Bei PCOS ist es besonders wichtig, die Aufnahme von Kohlenhydraten vermindern. Das unterstreichen die Ergebnisse einer amerikanischen Studie.
Das polyzystisches Ovar-Syndrom (PCOS) ist nicht nur die häufigste Ursache weiblicher Unfruchtbarkeit sondern auch mit hormonellen Stoffwechselstörungen bis zur Insulinresistenz sowie der Entwicklung eines Diabetes verbunden. Wie viele Frauen im gebärfähigen Alter genau an PCOS leiden ist unbekannt. Es ist möglich, dass es fünf Prozent von ihnen betrifft. Es können aber auch zehn Prozent oder mehr sein.
Das Problem bei der PCOS-Diagnose ist nämlich, dass das Syndrom sich durch eine Vielzahl unterschiedlicher Symptome bemerkbar macht, von denen jedes einzelne auch für eine oder mehrere andere Krankheitsbilder stehen kann.
Erhöhte Insulinwerte und Sexualhormonstörungen verstärken sich gegenseitig
Ein übliches Merkmal ist allerdings eine sich entwickelnde oder bereits manifestierte Insulinresistenz. Hintergrund dafür ist, dass aufgrund endokriner beziehungsweise hormoneller Störungen Kohlenhydrate ungünstiger verarbeitet werden. Dies wiederum verstärkt die Neigung zu Übergewicht, ohne dass unbedingt mehr Kalorien aufgenommen werden müssen. Gleichzeitig besteht der dringende Verdacht, dass erhöhte Insulinwerte Störungen in Bezug auf Produktion und Umwandlung von androgenen oder männlichen Sexualhormonen verstärken.
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, haben Wissenschaftler der Universität von Alabama, USA, die Hypothese aufgestellt, dass eine kohlenhydratreduzierte oder Low Carb Diät bei PCOS-Patientinnen die Insulinsensitivität erhöhen und die Werte für zirkulierendes Insulin vermindern kann. Dies wiederum könne dazu führen, dass die Insulin vermittelte Synthese androgener Hormone verbessert und das PCOS-Syndrom damit allgemein abgeschwächt wird.
US-Forscher wollen PCOS und Hormonstörung mit Low Carb Diät begegnen
Um ihre Hypothese zu untermauern, führten die US-amerikanischen Wissenschaftler eine Crossover-Studie mit elf ansonsten gesunden Frauen im Durchschnittsalter von 33 Jahren durch. Bei allen Teilnehmerinnen war ein PCOS diagnostiziert. Sie befanden sich jedoch weder in einer Insulin-Sensibilisierungs– noch in einer Hormon-Therapie und waren auch nicht von Diabetes betroffen. Allerdings waren sie, was bei PCOS sehr häufig vorkommt, mit einem durchschnittlichen Body-Mass-Index (BMI) von 30 deutlich übergewichtig.
Drei Diäten im Vergleich: wie wirken sie sich auf PCOS aus?
Die Teilnehmerinnen nahmen für jeweils 16 Tage drei verschiedene Diäten zu sich. In der Anzahl der Kalorien unterschieden sie sich jedoch nicht:
- MUFA-Diät: Dazu gehörte eine Diät, für die die Nahrung mit einfach ungesättigten Fettsäuren (MUFA von englisch: monounsaturated fatty acid) angereichert wurde. Diese machten 17 Prozent der aufgenommenen Energie aus. Insgesamt bestand die Nahrung hier zu 55 Prozent aus Kohlenhydrat, zu 15 Prozent aus Protein und zu 33 Prozent aus Fett beziehungsweise zu sechs Prozent aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Nach Abschluss dieser Phase wurde eine dreiwöchige Auswaschperiode eingelegt.
- Low Carb Diät: Für die folgende Low Carb Diät wurde die Energiemenge durch Kohlenhydrat auf 43 Prozent gesenkt. Protein machte hier 15 Prozent aus und Fett 45 Prozent (mehrfach ungesättigte Fettsäuren 17 Prozent, einfach ungesättigte 18 Prozent). Die Reduktion der Kohlenhydrate wurde also im Wesentlichen durch eine Erhöhung der Aufnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren ausgeglichen. Wieder folgte eine Auswaschperiode von drei Wochen.
- Standarddiät: Im Anschluss daran wurde erneut für 16 Tage eine Standarddiät angeordnet. Hier lagen Kohlenhydrat-, Protein- und Fettanteil bei 56, 16 und 31 Prozent. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren machten zehn Prozent aus und einfach ungesättigte 13 Prozent.
Verringerung der Kohlenhydrate positiv für Insulinspiegel aber ohne Einfluss auf Sexualhormone
Auffällig an den Ergebnissen war, dass die Low Carb Diät die Nüchterninsulinwerte mit 31 Prozent am stärksten verringerte, wobei hier auch die MUFA-Diät für eine Reduktion um 25 Prozent sorgte. Der Gesamtcholesterinspiegel fiel mit der Low Carb Diät ebenfalls deutlich um durchschnittlich 18,1 Milliliter pro Deziliter Serum. Außerdem wurden Konzentration freier Fettsäuren im Blut sowie die Insulinreaktion auf Glukose um 16 Prozent verbessert.
Die beiden anderen Diäten brachten hier keine nennenswerten Veränderungen oder führten sogar zu einer Verschlechterung der Werte. Die Konzentration im Blut zirkulierender Hormone mit Einfluss auf die Fortpflanzung – also im wesentlichen Testosteron, sein Metabolit Dihydrotestosteron sowie Androstendion – wurde jedoch nicht beeinflusst.
Bei langfristiger Ernährungsumstellung Verbesserungen von PCOS Symptomen erwartet
Zwar wurde davon ausgegangen, dass insbesondere die Verringerung der Insulinwerte durch die Low Carb Diät zu einer Abmilderung der hormonellen Störungen führen würde, was nicht unmittelbar eingetreten ist. Allerdings gehen die Forscher hier von einer allmählichen Verbesserung bei einer dauerhaften Befolgung der Kohlenhydrat-verminderten Diät aus. Einen weiteren Nutzen versprechen sie sich davon, wenn dabei zusätzlich die Kalorienaufnahme vermindert wird.
Damit kann PCOS-typisches Übergewicht reduziert werden, was einerseits das Risiko einer Insulinresistenz vermindert und andererseits die Chancen für eine erfolgreiche Befruchtung und damit einen Eintritt der Schwangerschaft erhöht.
Insgesamt ist also eine Low-Carb Diät die perfekte Ergänzung zu einer Kur mit z.B. myo-Inositol, d-chiro-Inositol und alpha-Liponsäure. Hier erklären wir alles zu PCOS (Symptome, Ursachen, wirksame natürliche Mittel).
Quelle: Douglas, Crystal C., et al., Role of diet in the treatment of polycystic ovary syndrome, Fertil Steril. 2006 Mar; 85(3), S. 679 – 688.