Ein erhöhter Cholesterinspiegel ist weit verbreitet und eine Hauptursache für Herz-Kreislauferkrankungen. Durch einfache Maßnahmen der Ernährung und des Lebensstils kann man sein Cholesterin senken bzw. das Verhältnis “guten” Cholesterins zu schlechtem Cholesterin beeinflussen. Neben Omega-3 Fettsäuren aus Fischöl sind es Vitamine, Aminosäuren und pflanzliche Stoffe, die einen günstigen Einfluss auf unsere Blutfettwerte haben.
[toc]
Was ist Cholesterin?
Bei einer Umfrage zu den Beliebtheitswerten körpereigener Stoffe braucht es nicht viel Fantasie, sich vorzustellen, dass Cholesterin ein ganz erhebliches Imageproblem hat. Übersehen wird dabei häufig, dass es als Sterol beziehungsweise Zoosterin lebenswichtige Funktionen für die Zellmembranen erfüllt. Vor allem trägt es wesentlich zu ihrer Stabilität bei und dient quasi als Vehikel für den Transport von Signalstoffen in beide Richtungen.
Außerdem ist Cholesterin eine Vorstufe von Steroidhormonen, zu denen auch Geschlechtshormone wie Testosteron und Östrogene gehören, sowie beteiligt an der Bildung von Vitamin D. Rund 140 Gramm Cholesterin sind normalerweise im menschlichen Organismus vorhanden.
Teil der Blutfettwerte aber kein Fett
Cholesterin wird in die Gruppe der Lipide eingeordnet, ist aber ein polyzyklischer Alkohol. Das heißt, auch wenn der Cholesterinspiegel zu den Blutfettwerten zählt, liegt hier doch kein Fett vor. Allerdings ist Cholesterin ebenso fettlöslich (lipophil) wie es wasserabweisend (hydrophob) ist. Dank dieser Eigenschaft kann es sich an sogenannte Lipoproteine, die aus Lipiden und Proteinen bestehen, hängen, über die es dann im Organismus verteilt und an die Zellen geleitet wird.
Was hat es mit LDL– und HDL-Cholesterin auf sich?
Die einzelnen Lipoproteine wiederum weisen eine unterschiedliche Dichte auf. Am geläufigsten sind hier Vertreter niedriger (Low Density Lipoprotein oder LDL) und hoher Dichte (High Density Lipoprotein oder HDL). Die Einteilung in LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin bezieht sich also nicht auf das Cholesterin selber, sondern auf die molekulare Dichte seines Lipoprotein-Trägers.
Vereinfacht ausgedrückt ist es das LDL-Cholesterin, welches bei zu hohen Konzentrationen in den Gefäßen abgelagert wird und dort zu gesundheitlichen Problemen führen kann, während das HDL-Cholesterin wesentlich an dessen Abbau beteiligt ist. Daher wird vom “schlechten” LDL– und “guten” HDL-Cholesterin gesprochen.
Bei einer Blutuntersuchung werden im Allgemeinen gemessen: Gesamtcholesterin, LDL Cholesterin, HDL Cholesterin und Triglyceride.
Blutfettwerte werden unterteilt in:
- Gesamtcholesterin: sollte unter 250 mg/dl liegen
- LDL Cholesterin (“schlechtes Cholesterin”): sollte unter 200 mg / dl liegen
- HDL Cholesterin (gutes Cholesterin”)
- Triglyceride
- Verhältnis LDL zu HDL (sollte geringer als 3:1 sein)
Ein hoher LDL Cholesterinspiegel führt zu Ablagerungen an den Gefäßinnenwänden. Daher steht er in Zusammenhang mit Herz-Kreislauferkrankungen und Durchblutungsstörungen (bei Männern auch erektiler Dysfunktion).
Für den Cholesterinspiegel gesunde Ernährung:
- viel Obst und Gemüse
- viel Fisch, insbesondere auch fettreicher Seefisch (enthält Omega-3 DHA und EPA)
- wenig fettes Fleisch,
- wenig einfache Kohlenhydrate,
- wenig Alkohol.
Auch Stress und Bewegungsmangel fördern hohe Cholesterinwerte.
Diese Mikronährstoffe können zu einem gesunden Cholesterinspiegel beitragen:
- Omega-3 Fettsäuren DHA und EPA (aus Fischöl),
- Niacin
- Lycopen
- Curcumin
- Phytosterole
- beta-Glucan
- L-Carnitin
- Taurin
- Vitamin C
- Vitamin E
- Zink
Welche Cholesterinwerte sind gesund?
