Multivitamine können schlechte Ernährung ausgleichen. Das ist keine einfache Behauptung ins Leere, sondern das Ergebnis einer von neutraler Stelle angefertigten, hochwertigen Studie. Das ist für viele sehr wichtig, denn: Defizite bei der Nährstoffzufuhr weit verbreitet – außer bei Einnahme von Multivitaminen.
Als Tautologie wird eine in der Regel zweiteilige Aussage verstanden, deren beiden Teile inhaltlich identisch sind. Ihre Aussage ist also immer wahr, unabhängig davon, ob sie zutrifft oder nicht. Klassische Beispiele dafür sind Zusammenstellungen wie „weißer Schimmel“ oder „alter Greis“. Nun gibt es auch die Aussage, dass bei einer gesunden, vollwertigen und ausgewogenen Ernährung keine weitere Nährstoffzufuhr über Ergänzungen erforderlich ist. Das heißt nichts anderes als: „Wenn Sie sich mit genügend Nährstoffen versorgen, benötigen Sie keine weiteren Nährstoffe.“
Eine Tautologie, die ebenso wahr wie sinnfrei ist. Es ist schon erstaunlich, dass diese Aussage dennoch immer wieder als schlagendes Argument gegen die Einnahme von Multivitamin-Multimineralstoff-Präparate (Multi-Präparate) ins Feld geführt wird. In der Realität ist es nämlich eher so, dass über die normale Ernährung der tatsächliche Nährstoffbedarf allzu oft nur unzureichend abgedeckt wird. Das zumindest ist eines der Ergebnisse der repräsentativen NHANES-Erhebung (National Health and Nutrition Examination Survey), die seit 1971 in regelmäßigen Abständen vom US-amerikanischen Nationalen Zentrum für Gesundheitsstatistiken durchgeführt wird. Vergleichbare Untersuchungen deuten darauf hin, dass auch hierzulande eine ähnliche Situation anzutreffen ist.
Studie beschäftigt sich mit Einfluss von Nahrungsergänzungen auf Nährstoffstatus
Unter Leitung von Wissenschaftlern der Tufts University in Boston, USA, wurden nun die Daten von 10.698 Erwachsenen aus den NHANES-Erhebungen von 2009 bis 2012 einer erneuten Analyse unterzogen. Hierbei ging es ihnen um einen bisher kaum beleuchteten Zusammenhang. Obwohl nämlich über die Hälfte aller erwachsenen US-Amerikaner Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen, gibt es kaum Informationen über die Auswirkungen der Einnahmehäufigkeit auf ihren Nährstoffstatus.
Die Forscher nahmen die NHANES-Daten also als Grundlage, um eine Bewertung der Nährstoffversorgung vorzunehmen. Sie wählten dabei 17 Nährstoffe aus, für die sowohl Angaben über einen geschätzten durchschnittlichen Bedarf (Estimated Average Requirement, EAR) sowie eine zulässige Höchstdosierung (Tolerable Upper Intake Level, UL) vorliegen. Außerdem wurden fünf weitere Nährstoffe einbezogen, für die Biomarker, welche einen Mangel anzeigen, allgemein anerkannt sind.
Multivitamin-Präparate vermindern Defizite
Bei den Daten wurde im Folgenden unterschieden, ob die Teilnehmer ausschließlich normale Lebensmittel oder ob sie darüber hinaus auch Multi-Präparate einnahmen. Letzteres war bei 28 Prozent der Teilnehmer der Fall.
Schon hier zeigte sich, ohne die Einnahmehäufigkeit zu berücksichtigen, dass das Auftreten von Mangelerscheinungen deutlich zurückging und bei 15 der 17 untersuchten Nährstoffe erheblich unterhalb von Durchschnittswerten lag. Auf der anderen Seite wurden im Falle von sieben Nährstoffen aber auch in überdurchschnittlich vielen Fällen zulässige Höchstdosierungen überschritten, wobei die Überversorgung hier um maximal vier Prozent oberhalb UL-Grenze lang.
Beste Ergebnisse für Multivitaminprodukte bei regelmäßiger Einnahme
Gut über 70 Prozent derjenigen, die Multi-Präparate nutzten – das entspricht 20 Prozent aller Teilnehmer – gaben an, die Ergänzung innerhalb der letzten 30 Tage an 21 oder mehr Tagen eingenommen zu haben. Dies führte im Ergebnis sogar dazu, dass unter diesen Personen der geschätzte durchschnittliche Bedarf für fast alle zugrunde gelegten Nährstoffe erfüllt wurde.
Quelle: Blumberg, Jeffrey B., et al., Impact of Frequency of Multi-Vitamin/Multi-Mineral Supplement Intake on Nutritional Adequacy and Nutrient Deficiencies in U.S. Adults, Nutrients 2017, 9(8), 849, Epub published ahead of print.