Die Wirksamkeit von Medikamenten gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Colitis, Morbus Crohn) wird von Vitamin D günstig beeinflusst. Dies ist das Ergebnis einer 2017 veröffnetlichten klinischen Studie.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) gehören zu den am weitesten verbreiteten chronischen also wiederkehrenden Leiden. Am häufigsten erkranken Patienten dabei an Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Während sich Colitis ulcerosa allerdings auf einen Befall des Dickdarms oder Colons beschränkt, kann Morbus Crohn im gesamten Verdauungstrakt – selbst in Mundhöhle und Speiseröhre – auftreten.
Zur Behandlung von CED werden häufig sogenannte TNF-Blocker eingesetzt. Das sind Medikamente, die den Immun-Signalstoff Tumornekrosefaktor (TNF), der an der Entstehung und Aufrechterhaltung von Entzündungen maßgeblich beteiligt ist, hemmen. Wie bei allen chronischen Erkrankungen ist es auch bei CED besonders wichtig, Medikamente in möglichst niedriger Dosierung bei hoher Effektivität einzusetzen. Das zumal TNF-Blocker, dauerhaft eingenommen, erhebliche Nebenwirkungen haben können.
Deutlich besserer Therapieerfolg bei Patienten mit normalem Vitamin-D-Spiegel
Wissenschaftler des Brigham and Women’s Hospital (BWH) in Boston, USA, haben hier herausgefunden, dass die Wirksamkeit von TNF-Blockern vom Vitamin-D-Status des Patienten beeinflusst wird. „The Brigham„, wie das BWH häufig genannt wird, gehört zu den angesehensten Forschungseinrichtungen und Lehrkrankenhäusern in den USA, das zahlreiche Pionierleistungen wie die weltweit erste erfolgreiche Nierentransplantation vorweisen kann.
Für die aktuelle Studie wurden die Daten von 173 CED-Patienten analysiert, deren Vitamin-D-Werte zu Beginn der Behandlung bekannt waren. Befanden sich diese im Normalbereich, sprachen die Patienten in einem dreimonatigen Behandlungsverlauf um gut zweieinhalb mal besser auf die Therapie mit TNF-Blockern an als diejenigen mit Vitamin-D-Defiziten.
Positiver Vitamin-D-Einfluss auf weiße Blutzellen
Dabei wurden auch Ergebnisse von vorangegangenen Untersuchungen bestätigt, die am Tiermodell eine – jedoch noch nicht hinreichend belegte – Verbindung zwischen dem Vitamin-D-Spiegel und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen aufzeigen. Nach Ansicht der Forscher führt vermutlich der Vitamin-D-Einfluss auf verschiedene für die Immunabwehr wichtige Gruppen weißer Blutkörperchen zur vermehrten Produktion entzündungshemmender Zytokin-Proteine. Insbesondere konnte eine Regulierung der B-Zellen, die Antikörper bilden, und der T-Zellen nachgewiesen werden.
Zu einer genauen Bestimmung des Wirkmechanismus von Vitamin D sind allerdings weitere, groß angelegte Studien erforderlich. Erst dann kann eine Empfehlung ausgesprochen werden, Vitamin D in das klinische Management bei CED einzubeziehen.
Quelle: Winter, R. W., et al., Higher 25-hydroxyvitamin D levels are associated with greater odds of remission with anti-tumour necrosis factor-? medications among patients with inflammatory bowel diseases, Aliment Pharmacol Ther. 2017 Mar;45(5): S. 653 – 59.