Daraus ergibt sich, dass bei der Betrachtung des Cholesterinspiegels zunächst einmal der Gesamtwert von Bedeutung ist. Hier gelten 200 bis 220 mg/dl als Grenzwert. Dabei sollte allerdings der HDL-Wert durchaus etwas höher liegen und den Wert von 40 mg/dl oder besser sogar noch 45 mg/dl überschreiten, während ein möglichst geringer LDL-Wert von unter 160 mg/dl günstiger ist.
Bezüglich anzustrebender Cholesterinwerte ist in neuerer Zeit – wenn auch nicht unumstritten – eine differenzierte Beurteilung üblich geworden. Danach sollte der LDL-Wert bei einem erhöhten Risiko unter anderem für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes 130 mg/dl unterschreiten. Ist bereits eine entsprechende Erkrankung eingetreten, sollte dieser Wert sogar unter 100 mg/dl liegen.
Umstritten ist dies vor allem deswegen, weil diese Werte kaum allein durch eine Änderung des Lebensstils zu erreichen sind und viel mehr den massiven Einsatz von cholesterinsenkenden Medikamenten erforderlich machen. Die Durchschnittswerte liegen nämlich unter 35 bis 65jährigen in Deutschland beim LDL-Cholesterin nur unwesentlich unter 170 mg/dl und die HDL-Werte bewegen sie sich geschlechtsabhängig bei Frauen leicht über und bei Männern leicht unter dem Grenzwert von 40 mg/dl. Dazu kommt, dass sich diese Werte mit zunehmendem Alter allgemein erheblich verschlechtern.
Triglyceride sind die gesamten, im Blut gelösten Fette. Sie sollten unterhalb 200 mg / dl betragen.
Das Verhältnis von LDL zu HDL sollte möglichst unter 3:1 betragen.
Welche Risiken gibt es bei erhöhtem Cholesterinspiegel?
Ungünstige Cholesterinwerte sind in Deutschland also in sehr ausgeprägtem Maße die Regel. Die Folge können
- Durchblutungsstörungen durch Arterienverkalkung oder Arteriosklerose sowie
- Bluthochdruck,
- Herzschwäche,
- Herzinfarkt und Schlaganfall
sein.
Mit Risiken verbunden sind nicht nur überhöhte Cholesterinwerte beziehungsweise verringerte HDL-Werte, sondern auch die üblichen medizinischen Maßnahmen, die dagegen ergriffen werden. Am häufigsten kommen dabei sogenannte Statine zum Einsatz. Als Nebenwirkungen werden genannt, dass Statine unter anderem die Skelettmuskulatur und in einigen Fällen auch Nieren und Leber schädigen können. Außerdem lassen sie die Blutzuckerwerte etwas ansteigen, womit sich das Diabetes-Risiko leicht erhöht.
Schwangere sollten allgemein von einer Einnahme von Statinen absehen. Ist allerdings eine medizinische Indikation gegeben, sind ärztlich verordnete Statine natürlich eine erforderliche Maßnahme zur notwendigen Absenkung des Cholesterinspiegels.
Ernährung für gute Cholesterinwerte
Schlechte Cholesterinwerte hängen da, wo keine erblich bedingte Beeinträchtigung des Cholesterin-Stoffwechsels vorliegt, in der Regel mit unseren typischen Lebensgewohnheiten zusammen. Dort muss als Erstes angesetzt werden.
Überflüssige Pfunde loswerden, das Rauchen aufgeben, den Alkoholkonsum einschränken und ein moderates Bewegungsprogramm einführen sind sicher die ersten Maßnahmen auf dem Weg zu einem gesünderen Cholesterinspiegel. Dazu gehört natürlich auch eine Ernährungsumstellung.
Organismus produziert viermal mehr Cholesterin als er über die Nahrung aufnimmt
Was oft nicht bekannt ist: auf viele cholesterinhaltige Lebensmittel, solange keine ärztliche Anweisung dagegen spricht, muss gar nicht vollständig verzichtet werden. In den meisten Fällen darf es ein bis zweimal in der Woche durchaus ein leckeres Frühstücksei sein, am besten tagesfrisch und vom Biohof.
Viel gefährlicher sind beispielsweise gesättigte Fettsäuren oder auch leicht verdauliche Kohlenhydrate. Sie regen den Organismus dazu an, vermehrt Cholesterin auszuschütten. Das ist wichtig, weil nur rund 20 Prozent des Cholesterins aus der Nahrung stammt, 80 Prozent aber vom Körper selber produziert wird.
