Artischocken und Sellerie enthalten mit Flavonoiden Apigenin und Luteolin einen krebsbekämpfenden Stoff. Die Wirkstoffe könnten neue Wege in der Krebstherapie eröffnen. Das haben erste Studien ergeben.
Beide Gemüsesorten sind bekannt und beliebt wegen ihres aromatisch herben Geschmacks. Während das eine, der Sellerie, jedoch vorwiegend für deftige Speisen und Suppen in den Küchen nördlich der Alpen bis zum asiatischen Raum eingesetzt wird, steht das andere, die Artischocke, für Gourmetgenuss mit mediterranem Flair.
Neben dem Gaumenkitzel und reichhaltig gesunden Inhaltsstoffen sind die Pflanzen auch deswegen beliebt, da ihnen von alters her verschiedene Heilwirkungen, von denen zahlreiche inzwischen durch die moderne Forschung bestätigt sind, zugeschrieben werden. Eine Wirksamkeit gegen Appetitlosigkeit, verdauungsfördernde Eigenschaften, die Senkung des HDL-Cholesterins, eine regulierende Wirkung auf den Blutdruck und insbesondere bei der Artischocke die Anregung des Leber- und Gallenstoffwechsels gelten als unbestritten.
Das sind sicher genug Gründe, um die Knollen und Stangen des Selleries für einen schmackhafte Eintopf oder eine exotische China-Pfanne ebenso zu empfehlen wie die zugegebenermaßen schwierig zuzubereitenden Artischocken.
Absterben von Krebszellen durch Flavonoide verstärkt
Einem Forscherteam der Universität von Illinois, USA, ist es gelungen, den gesundheitsfördernden Aspekten der beiden Gemüsesorten noch einen weiteren Effekt hinzuzufügen.1 Dabei stehen die beiden Flavone oder gelben Pflanzenfarbstoffe Apigenin, besonders im Sellerie vorhanden, und Luteolin, welches konzentriert in Artischockenblättern vorkommt, im Mittelpunkt.
In einer In-Vitro- beziehungsweise Reagenzglas-Untersuchung konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass beide zu den Flavonoiden gezählten Stoffe Zellen, die für den Bauchspeicheldrüsenkrebs verantwortlich sind, abtöten. Dies geschieht dadurch, dass die sekundären Pflanzenstoffe ein wichtiges Enzym für diese Zellen, das Enzym Glykogen-Synthase-Kinase-3 (GSK-3), hemmt, was zu einer Verringerung der anti-apoptotischen Gene in den Krebszellen führt und folglich die Anzahl der Zellen ansteigen lässt, die aufgrund einer Apoptose, das ist ein Programm, dass die Selbstzerstörung einer Zelle einleitet, sterben2
Flavonoide als Vorbehandlung vor einer Chemotherapie
Allein Apigenin war in der Lage, für den Zelltod von zwei aggressiven, für Bauchspeicheldrüsenkrebs verantwortliche Zelllinien zu sorgen. Dies führte von einer Apoptose-Rate von 8,4 Prozent nach der Zugabe von 50 Mikromol Flavonoid zu einem Wert von 43,8 Prozent. Die besten Ergebnisse wurden jedoch erzielt, wenn die Krebszellen über 24 Stunden mit Apigenin vorbehandelt und danach über 36 Stunden das Chemotherapeutikum Gemcitabin eingesetzt wurde.
Ziel der Studie: Entwicklung neuartiger Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel zu fördern
Leider ist es jedoch kaum möglich, entsprechende Mengen an Flavonoiden über die Nahrung einzunehmen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Den Forschen ging es hier mehr darum, einen möglichen Weg aufzuzeigen, der bei der Entwicklung neuer Medikamente und Nahrungsergänzungsmitteln eine höhere Wirksamkeit bei besserer Verträglichkeit und geringeren Nebenwirkungen ermöglicht.
Die Wissenschaftler weisen auch besonders darauf hin, dass die Flavonoide nach heutigem Wissensstand nur sinnvoll in der Vorbehandlung und nicht gemeinsam mit der Chemotherapie eingesetzt werden können. Bei einer zeitgleichen Vergabe besteht nämlich, obwohl dies freilich noch umstritten ist, die Gefahr, dass die Flavonoide die Wirkung des Medikamentes aufheben können.
Hoher Anteil an Obst und Gemüse in der Ernährung senkt Krebsrisiko
Wie auch immer ein therapeutischer, hochdosierter Einsatz von Apigenin und Luteolin im akuten Fall aussehen mag, legen die Wissenschaftler auch nahe, viele Flavonoid-haltige Früchte und Gemüsesorten rein vorsorglich zu verzehren.
Ein lebenslanger Genuss dieser Nahrungsmittel scheint daher eine gute Möglichkeit zu sein, das persönliche Krebsrisiko nachhaltig zu senken. Ähnliche Studien gibt es auch zu den Vitamin C, Vitamin E und anderen Antioxidantien.
Studien:
- Johnson, Jodee, Gonzalez de Mejia, Elvira, “Flavonoid apigenin modified gene expression associated with inflammation and cancer and induced apoptosis in human pancreatic cancer cells through inhibition of GSK-3?/NF-?B signaling cascade”, Molecular Nutrition & Food Research, Epub published ahead of print. ↩
- Johnson, Jodee, Gonzalez de Mejia, Elvira, “Interactions between dietary flavonoids apigenin or luteolin and chemotherapeutic drugs to potentiate anti-proliferative effect on human pancreatic cancer cells in vitro”, Food and Chemical Toxicology, Vol. 60, October 2013, p 83-91 ↩