Eine hochdosierte einmallige Vitamin-D-Einnahme durch die stillende Mutter kann die Versorgung des Säuglings mit Vitamin D sicherstellen. So kann Rachitis, der mangelnden Festigkeit der kindlichen Knochen, vergebeugt werden.
Viele ältere Menschen erinnern sich gewiss noch mit Abscheu an den täglichen Löffel Lebertran, der ihnen in ihrer frühen Kindheit eingeflößt wurde. Was zugegebenermaßen so scheußlich schmeckte, wurde aber aus guten Gründen verabreicht. Lebertran enthält nämlich nicht nur Omega-3-Fettsäuren sowie die Vitamine A und E. In ihm ist auch eine gute Portion Vitamin D enthalten, weswegen es auch als Vorsorge gegen Rachitis gilt.
Vitamin D wichtig für die Entwicklung der Knochen
Rachitis bezeichnet bei Heranwachsenden eine mangelhafte Mineralisation der Knochen, die darauf zurückzuführen ist, dass Kalzium und Phosphat nicht in ausreichenden Mengen bio-verfügbar gemacht werden können. Die Mineralstoffe können nicht in die Knochen eingelagert werden. Genau das ermöglicht Vitamin D.
Über die Nahrung decken wir allerdings nur im günstigsten Falle 20 Prozent unseres Vitamin-D-Bedarfs. Der Rest wird auf der Haut durch Sonneneinstrahlung gebildet. Säuglinge sind ganz besonders auf eine optimale Mineralisation der Knochen angewiesen. Sie befinden sich in einer entscheidenden Wachstumsphase. Treten hier Defizite auf, droht nicht nur eine Rachitis mit Skelettverformungen. Spätfolgen können auch zu einer Osteoporose in fortgeschrittenen Lebensphasen führen.
Babys stillender Mütter haben noch häufiger Vitamin-D-Mangel
Das Problem daran ist nur: Säuglinge dürfen der direkten Sonneneinstrahlung nicht ausgesetzt werden. Daher wird empfohlen, ihnen zumindest in den ersten Lebensmonaten Vitamin-D-Ergänzungen zu geben. Insbesondere stillende Frauen folgen dieser Empfehlung jedoch allzu oft nicht.
Monatliche Einnahme von hochdosiertem Vitamin D durch stillende Mütter
Wissenschaftler verschiedener Abteilungen der neuseeländischen Universität von Otago wollten in einer jüngst veröffentlichten Untersuchung herausfinden, ob auch ausschließlich stillende Mütter eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung ihres Säuglings gewährleisten können. Für ihre randomisierte, placebo-kontrollierte Doppel-Blindstudie konnten sie 90 schwangere Frauen gewinnen, die den Vorsatz hatten, ihr Kind in den ersten sechs Monaten vollständig mit Muttermilch zu ernähren.
Ab der vierten Woche nach der Geburt bis zum Ende der 20sten Woche bekamen sie monatlich entweder ein Placebo oder eine hochdosierte Vitamin-D-Ergänzung, die entweder 1,25 Milligramm (50.000 IE) oder 2,5 Milligramm (100.000 IE) Vitamin D enthielt. Damit näherten sie sich bereits der Höchstdosierung an, bei der in der Regel keine Risiken zu befürchten sind.
Die übliche täglich empfohlene Einnahmemenge von Vitamin D sind zwischen 5µg und 20µg täglich. Mikrogramm, wohlgemerkt, nicht Milligramm. Die Einmal-Dosis pro Monat ist also etwa 200 mal so hoch wie die empfohlene Einnahmemenge für jeden Tag.
Studienergebnisse von möglichen Einflussfaktoren bereinigt
Den Säuglingen und den Müttern wurden am Anfang sowie am Ende des Untersuchungszeitraums Blutproben entnommen. Außerdem wurde berücksichtigt, in welcher Jahreszeit die Babies geboren wurden, welche Hautfarbe sie sowie ihre Mütter hatten sowie ob weitere Vitamin-D-angereicherte Produkte zugeführt wurden.
Monatlich 2,5 mg Vitamin D kann in den meisten Fällen Vitamin-D-Mangel beim Säugling verhindern
Nach der letzten Vitamin-D-Vergabe wurden bei den Müttern, wie nicht anders zu erwarten, im Vergleich zur Placebo-Gruppe deutlich höhere 25(OH)-D3-Konzentrationen im Serum festgestellt. 25(OH)-D3 ist die Speicherform von Vitamin D. Bei den Säuglingen wurden nach Einbeziehung aller möglichen Störfaktoren signifikante bessere Vitamin-D-Niveaus im Serum dann festgestellt, wenn die Mütter die höhere 2,5-Milligramm-Vitamin-D-Dosis im Monat bekamen. In dieser Gruppe hatte am Ende der Einnahmephase lediglich ein Baby einen Vitamin-D-Mangel, während es in der Placebo-Gruppe sechs waren.
Weitere Studien mit kürzeren Einnahmeintervallen erforderlich
Damit zeigt die Studie, dass auch eine Versorgung über die Muttermilch geeignet sein kann, mittelschwere bis schwere Vitamin-D-Defizite bei Säuglingen zu beheben. Folgeuntersuchungen müssen nun herausfinden, ob diese Verbesserungen auch über eine wöchentliche oder tägliche Vitamin-D-Einnahme der Mutter erreicht werden können.
Quelle: Wheeler, Benjamin J., et al., High-Dose Monthly Maternal Cholecalciferol Supplementation during Breastfeeding Affects Maternal and Infant Vitamin D Status at 5 Months Postpartum: A Randomized Controlled Trial, The Journal of Nutrition, August 24. 2016, Epub published ahead of print.