Vitamin E Mangel weisen laut von der Bundesregierung beauftragten nationalen Verzehrsstudie rund 50% aller Bundesbürger auf. Umso dramatischer ist diese Unterversorgung während der Schwangerschaft und Stillzeit: jetzt ist erstmals der Einfluss von natürlichem und synthetischem Vitamin E auf Muttermilch und Blutplasma systematisch untersucht worden.
Natürlich müssen Säuglinge vom ersten Tag ihres Lebens an alle lebenswichtigen Nährstoffen erhalten. Häufig wird hier eine natürliche Versorgung über die Muttermilch dem “Fläschchen” vorgezogen. Viele Gründe weit über die Ernährungsphysiologie hinaus sprechen dafür. Allerdings muss die Muttermilch dann auch alle erforderlichen Stoffe bereitstellen können.
Um dies zu erreichen, nehmen viele stillende Mütter Ergänzungsmittel zu sich. So kann effektiv eine Mangelversorgung vermieden werden. Im Falle von Vitamin E könnte es jedoch zudem notwendig sein, auch darauf zu achten, aus welchen Quellen das Vitamin stammt. Das haben Wissenschaftler des Forschungs- und Beratungsunternehmens Abbott Nutrition in Zusammenarbeit mit Forschern der dänischen Aarhus Universität herausgefunden.
Nahrungsergänzungen setzen meist auf synthetisches Vitamin E
Vitamin E beschreibt nämlich keinen einzelnen Stoff sondern eine Vielzahl an Tocopherolen und Tocotrienolen. Auch wenn in die Wirkungs-Bewertung der einzelnen Vitamin-E-Isomere in neuester Zeit Bewegung geraten ist, gilt alpha-Tocopherol auch weiterhin als die Vitamin-E-Form mit der höchsten Bioverfügbarkeit. Präziser muss hier allerdings von natürlichem alpha-Tocopherol oder RRR-alpha-Tocopherol gesprochen werden, wie es insbesondere in dunkelgrünem Blattgemüse, Nüssen sowie Samen und damit auch in Pflanzenölen vorkommt.
Daneben existiert ein synthetisch erzeugtes alpha-Tocopherol mit der Bezeichnung all-RAC-alpha-Tocopherol, dessen Wirksamkeit aber auch Verfügbarkeit als geringer eingestuft wird. In Ergänzungsmitteln wird in den allermeisten Fällen die synthetische Vitamin-E-Variante eingesetzt.
Pionierstudie mit 89 stillenden Frauen
Die vorliegende Studie ist die erste Arbeit, die sich mit diesem Zusammenhang beschäftigt. An Ihr nahmen 89 stillende Mütter im Alter von 19 bis 40 Jahren teil. Alle Teilnehmerinnen hatten einen Body Mass Index (BMI) von unter 30 und brachten ihre Babys nach einer regulären Schwangerschaftsdauer zur Welt. Die Untersuchung startete mit einer zehntägigen Auswaschphase, in der keine Ergänzungen eingenommen werden sollten.
Zwischen vier und sechs Wochen nach der Geburt und am Anfang von sechs weiteren Wochen geplanter Stillzeit wurden die Frauen nach dem Zufallsprinzip drei Gruppen zugeordnet. In einer bekamen Sie täglich eine Ergänzung mit 45,5 Milligramm (mg) all-RAC-alpha-Tocopherol. Die Teilnehmerinnen der zweiten Gruppe erhielten eine Mischung aus 22,8 mg synthetischem all-RAC-alpha-Tocopherol und 22,1 mg natürlichem RRR-alpha-Tocopherol. In der letzten Gruppe schließlich wurde eine Tagesdosis von 40,2 mg RRR-alpha-Tocopherol vergeben. Vor der ersten Einnahme sowie nach der letzten sechs Wochen später wurden Muttermilch- und Blutproben untersucht.
Einfluss guter Vitamin E Versorgung auf den Säugling wahrscheinlich
Im Ergebnis kam in keiner der drei Gruppen ein abweichender alpha-Tocopherol-Gehalt in Blut oder Muttermilch vor. Allerdings wurde die Verteilung der unterschiedlichen Vitamin-E-Varianten beeinflusst. Bei den Teilnehmerinnen der RRR-alpha-Tocopherol-Gruppe lag der Anteil an natürlichem alpha-Tocopherol in der Milch bei erhöhten 82 Prozent und im Blutplasma sogar bei 87 Prozent, während die Durchschnittswerte bei 78 und 77 Prozent lagen.
Dementsprechend waren diese Anteile in der gemischten sowie der all-RAC-alpha-Tocopherol-Gruppe unterdurchschnittlich. Hier kam es zu einem prozentualen Anstieg an Nicht-RRR-alpha-Tocopherol. Ausgehend von diesen Ergebnissen und davon, dass RRR-alpha-Tocopherol die höhere Bioaktivität aufweist, halten die Autoren der Studie Untersuchungen bei gestillten Säuglingen für gerechtfertigt. Hier soll geklärt werden, welchen Einfluss das von den Müttern aus unterschiedlichen Quellen eingenommene Vitamin E auf ihren alpha-Tocopherol-Status hat.
Quelle: Gaur, S., et al., Supplementation with RRR- or all-rac-?-Tocopherol Differentially Affects the ?-Tocopherol Stereoisomer Profile in the Milk and Plasma of Lactating Women, J Nutr. 2017 Jul;147(7), S. 1301 – 1307.