Die Asiaten wissen seit Jahrtausenden: grüner Tee fördert die Gesundheit bis ins hohe Alter. Wie genau Grüner Tee zur Vorbeugung gegen tödliche Erkrankung der Hauptschlagader beitragen kann, haben jetzt japanische Wissenschaftler untersucht.
Tee enthält eine ganze Reihe an einzigartigen Substanzen. Leider gehen viele davon bei der Fermentierung zu schwarzem Tee verloren. Grüner Tee hingegen wird nicht fermentiert und enthält bei geringerem Coffeingehalt deutlich mehr Polyphenole. Das wohl interessanteste darunter ist Epigallocatechingallat (EGCG).
Heimtückisches Bauchaortenaneurysma
Im Tiermodell konnten Forscher der japanischen Kyoto Universität in einer Juni 2016 veröffentlichen Studie nachweisen, dass EGCG in der Lage ist, das Risiko eines extrem gefährlichen und heimtückischen abdominalen Aortenaneurysma oder Bauchaortenaneurysma deutlich zu senken. Dabei handelt es sich um eine anormale Erweiterung der Hauptschlagader im unteren Bauchraum.
Was die Erkrankung so hinterhältig macht, ist dass sie sich oft unbemerkt entwickelt. Dies kann dazu führen, dass die Dehnung soweit fortschreitet, bis es zu lebensbedrohlichen Rissen der Hauptschlagader kommt. In etwa der Hälfte der Fälle verlaufen diese Beschädigungen tödlich. Im günstigsten Falle wird das Bauchaortenaneurysma frühzeitig vor dem Bersten der Arterie erkannt. Dann ist ein chirurgischer Eingriff möglich. Dabei kann beispielsweise eine Arterien-Verpflanzung stattfinden, ein künstliches Blutgefäß oder auch eine Stentgraft genannte Gefäßstütze eingesetzt werden. Eine Behandlung mit Medikamenten ist derzeit nicht möglich.
EGCG aus Grüntee kann die Wiederherstellung von Elastin fördern
Die Wissenschaftler aus Japan, dessen Kultur seit vielen Jahrhunderten durch grünen Tee sowie die Teezeremonie geprägt wird, wurden in diesem Zusammenhang auf aktuelle Forschungsergebnisse zu EGCG aufmerksam.
Darin wird an vielen Stellen bestätigt, dass das Haupt-Polyphenol des grünen Tees zur Regenerierung von Elastin beiträgt. Elastin ist ein Strukturprotein, das unter anderem die Blutgefäße elastisch und dehnbar hält. Aber auch für die Haut ist Elastin der zentrale Faktor, der Spannkraft erhält und damit für jugendliches Aussehen verantwortlich ist (siehe Studie hier).
Beim Bauchaortenaneurysma ist es nun so, dass entzündliche Entwicklungen das Elastin so schädigen, dass es seine Funktion nicht mehr erfüllen kann. Folge sind ein Verlust der Spannkraft sowie die anormale Erweiterung. Genau hier wollten die Forscher ansetzen und die Reparatur-Funktion von EGCG überprüfen.
EGCG-Gruppe und Kontrollgruppe aufgeteilt
Dazu wurde 60 Labor-Ratten ein Enzym gegeben, das die Entstehung eines Bauchaortenaneurysma herbeiführt. Davon erhielt eine Gruppe von 30 Tieren zudem in einem Zeitraum von zwei Wochen vor der Enzym-Behandlung bis vier Wochen danach eine Tagesdosis von 20 Milligramm EGCG. Das Polyphenol wurde als Lösung oral verabreicht.
Höhere Elastin-Niveaus und weniger Entzündungs-Proteine mit EGCG
Im Ergebnis konnten die Wissenschaftler feststellen, dass die Genexpression oder Umsetzung der Geninformation in mehreren entscheidenden Punkten deutlich gesteigert wurde. Dies betraf zum einen Tropoelastin, einem Vorläufer von Elastin, und zum anderen das Enzym Lysyloxidase, welches zur Vernetzung und Stabilisierung von Elastin beiträgt. Das Faserprotein Elastin konnte also bei weitem effektiver wiederhergestellt werden.
Außerdem entdeckten die Forscher, dass die Niveaus bestimmter entzündungsfördernder Proteine, darunter die Zytokine Tumor-Nekrose-Faktor-alpha und Interleukin-1beta, durch EGCG erheblich herabgesenkt wurden. Der verbesserte Elastin-Status sowie die verminderte Entzündlichkeit dürften, so die Autoren der Studie, eine Schutzwirkung gegen den Bruch der Arterie entfalten. Bei den Ratten wurde am Untersuchungsende festgestellt, dass diejenigen aus der EGCG-Gruppe einen deutlich geringeren Durchmesser der Hauptschlagader im Bereich der Anormalie hatten als die Tiere aus der Kontroll-Gruppe. Außerdem war die Media oder mittlere Schicht ihrer Aorta dicker und der Elastin-Gehalt höher.
Wissenschaftler empfehlen täglichen Genuss von grünem Tee
Die Schutzwirkung durch das Polyphenol aus grünem Tee kann also zumindest im Tiermodell als bestätigt angesehen werden. Möglicherweise ist dies auch ein Teil der Erklärung dafür, warum Japaner die weltweit höchste Lebenserwartung haben. Schließlich nehmen 80 Prozent von ihnen täglich grünen Tee zu sich. Eine Angewohnheit, die die Wissenschaftler der Kyoto Universität angesichts ihrer Studienergebnisse auch als mögliche Strategie zur Vorbeugung von Bauchaortenaneurysmen ins Gespräch bringen wollen.
Quelle: Setozaki, S., Prevention of abdominal aortic aneurysm progression by oral administration of green tea polyphenol in a rat model, J Vasc Surg. 2016 Jul 26, Epub published ahead of print.