Zu den zahlreichen Begleiterscheinungen eines Diabetes gehören auch krankhafte Veränderungen der Netzhaut. Hier werden kleinste Blutgefäße in Mitleidenschaft gezogen, was zu einer sogenannten diabetischen Retinopathie führt. Nahezu alle Patienten mit einem langjährigen, seit mehr als 20 Jahren bestehenden Typ-1-Diabetes sind davon betroffen.
Beim Typ-2-Diabetes trifft dies immer noch auf gut 60 Prozent der Fälle zu. Besonders heimtückisch wird die diabetische Retinopathie dadurch, dass sie im Verlauf ihrer schleichenden Entwicklung häufig zum vollständigen Verlust der Sehfähigkeit führen kann. Tatsächlich ist die Erkrankung daher auch beispielsweise in den USA unter Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren die Hauptursache für eine Erblindung.
Forschungslage zur diabetischen Retinopathie nicht eindeutig
Nun ist es aber gleichzeitig auch so, dass der positive Einfluss von Vitamin D bei der Behandlung von Entzündungen sowie zur Förderung der Bildung neuer Blutgefäße gut etabliert ist. Auch sind in der menschlichen Netzhaut Vitamin-D-Rezeptoren sowie eine Beziehung zur Entwicklung der diabetischen Retinopathie nachgewiesen worden.
In bisherigen klinischen Studien wurde die konkrete Analyse der Effekte eines Vitamin-D-Mangels auf die diabetische Retinopathie jedoch stets durch andere Einflussfaktoren verhindert. Dazu gehören Variationen bei der Krankheitsentstehung sowie uneinheitliche Klassifikationen der diabetischen Retinopathie oder auch die Auswirkungen ethnischer Unterschiede in verschiedenen Patientengruppen. Ein weiteres Forschungs-Hemmnis ist, dass derzeit keine englischsprachigen Veröffentlichungen vorliegen, die sich bei einem vorhandenen Vitamin-D-Mangel mit der Wirkung entsprechender Ergänzungen auf die diabetische Retinopathie beschäftigen.
Neue Metaanalyse will vorhandenes Wissen zu Diabetes und Vitamin D zusammenfassen
In dieser noch recht unübersichtlichen Situation haben es Wissenschaftler der US-amerikanischen Yale University School of Medicine in New Haven sowie der thailändischen Mahidol University in Bangkok übernommen, im Rahmen einer Metaanalyse die vorliegenden Studien neu auszuwerten. Ziel war, Hinweise zu erhalten, die Aussagen über einen Zusammenhang zwischen diabetischer Retinopathie und Vitamin D-Mangel erlauben.
Verbindung zwischen diabetischer Retinopathie und Vitamin D-Mangel
Dazu rückten die Daten von 10.007 erwachsenen Diabetes-Patienten ab 18 Jahren in den Blickpunkt der Forscher. Sie stammten unter anderem aus Ländern wie den USA, Japan, China, Indien, dem Iran, Italien sowie den Niederlanden, womit darüber hinaus auch zahlreiche Klimazonen erfasst wurden. Hauptergebnis der Untersuchung war, das Personen, die an einer diabetischen Retinopathie leiden, signifikant niedrigere Serum-Vitamin-D-Spiegel haben als solche, die von der Augenkrankheit nicht betroffen sind.
Das heißt, das es eine statistisch signifikante Verbindung zwischen diabetischer Retinopathie und Vitamin D-Mangel gibt. Bestätigt werden konnte auch, dass der Breitengrad, in dem Diabetes-Patienten leben, die Häufigkeit des Auftretens einer diabetischen Retinopathie beeinflusst. Über die ursächliche Rolle des Vitamin D-Mangels bei der Entwicklung einer diabetischen Retinopathie konnten freilich keine Aussagen gemacht werden. Hierzu seien, so das US-amerikanisch-thailändische Forscherteam, weitere Untersuchungen erforderlich.
Für Diabetiker ist dies ein weiterer Hinweis darauf, dass sowohl der hohe Blutzuckerspiegel selbst als auch die Folgeerkrankungen mit einem Mangel an Vitaminen und Spurenelementen zusammenhängen.
Quelle: Zhang, J., et al., Relationship between vitamin D deficiency and diabetic retinopathy: a meta-analysis, Can J Ophthalmol. 2017 Apr;52(2), S. 219 – 24.