Abnehmen mit Resveratrol? Das wohl eher nicht. Aber zumindest scheint der sekundäre Pflanzenstoff Fettzellen anzugreifen. Resveratrol kann bei Übergewichtigen Fettzellen verkleinern, Insulinempfindlichkeit verbessern und zelluläre Entzündungen verhindern. Gesünder abnehmen ist also das Ziel.
Kaum eine Woche vergeht, ohne dass ein sensationelles Wundermittel auf dem Markt erscheint, das in Windeseile zu bahnbrechenden Gewichtsreduktionen führen soll. Meist jedoch lassen die Mittelchen mehr das Finanz- als die Fettpolster schmelzen. Es gibt allerdings auch Wirkstoffe, die tatsächlich sinnvolle Begleiter für übergewichtige oder an Adipositas leidende Menschen sind und eine gesündere Lebensweise ermöglichen. Dabei kommt es nicht nur darauf an, Kilos zu verlieren.
Wichtig ist es auch, Risikofaktoren zu begegnen, die mit dem überflüssigen Hüftspeck in Verbindung stehen. Mit an vorderster Stelle steht hier die Insulinsensitivität und die Gefahr an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Ein Forscherteam unter der Leitung von Wissenschaftlern der Universitäten von Maastricht und Wageningen, beide Niederlande, hat in diesem Zusammenhang erstaunliche Effekte, die durch die Einnahme von Resveratrol von Übergewichtigen entstehen, ans Tageslicht gebracht.1
Das “französische Paradoxon”
Seit langen schon wird Resveratrol, der antioxidative und anitfungale pflanzliche Abwehrstoff, der hauptsächlich in roten Trauben und Rotwein vorkommt, mit dem sogenannten “französischen Paradox” in Verbindung gebracht. Die Einwohner der Grande Nation lieben hoch fetthaltige Lebensmittel wie Käse und Salami, die sie, gemäß des Klischees sowie offizieller Statistiken, vorzugsweise mit nicht unbeträchtlichen Mengen an Rotwein verspeisen.
Dass sie dennoch im europäischen Vergleich unterdurchschnittlich von Fettleibigkeit sowie Herz-Kreislaufkrankheiten betroffen sind, sei unter anderem auf das Resveratrol im Wein zurückzuführen. Dass dies mehr als eine Geschichte ist, die Zecher gerne vorschieben, um sich einen edlen Tropfen zu gönnen, haben die niederländischen Wissenschaftler nun in einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Doppel-Blind-Studie im Crossover-Design dargelegt.
Resveratrol – Effekte wie bei kalorienreduzierter Ernährung
Einleitend bemerken die Forscher dabei in ihrem Bericht, dass Polyphenole wie Resveratrol aktuell große Aufmerksamkeit erfahren, da sie anscheinend die Fähigkeit haben, die Effekte einer kalorienreduzierten Ernährung nachzuahmen.
Um diesem Effekt auf die Spur zu kommen, untersuchten die Wissenschaftler die Auswirkungen von Resveratrol auf die Fettzellen von elf übergewichtigen aber ansonsten gesunden Männern. Sie bekamen über einen Zeitraum von 30 Tagen entweder 150 Milligramm Resveratrol pro Tag oder nahmen ein Placebo ein. Darauf schloss sich eine vierwöchige Phase der Auswaschung an, wonach erneut eine 30tägige Einnahmeperiode jedoch mit vertauschten Gruppen durchgeführt wurde.
Anteil übergroßer Fettzellen vermindert
Im Resultat stellte das Team um Studienleiterin Prof. Dr. Ellen Blaak fest, dass mit der Einnahme von Resveratrol eine erhebliche Verringerung der Adipozyten genannten Fettzellen verbunden war.
Gleichzeitig stellten sie fest, dass sich der Anteil von großen bis sehr großen Adipozyten zu Gunsten kleinerer verschob. Zudem ergab eine molekularbiologische Gen-Analyse, dass spezifische Signalwege, die zur Bildung von Fettzellen aus Präadipozyten also deren Vorstufen führen, herab reguliert wurden. Andere Signalwege wie die der Lysomen (Biopolymer-Zersetzer) und der mit ihnen verschmelzenden Phagosomen (deutsch: Fresskörperchen) wurden durch das Resveratrol gestärkt, was zu einer Lipid- beziehungsweise Fett- und Triglycerid-Aufschlüsselung durch Abbau bestimmter Teile der Adipozyten führte.
Im Zusammenwirken lässt sich aus diesen Effekten schließen, dass die Reduzierung der durchschnittlichen Größe der Fettzellen auch eine Verbesserung der Insulinempfindlichkeit bei den Probanden zur Folge hat. Sollte dieses Ergebnis aufrecht erhalten werden können, würde das eine deutliche Reduktion von Krankheitsbildern bedeuten, die mit langanhaltender Fettleibigkeit einhergehen.
Verkleinerung von Fettzellen verhindert entzündungsfördernde Fehlreaktion des Immunsystems
Eine weitere Einschätzung legt eine biologische Kommunikation zwischen den durch die Makrophangen-Fresszellen initiierten Reaktionen der Zytokin-Proteine sowie der Resveratrol-bedingten genetischen Exprimierung oder RNA-/Proteinbiosynthese und der Proteinmodulation in den Adipozyten nahe.
Hier scheint es wohl so zu sein, dass das Immunsystem ungewöhnlich große Fettzellen als Krankheitserreger identifiziert und entsprechend reagiert. In der Folge kommt es zu einer Zunahme Zytokin-vermittelter zellulärer Entzündungen. Durch die Reduktion der Größe von Fettzellen durch Resveratrol wäre damit ein entzündungshemmender Wirkzusammenhang erklärt.
Quelle:
- Blaak, E., et al., “The effects of 30 days resveratrol supplementation on adipose tissue morphology and gene expression patterns in obese men”, International Journal of Obesity, Epub published ahead of print. ↩