Ernährung für gesunden Cholesterinspiegel
Mittelmeer Diät
Auch wenn es um den Cholesterinspiegel geht, zeigt die mediterrane Diät ihre Stärken. Durch Ernährung und Ergänzungen lässt sich dennoch sehr viel erreichen. Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Lebensmitteln sowie natürlichen Wirkstoffen, die einen erstaunlichen Beitrag leisten können, den Cholesterinspiegel zu regulieren. Eine gute – wenn auch nicht ausschöpfende – Orientierung bietet hier das Stichwort: mediterrane Diät. Viele der Zutaten, die hier tagtäglich auf den Tisch kommen, enthalten Inhaltsstoffe, die bestens dazu geeignet sind, einen gesunden Cholesterinspiegel zu erhalten sowie erhöhte Werte nach unten zu drücken.
Tomaten und Lycopin
Aus der Mittelmeer-Diät kaum wegzudenken sind Tomaten. Sie enthalten das Carotinoid Lycopin, welches unter anderem für die typische Rotfärbung der Tomaten – aber auch unter anderem von Wassermelonen – verantwortlich ist. Lycopin ist dabei ein äußerst interessanter Stoff, nicht zuletzt weil er sich ganz hervorragend mit der schnellen Küche vereinbaren lässt. Frische Tomaten enthalten nämlich bis zu knapp 6 Milligramm Lycopin je 100 Gramm.
Aus der Dose und Konserve sind Tomaten sogar noch besser für den Cholesterinspiegel: Dosentomaten können es hier schon auf gut 10 Milligramm bringen und Tomatenmark liegt mit Konzentrationen von über 60 Milligramm auf 100 Gramm noch deutlich darüber. Außerdem wird die Bioverfügbarkeit von Lycopin durch Erhitzen und Verarbeiten deutlich verbessert. Die schnelle Tomatensoße mit angebratenen Zwiebeln, Knoblauch, Olivenöl, Kräutern und ein paar Esslöffeln Tomatenmark sowie einer Dose Tomaten gibt dem Organismus also auf ganz unkomplizierte Weise eine willkommene Portion Lycopin. Und das kann einiges:
Da sagen Studien zu Tomaten und Lycopin
So haben Wissenschaftler der Universität von Oulu, Finnland, 21 gesunden Personen zunächst für einen Zeitraum von drei Wochen den Genuss von Tomaten in welcher Form auch immer untersagt. Danach wurden sie ebenfalls für drei Wochen angewiesen, in ihren Ernährungsplan eine relativ hohe Menge an Tomatenprodukten aufzunehmen. Das waren im Einzelnen täglich 400 ml Tomatensaft sowie und 30 Gramm Tomatenketchup. Der Erfolg war, dass im Vergleich zur Phase, in der die Ernährung frei von Tomaten war, der Gesamt-Cholesterinspiegel um 5,9 Prozent abnahm und der LDL-Cholesterinwert gar um 12,9 Prozent sank (1).
Tomatenextrakt als Alternative zur Hormonersatztherapie
Tomatenextrakt-Kapseln scheinen einen ähnlichen Effekt zu haben. Dies legt zumindest eine indische Studie nahe, in der das Extrakt als Alternative zur Hormonersatztherapie bei postmenopausalen Frauen eingesetzt wurde. Hier sank nach einer sechsmonatigen Einnahme von Tomatenextrakt-Kapseln der Gesamt-Cholesterinspiegel um 24,2 Prozent. Der LDL-Wert verringerte sich um 14,9 Prozent und der HDL-Wert erhöht sich um 26,1 Prozent (2).
Günstige Wirkung von Lycopin auf den Cholesterinspiegel in vielen Studien bestätigt
Insgesamt halten die Ergebnisse auch den Vergleich stand. Dazu haben Wissenschaftler der australischen Universität von Adelaide eine Meta-Analyse angestellt. Zwölf Studien standen hier auf dem Prüfstand. Voraussetzung war, dass ein mindestens zweiwöchiger Einnahmezeitraum gegeben war und die Tagesdosis nicht unter 25 Milligramm Lycopin lag. Im Durchschnitt aller Untersuchungen wurde der Gesamt-Cholesterinspiegel um 7,55 mg/dl gesenkt (3).
