Weniger als 25% der Frauen nehmen genügend Eisen zu sich. Das führt nicht nur zu Müdigkeit, eingeschränkter Leistungsfähigkeit und Haarausfall. Sondern nach neuesten Erkenntnissen steht Eisenmangel auch in Zusammenhang mit Herzerkrankungen. Der genetische Nachweis ist jetzt gelungen: ein höherer Eisenstatus schützt die Herzkranzgefäße.
Wissenschaftler des University College London, das zu den weltweit renommiertesten Universitäten zählt, präsentieren derzeit eine neue Erkenntnis, die insbesondere Herzpatienten sowie Risikogruppen aufhorchen lassen dürfte. Danach besteht Aussicht darauf, dass Eisen-Ergänzungen bei einer sinnvollen Einbeziehung in den Behandlungsplan das Risiko einer Erkrankung der Herzkranzgefäße beziehungsweise koronaren Herzkrankheit signifikant verringern könnten.
Beobachtungsstudien zu Eisen und Herzgesundheit bisher unzuverlässig
Die londoner Forscher nutzen für Ihre Studie das recht komplizierte Verfahren der Mendelschen Randomisierung, um aus mehreren Genom-Datenbanken zuverlässige Analyseergebnisse zu erhalten. Im Falle von Eisen ist dies besonders wichtig, da in Beobachtungsstudien leicht andere Aspekte des Lebensstils oder Umweltfaktoren seinem Einfluss auf das Herz-Erkrankungsrisiko zugeschrieben werden können. In der Vergangenheit wurden so mit Blick auf den Eisen-Speicher des Organsmus bei Frauen geringere Werte mit einer verminderten Gefahr für das Auftreten von Herzerkrankungen verbunden.
Auf der anderen Seite galten großzügig gefüllte Eisendepots als ein Risikofaktor für Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, die sich ungünstig auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirken können. Mittlerweile jedoch kommen auch Beobachtungsstudien zu dem Schluss, dass ein höherer Eisenspiegel mit einer Schutzwirkung gegen Erkrankungen der Herzkranzgefäße verbunden ist.
Die Sache mit den “Snips” – Folgen von Eisenmangel auf der Spur
Ein harter Nachweis dafür gelang nun erstmals den Forschern der britischen Top-Universität in London. Sie konzentrierten sich dabei auf die Genanalyse von drei sogenannten Einzelnukleotid-Polymorphismen oder kurz “Snips“. Dabei handelt es sich um einzelne DNA-Basenpaaren, die in veränderter Form vorkommen können. Eine solche Variation entscheidet beispielsweise, dass eine Laktosetoleranz vorliegt.
Resultate eröffnen neue Therapiemöglichkeiten für Herzpatienten
In unserem Fall geht es um die Genorte rs1800562 und rs1799945 im HFE-Gen sowie rs855791 im TMPRSS6-Gen. Alle diese drei Snips legen genetisch einen höheren Eisenstatus fest. Dies wurde anhand von knapp 50.000 Proben belegt. Diese Daten wiederum wurden kombiniert mit denen aus zwei Genomanalyse-Studien mit jeweils über 60.000 Fällen von Herzkranzgefäß-Erkrankungen sowie rund 124.000 beziehungsweise 131.000 diagnosefreien Teilnehmern in Kontrollgruppen.
Das eindeutige Ergebnis war, dass das Erkrankungsrisiko bei Vorliegen von nur drei Snips sowie dem damit verbundenen erhöhten Eisenstatus signifikant abnahm. Allerdings verweisen die Forscher darauf, dass ein erhöhtes Risiko bei einem niedrigen Eisenstatus aufgrund fehlender Snips durch die bloße Einnahme von Eisen-Ergänzungen wohl nicht unbedingt direkt beeinflusst wird. Ihnen ging es vielmehr darum, ein mögliches therapeutisches Ziel aufzuzeigen, welches einfach und kostengünstig umsetzbar ist sowie bisher unbekannt war.
Quelle: Gill, Dipender, et al., The Effect of Iron Status on Risk of Coronary Artery Disease, Arteriosclerosis, Thrombosis, and Vascular Biology, Epub published ahead of print.