Vitamin-D-Mangel bei der Geburt führt – quasi mit Ankündigung – zu erhöhtem Asthma-Risiko bis zum zehnten Lebensjahr. Neben der Vorbeugung von Rachitis, einer Krankheit schwacher Knochen von Kindern bedingt durch Vitamin D Mangel, ist dies ein weiterer Grund, zumindest im Winter die Nahrung auch bei Kleinkindern und Kindern durch Vitamin D zu ergänzen.
Ganz neue Erkenntnisse zu den Spätfolgen eines Vitamin-D-Mangels in frühester Kindheit hält eine Studie bereit, an der Wissenschaftler mehrerer Universitäten in Australien beteiligt waren. Als Ausgangspunkt für ihre Untersuchung formulierten die Forscher die Hypothese, dass ein Mangel an Vitamin D bei der Geburt beziehungsweise im frühen Kindesalter im Zusammenhang mit der Anfälligkeit für Asthma in der späteren kindlichen Entwicklung steht. Um diese mögliche Beziehung aufzuklären, beobachteten sie 233 Teilnehmer der Perth Childhood Asthma Study (CAS) von der Geburt bis zur Vollendung des zehnten Lebensjahres und folgten damit dem Design einer prospektiven Längsschnittstudie.
Erste Studie, die Vitamin-D-Status ab Geburt regelmäßig verfolgt
Neben einer Untersuchung des Nabelschnurblutes bei der Geburt fanden Analysen von Plasmaproben statt, die im Alter von sechs Monaten, einem, zwei, drei vier, fünf und zehn Jahren entnommen wurden. Dabei konnte der jeweilige Vitamin-D-Status präzise über die Konzentration des Speichervitamins 25(OH)Vitamin D3 im Serum bestimmt werden.
Es handelt sich damit überhaupt um die erste Studie, die den Vitamin-D-Blutspiegel von der Geburt bis zum ersten Auftreten einer Asthmaerkrankung verfolgt. Während vorangegangene Studien kürzere Zeiträume berücksichtigten und zu widersprüchlichen Ergebnissen kamen, kann hier erstmals eine eindeutige Beziehung zwischen der Vitamin-D-Versorgung in frühesten Lebensabschnitten und dem Asthma-Risiko nachgewiesen werden.
Bakterielle Atemwegserkrankungen, Ekzeme und Allergien kündigen Asthma an
Der Weg zu dieser Risiko-Steigerung findet wohl hauptsächlich über zwei Konditionen statt, die bereits im Alter von sechs Monaten erkennbar werden. Bei einem niedrigen Vitamin-D-Status treten hier vermehrt schwere, fiebrige Infektionen der unteren Atemwege auf. Gleichzeitig haben es schädliche Bakterien leichter, sich in den oberen Atemwegen anzusiedeln. Außerdem sind betroffene Kinder in den ersten Lebensjahren anfälliger gegen allergische Immunreaktionen und Ekzeme. Die Häufung von Asthma-Erkrankungen bei frühkindlichem Vitamin-D-Mangel, wird also schon Jahre zuvor durch bestimmte Merkmale angekündigt.
Die ersten zwei Lebensjahre sind entscheidend bei der Vitamin D Versorgung
Das Vitamin D eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Immunsystems sowie der Entwicklung einer gesunden Lungenfunktion spielt, ist bereits seit längerem bekannt. Die aktuelle Untersuchung lenkt nun den Verdacht darauf, dass frühe allergische Sensibilisierungen, Atemwegserkrankungen und Kolonisation durch bakterielle Erreger das Umfeld schaffen,in dem später eine hartnäckige Asthmaerkrankung entstehen kann. Als kritischen Zeitraum identifizieren die australischen Forscher dabei die ersten beiden Lebensjahre.
Sollten Nahrungsmittel mit Vitamin D angereichert werden?
Abschließend bleibt die Frage, ob Vitamin D (chem.: Cholecalciferol) den Organismus besser über die Synthetisierung auf der Haut durch Sonneneinstrahlung erreichen soll oder ob die Einnahme von Vitamin-D-Ergänzungen beziehungsweise die Anreicherung der Nahrung ebenso sinnvoll ist. Im hier verhandelten Zusammenhang können die Wissenschaftler darauf derzeit keine Antwort liefern.Fakt ist aber: in mitteleuropäischen Breiten steht zwischen September und April die Sonne garnicht hoch genug, um in der Haut eine ausreichende Vitamin D Synthese zu bewirken. Hier ist der Körper auf Vitamin D in der Nahrung angewiesen. Nahrungsmittel alleine enthalten aber nie genügend Vitamin D, selbst bei einer ganz gezielten Ernährung fehlt noch mindestens der halbe Tagesbedarf.
Experten geben auch zu bedenken, dass Australien neben Deutschland und Österreich eines der wenigen entwickelten Länder ist, in dem bestimmte Nahrungsmittel nicht mit Vitamin D angereichert werden. Gleichzeitig ist es innerhalb dieser Gruppe das Land mit der höchsten Rate an allergischen Erkrankungen – Zufall?
Quelle: Hollams, E. M., et al., Vitamin D over the first decade and susceptibility to childhood allergy and asthma, J Allergy Clin Immunol. 2016 Oct 7, Epub published ahead of print.