Heidelbeeren schmecken gut und haben eine positive Wirkung auf die Blutgefäße. Die Durchblutung und die Elastizität kann durch die Wirkstoffe der Heidelbeeren (OPC, Flavonoide) deutlich verbessert werden. Das hat jetzt eine hochwertige Studie der Düsseldorfer Heinrich-Heine Universität nachgewiesen.
Die deutschen Wälder, Moor- und Heidelandschaften sind voll mit Beeren. Wer sich gerne in Feld und Flur aufhält, kann zur entsprechenden Jahreszeit auf ein großes Angebot unter anderem an Brombeeren, Himbeeren, wilden Erdbeeren, Preiselbeeren oder auch Blau- beziehungsweise Heidelbeeren zurückgreifen. In vielen Gärten werden die Früchte zudem gerne neben roten und schwarzen Johannisbeeren sowie Stachelbeeren erfolgreich angepflanzt. Direkt vom Strauch und abgewaschen eine gesunde Nascherei, die sich in der heimischen Küche zu Marmeladen und vielen weiteren Leckereien weiterverarbeiten lässt.
Wissenschaftler der Universitäten von Reading und Northumbria, beide Vereinigtes Königreich, sowie der deutschen Heinrich Heine Universität in Düsseldorf haben sich nun in einer bemerkenswerten Studie die Heidelbeere sowie die in ihr enthaltenen Flavonoide genauer angeschaut.1
Hervorragendes Studiendesign – gesicherte Ergebnisse
Das Hervorzuhebende an der Untersuchung ist zum Einen das äußerst zuverlässige Design, welches sogar über den als besonders aussagekräftig geltenden, sogenannten “Goldstandard” hinausgeht. Darüber hinaus gewannen die Wissenschaftler die Resultate aus ihrer randomisierten, kontrollierten Doppel-Blind-Interventionsstudie im Crossover-Design aufgrund von zwei, voneinander getrennten Einzelstudien.
Schließlich gelang es dem Forscherteam mit äußerst präzise kalkulierten Dosen an Flavonoiden, genauer Polyphenole oder farb-, geschmacks- und tanningebende sekundäre Pflanzenstoffe, zu arbeiten. Aus all dem gelangten sie zu der Erkenntnis, dass genau diese sekundären Pflanzenstoffe der fleischig, blauen Beeren die Funktion der Endothel-Zellen verbessern.
Bei Endothel-Zellen handelt es sich um die Zellen der Gefäßinnenwände, die neben vielen anderen Funktionen durch die Abgabe von Stickstoffmonoxyd gefäßerweiternd wirken, den Blutdruck regulieren sowie die Fließfähigkeit des Blutes positiv beeinflussen und damit von entscheidender Bedeutung auch für die Herzgesundheit sind.
Ein bis zwei Sunden und sechs Stunden nach dem Verzehr die größten Effekte
Als Probanden dienten 21 gesunde Männer. Zunächst ging es den Wissenschaftlern darum, wie sich die Flavonoide der Heidelbeere in Dosierungen von 766, 1278 und 1791 Milligramm in eine Flüssigkeit aufgelöst ein, zwei, vier und sechs Stunden nach dem Genuss auf die Flussmediierte Dilatation (FMD) auswirkt.
Mit FMD wird ein Entspannungs- und Elastizitätsgrad der Blutgefäße beschrieben, der als Indikator für endotheliale Dysfunktionen gilt. Zur Kontrolle wurde einigen Männern ein Placebo-Getränk gegeben, das keine Blaubeer-Polyphenole enthielt.
Die Ergebnisse der ersten Untersuchung zeigten, dass die FMD-Werte zu zwei Zeitpunkten, nämlich ein bis zwei Stunden nach dem Verzehr und wieder nach sechs Stunden erhöht waren. Der erste Spitzenwert ging einher mit einem deutlich gestiegenen Gehalt an Ferulasäure, Isoferulasäure, Vanillinsäure, an der als Salicylsäure bekannten 2-Hydroxybenzoesäure, Benzoesäure und Kaffeinsäure – alles Phenol- beziehungsweise aromatische Carbonsäuren – in den Blutproben.
Sechs Stunden nach dem Verzehr zeigte sich das Auftreten der Metaboliten oder Stoffwechsel-Zwischenprodukte von Anthocyan und Chlorogensäure, Hippursäure, Hydroxyhippursäure und Homovanillinsäure, was alles bereits Umwandlungsstoffe aus den Flavonoiden sind. Da nach dieser Zeit weder intakte Anthocyane noch flavonoide Glucuronide und Sulfate im Plasma erwartet wurden, nahmen die Forscher an, dass vornehmlich diese kleineren Phenol-Derivate mit den beobachteten Effekten der vaskulären Entspannung in Verbindung zu bringen sind.
Die verabreichten Dosierungsgrößen brachten keine signifikanten Unterschiede in der Wirkung hervor.
240 Gramm Heidelbeeren optimal für Gefäß- und Herzgesundheit
Im zweiten Studienabschnitt wurden neben dem Placebo und den 766-, 1278- und 1791- Milligramm-Dosierungen die Heidelbeer-Flavonoide auch in den Mengen 319 und 637 Milligramm vergeben. Interessiert waren die Forscher in diesem Falle jedoch an den Wirkungen, die direkt nach dem Genuss bis zu einer Stunde danach auftraten. Auch hier konnte eine Steigerung der FMD-Werte festgestellt werden, die allerdings bis 766 Milligramm dosierungsabhängig wirksam war. Über diese Menge hinaus unterschieden sich die Ergebnisse wiederum nicht voneinander.
Daraus schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass die Einnahme von 766 Milligramm Flavonoide der Heidelbeere bis zu sechs Stunden nach dem Genuss einen optimalen Effekt auf den Entspannungs- und Elastizitätsgrad der Blutgefäße und damit auch auf die Herzgesundheit hat. Das entspricht etwa einem kleinen Schälchen mit 240 Gramm Früchten, das übrigens auch mit gut 70 Milligramm Vitamin C den Tagesbedarfs eines Erwachsenen an diesem Vitamin nach den Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) leicht übererfüllt.
Studie:
- Spencer, J. P. E., et al., “Intake and time dependence of blueberry flavonoid-induced improvements in vascular function: a randomized, controlled, double-blind, crossover intervention study with mechanistic insights into biological activity”, American Journal of Clinical Nutrition, Epub published ahead of print. ↩