Nüsse, Artischocken und Avocado – so schmackhaft kann die Cholesterin-Diät sein
Richten wir den Blick auf einen weiteren Bestandteil der mediterranen Diät: Nüsse. Hier stellen Wissenschaftler der US-amerikanischen Pennsylvania State University beispielsweise zu Mandeln heraus, das sie die Cholesterinwerte, so die Ergebnisse verschiedener Studien, um drei bis 19 Prozent absenken können (4). In einer britischen Übersichtsarbeit für die renommierte Cochrane-Datenbank hat Artischockenextrakt gezeigt, dass es den Cholesterinspiegel um 4,2 bis 18,5 Prozent absenken kann (5).
Ähnlich wie Nüsse haben auch Avocados einen hohen Anteil an Fettsäuren. Fast 25 Prozent kann dieser ausmachen. Dabei handelt es sich allerdings fast ausschließlich um ungesättigte Fettsäuren, die sich nicht ungünstig sondern ganz im Gegenteil positiv auf den Gesamt-Cholesterinspiegel sowie insbesondere die LDL-Werte auswirken. Eine Studie mit 45 übergewichtigen bis fettleibigen Teilnehmern, die ebenfalls von Forschern der Pennsylvania State University durchgeführt wurde, ergab hier, das der fünfwöchige Verzehr von täglich etwa 140 Gramm Avocado den LDL-Wert durchschnittlich um stattliche 13,5 mg/dl absenken kann (6).
Omega 3 Fettsäuren DHA und EPA vom Fisch
Einen weiteren großen Bereich in der mediterranen Küche nimmt in Rezeptbüchern Fisch ein. Auch hier sind es wieder bestimmte Fettsäuren, die sich günstig auf den Cholesterinspiegel auswirken. Konkret handelt es sich dabei um mehrfach ungesättigte Omega 3 Fettsäuren. Eine australische Studie mit älteren Teilnehmern fand dabei heraus, dass ein hoher Omega-3-Index, also Blutfettwerte mit einem hohen Anteil an Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA), mit gehobenen HDL-Werten sowie einem besseren Verhältnis von HDL-Cholesterin zum Gesamt-Cholesterinspiegel einhergehen (7).
Interessant auch ist, dass viele Experten dazu raten, Omega-3 begleitend zu cholesterinsenkenden Medikamenten mit Statinen einzunehmen. Wiederum australische Wissenschaftler fanden dazu heraus, dass sich dies positiv auf den Blutdruck und die Triglyceridwerte auswirkt sowie den Proteinanteil des LDL-Cholesterins vermindert (8).
Polyphenole verbessern Cholesterinwerte
Zusammengefasst kann also gesagt werden: Wer seinem Cholesterinspiegel etwas Gutes tun will, ist gut beraten, seine Ernährung von der mediterranen Diät beeinflussen zu lassen. Doch gibt es noch zahlreiche weitere natürliche Stoffe, die die Cholesterinwerte verbessern können.
Eine wichtige Rolle spielen dabei Polyphenole und insbesondere Procyanidine, wie sie unter anderem in Traubenkernextrakt, Pinienrindenextrakt oder auch in Heidelbeeren zu finden sind. Zu letzteren führten Wissenschaftler aus mehreren europäischen Ländern eine Studie mit 36 gesunden Männern und Frauen durch. Sie verzehrten dreimal wöchentlich eine Portion mit je 150 Gramm Heidelbeeren. Nach sechs Wochen lagen Gesamt- und LDL-Cholesterinspiegel um durchschnittlich sechs Prozent beziehungsweise sieben Prozent unter den eingangs gemessenen Werten. Der HDL-Wert hingegen stieg um sechs Prozent (9).
Grüner und schwarzer Tee für einen niedrigeren LDL-Wert
Zwei Meta-Analysen belegen, dass grüner und schwarze Tee ebenfalls die Cholesterinwerte leicht verbessern kann. Zum Grüntee haben US-amerikanische Forscher 20 Studien mit insgesamt 1.415 Teilnehmern unter die Lupe genommen. Hier wurden für drei bis 24 Wochen täglich zwischen 145 und 3.000 Milligramm Grüntee-Catechine aufgenommen. Im Mittel verringerte dies den Gesamt-Cholesterinspiegel um 5,46 mg/dl und die LDL-Werte um 5,3 mg/dl. Ein nennenswerter Einfluss auf HDL– oder Triglyceridwerte hingegen wurde nicht festgestellt (10).
