Die Omega-3-Fettsäuren DHA und EPA sind besonders für das Ungeborene und in den ersten Monaten wichtig für die Entwicklung des Kindes. Sie kommen nur in Fisch und Krillöl vor, nicht jedoch in pflanzlichen Ölen. Diese enthalten andere, weniger wertvolle Omega-3-Varianten. Jetzt stellt eine Studie fest, dass DHA und EPA auch der Mutter helfen: Schwangerschaftsdepressionen sind bei niedrigem Omega-3-Spiegel häufiger als bei guter Versorgung mit Fischölkapseln.
Depressionen während der Schwangerschaft oder pränatale Depressionen gehören mehr noch als andere Formen der Depression zu den kaum beachteten Erkrankungen. Dabei handelt es sich um schwerwiegende Störungen, die gravierende bis lebensbedrohliche Folgen haben können. Oft reicht die pränatale Depression nämlich weit über den Zeitpunkt der Entbindung hinaus und kann sich mit depressiven Episoden bis zum zweiten Lebensjahr des Säuglings fortsetzen.
Dies gefährdet natürlich die Mutter-Kind-Beziehung und beeinträchtigt Geborgenheit sowie die frühkindliche Erziehung. Das um so mehr, da psychosoziale Dysfunktionen zu einem destruktiven mütterlichen Verhalten vom Drogen- und Alkoholmissbrauch bis zum Suizid führen können. Erschreckend in diesem Zusammenhang ist, dass unter allen Todesfällen, die im Rahmen einer länger anhaltenden pränatale Depression auftreten, Selbsttötungen 20 Prozent ausmachen.
Ungünstige Omega-3 Werte verlängern die Depression
Beim Versuch, sich diesem Problem anzunähern, sind Wissenschaftler der China Medical University und der Taipei Medical University, beide Taiwan, sowie der Medical University of Lodz, Polen, auf einen bemerkenswerten Zusammenhang gestoßen. Dazu nahmen sie im zweiten oder dritten Schwangerschaftstrimester Blutproben von 16 gesunden und 17 Frauen mit einer pränatalen Depression.
Bei der Analyse zeigte sich, dass die depressiven Teilnehmerinnen einen signifikant niedrigeren Omega-3-Spiegel aufwiesen als die symptomfreien Frauen. Betroffen waren davon die Werte für Docosahexaensäure (DHA) ebenso wie die für Eicosapentaensäure (EPA). Auch wurde ein empfindlich gestörtes Verhältnis von Omega-3– und Omega-6-Fettsäuren zugunsten letzterer beobachtet.
Bei den gleichzeitig untersuchten Entzündungsmarkern fiel zudem auf, dass erhöhte Werte für den Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha) vorlagen. Außerdem stellten die taiwanesischen Forscher fest: Je ungünstiger das Omega-3-/Omega-6-Verhältnis sowie die DHA-, EPA– und TNF-alpha-Werte waren, desto langanhaltender waren die depressiven Episoden.
Schwangere sind in einer besonderen Situation – Omega-3 ist besonders wichtig
Diese Ergebnisse bestätigen frühere Resultate, welche nahelegen, dass DHA und EPA in höheren Konzentrationen als Schutzfaktoren gegen Depressionssymptome allgemein insbesondere bei schwereren Verläufen wirken. Außerdem mindern ein höherer DHA-Spiegel sowie der Konsum von fettem Seefisch das Risiko für eine postnatale Depression, die erst nach der Entbindung erstmals auftritt.
Schwangere haben hier möglicherweise deswegen einen höheren Omega-3-Bedarf, da ihr Organismus vermehrt physiologischem und psychischem Stress ausgesetzt ist. Dies hat zur Folge, dass eine erhöhte Freisetzung von entzündungsfördernden Zytokinen wie TNF-alpha stattfindet, die auch bei der Entstehung von Depressionen eine Rolle spielen. Der genaue Zusammenhang zwischen Omega-3-Fettsäuren und entzündlichen Entwicklungen ist jedoch noch nicht geklärt, sodass auch die Autoren der vorliegenden Studie zu weiteren, größer angelegten Untersuchungen raten.
Quelle: Chang, J. P., et al., Polyunsaturated fatty acids and inflammatory markers in major depressive episodes during pregnancy, Prog Neuropsychopharmacol Biol Psychiatry. 2018 Jan 3;80(Pt C), S. 273 – 278.