausalen Beschwerden kann auch eine verminderte bis erloschene sexuelle Lust gehören. Auch hier konnten mit Maca Verbesserungen erzielt werden. Dies legt zumindest eine randomisierte, placebo-kontrollierte Doppel-Blind-Studie der australischen Victoria Universität in St. Albans nahe.
Hier bekamen die betroffenen Teilnehmerinnen über einen Zeitraum von insgesamt 12 Wochen in den ersten sechs Wochen 3,5 Gramm Maca pro Tag und in den darauffolgenden sechs Wochen ein Placebo. Untersuchungen zu Studienbeginn, nach sechs sowie nach 12 Wochen zeigten keine Unterschiede im Hormonhaushalt der Frauen. Allerdings konnte während der Maca-Einnahmephase ein signifikanter Anstieg der sexuellen Lust festgestellt werden, wodurch, so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler, über diese psychologische Stimulierung auch physische Dysfunktionen aufgehoben wurden (2).
Verbesserung der Spermien-Qualität durch Maca?
Einen ersten Hinweis gibt es auf die mögliche Verbesserung der Spermienqualität. In Peru wurde dazu von Forschern der Universität Peruana Cayetano Heredia in Lima neun Männern wiederum eine geringe (1.500 Milligramm) oder eine hohe (3.000 Milligramm) Tagesdosis Maca gegeben. Das Alter der gesunden Männer lag zwischen 24 und 44 Jahren. Der Einnahmezeitraum betrug vier Monate. Die erstaunlichen Resultate waren ein unabhängig von der Dosierung erhöhtes Samenvolumen, eine Erhöhung der Spermien-Anzahl pro Ejakulation sowie eine Verbesserung der Beweglichkeit der Spermien (3).
Die Aussagekraft der Untersuchung wird aber als allgemein sehr niedrig angesehen, weil nur neun Männer teilnahmen und die Ergebnisse nicht gegenüber einem unwirksamen Kontrollmittel (Placebo) geprüft worden sind.
Auch bei Männern Lust- und Potenzsteigerung ohne Eingriff in den Hormonhaushalt
Einen ähnlichen Erfolg konnte das gleiche peruanische Team in einer weiteren Studie auch in Bezug auf die Steigerung der sexuellen Lust bei Männern erzielen. Es wurde abermals die oben erwähnte geringe sowie hohe Tagesdosis verwendet. Hinzu kam lediglich eine Kontrollgruppe, die nur ein Placebo erhielt. Die Einnahmedauer betrug acht Wochen.
Ähnlich wie bei der vergleichbaren australischen Studie unter Frauen (siehe oben) konnten auch bei den Männern keine Veränderungen des Hormonspiegels festgestellt werden. Dennoch kam es in den Maca-Gruppen zu einer erheblich verstärkten Aktivität der Libido und auch eine Potenzsteigerung war signifikant. Die Resultate sind eindeutig, allerdings können die Wissenschaftler noch nicht genau erklären, wie die lust– und potenzsteigernden Wirkungen durch Maca zustande kommen. Klar ist lediglich, dass der positive Effekt ohne eine hormonelle Beeinflussung stattfindet und damit Nebenwirkungen wie eine Schädigung der Prostata nicht stattfinden (4).
Maca wirkt leicht blutdrucksteigernd
Eine Nebenwirkung des Maca ist dennoch gegeben. Bei längerfristiger Anwendung kann es den diastolischen Blutdruck leicht erhöhen. Blutdruckpatienten sollten daher Maca nur vorsichtig einnehmen. Aufgrund des hohen Vitamin-K-Gehaltes sind auch Wechselwirkungen mit Blutverdünnern möglich.
Insgesamt gibt es nur wenige veröffentlichte Untersuchungen zu Maca. Da bei Männern Erektionsstörungen häufig mit erhöhtem Blutdruck einhergehen, sind natürliche Alternativen wie L-Arginin und Pinienrindenextrakt vermutlichbesser geeignet. Diese haben einen leicht blutdrucksenkenden Effekt und sind besser erforscht.
Quellen und Studien:
(1) Dording, C. M., et al., “A double-blind, randomized, pilot dose-finding study of maca root (L. meyenii) for the management of SSRI-induced sexual dysfunction”, CNS Neurosci Ther. 2008 Fall;14(3)), S. 182 – 91.
(2) Brooks, N. A., et al., “Beneficial effects of Lepidium meyenii (Maca) on psychological symptoms and measures of sexual dysfunction in postmenopausal women are not related to estrogen or androgen content”, Menopause. 2008 Nov-Dec;15(6), S. 1157 – 62.
(3) Gonzales, G. F. , et al., “Lepidium meyenii (Maca) improved semen parameters in adult men”, Asian J Androl. 2001 Dec;3(4), S. 301 – 03.
(4) Gonzales, G. F., “Effect of Lepidium meyenii (MACA) on sexual desire and its absent relationship with serum testosterone levels in adult healthy men”, Andrologia. 2002 Dec;34(6), S. 367 – 72.