Das gilt auch für die Ergebnisse einer chinesischen Übersichtsarbeit zu zehn Studien über den Einfluss von schwarzem Tee auf den Cholesterinspiegel. Die LDL-Werte drückte die fermentierte Tee-Variante dagegen um immerhin durchschnittlich 4,64 mg/dl nach unten (11). Das ist gut und durchaus erwünscht, denn HDL ist das “gute Cholesterin” und soll ja gerade nicht gesenkt werden.
Beta-Glucan – Wirkung von Hafer-Ballaststoffen bestätigt
Eine deutlich bessere Wirkung als Grüntee erreicht ein ganz alltäglicher Stoff. Dabei handelt es sich um die im Hafer enthaltenen Ballaststoffe. Sie werden als Hafer beta-Glucan in Nahrungsergänzungsmitteln angeboten, können aber auch zum Beispiel durch den Verzehr von Haferkleie, die pro 100 Gramm über acht Gramm beta-Glucan enthält, zugeführt werden.
Eine kanadische Studien-Analyse von Wissenschaftlern der Universität von Manitoba hat hier gezeigt, dass der LDL– und Gesamt-Cholesterinspiegel bei einer Aufnahme von mindestens drei Gramm beta-Glucan täglich um bis zu zehn Prozent gesenkt werden kann (12).
Phytosterine, das pflanzliche Gegenstück zum Cholesterin
Ebenfalls sehr vielversprechend sind sogenannte Phytosterine. Das sind Stoffe in pflanzlichen Zellmembranen, die in Form und Funktion durchaus Ähnlichkeiten mit dem Cholesterin in tierischen Organismen aufweisen. Bekannt sind Phytosterine vor allem als Zusatz in Margarinen und Joghurts, die dann als cholesterinsenkend angepriesen werden. Dieser Effekt geht wohl darauf zurück, dass das Vorhandensein von Phytosterinen im Magen-Darm-Trakt die Aufnahme von Cholesterin vermindert.
In der Natur kommen Phytosterine in besonders fetthaltigen Pflanzenteilen vermehrt vor. Das gilt für Keime, Samen, Kerne und Öle unter anderem von Weizen, Sonnenblumen, Kürbis, Sesam und Soja. Zum Zeitpunkt der entscheidenden Meta-Analyse zu diesem Thema im Jahre 2010 waren über 40 klinische Studien zur Wirkung von Phytosterinen verfügbar. Aus ihnen geht hervor, dass eine Tagesaufnahme von mindestens zwei Gramm Phytosterinen erforderlich ist, um eine signifikante Reduzierung der Cholesterinwerte zu erreichen.
Erfolge wurden aber auch schon mit der Einnahme von 1,6 Gramm in angereichertem Joghurt erzielt. Der nachgewiesene Einfluss findet auf das LDL-Cholesterin statt. Hier vermindert sich der Wert durchschnittlich um etwa fünf bis zehn Prozent. Außerdem wirken sich Phytosterine günstig im Rahmen einer Kombinationstherapie mit Statinen aus. Zusätzlich zur Wirkung der Medikamente kann so der LDL-Cholesterinspiegel um weitere sieben bis 20 Prozent gesenkt werden (13).
Curcumin
Mehrere Studien bestätigen auch, dass der Wirkstoff im Kurkuma oder Gelbwurz, Curcumin, zu einer Verbesserung der Blutfettwerte beitragen kann. Während eine hochdosierte Vergabe von täglich 500 Milligramm zu einer signifikanten Gesamtcholesterin-, LDL-, sowie Triglyceridsenkung bei Erhöhung der HDL-Werte führt (14), kann eine niedrige Tagesdosierung von 80 Milligramm in diesem Zusammenhang wohl nur auf die Triglyceridwerte positiv wirken (15).
Niacin: hochdosiert ist es cholesterinsenkend
Dass sich auch Vitamine günstig auf den Cholesterinspiegel auswirken können, hat Niacin oder Vitamin B3 in einer US-amerikanischen Studie unter Beweis gestellt. Hier trat es in einen Wettstreit mit dem Arzneistoff Ezetimib. Während das Medikament in einer üblichen Tagesdosierung von 10 Milligramm verabreicht wurde, lag die Dosierung von Niacin bei 2.000 Milligramm pro Tag. Hier ist die Grenze zur Überdosierung bereits in einem Maße überschritten, die bei vielen Personen zu gravierenden Nebenwirkungen führt.
Der Bedarf an Niacin liegt bei Erwachsenen zwischen 13 und 20 Milligramm täglich. Allerdings zeigte die Studie auch, dass das hochdosierte Vitamin B3 in der Lage ist, den LDL-Wert um rund zehn Prozent zu reduzieren und den HDL-Wert um knapp 19 Prozent zu erhöhen (16). Vermutlich ist ein vernünftiger Wert irgendwo in der Mitte.
