Cranberries und Cranberry-Extrakte haben eine positive Wirkung auf die Flora der Harnwege. Dort können sie ähnlich effektiv wie Antibiotika sein (Studie hier vorgestellt). Jetzt haben Wissenschaftler auch die Wirkungsweise von Cranberries im Magen-Darm-Trakt untersucht- Dabei haben sie festgestellt, dass Cranberries gezielt ein bestimmtes nützliches Darmbakterium fördern.
Die Welt der Kohlenhydrate ist keineswegs so arm an Varianten, wie dies oftmals angenommen wird. Was jedoch alle Kohlenhydrate eint ist, dass sie – auch das ist allgemein wenig bekannt – in Rahmen der Photosynthese aus Kohlenstoffdioxid aufgebaut werden. So entstehen Einfachzucker wie Fruchtzucker sowie Zweifachzucker wie Malzzucker. Beide sind wasserlöslich, haben eine ausgeprägte Süßkraft und sind leicht verdaulich. Miteinander verbundene Einfachzucker oder Oligosaccharide sind immer noch wasserlöslich vom Organismus aber schon schwieriger aufzuspalten, was in einigen Fällen zudem nur teilweise gelingt.
Polysaccharide beziehungsweise Mehrfachzucker können wie Stärke noch verdaulich sein. Für zahlreiche Polysaccharide jedoch fehlen dem Menschen die passenden Spaltenzyme. Ihre Energie kann der Körper daher nicht nutzen. Sie gelten als Ballaststoffe. Einige dieser Mehrfachzucker dienen allerdings anderen Bewohnern des menschlichen Organismus als Nahrungsgrundlage. Gemeint sind hier die Milliarden an Mikroorganismen, die unseren Darm bevölkern.
Bekannt sind die Leibspeisen der Darmbakterien als Präbiotika. Eines davon ist das Kohlenhydrat Xyloglucan, ein Baustein pflanzlicher Zellwände.
US-amerikanische Wissenschaftler kommen Nahrungsvorlieben von Bifidobacterium longum auf die Spur
Dieses Xyloglucan ist auch in Cranberries enthalten. Nun haben Wissenschaftler der Universitäten von Massachusetts und Rhode Island, beide USA, entdeckt, dass Xyloglucan, verfüttert unter sauerstofffreien Laborbedingungen, gezielt von einem ganz speziellen Bakterienstamm verspeist wird. Dabei handelt es sich um das Bifidobacterium longum, welches hauptsächlich den Darm von Neugeborenen und Säuglingen kolonisiert.
Im Erwachsenenalter geht seine Verbreitung deutlich zurück, kann aber durch die Aufnahme von angereicherten, probiotischen Produkten unterstützt werden. Das ist sinnvoll, das das Bakterium unter anderem den pH-Wert in seinem Umfeld beeinflusst und damit vielen schädlichen Bakterien die Lebensgrundlage entzieht.
Cranberry Wirkung im Magen-Darm-Trakt: so gehen Bifidobacterium longum Stämme mit Xyloglucan um
Die US-amerikanischen Wissenschaftler fanden in diesem Zusammenhang zudem heraus, dass durch Xyloglucan wohl nur der Appetit einiger Bifidobacterium longum Stämme angeregt wird. Andere Stämme hingegen verschmähten das Kohlenhydrat. Das ist wichtig, da sich daraus Hinweise zur gezielten Förderung der Darmflora ergeben. Ein weiteres Ergebnis der Studie war, dass die Fütterung mit Xyloglucan zu einem veränderten Stoffwechsel bei den Bakterien führte. Sie brachten, was bei der Fütterung mit normalem Zucker nicht der Fall war, Laktat-ärmere kurzkettige Fettsäuren hervor.
Darüber hinaus entdeckten die Wissenschaftler, dass es unter den Bakterienstämmen mit Xyloglucan zu einer Kreuz-Fütterung kam. Das heißt: Der eine Stamm baut das Kohlenhydrat ab, um es einem zweiten als Nahrungsquelle zur Verfügung zu stellen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist allerdings weder im Falle des veränderten Bakterien-Stoffwechsels noch in dem der Kreuz-Fütterung klar, welche Vorteile das genau für die menschliche Gesundheit haben kann.
Dennoch kommen die Autoren der Studie zu dem Schluss, dass ihre Ergebnisse die Entwicklung neuer Rezepturen für Lebensmittel und Ergänzungen im Sinne einer günstigen Beeinflussung der Darmflora unterstützen können. Ein Effekt, der natürlich auch durch den Genuss von Xyloglucan-haltigen Cranberries erreicht werden kann.
Quelle: Özcan, Ezgi, et al., A human gut commensal ferments cranberry carbohydrates to produce formate, Applied and Environmental Microbiology, Epub published ahead of print.