Der weit verbreitete Vitamin-D-Mangel unter Sportlern erhöht das Verletzungsrisiko erheblich. Das ist das Ergebnis einer US-Studie.
Sportler ernähren sich in der Regel bewusster sowie gesünder als andere Menschen. Sie bewegen sich mehr und sind häufiger an der frischen Luft. Eigentlich sollte es bei ihnen also keine Probleme mit der Nährstoffversorgung geben. Leider scheint dies jedoch auch bei ihnen nicht der Fall zu sein. Zumindest, wenn es um eine gute Versorgung mit Vitamin D geht.
Selbst bei Spitzensportlern mit Aussicht auf einen Profivertrag der US-amerikanischen National Football League (NFL) liegen hier nur allzu oft Defizite vor, wie Wissenschaftler verschiedener US-Universitäten sowie –Gesundheitseinrichtungen herausgefunden haben. Das kann mit ernsthaften Konsequenzen wie einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Muskelzerrungen und –verletzungen verbunden sein.
Vitamin-D-Status mit Verletzungshäufigkeit verglichen
Anlass ihrer Untersuchung war das NFL Scouting Combine aus dem Jahre 2015. Dabei handelt es sich um ein alljährlich stattfindendes einwöchiges Wettkampf-Camp, bei dem die herausragendsten American-Football-Spieler aus Amateur- beziehungsweise College-Mannschaften zur Vorbereitung auf den NFL Draft in verschiedenen Disziplinen gegeneinander antreten. Dazu gehören Weit- und Hochsprung, 40-Yard-Sprints sowie ein 225-Pfund-Bankdrücken, bei dem das Gewicht so oft wie möglich gestemmt werden muss.
Die Forscher entnahmen von 214 dieser Sportler Blutproben und stellten den Serum-Vitamin-D-Spiegel fest. Außerdem wurden neben Alter, Body-Mass-Index (BMI) und ethnischer Zugehörigkeit auch die Match-Position sowie die Verletzungsgeschichte der einzelnen Football-Spieler dokumentiert. Bei Letzterer interessierten vor allem Vorfälle, die auf Muskelanspannungen der unteren Extremitäten oder Muskelverletzungen zurückzuführen waren.
Vitamin-D-Defizit oder -Mangel erhöht Verletzungsrisiko deutlich
Bei 59 Prozent der zukünftigen NFL-Profis befanden sich die Vitamin-D-Werte unabhängig von Alter und BMI unterhalb des Normalbereichs. Als Grenzwert gelten hier 32 Nanogramm pro Milliliter Serum (ng/ml). In zehn Prozent der Fälle lag mit Werten von weniger als 20 ng/ml sogar ein Vitamin-D-Mangel vor. Nun wurden diese Daten mit den Verletzungsstatistiken verglichen.
Dabei traten eindeutige Zusammenhänge zu Tage. Von denjenigen Spielern, die in der Vergangenheit aufgrund einer Muskelzerrung oder anderer Muskel-Beeinträchtigung nicht an einem Wettkampf teilnehmen konnten, hatten 86 Prozent ein Vitamin-D-Defizit oder einen Mangel. Auch beim aktuellen NFL Scouting Combine kam es etwa unter der Hälfte der Athleten zu Muskelzerrung der unteren Extremitäten oder Verletzungen der knochennahen Muskulatur. Unzureichende Vitamin-D-Werte traten dabei ebenfalls überdurchschnittlich häufig auf.
Die Forscher nehmen daher an, dass die Vitamin D Mangel-Zustände zu physiologischen Veränderungen der Muskelzusammensetzung führen, welche mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbunden sind (1).
Frühere Studien zu Vitamin-D-Mangel mit ähnlichen Resultaten
Die aktuellen Ergebnisse werden auch von früheren Untersuchungen bestätigt. So ergab eine Studie unter Spielern der Pittsburgh Steelers, ebenfalls NFL, dass 69 Prozent von ihnen Vitamin-D-Defizite oder -Mängel aufwiesen. Die Werte wurden während einer Spielsaison sowie des darauf folgenden Vorbereitungslagers auf die nächste Saison erhoben. Für jeden einzelnen Sportler besorgniserregend: Leistungsschwankungen und verletzungsbedingte Auszeiten haben natürlich auch Einfluss auf die Profi-Karriere.
Bei den Pittsburgh Steelers waren es daher auch diejenigen Spieler mit den geringsten Vitamin-D-Werten, deren Verträge am häufigsten gekündigt oder nicht erneuert wurden (2). Schon im Jahre 2011 hat eine Studie unter 89 Profi-Spielern der New York Giants schließlich festgestellt, dass rund 30 Prozent von ihnen unter Vitamin-D-Mangel litten und etwas über die Hälfte unter einem Vitamin-D-Defizit. Nur knapp 20 Prozent lagen im Normalbereich. Auch hier galt: Je schlechter die Vitamin-D-Versorgung, umso höher das Risiko von Zerrungen und Verletzungen (3).
Quellen:
(1) Rebolledo, Brian, et al., The Association of Vitamin D Status in Lower Extremity Muscle Strains and Core Muscle Injuries at the National Football League Combine, Arthroscopy: The Journal of Arthroscopic & Related Surgery, 2017, Epub published ahead of print.
(2) Duca, Mark A., et al., Vitamin D deficiency and risk of fracture in football players, Lower Extremity Review, August 2015, Epub published ahead of print.
(3) Shindle, M. K., et al., Vitamin D status in a professional American football team, AOSSM Annual Meeting; San Diego, CA; 2011, Epub published ahead of print.