Finnische Wissenschaftler empfehlen bei Erkältung die Einnahme von Zink
“Unbehandelt dauert eine Erkältung sieben Tage und behandelt eine Woche.” So lautet eine bekannte Volksweisheit. Diesesmal jedoch könnten all diejenigen, die diese Redensart gerne zum Besten geben, gehörig daneben liegen. Wissenschaftler der Universität von Helsinki, Finnland, haben nämlich das vorhandene Studienmaterial zum Thema Zink und Erkältungen unter die Lupe genommen.
Möglicherweise etwas bessere Wirkung mit Zinkacetat
Insgesamt sieben randomisierte, Placebo-kontrollierte Doppelblind-Studien standen dabei auf dem Prüfstand. In allen wurde der Einfluss von Zinktabletten auf die Dauer von Erkältungserkrankungen untersucht. Unterschieden werden muss dabei zwischen Tabletten, die Zinkacetat enthalten sowie solchen mit Zinkgluconat. Vom chemischen Standpunkt aus raten die finnischen Forscher dabei eher zu Zinkacetat–Lutschtabletten, da das Acetat im Vergleich zum Gluconat eine deutlich schwächere Verbindung mit den Zinkionen eingeht.
So kam auch bei der Analyse der Untersuchungen heraus, dass sich in den drei Studien, in denen Zinkacetat verwendet wurde, die Erkrankungsdauer um 40 Prozent verkürzte. In den vier Studien, in denen Zinkglukonat-Lutschtabletten eingenommen wurden, fand die Genesung hingegen um 28 Prozent schneller statt, als in der Placebogruppe.
Hier warfen die Wissenschaftler allerdings ein, dass die beobachtete unterschiedliche Wirksamkeit zwischen den beiden Zink-Variationen auch Folge anderer Einflussfaktoren sein kann. So waren die Patienten unterschiedlich, der Untersuchungsaufbau und vor allem auch die Dosierung. Zusammengenommen kann daher eine durchschnittlich 33prozentige Verkürzung der Erkrankungsdauer festgestellt werden.
Tagesdosierung bis 100 Milligramm Zink kann sinnvoll sein
In fünf der analysierten Studien wurde eine Tagesdosis von 80 bis 92 Milligramm Zink eingenommen. In zwei weiteren Studien war die Einnahmemenge beträchtlich höher. Hier lag sie bei täglich 192 beziehungsweise 207 Milligramm Zink. Auch bei einer höheren Dosierung jedoch konnten keine Wirkungsunterschiede festgestellt werden. Die Wissenschaftler schlossen daraus, dass eine tägliche Zufuhr über 100 Milligramm Zink keine weiteren Vorteile mehr bringt.
Allerdings sollte das kein Dauerzustand sein. Die europäische Lebensmittelbehörde EFSA empfiehlt, dauerhaft nicht mehr als 30 mg Zink pro Tag zu nehmen.
Zitronensäure und Zitrat als Zusatzstoffe meiden
Nach Aussage der Studienautoren weisen die Ergebnisse ihrer Metaanalyse darauf hin, dass es für Menschen, die häufig an Erkältungen leiden, empfehlenswert sein kann, eine Behandlung mit Zinktabletten insbesondere mit Zinkacetat auszuprobieren. Allerdings sollte dabei darauf geachtet werden, dass die Lutschtabletten keine Zitronensäure beziehungsweise ihr als Zitrat bezeichnetes Salz enthalten. Diese Stoffe hemmen, so frühere Studien, die Freisetzung von Zink und behindern damit seine Wirksamkeit. Ausserdem führt die Säure dazu, den Zahnschmelz anzugreifen.
Insgesamt kann man festhalten: Zink fördert ein gesundes Immunsystem und kann sogar als Akutmaßnahme in hoher Dosierung sinnvoll sein. Besser ist es sicherlich, dauerhaft mit etwa 10mg – 20 mg Zink pro Tag eine gute Grundversorgung zu gewährleisten und so die Erkältung evtl. garnicht erst aufkommen zu lassen.
Quelle: Hemilä, H., Zinc lozenges and the common cold: a meta-analysis comparing zinc acetate and zinc gluconate, and the role of zinc dosage, JRSM Open. 2017 May 2;8(5), Epub published ahead of print