Fazit
Das Fazit: Solange keine vererbten Faktoren vorliegen, ist ein erhöhter Cholesterinspiegel etwas, was eigentlich nur sehr selten aufzutreten braucht. Durch eine gesunde Ernährung und eine gute Versorgung mit natürlichen Wirkstoffen kann ein niedriger bis normaler Cholesterinspiegel bis ins hohe Alter aufrechterhalten werden. Liegen allerdings erhöhte Werte vor, so sind Ernährungsumstellungen, Veränderungen der Lebensgewohnheiten sowie Abbau von Risikofaktoren unverzichtbarer Teil der Therapie.
Alleine werden sie jedoch dann nur sehr selten den Cholesterinspiegel normalisieren können, den Erfolg einer Behandlung mit cholesterinsenkenden Medikamenten aber entscheidend verbessern. Diese sollten in Abstimmung mit dem Arzt oder Apotheker genommen werden.
Quellen
(1) Silaste, M.L., et al., Tomato juice decreases LDL cholesterol levels and increases LDL resistance to oxidation, Br J Nutr. 2007 Dec;98(6), S. 1251 – 58.
(2) Misra, R., et al., LycoRed as an alternative to hormone replacement therapy in lowering serum lipids and oxidative stress markers: a randomized controlled clinical trial, J Obstet Gynaecol Res. 2006 Jun;32(3), 299 – 304.
(3) Ried, K., et al., Protective effect of lycopene on serum cholesterol and blood pressure: Meta-analyses of intervention trials, Maturitas. 2011 Apr;68(4), S. 299 – 310.
(4) Berryman, C. E., et al., Effects of almond consumption on the reduction of LDL-cholesterol: a discussion of potential mechanisms and future research directions, Nutr Rev. 2011 Apr;69(4), S. 171 – 85.
(5) Wider, B., et al., Artichoke leaf extract for treating hypercholesterolaemia, Cochrane Database Syst Rev. 2009 Oct 7;(4), Epub published ahead of print.
(6) Kris Etherton, P. M., et al., Effect of a Moderate Fat Diet With and Without Avocados on Lipoprotein Particle Number, Size and Subclasses in Overweight and Obese Adults: A Randomized, Controlled Trial, Journal of the American Heart Association, Epub published ahead of print.
(7) Ferguson, J. J., et al., Association between omega-3 index and blood lipids in older Australians, J Nutr Biochem. 2016 Jan;27, S. 233 – 40.
(8) Chan, D. C., et al., Effect of omega-3 fatty acid supplementation on arterial elasticity in patients with familial hypercholesterolaemia on statin therapy, Nutr Metab Cardiovasc Dis. 2016 Aug 3., Epub published ahead of print.
(9) Habanova, Marta, Intake of bilberries (Vaccinium myrtillus L.) reduced risk factors for cardiovascular disease by inducing favorable changes in lipoprotein profiles, Nutrition Research, Volume 36, Issue 12, December 2016, S. 1415 – 1422.
(10) Kim, A., et al., Green tea catechins decrease total and low-density lipoprotein cholesterol: a systematic review and meta-analysis, J Am Diet Assoc. 2011 Nov;111(11), S. 1720 – 29.
(11) Zhao, Y., et al., Black tea consumption and serum cholesterol concentration: Systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials, Clin Nutr. 2015 Aug;34(4), S. 612-9.
(12) Othman, R.A., et al., Cholesterol-lowering effects of oat ?-glucan.Nutr Rev. 2011 Jun;69(6), S. 299 – 309.
(13) Malinowski, J. M., et al., Phytosterols for dyslipidemia, Am J Health Syst Pharm. 2010 Jul 15;67(14), S. 1165 – 73.
(14) Pungcharoenkul, K., et al., Effect of different curcuminoid supplement dosages on total in vivo antioxidant capacity and cholesterol levels of healthy human subjects, Phytother Res. 2011 Nov;25(11), S. 1721 – 26.
(15) DiSilvestro, Robert A., et al., Diverse effects of a low dose supplement of lipidated curcumin in healthy middle aged people, Nutrition Journal 2012, Epub published ahead of print.
(16) Taylor, Allen J., et al., Extended-Release Niacin or Ezetimibe and Carotid Intima-Media Thickness, N Engl J Med 2009; 361, S. 2113 – 22.