Die tägliche Tasse Kaffee verlängert die Lebenserwartung. Das ist das Ergebnis einer Studie an über einer halben Million Menschen, die über lange Jahre beobachtet worden sind.
Der Verzehr von Genussmitteln bietet meist Anlass zur Mäßigung wenn nicht gar zum vollständigen Verzicht zu raten. Vieles spricht dafür, dass Kaffee hier in gewissen Grenzen eine Ausnahme darstellt. Im Durchschnitt trinkt jeder Deutsche etwa 162 Liter Kaffee im Jahr. Das entspricht einem knappen halben Liter oder drei kleinen Tassen pro Tag. Natürlich können hier die Abweichungen im Einzelfall gravierend sein. Dennoch liegt dieser Konsum genau da, wo die Forscher einer aktuellen Studie eine Verminderung von Sterblichkeitsrisiken festgestellt haben.
Studie zur Wirkung von Kaffee von Forschern renommierter Einrichtungen
Mit Blick auf die Institutionen, die hinter dieser Untersuchung stehen, ist von einem fundierten Zusammenkommen der Erkenntnisse auszugehen. Auf der einen Seite handelt es sich hier um die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), die mit Sitz im französischen Lyon der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angehört. Auf der anderen Seite steht das renommierte Imperial College London, welches zum Kreis der Universitäten mit der weltweit höchsten Forschungsaktivität zählt.
Ăśber 520.000 Menschen untersucht
Die Daten, die das hochkarätige Team untersuchte, stammten aus der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition Studie (EPIC-Studie). Für sie wurden rund 520.000 Menschen aus zehn EU-Ländern im Alter von 35 Jahren oder darüber nach ihren Lebens- und Ernährungsgewohnheiten befragt. Außerdem wurde ihr Gesundheitszustand festgestellt sowie langjährig beobachtet. In einem Zeitraum von 16 Jahren kam es dabei zu 42.000 Todesfällen. Zu den häufigsten Ursachen gehörten Krebs, Kreislauferkrankungen, Herzinsuffizienz und Schlaganfall.
Dänen trinken am meisten Kaffee, Italiener am wenigsten Kaffee
Diese Daten setzten die Autoren der aktuellen Studie in Beziehung zum ebenfalls dokumentierten Kaffeekonsum der Teilnehmer. Hier fiel zunächst auf, dass die Dänen mit 900 Milliliter pro Tag den europaweit größten Kaffeedurst an den Tag legten. Im untersten Bereich der Skala dagegen wurden erstaunlicherweise gerade im Espresso-, Latte-Macchiato– und Cappuccino-Land Italien nur durchschnittlich 92 Milliliter Kaffee pro Tag getrunken.
Auch fanden die Forscher heraus, dass Menschen, die mehr Kaffee tranken, eher jünger waren und zu Tabak-, Alkohol- und höherem Fleischkonsum bei geringerem Obst- und Gemüseverzehr neigten.
Deutlich niedrigere Sterblichkeitsrate bei Kaffeetrinkern
Bereinigt von diesem zusätzlichen Risikofaktoren jedoch kam heraus, das Kaffeetrinker ein geringeres Sterblichkeitsrisiko haben als Nicht-Kaffeetrinker. Das gilt unabhängig von den in den verschiedenen europäischen Regionen bevorzugten Zubereitungsarten des Kaffees. In sämtlichen Ländern ist unter Kaffeetrinkern ab einem Konsum von täglich drei Tassen eine um acht bis 18 Prozent niedrigere Sterblichkeitsrate festzustellen als unter Nicht-Kaffeetrinkern. Dies gilt bezogen auf alle potentiellen Todesursachen.
Insbesondere unter Frauen sank das Sterblichkeitsrisiko bei von Kreislauferkrankungen sowie zerebrovaskulären Erkrankungen der Blutgefäße des Gehirns beispielsweise aufgrund von Atherosklerose oder Aneurysmen. Lediglich im Falle von Eierstockkrebs kann ein höherer Kaffeekonsum mit einer leicht erhöhten Sterblichkeitsrate verbunden werden.
Bessere Enzymwerte durch Kaffeegenuss
Zudem konnte durch die Untersuchung der Daten einer Untergruppe von 14.000 Menschen herausgefunden werden, dass Kaffeeliebhaber ein gĂĽnstigeres metabolisches Biomarker-Profil aufweisen. Das heiĂźt, bei ihnen liegen die Werte fĂĽr Enzyme wie Alanin-Aminotransferase und Aspartat-Aminotransferase, die unter anderem auf Leberleiden hinweisen, in einem niedrigeren Bereich. Bei Frauen wurden darĂĽber hinaus beispielsweise fĂĽr das C-reaktive Protein sowie einige weitere kritische Faktoren geringere Konzentrationen festgestellt.
Kann die wirtschaftliche Position vielleicht die Studienergebnisse beeinflusst haben?
Auch wenn die Studie keine Aussagen über Wirkmechanismen machen kann, gehen die Autoren doch davon aus, dass der Genuss von Kaffee sicher und unbedenklich sowie wahrscheinlich mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit verbunden ist. Eine mögliche Einflussgröße auf die Ergebnisse wird von ihnen dann aber doch kritisch ins Blickfeld gerückt. Im Rahmen der EPIC-Studie wurde die sozioökonomische Position der Teilnehmer nicht bewertet.
Da Kaffee vielleicht keinen herausragenden Luxus mehr darstellt aber weiterhin mit einem gewissen Preis verbunden ist, kann es sein, dass ein erhöhter Konsum bei einer besseren wirtschaftlichen Stellung häufiger auftritt. So ist es möglich, dass die höhere Sterblichkeitsrate von Nicht-Kaffeetrinkern mit ihrer möglicherweise schwächeren sozialen Stellung zusammenhängt.
Quelle: Gunter, Marc J., et al., Coffee Drinking and Mortality in 10 European Countries: A Multinational Cohort Study, Ann Intern Med. 2017;167(4), S. 236 – 247.