Vitamin D Mangel ist weit verbreitet. Das Sonnenvitamin genannte Vitamin ist nicht genügend in der Nahrung enthalten und muss durch UV-Strahlung in der Haut gebildet werden. Da die Haut heutzutage aber kaum noch Sonne ausgesetzt ist, weder im Winter noch im Sommer (Sonnencreme!), ist Vitamin D Mangel bei über 80% der Bevölkerung vorzufinden. Dies führt zu Osteoporose, schlechtem Immunsystem und vermutlich auch eingeschränkter Fertilität. Kleinkindern gibt man Vitamin D zur Vermeidung von Rachitis. Jetzt hat eine Studie herausgefunden: Offizielle Vitamin-D-Empfehlungen bei Frühgeburten möglicherweise zu niedrig.
Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollte die Vitamin-D-Versorgung von Säuglingen bis zu zweiten Lebensjahr zehn Mikrogramm oder 400 Internationale Einheiten (IE) betragen. Dies sind 200% der NRV Empfehlungen für Erwachsene – die viel zu niedrig sind und dringend an den Stand der Wissenschaft angepasst gehören. Bei den 10µg handelt es sich laut DGE um einen Schätzwert, der gilt, wenn die Haut nicht der natürlichen Sonnenstrahlung ausgesetzt ist.
Allerdings könnte es sein, dass dieser Richtwert im Falle von Frühgeborenen zu niedrig angesetzt ist, wie jetzt türkische Wissenschaftler am Zekai Tahir Burak Maternity Teaching Hospital in Ankara herausgefunden haben.
Vitamin-D-Mangel bei Frühchen verbreitet
Sie führten eine randomisierte, kontrollierte Studie durch, in die 121 Säuglinge, die nach einer Schwangerschaftsdauer von 24 bis 32 Wochen zur Welt kamen, einbezogen waren. Für Frühgeburten gilt, dass bei ihnen allgemein ein niedrigerer Vitamin-D-Spiegel vorliegt als bei Normalgeburten. So hatten auch in der türkischen Untersuchung 72 Prozent der beteiligten Säuglinge zu Untersuchungsbeginn einen ausgeprägten Vitamin-D-Mangel. Die Frühchen wurden ab Geburt bis zu einem Alter von 36 Wochen entweder mit täglich 400, 800 oder 1.000 IE Vitamin D3 versorgt.
Hochdosierte Vitamin D kann Defizite am besten ausgleichen
Wie nicht anders zu erwarten führte dies in der 800- und 1.000-IE-Gruppe zu einer deutlicheren Verbesserung des Vitamin-D-Status als in der 400-IE-Gruppe. Bemerkenswert hingegen war, dass trotz der empfohlenen Dosierung nach DGE von 400 IE nach 36 Einnahme-Wochen immer noch bei 57,5 Prozent der Säuglinge ein relativer Vitamin-D-Mangel (Vitamin-D-Insuffizienz) vorlag. Bei 22,5 Prozent wurde sogar ein Serum-Wert von unter 20 Nanogramm je Milliliter und damit ein gefährlicher Mangel festgestellt. In der 1.000-IE-Gruppe waren die Ergebnisse signifikant besser.
Eine Insuffizienz blieb hier nur bei 30 Prozent der Säuglinge bestehen und ein Mangel lediglich bei 2,5 Prozent – eine Verminderung um rund 70 Prozent verglichen mit den Ausgangswerten. Toxische Effekte wurden bei keiner Dosierung festgestellt, auch wenn es in zwei Fällen, einem in der 800-IE-Gruppe und einem in der 1.000-IE-Gruppe, zu einer Vitamin-D-Ãœberversorgung kam.
Größere Studie für frühgeborene Kinder erforderlich
In anderen Bereichen hingegen gab es keine statistisch auffälligen Unterschiede unter den Gruppen. Das betraf die bei Frühgeburten typischen Erkrankungen wie Atemnotsyndrom oder die chronische Lungenkrankheit bronchopulmonale Dysplasie ebenso wie die Dauer des Krankenhausaufenthaltes.
Die Studienautoren führen die fehlenden Gruppen-Abweichungen bei diesen Ergebnissen darauf zurück, dass die Gesamtzahl der betrachteten Fälle vergleichsweise niedrig war. Folgerichtig schlagen sie daher große randomisierte und kontrollierte Studien vor, bei denen dann auch der Effekt verschiedener Vitamin-D-Dosierung auf die Entwicklung der Knochen bei extrem Frühgeborenen bewertet werden sollte.
Quelle: Bozkurt, O, et al., Multi-dose vitamin d supplementation in stable very preterm infants: Prospective randomized trial response to three different vitamin D supplementation doses, Early Hum Dev. 2017 Sep;112, S. 54 – 59.